Hier kann zu den Kapiteln 01 - 06 geschrieben werden.
'Abenteuer einer künstlichen Frau' - Kapitel 01 - 06
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Ich habe zwar erst das erste Kapitel gelesen, doch der Roman ist so flüssig und leicht geschrieben, dass man sofort in die Handlung geworfen wird. Obwohl ich vorher noch nie einen Roman von Thomas Berger gelsen habe, ist die Erwartungshaltung hoch, da mir der Roman sehr empfohlen wurde. Ein amerikanischer Roman, der soziales Verhalten der Mittelschicht parodiert und kritisiert.
Der Protagonist ist so von sich eingenommen, das er doch sehr unsympathisch wirkt und kaum Identifikationsfigur werden kann. In Jahrelanger Arbeit konstruiert er die künstliche Frau, dabei greift er auf eine bekannte Technik zurück, so dass er nicht wirklich ein Schöpfer wie Frankenstein wird. Er ist eher ein ehrlicher Arbeiter, der nur dahingehend weiterentwickelt, wie er sie benötigt. Seine Motive erinnern sehr stark an Ira Levins Roman "Die Frauen von Stepford", der mehrfach verfilmt wurde. Allerdings ist Levins Roman eine Parodie auf Männerängste vor der Emanzipation und dem Feminismus Anfang der Siebziger. Wie und warum sich dieser aktuelle, 2004 geschrieben Roman mit der Thamtik auseinander setzt, muss sich erst noch erweisen und der Erfolg des Romans ist davon stark abhängig.
Die Technik der sich selbstständig weiterentwickelnden künstlichen Intelligenz wird vom Autor nicht im Detail beschrieben, sie ist einfach da, auch zur Überraschung des Protagonisten. Etwas unklar ist mir auch, wie sich die weitentwickelte Robotertechnik so mühelos realisieren lässt. Selbst die heutzutage im MIT in Cambrige zu sehenden, weit entwickelten Roboterarme, der Computer Science and Artificial Intelligence oder die Hollywood-Tricktechniken machen nur dass, was mit ihnen programmiert wurde. Die künstliche Frau ist aber schon fast perfekt in ihren überaus komplexen Bewegungsabläufen.
Beim klassischen Science Fiction Roman nimmt man solche Techniken immer als gegeben hin, aber noch lese ich "Abenteuer einer künstlichen Frau" nicht als Science Fiction, sonder als zeitgenössischen, satirischen Roman und so benötige ich eigentlich für die Glaubwürdigkeit der Handlung noch geeignete Erklärungen.Auf jeden Fall bin ich auf die folgenden Kapitel sehr gespannt.
Zum Äußeren:
Es ist ein Wagnis, einen nahezu unbekannten Autoren zu verlegen und der Verlag muss sich um eine geeignete, äußere Gestaltung kümmern. Ich finde Cover- und Schriftgestaltung sehr gelungen, wie bei den meisten Bücher des hochmotivierten Tropen-Verlages, die mit Jonathan Lethem einen überzeugenden amerikanischen Autoren führen, der hier auch das Nachwort geschrieben hat.
Das Foto von Thomas Berger wirkt im ersten Moment etwas abschreckend, aber wenn man bedenkt, dass er schon über 80 ist, ist es doch ganz gut. -
Mal was anderes
Der Techniker Ellery Pierce hat kein Glück bei den Frauen und erschafft sich daher seine Traumfrau, eine "animatronische Frau", die sich mittels Einsatz von künstlicher Intelligenz vom Computer zur Ersatzfrau selbst weiterentwickeln soll. Um die Funktionstüchtigkeit seiner "Traumfrau" in Gesellschaft einem Test zu unterziehen, lädt er Nachbarn zu einem Abendessen ein und kommt bald selbst aus dem Staunen nicht mehr heraus. Denn was er kann, können andere wie es scheint, schon längst....
An dieser Stelle ein erster Aha-Effekt beim Lesen, damit hätte ich absolut nicht gerechnet. Bringt mich auch etwas von meiner ursprünglichen Idee über den Roman ab. Dem Klappentext zufolge soll es sich ja um eine Satire handeln und der Autor will aufzeigen, was passiert, wenn Frau nicht tut, was Mann will.Das Einstiegs-Thema, für mich in jedem Fall die Technik der künstlichen Intelligenz, ist mir nicht ganz fremd und ich erinnere mich an einen Vortrag von Joseph Weizenbaum vor vielen, vielen Jahren zu diesem Thema zurück.
Allerdings tappe ich derzeit noch im Dunkeln, als was ich den Roman lese. Mal sehen, ob Licht in die Sache kommt.
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Zitat
Original von Eli
Das Einstiegs-Thema, für mich in jedem Fall die Technik der künstlichen Intelligenz, .
Wikipedia gibt folgende Auskunft über die Ziele einer Künstlichen Intellligenz:
"...eine Intelligenz zu erschaffen, die wie der Mensch kreativ nachdenken und Probleme lösen kann und die sich durch eine Form von Bewusstsein beziehungsweise Selbstbewusstsein sowie Emotionen auszeichnet. Die Ziele der starken KI sind nach Jahrzehnten der Forschung illusionär und vom technischen Fortschritt unbeeindruckt geblieben."
"Neben den Forschungsergebnissen der Kerninformatik selbst sind in die KI Ergebnisse der Psychologie und Neurologie, Mathematik und Logik, Kommunikationswissenschaft, Philosophie und Linguistik eingeflossen."Also ist der Bereich mit KI ein menschenähnliches Bewusstsein zu schaffen, so wie ihn Thomas Berger beschreibt, noch immer reine Utopie. Dadurch bekommt für mich der Roman etwas altmodisches, fast nostalgisches, da es Beschreibungsversuche dieser Art in der Science Fiction schon sehr lange gibt. Brian W. Aldiss Geschichte von 1969 "Supertoys last all summer long" wurde von Stephen Spielberg vor einigen Jahren als A.I. eher putzig, wenn auch mit einigen guten Ansätzen, verfilmt.
Wenn es darum geht, dass es die Menschen sind, die in die Maschinen Gefühle und Emotionen hinein deuten, gibt es in der Literatur auch schon zahlreiche Beispiele dafür. Ein besonders romantisierendes Beispiel ist der SF-Roman "Silver Metal Lover" von Tanith Lee, in der es umgekehrt eine junge Frau ist, die mit einem Liebesroboter zusammenlebt.
Ich finde aber, dass Phyllis sich von Stephen Spielbergs Roboterjungen David deutlich abhebt, insbesondere wenn sie sich in Kapitel 2 von Pierce nach dem verrückten, satirisch überspitzten Abendessen befreit. Das Ray und Hallstrom auch animatronische Figuren sind, rückt den obskuren Fall in den Bereich des Normalen. Pierce denkt ja schon im Augenblick des Verlassenwerdens an eine Phyllis 2, die er bauen will.
Ich hoffe, der Roman geht ähnlich verrückt weiter!
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Zitat
Original von Herr Palomar
Also ist der Bereich mit KI ein menschenähnliches Bewusstsein zu schaffen, so wie ihn Thomas Berger beschreibt, noch immer reine Utopie. Dadurch bekommt für mich der Roman etwas altmodisches, fast nostalgisches, da es Beschreibungsversuche dieser Art in der Science Fiction schon sehr lange gibt.
Ich erinnere mich nur ungenau, glaube aber, daß die Diskussionen rund um AI (artificial intelligence) vor gut 20 Jahren oder noch llänger geführt wurden und damals auch ein enormer Technikglaube vorherrschte. Alles schien möglich, machbar und auch denkbar. Bin kein Techniker aber mich erinnern heute die golfspielenden, putzenden Roboter etc., die in diversen Ausstellungen dem Publikum präsentiert werden, an diese Zeit.Keine Sorge, Herr Palomar, die Geschichte wird nicht weniger schräg.
Die durchgebrannte Phyllis 1 versucht gerade, sich alleine durchzuschlagen und beginnt damit im Nachtleben -
Auf der Suche nach der Bedeutung des Wortes "Solipsist", bin ich auf folgendes Buch gestoßen:
Klappentext
Bewusst sein liest Iris plötzlich auf ihrem Bildschirm. Und bald ist sie zusammen mit ihrer Schwester Elena in erstaunliche Erlebnisse im Internet und der virtuellen Spiegelwelt Ureda verstrickt. Sie verlieren Raum, Zeit und Identität, gewinnen aber ein Bild der Welt, das Naturwissenschaften und Philosophie zu einer zukunftsweisenden Sicht vereint. Mit Ironie und Witz, fantasievoll und das eigene Denken packend, eröffnet der informative und zugleich spannende Roman den Reichtum der Möglichkeiten, aus denen wir zwischen Urknall und Homo s@piens denkend und handelnd täglich Realität hervorbringen und der Zukunft den Weg bahnen.Über den Autor
Karl-Josef Durwen (geb. 1951 in Rheinbach, aufgewachsen in Gummersbach) ist promovierter Landschaftsökologe und leistete an den Universitäten Münster und Osnabrück Grundlagenarbeit im Einsatz von Computern in Ökologie und Umweltschutz. Als Referatsleiter im Landesamt für Umweltschutz Rheinland-Pfalz und im hessischen Umweltministerium war er für den Aufbau von Informationssystemen verantwortlich, bis er auf die erste Professur für Informationsverarbeitung in der Landschaftsplanung an der Fachhochschule Nürtingen berufen wurde. Dort gründete er das Institut für "Umwelt & Planung" und ist Leiter des Fachbereiches Landschaftsarchitektur, Umwelt- und Stadtplanung. Er beschäftigt sich -- nunmehr auch in literarischer Form und mit Reflexion auf Fantasy und Sciencefiction -- mit den eigentlich alten Fragen um Realität und Virtualität sowie den Auswirkungen der Technik und der neuen Medien auf das menschliche Selbstverständnis und das Verhältnis zur Natur."Ein Solipsist kann sich nicht im Spiegel sehen. Nicht, weil er keine Augen hätte, sondern weil es keinen Spiegel gibt. Den unabhängigen Spiegel gibt es nicht, weil es gar nichts gibt außer einem einzigen, jedoch bewussten Sein, eben dem »Allein-Selbst«, wie man übersetzen könnte.
Quelle: ureda.deBerger stellt Mensch und Maschine in abwechselnden Kapiteln gegenüber und lässt dabei seine Kritik in die Geschichte einfliessen.
Er wirft uns vor, selbst wenn die "Kisten" keinen Nutzen mehr für uns persönlich bieten, diese auch weiterhin einzusetzen, um, wie er z.b. auf S.50 schreibt, keine Kunden zu verlieren.
Er zeigt die Absurdität auf, daß der Mensch erst dann freundlich und zuvorkommend ist oder wird, sobald er keine Konkurrenz im Mitmenschen befürchten muß oder noch besser, es dem anderen schlecht geht
Er macht sich lustig über unsere Verlustängste, selbst wenn es sich nur um Maschinen handelt. Ellery Pierce, der Vater von Phyllis 1 sucht einen Arzt auf, um ein Rezept ausgestellt zu bekommen, das effektiv gegen die Folgen emotionaler Entzugserscheinungen und seelischer Not hilft, "....weil er von einem Apparat verlassen worden war, den er selbst geschaffen hatte, mit seinen eigenen Händen - und seinem Herzen."Ein wichtiges Thema ist Gesetzestreue, die immer wieder zur Sprache kommt und eisern eingehalten und verfolgt wird. Auch hier wieder auf der einen Seite Maschine und Technik, sowie auf der anderen Mensch und Gesetz.
Noch eine witzige Stelle kurz vor Ende des 1.Kapitels ist die Beschreibung, wie Phyllis wieder einem neuen Arbeitgeber, der im Rollstuhl sitzt, begegnet. "Wie Phyllis wurde der Stuhl von einem Akku angetrieben."
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Ellerys gemütliche Beziehung zu Janet in Kapitel 3 finde ich sehr gut beschrieben, aber ich glaube, Ellery wird schnell davon genug haben und Phyllis wieder treffen wollen. Bei Phyllis geht derzeit im Stripteaseclub und danach in der Telefonsex-Agentur weniger gemütlich zu.
Die im Klappentext angekündigte Umkehrung, dass es mit Ellery bergab und mit Phyllis bergauf geht, wird aber schon angedeutet, aber bis zur Präsidentin ist es noch ein langer Weg.Ich habe mir schon das, zum Glück weitgehend spoilerfreie, Nachwort von Jonathan Lethem durchgelesen. Das darin angekündigte laute Lachen, beim Lesen von Bergers Romanen, kann ich noch nicht ganz bestätigen. Ich empfinde eher ein leichtes Schmunzeln bei einer gewissen, versteckten Ironie in diesem Buch.