• Das Ende
    =======


    Am Born der wahren Gefühle,
    verkommen und heimlich zerstört,
    da singt eine junge Maid,
    die lange schon niemand mehr hört.


    Von Träumen singt sie, und Liebe,
    und niemand beachtet sie dort.
    Sie singt manches Klagelied,
    doch alle schauen sie fort!


    Und wenn bald der letzte Tropfen
    der Quelle versiegt und verrinnt,
    dann wird auch das letzte Lied
    verstummen im Abendwind.


    =======


    Kritik ist erwünscht.


    bartimaeus :wave


    Edit: Rechtschreibfehler; große Gefühle => wahre Gefühle

  • Hallo Bartimaeus,
    Mein erster Gedanke war: nichtssagend, aber schön.
    Will heißen, dein Gedicht klingt zwar sehr gut, regt mich aber weder zum Nachdenken an, noch berührt es mich auf irgendeine Art und Weise.
    Die tollen Laute und Reime scheinen also verschwendet, irgendwie sehr schade...


    Was mir fehlt ist das gewisse Etwas, ein bisschen mehr Hintergrund, warum singt die Maid? Wovon? "Träume und Liebe" ist so.. unbestimmt. Die zweite Strophe holpert generell, wenn Du es laut liest, wie passt die dritte Zeile hinein, betone ich es falsch?


    Die erste und letzte Strophe sind ein sehr schöner Rahmen, in den aber meiner Meinung nach noch irgendwas hinein sollte, etwas Bedeutendes, keine Füllwörter.


    Trotz allem rein sprachlich gelungen ;-) Schreibst du auch Prosa?


    Liebe Grüße
    Lotta :wave

  • Zitat

    Original von Lotta
    Hallo Bartimaeus,
    Mein erster Gedanke war: nichtssagend, aber schön.
    Will heißen, dein Gedicht klingt zwar sehr gut, regt mich aber weder zum Nachdenken an, noch berührt es mich auf irgendeine Art und Weise.
    Die tollen Laute und Reime scheinen also verschwendet, irgendwie sehr schade...


    Genau das denke ich auch, es ist wirklich schön, aber die Aussage fehlt...


    deny

    "Rettet Robert- bewahrt den kleinen Robert nur als kleine Nebenrolle zu enden"
    (Rubinrot- Kerstin Gier) Macht mit! :lache

  • Zitat

    Was mir fehlt ist das gewisse Etwas, ein bisschen mehr Hintergrund, warum singt die Maid? Wovon? "Träume und Liebe" ist so.. unbestimmt. Die zweite Strophe holpert generell, wenn Du es laut liest, wie passt die dritte Zeile hinein, betone ich es falsch?


    - / - - / - /
    Sie singt manches Klagelied.


    Zitat

    Die erste und letzte Strophe sind ein sehr schöner Rahmen, in den aber meiner Meinung nach noch irgendwas hinein sollte, etwas Bedeutendes, keine Füllwörter.


    Ich werde versuchen, den Mittelteil zu verlängern und zu präzisieren... Werde ich dann hier reinstellen.


    Zitat

    Trotz allem rein sprachlich gelungen Schreibst du auch Prosa


    Danke für das sprachliche Lob. Ja, ich schreibe auch Prosa, warum?


    :wavebartimaeus

  • Ich habe den Mittelteil verbessert, ich glaube so ist der Sinn besser verständlich.


    @ Lotta
    / = betonte Silbe,
    - = unbetonte Silbe


    @ blaustrumpf
    Meiner Meinung nach hast du in der PN etwa das gleiche wie Lotta geschrieben. Die "unrhythmische" Zeile habe ich rausgenommen.



    Das Ende (überarbeitet)
    =======


    Am Born der wahren Gefühle,
    verkommen und heimlich zerstört,
    singt eine junge Maid,
    auf die lange schon niemand mehr hört.


    Von Liebe möchte sie singen,
    Romanzen in fröhlichem Dur;
    anders klingt doch ihr Lied,
    von dem Bösen berichtet es nur.


    Von Trauer singt sie, und Kriegen,
    von Hass, einer Welt der Gewalt.
    Lautlos ertönt ihr Schrei,
    dass er mehrere Lichtjahre schallt.


    Und klagend scheint ihre Bitte
    nach Hilfe und Kampf gegen Leid.
    Niemand erhört ihr Fleh'n,
    denn wir haben dafür keine Zeit.


    Sie ist die innere Stimme,
    verkommen und boshaft zerstört,
    heiser und voller Frust,
    da sie lange schon niemand erhört.


    Und wenn des Borns letzter Tropfen
    allschließlich versiegt und verrinnt,
    wird auch ihr Abschiedston
    verstummen im Abendwind.


    =======


    :wavebartimaeus

  • bartimaeus :
    Ich kann Lotta hier überhaupt nicht zustimmen.
    Für mich ist das Gedicht sehr gahaltvoll und hat mir eine Gänsehaut beschert. Die 1. Version wohlgemerkt!


    Ich verstehe schon, dass die Maid nicht nur ihr persönliches Leid beklagt, sondern für etwas Allgemeineres steht (das Erwachsenwerden und die damit verbundene Desillusionierung vielleicht), aber wenn du den Grund der Klage mit Gemeinplätzen wie "Kriegen", "Gewalt", "Leid", Frust" und dem "Bösen" erklärst, wird das Gedicht dadurch nicht anrührender, verliert für mich aber sehr viel von seiner poetischen Kraft.


    Ich plädiere für Version 1! :-)

  • Deine Gedichte gefallen mir sehr gut.
    Vor allem das erste Gedicht ist meiner Meinung nach sehr ausdrucksstark, da muss ich flashfrog zustimmen.
    Beide Gedichte sind wunderbar geschrieben, deine Reime sind so ungezwungen und sprachlich ist sowohl das erste, als auch das zweite sehr gut.
    Für mich mehr, als nur ein schön zu lesendes Gedicht.

  • Ich finde es schön, dass es auch Leute gibt, denen meine erste Version gefällt.



    Zitat

    Original von flashfrog
    Ich kann Lotta hier überhaupt nicht zustimmen.
    Für mich ist das Gedicht sehr gahaltvoll und hat mir eine Gänsehaut beschert. Die 1. Version wohlgemerkt!


    Da Lotta sie für "unbestimmt" hielt, habe ich sie überarbeitet. Ich kann mich nicht entscheiden, welche Version ich selbst besser finde...


    Zitat

    Original von flashfrog
    Ich verstehe schon, dass die Maid nicht nur ihr persönliches Leid beklagt, sondern für etwas Allgemeineres steht [...] aber wenn du den Grund der Klage mit Gemeinplätzen [...] erklärst, wird das Gedicht dadurch nicht anrührender, verliert für mich aber sehr viel von seiner poetischen Kraft.


    Es sind ja gerade das Allgemeine, der "Hass", die vielen "Kriege", die "Welt der Gewalt", die diese "Maid" (=> innere Stimme/Gewissen/...), die "wahren Gefühle" zum Klagen bringen/zerstören. Die Nutzlosigkeit ihrer Klagen, die Abhärtung, zunehmende Gewissenlosigkeit der Menschen lässt sie verschwinden.


    :wave bartimaeus