Da die Blutlinie hier schon seit Ostern geduldig im Regal steht, wollte ich sie gnädigerweise nicht länger auf mich warten lassen...
Da es das erste Buch einer, meiner Meinung nach, viel versprechenden Reihe ist, werden die Charakteren ausreichend und intensiv beleuchtet. Man hat Zeit sich mit ihnen anzufreunden und sie kennenzulernen. Für die Protagonistin, Smoky Barrett, wird sich besonders viel Zeit zu Anfang genommen. Sobald Smoky auf ihr Team trifft, wird jeder einzeln von ihr in einer erzählerischen Weise beschrieben, sowohl die optischen Aspekte, als auch die jeweiligen Charaktereigenschaften des Einzelnen und was sie mit denjenigen besonders verbindet, werden zum Besten gegeben.
Leider muss ich in diesem Zusammenhang auch erwähnen, dass ich es als störend empfand, dass fortwährend mit Superlativen im Bezug auf ihr Team 'verschwenderisch' gearbeitet wurde. Das Beste, Schönste, Tollste und Intelligenteste... alle sind mit außergewöhnlichen Segen zur Welt gekommen. Jeder hat für sich eine Fähigkeit, die nur diese in Perfektion ausüben - kein anderer dieser Welt. Fairerweise muss ich zugeben, dass ich ein wenig drüber nachgedacht habe und es gar nicht mehr allzu schlimm finde, denn schließlich wird die Geschichte aus der Sicht der Protagonistin erzählt, was somit auch nichts Schlimmes ist, wenn sie ihr Team als das Beste erachtet. Allerdings möchte ich (persönlich) das dann auch so stehen sehen. Mit Aussagen wie "Für mich ist Callie die Beste, weil..." hätte ich dann kein Problem. Dass das Team, in der Besatzung, das Beste ist, weil es die höchste Auflösungsrate hat, das ist ein Fakt und damit kann ich gut und gerne leben.
Ich schweife aus...
Die Gedanken und inneren Monologe, die die Protagonistin mit sich führt, in einer kursiven Schrift wiederzugeben, fand ich sehr angenehm und auch sehr passend. Hier werden Bilder der Taten verarbeitet, Beweise näher durchleuchtet, Fakten durchgegangen, Motive erwogen und Schlussfolgerungen gezogen.
Das Gespräch zwischen Smoky und Dr. Child über die Psyche und Motivation eines Serienmörders ist unglaublich interessant. Wie auch die Thematik, die das Buch durchzieht - nämlich Jack the Ripper. Ich denke, das darf man an dieser Stelle auch ruhig verraten, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben oder irgendetwas vorweg zu nehmen. Weil mich persönlich das Thema Jack the Ripper unglaublich interessiert, würde ich dieses Buch vielleicht gerade deswegen auch weiterempfehlen.
Nichtsdestotrotz ist die Blutlinie ein sehr interessanter, eingängiger, rasanter und psychologisch durchdachter Thriller, den ich sehr genossen habe. So sehr, dass ich große Mühe hatte mich im Lesetempo zu zügeln, um ja nichts zu verpassen. Kaum hatte ich 2/3 des Buches gelesen, legte ich mir auch schon das zweite Band zu.
Ein durch und durch solider Thriller der etwas derberen, aber auch raffinierteren und durchdachten Sorte. Ich bin gespannt auf die nächsten Teile und werde sicher auch diese mit zwanghafter Ruhe verschlingen.
Einen kleinen Abzug in der B Note wegen der mMn manchmal überflüssigen Superlative. 9 Punkte!
Mich interessiert, was Callie in der Originalfassung statt 'Zuckerschnäuzchen' sagt. Falls das jemand weiß, bitte melden. Ich brenne förmlich drauf!