Diese Biografie von Andrew Sinclair über Dylan Thomas ist die Beste, die ich kenne.
Sie ist am ergiebigsten, wenn man Werk und Leben von Dylan Thomas schon ein wenig kennt.
Andrew Sinclair gelingt es beeindruckend, Dylans Werk in Bezug zu seinen Lebensumständen zu setzen.
Es wird ausführlich beschrieben, in welchen traditionellen (in Bezug zur Lyrik) und sozialem Umfeld Dylan Thomas geboren und aufgewachsen ist. Seine ersten lyrischen Arbeiten und erste Liebe zur jungen Dichterin Pamela Hansford Johnson werden thematisiert. Diese Bekanntschaft kennen bestimmt viele Leser schon aus den berühmten "Die Liebesbriefe", die 2004 erschienen sind und von Elke Heidenreich sehr empfohlen wurden.
Dylans literarische Entwicklung von seinem ersten Buch "18 Gedichte" über "25 Gedichte", das unvollendete "Adventures in the skin trade", die Kurzgeschichtensammlung "Portrait des Künstlers als junger Hund" wird ausführlich betrachtet.
Dann trifft er seine zukünftige Frau Caitlin. 16 Gedichte, die mythologische und surreale Einflüsse haben, erscheinen als A map of love und haben großen Erfolg.
Ein Kapitel beschäftigt sich mit Thomas Dylans Karriere als Drehbuchautor. Noch sehr bekannt ist Rebeccas Töchter, ein Drehbuch, dass Dylan in Romanform geschrieben hat.
Das Drehbuchschreiben verkürzte Dylans Zeit für Lyrik, brachte ihm aber ein dringend benötigtes Gehalt.
Interessant, wie Andrew Sinclair aufdeckt, dass Dylan Thomas Werk, insbesondere seine lyrische Prosa vom Drehbuchschreiben auch profitierte. Das ist sonst kaum einem mir bekannten Biografen aufgefallen.
Sinclair lässt auch die Kriegsjahre nicht aus. 1946 erscheint Death and Entrances mit einigen der berühmtesten Gedichte: Poem in october, Fern Hill, Among those Killed in the Dawn Raid was a Man Aged a Hundred und A refusal to mourn the death, by fire, of a child in London.
Dylan Thomas geht auf erfolgreiche Lesereise durch die USA (1952).
Ein großer Abschnitt beschäftigt sich mit der Entstehungsgeschichte von Dylans wohl bekanntesten Werk:
Under Milkwood - Unter dem Milchwald Ein Stück für Stimmen.
Sinclair stellt Bezüge zu Dylans Wohnort und Thornton Wilders Our Town her.
Er macht aufmerksam auf Einflüsse von James Joyce Circe-Kapitel des Ulysses, obwohl Dylan Thomas diesen Bezug immer bestritten hat.
In der BBC-Fassung und in der späteren Verfilmung (1971) sprach Dylans Freund Richard Burton die erste Stimme.
Fast allen Kapitel sind Auszüge aus Briefen (z.B. an Graham Greene oder Lawrence Durrell) oder Auszügen aus seinem Werk vorangestellt.
Ein besonderer literarischer Schatz ist der handschriftliche Auszug aus dem Manuskript zu The force that through the green force, aber auch die 10 Gemäldeabbildungen und fast 90 Fotos sind äußerst beeindruckend.
Ich kenne kein besseres Bildband über Dylan Thomas.
Dylan Thomas Witz und Ironie und somit sein Charme bleiben in dieser Biographie unangetastet und das ist neben der Leichtigkeit und der großen Informationsfülle der große Verdienst von Andrew Sinclair.
Zum Autoren
Andrew Sinclair ist der Autor mehrerer Romane und ein bedeutender amerikanischer Historiker.
Er führte Regie bei der Verfilmung von Under Milk Wood.
Zu Dylan Thomas:
Lt Wikipedia: Dylan Marlais Thomas (* 27. Oktober 1914 in Swansea/Wales, † 9. November 1953 in New York City/USA) war ein walisischer Dichter.
Er schrieb Gedichte, Essays, Briefe, Drehbücher, autobiographische Erzählungen und ein Theaterstück: Under Milk Wood (Unter dem Milchwald), sein Hauptwerk, das als Hörspiel 1954 postum mit dem Prix Italia ausgezeichnet wurde.
ISBN-Nummer 0-03-014536-8 funktioniert leider nicht. Daher keine Abbildung!
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