Ketil Bjoernstad - Vindings Spiel

  • Titel: Vindings Spiel
    Originaltitel: Til musikken
    Autor: Ketil Bjoernstad
    Seitenzahl: 347
    Verlag: Insel
    Erschienen: Februar 2006
    ISBN: 3458172920
    Preis: 22.90 EUR


    Inhalt:
    Aksel Vindings Leben gerät aus den Fugen, als seine Mutter bei einem Badeausflug vor seinen Augen ertrinkt. Der Fünfzehnjährige beschließt, die Schule abzubrechen und sich ganz dem Klavierspiel zu verschreiben, in Erinnerung an seine Mutter, die ihm die Liebe zur Musik vermittelte. Täglich übt er bis zur Erschöpfung. Er gründet mit Gleichgesinnten die Gruppe "Junge Pianisten", zu der auch die sensible und hochbegabte Anja Skoog gehört, in die Aksel sich verliebt. Die Freunde und Konkurrenten Rebecca, Ferdinand, Margrethe Irene, Anja und Aksel fühlen sich als die zukünftige Elite. Während ihre Altersgenossen die Beatles und die Rolling Stones verehren, schwärmen sie für Beethoven, Ravel, Bart¢k und träumen davon, Debussys Clair de Lune oder die c-Moll-Etüde von Chopin einzigartig zu interpretieren. Der harte Weg durch Wettbewerbe, Debüts und Konzerte bringt sie jedoch alle an die Grenzen ihrer Kraft und ihres Lebens.
    Für kurze Zeit wird diese Gesellschaft zu einer Art Schicksalsgemeinschaft. Doch Aksel beginnt sich zunehmend als Außenseiter zu fühlen, dem die Frage nach der richtigen Konzertagentur und der Inszenierung von Auftritten nichts bedeutet, der sich nicht korrumpieren lassen will.


    Der Autor:
    Ketil Bjoernstad, geboren 1952, Studium des Klassischen Klaviers in Oslo, London und Paris. Er lebt heute als freier Schriftsteller, Pianist und Komponist in Oslo.


    Meine Meinung:
    Es ist ein ganz besonderes Buch welches Ketil Bjoernstad geschrieben hat und es ist ein Buch, welches nicht nur für Freunde von klassischer Klaviermusik sehr lesenswert ist. Das Buch hat es geschafft, mich auf diesen Bereich der Musik neugierig zu machen. Vieles was dort über die einzelnen Klavierstücke geschrieben steht, möchte man durch eigenes Hören selbst erleben und nachvollziehen können.
    Es ist darüber hinaus ein sehr bewegendes Buch. Die Angst der jungen Menschen in wichtigen Augenblicken zu versagen steht immer als unsichtbare Überschrift über fast jeder Seite dieses Buches. Getrieben von zum Teil krankhaft ehrgeizigen Elternteilen, getrieben aber auch vom eigenen Ehrgeiz opfern diese jungen Menschen ihre Jugend für den Götzen „Pianistenkarriere“. Das die Musik auch ein Fluch sein kann, wird in diesem Buch sehr deutlich aufgezeigt. Wer versagt wird fallengelassen. Die Möglichkeit zur Rehabilitierung ist nicht vorgesehen.
    Bjoernstad schildert sehr eingehend und bewegend, wie diese „jungen Pianisten“ an den eigenen und auch an den fremden Ansprüchen scheitern. Sie ordnen alles ihrer Musikobsession unter.
    Erst spät merken sie, dass auch Scheitern eine Befreiung sein kann, und dass dieses Scheitern eigentlich gar kein Versagen ist, sondern der Beginn ihres Lebens. Diese Erfahrung macht wenigstens Rebecca, Tochter wohlhabender Eltern. Anja dagegen scheitert auf der ganzen Linie, selbst Aksels Liebe vermag ihr nicht mehr zu helfen.
    Für 22.90 EUR erhält man ein sehr empfehlenswertes Buch. 10 von 10 möglichen Punkten sind nicht zuviel.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Hey, das wundert mich ja, dass zu diesem Buch sonst niemand mehr was geschrieben hat.
    Habe auch schon gehört, dass es gut sein soll und wollte mir mal noch andere Meinungen holen.


    Na ja, schade....
    Werds dann wohl jetzt doch lesen... :lesend

    Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.

  • Das Buch liegt schon ewig auf meinem SUB. Dann tauchte es plötzlich bei Tauschticket als Hörbuch direkt vor meiner Nase auf und ich griff zu. Die erste von neun CDs habe ich nun schon angehört und bin ganz begeistert. Auch der Sprecher, Moritz Stoepel, passt ausgezeichnet.

  • Von Ketil Bjørnstad wollte ich immer mal was lesen, weil mir gesagt wurde, seine Bücher reißen den Leser genauso mit, wie sein Piano-Spiel den Zuhörer.


    Wahrhaftig, „Vindings Spiel“ ist ein Klasse-Buch. Ich nehme an, es ist zumindest zum Teil biographisch, weil es so überzeugend wirkt; zweifellos hat jemand über ein Thema geschrieben, über das er viel weiß.


    Es gibt nur wenige Bücher, die so stark nachklingen und deren Protagonisten lange im Kopf präsent bleiben. Vindings Spiel ist ein solches.


    Ich hätte mir eine Fortsetzung gewünscht, denn ich hätte gerne gewusst, ob und wie Aksel Vinding debütiert hat. Ich gehe davon aus, dass Aksel, ebenso wie Ketil, ein begnadeter Pianist geworden ist.