Wahlen, eine neue Chance?

  • In wenigen Wochen gehen die Wahlen los. Seht ihr in den Wahlen ein wirksames Instrument, in unserem Land etwas zu ändern oder Einfluss auf die Politik zu nehmen? Fühlt ihr euch von einer Partei richtig vertreten oder haltet ihr Parteien für überholt?

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

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  • Ich weiß nicht, ob Wahlen ein wirksames Instrument sind, um in einem Land etwas zu ändern. Da wir im Augenblick so ein System haben, hat man allerdings nicht viele Alternativen, außer wählen und nicht wählen.


    Bei der derzeitigen Politikverdrossenheit und den ständig zunehmenden Skandalen habe ich den Eindruck, dass man Parteien eigentlich keinen großen Glauben mehr schenkt. Es scheint bei vielen der Eindruck vorzuherrschen, dass zwar die Tröge die gleichen sind, nur die Schweine davor ab und zu wechseln und die Parteien herzlich wenig dazu tun, um diesen Eindruck zu revidieren. Ich bin gespannt, ob sich der Trend zur Wahlverweigerung weiter fortsetzt. Zur Europawahl war die Wahlbeteiligung seit Jahren rückläufig und da erwarte ich auch keine Änderung. Je nach Wetterlage wird das evtl. noch schlechter ausfallen, als beim letzten Mal.


    Hast du eine Alternative zum jetzigen Parteienmodell? Meiner Meinung nach werden in vielen Bereichen die Möglichkeiten des Volksbegehrens zuwenig genutzt. Vielleicht liegt es daran, dass zu wenige bereit sind, die Arbeit, die damit verbunden ist, auf sich zu nehmen. Innerhalb der verkrusteten Strukturen der alteingesessenen Parteien wird sich so schnell auch nichts ändern. Aber eine zündende Idee, wie man das aufbrechen kann, habe ich auch nicht.

  • Die Politikverdrossenheit scheint mir eine Folge des Berufspolitikertums zu sein. In der Tat kannst du heute jeden in der Regierung gegen einen x-beliebigen der Opposition austauschen, ohne daß es auffallen würde. Die Leute würden wohl wieder eher zu Urne gehen, wenn sie denn direkt auf die Politik Einfluss nehmen könnten. Da schwebt mir das Schweizer Modell vor. Bezüglich der Personen möchte ich lieber Ur-Wahlen haben und keine Listenwahlen. Damit hätte der Wähler auch die Chance, einen unliebsamen Politiker abzuwählen und der wäre tatsächlich draußen. Heute bleibt er uns dennoch erhalten, da diese Kandidaten meist auf sicheren Listenplätzen sitzen.
    Sicher, das kann man noch verfeinern und besser ausdiskutieren, aber ich wollte hier mal einen Denkanstoss geben.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Ja Demosthenes, so ein basisdemokratischer Gedanke nach schweizer Modell schoß mir beim Überlegen auch durch den Kopf. Allerdings kenne ich die genauen Bedingungen nicht so genau, als dass ich darüber ausführlich diskutieren könnte. Es würde mich aber schon sehr eine "schweizer Meinung" zu diesem Thema interessieren.


    Du hast schon recht; es ist eher abschreckend, wenn man sieht, was sich manche Politiker ohne Konsequenzen leisten können. Kein Wunder, wenn kaum noch jemand Lust verspürt, an diesem Theater mitzuwirken. Allerdings ist mir noch nicht ganz klar, wie man das System kippen könnte, ohne es von innen zu infiltrieren. Schließlich lebt so mancher ja ganz gut mit dieser Form von Volksverarschung.

  • In Wahlen sehe ich, wie wahrscheinlich schon viel zu viele Menschen in unserem Land, nichts weiter: als das man eine Person oder Partei auf einen Posten hieft, wo er sein unwehsen treiben kann.


    Mir wäre es schon lieber, wenn man das Volk wieder mehr einbezieht, denn es geht doch um dass Wohl des Volkes. Oder sehe ich das Falsch?


    Das Schweizer Modell wäre wirklich eine Alternative und wenn man den Menschen einen Beschluss (oder Gesetz oder wie man das nennen möchte) richtig erklärt, währe selbst eine Mehrwertsteuererhöhung durchzubringen.


    Im Moment geht es doch wirklich einzig und allein darum, wie sich die Politiker und Politikerinnen am besten darstellen können, es wird gestritten, tagelang, wochenlang und monatelang. Aber sich einfach einmal hinzusetzen, sich Gedanken über die Probleme zu machen, dazu sind sie nicht in der Lage. Warum auch, man bekommt doch sein Geld. Aber das ist ein anderes Thema.


    Also warum soll ich wählen gehen???




    Tschüß Micha !!!

    Auf dem Dachboden lebten wir vier, Christopher, Carrie, Cory und ich.
    Nur drei gehen wieder fort von hier.


    V.C. Andrews

  • Ich werde selbstverständlich zur Wahl gehen.
    Ich fühle mich zwar von keiner Partei 100%ig vertreten, weil sie doch nicht so viel bewegen, wie sie versprechen es zu tun.
    Es gibt aber meiner Meinung nach noch Unterschiede zwischen den Parteien und ihren Mitglieder, die groß genug sind sich zwischen den Parteien zu entscheiden und für oder gegen eine bestimmte Partei zu sein.


    Die kommende Europawahl wird sich nicht großartig auf die Lage in Deutschland auswirken, aber auch auf dieser Ebene ist es wichtig, wer an der Macht ist. Für Europa.


    Wenn die Bürger nicht mehr wählen gehen würden, dann hätte ich zu große Bedenken, ob nicht extreme Parteien so eine größere Chance haben in die Parlamente zu kommen. Die Anhänger dieser Parteien gehen wahrscheinlich trotz allem fleißig zur Wahl.


    Ich finde, man muss ich über Politik informieren und wählen gehen. Das ist zwar eine recht kleine Einflussmöglichkeit, die man da hat, aber besser als gar nichts. Sich nicht zu informieren und nur über "die da oben" zu schimpfen finde ich nicht sehr intelligent und gefährlich.

  • Zitat

    Original von Ronja
    Ich werde selbstverständlich zur Wahl gehen.
    Ich fühle mich zwar von keiner Partei 100%ig vertreten, weil sie doch nicht so viel bewegen, wie sie versprechen es zu tun.


    In der Tat, von den Wahlversprechen wurde bisher nichts eingehalten, aber auch gar nichts.

    Zitat


    Es gibt aber meiner Meinung nach noch Unterschiede zwischen den Parteien und ihren Mitglieder, die groß genug sind sich zwischen den Parteien zu entscheiden und für oder gegen eine bestimmte Partei zu sein.


    Ich weiß nicht, wo du da die Unterschiede sehen willst. Auf mich wirkt das alles wie ein Einheitsbrei.

    Zitat


    Die kommende Europawahl wird sich nicht großartig auf die Lage in Deutschland auswirken, aber auch auf dieser Ebene ist es wichtig, wer an der Macht ist. Für Europa.


    Europa ist und bleibt ein Kunstprodukt, das durch seine uneinheitlichen Bedingungen (Gesetzgebung, Wirtschaft, Weltanschauung etc) nicht zusammen passt. Ohne eine gemeinsame Verfassung geht ohnehin nichts.

    Zitat


    Wenn die Bürger nicht mehr wählen gehen würden, dann hätte ich zu große Bedenken, ob nicht extreme Parteien so eine größere Chance haben in die Parlamente zu kommen. Die Anhänger dieser Parteien gehen wahrscheinlich trotz allem fleißig zur Wahl.


    Was spricht dagegen? Diese Parteien sind nicht verboten, also verfassungskonform. Damit sind sie auch wählbar und haben ein Recht darauf, in die Parlamente zu kommen, wenn sie gewählt werden. So etwas nennt man Demokratie.

    Zitat


    Ich finde, man muss ich über Politik informieren und wählen gehen.


    Ich will ja nicht zynisch werden, aber ich fürchte, das eine schließt das andere heute schon aus. Wählen gehen wider besseres Wissen ist nicht gerade praktisch.

    Zitat


    Das ist zwar eine recht kleine Einflussmöglichkeit, die man da hat, aber besser als gar nichts.


    Ich möchte ja nicht deine Illusionen zerstören, aber du hast nun mal keinerlei Einflussmöglichkeiten. Auch nicht die Kleinsten.

    Zitat


    Sich nicht zu informieren und nur über "die da oben" zu schimpfen finde ich nicht sehr intelligent und gefährlich.


    Das unterstelle ich eigentlich niemandem in diesem Forum. Höchstens, daß durch unterschiedliche Auffassungen auch unterschiedliche Blickwinkel entstehen. Das ist aber eine Frage der Erfahrung und der Informationsmöglichkeiten. Und gerade deshalb habe ich ja die Diskussion in Gang zu bringen versucht.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

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  • Die Frage ist ja, was sind extreme Partei??


    Sind es die "Grauen Phanter" oder etwa die "NPD".


    Denn zwischen beiden besteht doch wohl ein sehr großer Unterschied. Und ob man zweites so gerne im Bundestag sehen möchte, na ja!!!



    Tschüß Micha !!!

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    V.C. Andrews

  • Daß man letzteren lieber Gift geben würde seitens der etablierten Parteien, kann ich mir sehr gut vorstellen. :lache
    Spaß beiseite, eine Demokratie lebt von allen Impulsen. Vergleiche sie mit einer Hantelstange. Da sind auch die kleinen Gewichte ganz aussen wichtig. Alles wirkt auf die Mitte ein und ergibt ein sinnvolles Gleichgewicht. Hebe aber mal eine Hantel an, deren Gewicht ungleich auf die Mitte verteilt ist, das wird ein Fiasko.
    Demokratie steht in erster Linie für Toleranz gegenüber anders Denkenden. Damit habe ich aber kein Problem. Was aber nicht ausschließt, daß ich mit der Intoleranz gewisser extremer Parteien manchmal ein Problem habe. :gruebel

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Zitat

    Demokratie steht in erster Linie für Toleranz gegenüber anders Denkenden. Damit habe ich aber kein Problem.


    Dies ist richtig und an diesem Verständnis fehlt es doch wohl einigen Parteien in unserem Land. Mir ist es vollkommen egal, ob die Andersdenken an den heiligen Bimbam oder was sonst noch glauben, welche Hautfarbe sie haben usw., solange man sich an gewisse demokratische Grundregeln hält (z.B. Menschrechte, Gleichstellung der Frau usw.)


    Zitat

    ... daß ich mit der Intoleranz gewisser extremer Parteien manchmal ein Problem habe.


    Ich habe damit ein sehr großes Problem, denn was dort in den Parteiprogrammen drinn steht, kommt den Fundamentalisten doch verdammt sehr nahe.


    Und das mitzutragen, dafür fehlt mir jedes Verständnis.



    Tschüß Micha !!!

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    V.C. Andrews

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  • Zitat

    Original von Fdlmich
    Dies ist richtig und an diesem Verständnis fehlt es doch wohl einigen Parteien in unserem Land. Mir ist es vollkommen egal, ob die Andersdenken an den heiligen Bimbam oder was sonst noch glauben, welche Hautfarbe sie haben usw., solange man sich an gewisse demokratische Grundregeln hält (z.B. Menschrechte, Gleichstellung der Frau usw.)


    Das Problem beschränkt sich leider nicht nur auf diese Parteien. Das findest du in der Bevölkerung häufiger. Ist aber nur allzu menschlich und praktisch seit die Menschheit existiert vorhanden.

    Zitat


    Ich habe damit ein sehr großes Problem, denn was dort in den Parteiprogrammen drinn steht, kommt den Fundamentalisten doch verdammt sehr nahe.
    Und das mitzutragen, dafür fehlt mir jedes Verständnis.


    Und das ist dein gutes Recht. Aber mir ist es lieber, wenn solche Programme eben in einer Partei kanalisiert werden und damit kontrollierbar bleiben, als daß solche Ansichten unterschwellig um sich greifen. Wir sind derzeit ohnehin dabei, die Toleranz in Deutschland arg zu strapazieren im Gedenken an den 11.9. Bereits jetzt gibt es ganze Menge Einschränkungen der Freiheiten. Wenn aber ein Staat damit auf Terrorismus reagiert, haben diese schon gewonnen. Da muß ich dem Geißler recht geben.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Mehr Basisdemokratie wäre sehr wünschenswert. Ein Anfang wäre das Schweizer Modell. Da wir das aber nun mal nicht haben und auch so schnell nicht bekommen werden, bleiben uns eben nur die Wahlen.


    Und da denke ich ist der Grundsatz "Better the devil you know" nicht der verkehrteste. :-)


    Gruss,


    Doc

  • Ehrlich gesagt, bin in ein ziemlicher Gegner der Basisdemokratie. Man schaue sich doch z.B. nur mal das gekrebse der Schweiz in Sachen UN-Beitritt oder so an... So leid es mir tut, aber das Volk ist leider oft ein ziemlich mieser Regent.
    Was hemmt denn jetzt hauptsächlich die Reformen in Deutschland? Die ganzen Interessengruppen, die würden durch eine Basisdemokratie aber noch gestärkt werden.


    Bsp. Rentensystem: Jeder Experte sagt, dass hier Reformen (wohl inkl. Kürzungen) her müssen. Mittlerweile ist deutschland Bevölkerung aber im Durchschnitt schon so alt, dass hier in einer Basisdemokratie noch weniger Reformen möglich wären als im Moment...


    Gruß aus Litauen (wo mir klar geworden ist, dass wir Deutschen auf verdammt hohem Niveau jammern)
    Sauletekis

  • Hallo!
    Eigentlich dachte ich, als ich den Titel dieses Threads las, es ginge mich eh nichts an... Aber, da immer wieder unser "schweizer Modell" genannt wird, darf ich mich ja auch mal beteiligen :-)


    @ Sauletekis, mit dir stimme ich jetzt aber gar nicht überein. Dass die Schweiz der UNO nicht beitreten möchte, hat seine Gründe (was stört DICH eigentlich daran??).


    Ich bin froh in einem Land leben zu können, wo ich auch mitentscheiden darf und meine Stimme auch etwas Wert ist.
    Leider sind auch manche unserer Politiker nicht unbedingt zu gebrauchen, aber das ist ja nun wieder ein anderes Thema.

  • Ich stehe Wahlen im allgemeinen sehr skeptisch und eigentlich auch unentschlossen gegenüber. Und im besonderen der Europawahl kann ich kaum was Positives abgewinnen.


    Einerseits schließe ich mich Ronjas Meinung an, dass Wahlen das einzige Mittel sind, wenigstens ein ganz klein wenig Einfluss zu nehmen.


    Andererseits machen mir Wahlen die Ohnmacht des "Stimmvieh-Bürgers" wieder so richtig bewusst. Da wird man vorher umworben und von Versprechungen eingelullt, bis man nicht mehr weiß, was man denken soll und nachher doch wieder über den Tisch gezogen. Das Problem ist, dass hier wieder Menschen gewählt werden, die in meinen Augen nur eines im Sinn haben: ihre eigene Karriere und einen schönen, gut dotierten Posten. Was ja durchaus legitim ist, wir alle streben danach. Ich mag es nur nicht, wenn andere Motive vorgeschoben werden.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • So, meine Meinung dazu:


    Die Wirkung mancher einzelner Wahlen auf unser Wohl sei dahingestellt ...


    Aber:


    Ich finde es absolut unverantwortlich, NICHT zur Wahl zu gehen. Auch wenn Politikverdrossenheit und Enttäuschung vorherrscht, ist es keine Lösung, nicht zur Wahl zu gehen, und dann weiterzuschimpfen.


    Wir haben das Glück, in einer Demokratie zu leben. Andere Völker werden erniedrigt, gefoltert und dürfen kaum mit der Wimper zucken, schon werden sie hingerichtet, praktisch für "Vogelfrei" erklärt.


    Wer nicht zur Wahl geht, der hat keinerlei Recht, über die Politik nach der Wahl zu schimpfen.


    Wer nicht zur Wahl geht (aus den zweifelhaftesten Gründen), für den sollte probeweise die Dikatur eingeführt werden, mal sehen, was dieser nach einigen Wochen kleinlaut sagen wird.


    Ich habe für Nichtwähler die behaupten "es bringt ja sowieso nichts" im demokratiepolitischen Sinn kein Verständnis! Schon gar nicht für Menschen, denen Wahlen total egal sind.


    Man muss sein Stimmrecht nutzen, und ich finde es allemal viel besser, eine ungültige Stimme abzugeben (damit ein Zeichen des Protests zu setzen), als gar nicht hinzugehen und zu denken "die anderen werden das schon machen".


    mfg

  • Zitat

    Original von Historikus



    Wer nicht zur Wahl geht, der hat keinerlei Recht, über die Politik nach der Wahl zu schimpfen.


    Naja, stimmt wohl.


    Nur: wenn ich zur Wahl gehe, sieht man nur die Stimme und nicht die Zweifel, den Protest und die Ohnmacht des Wählers dahinter. Und die gewählte Partei glaubt damit, die volle Zustimmung des Wählers zu besitzen.
    Ein hoher Prozentsatz von Nicht-Wählern würde den Politikern vielleicht auch ein Signal geben, dass etwas nicht in Ordnung ist.


    Was für ein Dilemma!


    Und das Argument mit Demokratie und Diktatur lasse ich nicht gelten. Es kann doch nicht der Sinn der Wahl sein, die Leute zur Stimmabgabe zu nötigen und andernfalls mit Diktatur zu drohen. Außerdem: solange alle Gegenargumente von der gerade am Ruder befindlichen Partei ohne Überlegung vomn Tisch gewischt werden, ist die Demokratie ohnehin auf schwachen Beinen. Jemand nannte das mal Demokratur.

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    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Alice ()

  • Hi Alice,


    Zitat

    Nur: wenn ich zur Wahl gehe, sieht man nur die Stimme und nicht die Zweifel, den Protest und die Ohnmacht des Wählers dahinter. Und die gewählte Partei glaubt damit, die volle Zustimmung des Wählers zu besitzen.


    Natürlich, dieser Aspekt stimmt völlig. Nur weil man jemanden wählt, heißt das doch nicht, dass man mit alles einverstanden ist. Aber das weiß doch selbst der dümmste Politiker.
    Du wählst doch denjenigen, der dich am meisten überzeugt hat, bzw. das kleinere Übel ist, oder?
    Und wenn du Kritikpunkte hast, warum sagst du denen nicht die Meinung? Leserbriefe, Gespräche mit Umfeld, Bekannten, Bürgermeister, all das kannst du in einer Demokratie machen. Auch wenn die Gefahr besteht, dass die gewollte Person deine Kritik nie hören wird. Du äußerst deine Meinung, und diese Freiheit ist das Schönste was es gibt. Es gibt nichts schlimmeres, als gar nichts zu sagen.


    Ein schönes Beispiel:


    In Österreich gab es vor kurzem Bundespräsidentenwahl. Es gab noch nie soviele ungültige Stimmen. Die Zettel wurden zum Teil "weiß" abgegeben, total durchgestrichen, oder es wurden einfach eigene Kommentare hinzugefügt. ;-)


    Dies fand ich wunderschön! Die Menschen setzen dadurch ein Zeichen, dass sie mit keinem Kandidaten einverstanden waren, oder bzw. das Bundespräsidentenamt als nicht mehr sinnvoll erachten. Das ist Demokratie, ja! ;-)


    Das ist der Untschied zwischen Nichtwählen und wählen: Wenn man zur Wahl geht, egal ob man gültig oder ungültig wählt, zeigt man, dass einen Politik und Demokratie am Herzen liegt, man hat Sorgen, man zeigt Interesse!


    Zitat

    Ein hoher Prozentsatz von Nicht-Wählern würde den Politikern vielleicht auch ein Signal geben, dass etwas nicht in Ordnung ist.


    Stimmt, ein hoher Prozentsatz zeigt auch für Politiker nichts gutes. Aber du solltest die Nebenwirkung bedenken. Geringe Wahlbeteiliung heißt, dass oft die falschen, mit zweifelhaften Ideologien ausgestatteten Politikern dazu gewinnen. Jedenfalls erachte ich es als ernsthafter und veranwortungsbewusster zur Wahl zu gehen, vielleicht durch das Durchstreichen des Stimmzettels seinen Missmut zu äußern, als gar nicht zur Wahl zu gehen.


    Zitat

    Es kann doch nicht der Sinn der Wahl sein, die Leute zur Stimmabgabe zu nötigen und andernfalls mit Diktatur zu drohen.


    Ich drohe denen nicht mit Diktatur. Meiner Meinung nach wissen jene Menschen die Demokratie einfach nicht zu schätzen, die sagen, es bringt eh nichts zur Wahl zu gehen oder "mir ist das ganze sowieso wurscht" ...


    Dies höre ich immer wieder, gerade von Jugendlichen. Diese Menschen wissen leider nicht, wie gut es ihnen eigentlich geht ...


    mfg

  • Nur mal als Hinweis:
    Mehr Basisdemokratie bedeutet, dass man ggf. auch größere Grundgesetzänderungen je nach Stimmungslage ändern könnte.


    Die Stimmungslage in breiten Bevölkerungsschichten ist weitgehend mediengesteuert (BILD, TV ...), die inzwischen einflussreichsten Medien sind in den Händen von Konzernen (Springer, Pro7/SAT.1, RTL etc.), teilweise haben sogar bereits ausländische Konzernchefs sehr großen Einfluss darauf, welche Stimmung hierzulande gemacht wird (Rupert Murdoch, Chaim Saban).


    Mehr Basisdemokratie bedeutet, dass solche Konzerne, einzelne auf Einfluss sinnende Konzernchefs und bestimmte Interessensgruppen innerhalb einer globalisierten neo"liberalen" Wirtschaft durch Manipulation der Stimmungslage eine überwältigende politische Macht erringen würden, ohne dazu auch nur die geringste demokratische Legitimation zu haben.


    Wann auf diesem Wege die ersten zehn unveränderlichen Artikel des Grundgesetzes und mit ihnen die unveräußerlichen Rechte zur Disposition gestellt werden würden, das ist nur eine Frage der Zeit.
    Wollt ihr das? :gruebel


    Allen Demokratieskeptikern möchte ich mal ans Herz legen, sich selbst ein Bild zu machen, mit ihren gewählten VertreterInnen in Kontakt zu treten, sich persönlich bei Parteien zu informieren usw. Solche Organisationen leben vom Engagement und dem Gestaltungswillen ihrer Mitglieder - und wer pauschal den Stab darüber bricht, macht es sich beileibe zu einfach.


    Politikverdrossenheit führt zu niedriger Wahlbeteiligung - niedrige Wahlbeteiligung bringt extremistische Kräfte an die Schalthebel.


    Hitler wurde von nicht einmal 12% der wahlberechtigten Deutschen an die Macht gebracht, weil die anderen geglaubt haben, mit Nichtwählen könnte man es denen da oben mal so richtig geben. Wer es wem dann mal so richtig gegeben hat, lehren uns inzwischen die Geschichtsbücher.


    Unverdrossene Grüße,


    Iris