Warten auf Godot – Samuel Beckett

  • Handlung: Neben einer Landstraße am Fuße eines Baumes warten die beiden Landstreicher Wladimir und Estragon auf Godot. So stellt sich die Situation am Anfang des ersten Aktes dar. Gegen Ende des ersten Aktes erfahren die beiden, dass Godot, mit dem sie eine Verabredung haben, nicht kommen kann, aber Godot lässt durch einen Jungen ausrichten, dass er bestimmt am folgenden Tag erscheinen wird. Im zweiten Akt geschieht genau das gleiche, der gleiche Junge bringt ihnen die gleichlautende Nachricht: Godot wird erst am folgenden Tag erscheinen. Einzig die Abfolge der Geschehnisse und die Dialoge unterscheiden sich. Wiederholt - unter anderen Umständen - treffen die beiden Landstreicher auf ein zweites Personenpaar, Pozzo und Lucky, Herr und Diener. In jedem Akt versuchen sich Wladimir und Estragon in der Hoffnungslosigkeit des unaufhörlichen Wartens umzubringen und scheitern jedesmal daran. (Ausschnitt aus dem Wikipedia-Eintrages)


    Zum Autor: (laut Wikipedia)
    Samuel Barclay Beckett (* 13. April 1906 in Dublin; † 22. Dezember 1989 in Paris) war ein irischer Schriftsteller, der aber als britischer Staatsbürger geboren wurde und ab 1937 ständig in Frankreich lebte. Seine ersten Texte verfasste er in englischer Sprache, in seiner mittleren und fruchtbarsten Phase schrieb er überwiegend Französisch, später wechselte er, oft von Text zu Text, die Sprache und übersetzte sich häufig selbst in die jeweils andere. Er gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller des zwanzigsten Jahrhunderts und wurde 1969 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet



    Meine Leseerfahrung:
    Mit Unterstützung der Theaterfassung von 1954 von Fritz Kortner als Hörbuch macht die Lektüre der 3-sprachigen (deutsch, englisch, französisch) Suhrkamp-Ausgabe (9.Auflage von 1971) richtig Spaß.
    Es gibt nur 5 Personen in diesem, eines der berühmtesten Dramen der Theatergeschichte:
    Die beiden Clochards Estragon und Vladimir, die aufeinander angewiesen scheinen und gemeinsam auf Godot warten. Dann gibt es noch den tyrannischen Pozo und seinen Diener Lucky, der anscheinend stumm und stoisch die Launen seines Herrn erträgt und ein Junge, der sowohl im ersten als auch zweiten Akt, Botschaften von Nichterscheinen Godots bringt.


    Vladimir und Estragon sind die clownhaften Identifikationsfiguren des Dramas in 2 Akten. Wladimir ist eher der Vernünftiger und nüchterne, der sich auch an die Vergangenheit erinnert. Estragon ist verträumt und künstlerisch angelegt, aber er verdrängt auch viel, z.B., dass er regelmäßig von 10 Männern verprügelt wird. Somit ist in dieser ansonsten entvölkerten Welt keine Bevölkerung auftretend. Hoffnungslosigkeit und Unveränderlichkeiten herrschen vor, auch wenn Vladimir und Estragon durchaus viele komische Sprüche machen, sich gegenseitig beschimpfen oder miteinander diskutieren.


    Im Vorwort des Buches gibt es noch viele interessante Erläuterungen zu den Unterschieden der verschiedenen Sprachausgaben. So ist in der französischen Ausgabe das Wortspiel Vaucluse / Merdecluse und in der deutschen Entsprechung Breisgau/Scheißgau.


    Zwischen Akt 1 und den Wiederholungen der Geschehnisse in anderer Interpretation in Akt 2 vergeht Zeit, ob 1 Tag oder mehr, bleibt unklar.
    Das Drama endet statisch, denn obwohl Vladimir und Estragon gehen wollen, laut Regieanweisung gehen sie nicht von der Stelle. Ein Ausblick auf die Unveränderbarkeit und somit Sinnlosigkeit des Lebens?


    Interpretationen zu diesem Stück erlaube ich mir nicht, aber es ist durch aus ein Lese- und Hörgenuss mit vielen komischen und verzweifelten Motiven, die mich nicht unberührt lassen, auch wenn ich sie mir nicht alle erklären kann.

  • Hallo


    Ich liebe Bücher, Gedichte und alles...

    Wir lächelte einander an,
    und ich spührte einen Schauer über meinen Rücken laufen,
    der wie ein paar Tropfen eiskaltes Wasser meine Wirbelsäule hinunterwanderte.
    (Die Schwester der Zuckemacherin, von Mary Hooper)

  • Hallo Herr Palomar,


    es ist zwar einige Jahre her, dass ich Theaterstücke, Watt etc. von Beckett gelesen habe - aber ich erinnere mich gern an das Vergnügen, das mir seine Stücke bereitet haben.


    Natürlich ist es im Kern "schräg", hoffnungslos. Aber diese Hoffnungslosigkeit wird mit so viel Witz und Absurdität ausgeführt, dass man gerne weiter liest, schaut, versteht (ich mochte seine Stücke immer lieber lesen, als auf der Bühne sehen - noch ein anderes Phänomen, welches für Beckett als Schriftsteller spricht).


    :wave
    Marcel