Kurzbeschreibung
Napoleon Bonaparte (1769-1821) führte einen Krieg nach dem anderen und regierte sein Land mit eiserner Hand. Doch der berühmte Korse, der sich 1804 zum ersten Kaiser der Franzosen krönte, war auch ein Wegbereiter des Fortschritts in Europa. Sein Einfluss insbesondere im Bereich der Rechtsgeschichte ist bis heute spürbar. Beide Aspekte seines Wirkens, die vielfältigen Facetten seiner Person und das Europa der damaligen Zeit schildert Franz Herre in dieser Biographie.
Über den Autor
Franz Herre, geboren 1926, hat sich mit zahlreichen historischen Büchern einen Namen gemacht, denn ihm gelingt die Verbindung von wissenschaftlicher Fundierung und hervorragender Lesbarkeit. Unter anderem veröffentlichte er Werke über Kaiser Franz Joseph von Österreich, Maria Theresia, Die Fugger in ihrer Zeit, Prinz Eugen und Georg Washington.
Eigene Meinung:
Es ist ein kleines Spiel mit dem Feuer, wenn man eine Bewertung über eine Biographie einer Person schreiben möchte, über die man vorher nicht wirklich viel gewusst hatte. Mit dem Wissen, dass sich ein kleiner Korse 1804 selbst zum Kaiser der Franzosen krönte, halb Europa eroberte und das heilige römische Reich zum Einsturz bringt, 1812 auf seinem Russlandfeldzug scheiterte, schließlich zwei Schlachten verloren hat und dann auf Elba verbannt wieder zurückkehrte und dann auf St. Helena verbannt den Tod gefunden hatte. Als Steirer weiß ich natürlich auch noch, dass er die Festung in Graz schleifen ließ.
Ein relativ bescheidenes Wissen, wenn man damit nun die Ausgewogenheit einer Biographie mit rund 330 Seiten bewerten möchte.
Anfangs tat ich mir etwas schwer in das Buch hinein zukommen. Die Beschreibung seiner Jugend und seine frühesten militärischen Betätigungen haben mich nicht wirklich interessiert, noch dazu erschienen sie mir teilweise etwas zu detailliert beschrieben. Mit welcher Taktik er seine ersten Schlachten gewinnen konnte, traf nun mal nicht ganz mein Interessensgebiet, wohingegen sein politischer Aufstieg teilweise etwas verkürzt dargestellt erscheint, wobei diese These von mir aufgrund meines reichen Vorwissens über Napoleon wohl etwas gewagt ist.
Auch im weiteren Verlauf des Buches waren mir Schlachten oft ein wenig zu ausführlich geschildert. Teilweise wurde genau aufgeführt mit wie viel Mann und Gerät die jeweiligen Parteien wann, wie und wo aufmarschiert sind. Von der Menge war es aber im Gesamten zu verkraften.
Herre gelang es gut immer wieder den politischen Kontext gut in das Buch einzubringen und so ein abgerundetes Bild der Zeit zu skizzieren, in welcher Napoleons Fall und Sturz sich ereignete. Demnach ist natürlich auch der Anteil an Politik in dem Buch sehr hoch, was aber auch keine große Überraschung sein dürfte. Der Schreibstil lässt sich gut lesen. Stellenweise ist es zwar etwas holprig und es erscheint manchmal wie eine Aufzählung an Begebenheiten, die der Autor noch unbedingt in die Biographie einbringen wollte, im Großen und Ganzen ist sie aber gut lesbar. Vor allem der Beginn des Aufstiegs Napoleons und der restliche Teil seines Lebens lässt sich dann um einiges flüssiger lesen, als seine Jugendzeit auf Korsika.
Insgesamt schafft Herre eine gute Mischung aus Beschreibung der politischen Hintergründe in Europa, den Taktiken Napoleons zu seinem Aufstieg an die Macht und dem Charakter Napoleons. Dies gelingt dem Autor indem er Schriften und Briefe Napoleons u.a. an seine Verwandten einbindet oder auch Bewertungen von Zeitgenossen über Napoleon.
Im Anhang finden sich noch eine Zeittafel, eine Bibliographie, ein Personenregister und ein Stammbaum. Sehr hilfreich wäre eine Karte gewesen, aber damit konnte das Buch nicht dienen.
Fazit: Letztendlich erscheint es mir, dass Franz Herre ein rundes Bild über Napoleon und seine Zeit in diesem Buch zeichnen konnte. Mit der Objektivität ist es natürlich immer so eine Sache und Napoleon ist sicher auch eine umstrittene Person der Geschichte, die man je nach Blickwinkel als gut oder böse zeigen kann. Hier ist dem Autor mE ein guter Spagat gelungen.
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