Süden und das Gelöbnis des gefallenen Engels - Friedrich Ani

  • 1. Band der Tabor Süden-Reihe


    Kurzbeschreibung:
    Zunächst sieht es so aus, als wäre es für Süden ein Fall wie viele: Ein Mann ist verschwunden, und nichts deutet darauf hin, dass man sich Sorgen machen muss. Der Schuster Maximilian Grauke hat nicht zum ersten Mal seine Frau ohne Erklärung verlassen. Diesmal jedoch ist alles anders. Und Süden braucht eine Weile, bis er das Schweigen von Graukes Ehefrau und deren Schwester zu deuten weiß. Und die Welt des Schusters erscheint plötzlich in einem völlig neuen Licht..


    Über den Autor:
    gibt es HIER bei uns im Forum ein Autorenportrait mit Interview!


    Meine Meinung:
    Tabor Süden ist ein unkonventioneller Polizist, was sich zum einen in seinem Äußeren (er trägt mit Vorliebe seitlich geschnürte Lederhosen, weiße Hemden und Lederjacke zu seinen langen Haaren) zeigt, zum anderen in seiner Funktion (er arbeitet im Vermisstendezernat). Gerade dieses Anderssein macht den Reiz dieser Hauptfigur aus, der seine Aussage "Unsere Aufgabe ist es, Vermisste zu finden. In ihr Leben zurückkehren müssen sie schon selbst" nicht immer konsequent verfolgt. Denn ihn reizt nicht nur das Auffinden der vermissten Person, sondern auch im Erfolgsfall das Warum des Verschwindens. Ani schreibt aus der Sicht von Tabor Süden, genauso wie dieser erzählen würde: lakonisch, leicht melancholisch und irgendwie unkonventionell. Mal etwas anderes!

  • Es sind „andere“ Krimis die Friedrich Ani schreibt und auch sein Erzählstil ist irgendwie anders. Seine Bücher wirken nachdenklich und sind nicht unbedingt actiongesteuert. Ani erzählt auch in diesem Fall eine ganz alltägliche Geschichte, wichtig sind ihm dabei die Menschen, die in diesem Buch die Hauptrolle innehaben. Ani stellt in diesem Buch die Menschen in aller ihrer Verletzbarkeit dar, er führt sie dabei aber nicht vor, sondern man merkt, dass er zu seinen handelnden Personen offenbar ein ganz besonderes Verhältnis hat. Auch sein Hauptkommissar Tabor Süden ist ein in sich zerrissener Mensch, dessen Schwächen auch während seiner Ermittlungsarbeit deutlich zutage treten, aber gerade diese Schwächen sind es, die in ihm nicht nur den Polizisten sehen lassen. Die gut 200 Seiten dieses Buches sind schnell gelesen, aber trotzdem ist es mehr als ein Buch „für mal eben so zwischendurch“. Es ist ein sehr lesenswerter, aber eben ein „etwas anderer“ Krimi. Dieses Buch bildet den Auftakt zur Süden-Reihe von Friedrich Ani. Unter Garantie werde ich mir die anderen Bücher dieser Reihe auch noch zu Gemüte führen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Hm, ein seltsames Buch, mit einem Krimi hat der Roman nur das gemein, dass die Hauptperson von Beruf Polizist ist.
    Viel mehr ist dieses Buch eine kleine Millieustudie, und zwar das Milieu der kleinen Leute in einer Stadt, die sich vielleicht wie keine andere in Deutschland in eine Yuppimetropole verwandelt. Oft fühlte ich mich an Szenen aus alten "Der Kommissar"-Folgen erinnert, an die kleinbürgerliche Enge in ordentlichen, aber irgendwie doch schäbigen Wohnungen, an zum Scheitern verurteilte Ausbruchversuche und die Anstrengungen, die Fassade aufrechtzuerhalten.


    Durch dieses Milieu treibt der Kommissar, freundlich und frei von irgendwelchen Verurteilungen. Er selbst ist ein seltsamer Typ voller Macken, die allerdings keinesfalls aufgesetzt wirken und der weit von den Trübsinn blasenden Schweden-Kommissaren entfernt ist, sondern eher einer, der Frieden mit seiner zerrissenen Persönlichkeit geschlossen hat.


    Ich bin gespannt, wie es mit Süden weitergeht.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)