'Schule der Lügen' - Seiten 001 - 129 Mitte

  • Also dann fange ich mal an!


    Die äußere Aufmachung gefällt mir sehr gut, die Farbgebung ist mal was anderes, gefällt mir aber gerade daher ausgesprochen gut.


    Bei meinem Probearbeiten in der Buchhandlung habe ich dies Buch einmal verkauft und bereits zwei andere Kunden haben erzählt, wie toll sie dies Buch fanden, so dass ich immer gespannt war :grin


    Das Zitat von Juan Rulfo "Die Literatur ist eine Lüge, die die Wahrheit sagt" fand ich passend. Der Prolog ist sehr geheimnisvoll, etwas undurchsichtig und es werden viele Namen ohne weiteren Bezug genannt, was sehr sehr neugierig macht.
    Die Vegetariersiedlung macht ebenso neugierig und ich hoffe, dass ich darüber noch etwas mehr erfahre *gespanntbin*


    Edgar wirkt sehr lebensfroh, gebildet, er wird finanziell von seiner reichen Familie als Student unterstützt. Er lässt sein Chemiestudium schleifen und vergnügt sich stattdem im Berliner (Nacht-) Leben. Er unterstützt seinen guten Freund Daniel immer wieder finanziell, was ich sehr anständig fand.
    Deutschland befindet sich im wirtschaftlichen und politischen Chaos, was überall spürbar ist.
    Später wird Edgar von seinen Berliner Verwandten dazu gedrängt, sich für sein Land und die Firma seines Vaters einzubringen.


    In einem Nachtclub trifft er auf Alina, die ihn kurz darauf bittet, ihr Begleiter für nächtliche Touren durch Berlin zu sein, was er auch annimmt. Alina wirkt sehr mysteriös, sie hat etwas zu verbergen. Nach ihrer Tour schämt sich Edgar, weil er sich in der Berliner Szene viel zu gut auskennt.


    Die Schilderungen dieser Szene sind sehr skurril, sehr befremdlich. Die Sprache von Wolfram Fleischhauer ist sehr warm, sehr spannend, es lässt sich flüssig lesen.


    Für mich selbst ist dies nach "Verschwörung der Engel" und "Das Buch in dem die Welt verschwand" das dritte Buch von Wolfram und es war garantiert nicht das letzte! :-]


    Geschockt war ich bei Seite 79, "Lesen gelte als unfein" - da war ich doch mal mächtig froh, nicht zur Adelsschicht zu gehören! :grin


    Zum Schluss des Teils erfährt Edgar noch einige Familiengeheimnisse und man denkt, dass ein weiterer Faden dazugekommen ist...mal sehen, ob das alles so passt hinterher


    Ich frage mich, wieso Edgar´s Vater so krank ist, liegt das an der Farbenfabrik, also an den Lacken oder liegt es an den Geheimnissen der Familie?


    Es ist auf jeden Fall ein Buch, das mich gepackt hat


    Bibi

  • Hallo,
    ach was freue ich mich jetzt dieses Buch lesen zu können. Es ist mein zweiter Fleischhauer. Bisher habe ich nur die "Purpurlinie" von ihm gelesen. Bei diesem Buch gerate ich heute noch ins Schwärmen. Aber nun zu "Die Schule der Lügen":


    Die Gestaltung des Schutzumschlages gefällt mir auch sehr gut. Das Schiff auf dem See im Sepiaton gehalten, die Frau darunter, alles passt in die Zeit, in der der Roman spielt.


    "Die Literatur ist eine Lüge, die die Wahrheit sagt", um darüber zu philosophieren könnten wir sicher einen eigenen Thread öffnen. Meiner Meinung nach steckt da sehr viel Wahrheit drin. Mir gefällt das Zitat.


    Nach dem Prolog dachte ich noch und was hat das nun mit dem Klappentext zu tun, den ich las? Das heißt aber nicht, dass mir dieses Buch nicht von Beginn an gefallen hat. Der Prolog hat mich neugierig gemacht, ich wollte mehr wissen und war auf das folgende Geschehen schon sehr gespannt. Inzwischen bin ich mitten drin im ersten Leserundenabschnitt. Phil Manings habe ich wieder getroffen. Aber ich habe auch schon einen Einblick in Edgars "Studentleben" machen dürfen. Die geheimnisvolle Alina hat schon das eine oder andere kleine Detail aus ihrem Leben preisgegeben. Sehr interessant fand ich die Schilderung über den aufkommenden Nationalsozialismus. Aus der Sicht der Oberschicht hatte ich das bisher noch nicht gelesen. Als Robert aus dem Auto stürmte und den Plakatekleber zusammenschlug, das hat schon einen tiefen Einblick in seine Seele gegeben. Aber auch dass Edgar einfach davon rennt, fand ich schon fragwürdig. Er empfand die Situation zwar auch als bedrückend, aber um einzuschreiten, fehlt es ihm wohl an charakterlicher Reife. Ein wenig verstehe ich Edgar jedoch, nachdem er von Onkel uns Cousin kurz zuvor so bedrängt wurde, sich für Deutschland zu positionieren, war er sicher auch sehr irretiert, was sein Nichts-Tun aber nicht entschuldigt.


    Als ich dann auf Seite 79 das von Bibihexe angesprochene Zitat über das Lesen in adeligen Kreisen gelesen hatte, war ich mal wieder froh, dass ich wohl nie eine feine Frau sein werde. :grin Ich war ja schon immer der Meinung, dass deren große Bibliotheken oft der Abteilung Protz und Schein angehören.


    Am Schreibstil erkenne ich den Wolfram Fleischhauer wieder. Es ist der Stil, der mich gefangen nimmt und der mich in andere Zeiten zu fremden Menschen entführt. Der Stil, der mich bei der "Purpurlinie" so begeisterte. Ich brauchte keine Anlaufzeit für diesen Roman und war von Anfang an im Geschehen. Ich glaube, das ist wieder ein Buch so richtig nach meinem Geschmack.

  • Hm. Hm. Hm.


    Ich habe keinen rechten Einstieg in das Buch gefunden, lese den Prolog und frage mich: was wird das? Wohin führt uns dieser kryptische Einstieg?


    Der Einstieg in die "echte" Handlung ist mir eigentlich zu politisch! Die Ziele, die Robert und Arthur von Rabov verfolgen, sind mir nicht geheuer. Wollen "die" wirklich die Nazis unterstützen? Sieht wohl so aus. Wer ist die geheimnisvolle Alina und warum will sie Berlin „von unten“ in den zwielichtigsten Kaschemmen und eindeutig zweideutigen Etablissements kennenlernen? Ihre Begründung überzeugt mich keinesfalls.


    Witzig der Auftritt ihres Guides Phil Manings, doch man fragt sich, ob er oder ja, sogar ob beide, Alina und ER, die sind, die sie vorzugeben scheinen. Robert ist mir suspekt bis unsympathisch und auch Alina ist mir bislang noch sehr suspekt.


    Ich hatte wirklich am Anfang des Buches meine Probleme damit, kam nicht richtig rein in die Handlung und wollte das Buch - mein erstes von Fleischhauer übrigens - schon beiseite legen.


    Doch langsam beginnt es, mich mehr zu fesseln. Langsam interessiert es mich auch zu erfahren, was hinter all dem steckt. Wer ist wirklich WER und welche Ziele verfolgen die Protagonisten wirklich? Mal abgesehen von Edgar, der im Moment noch reichlich ziellos durch sein Leben trudelt. :grin


    Was mir im übrigen nicht besonders gefallen hat, waren die Schilderungen der Ausschweifungen und die Orgie ... irgendwie hat mich das gar nicht interessiert. :wow Naja... nach einem schwierigen Start bin ich nun aber im Buch "drin", bin beim zweiten Abschnitt angelangt und bin nun schon sehr gespannt darauf, wie es weitergeht.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Batcat ()

  • Die äußere Gestaltung finde ich sehr ansprechend, da macht das Lesen gleich doppelt Spaß :-]


    Ich war eigentlich sofort drin im Geschehen, der Prolog war geheimnisvoll genug um mich neugierig auf alles Kommende zu machen und nicht zu verwirrend um durcheinander zu sein.


    Die Beschreibungen der Personen und Orte haben diesen intensiven und doch realen Touch, der mir schon bei "Drei Minuten mit der Wirklichkeit" so gut gefallen hat.


    Ich bin sehr gespannt wie es mit Edgar weitergeht, und ob er es schafft, sich aus den familiären Verpflichtungen zu lösen.... Seine Familie selbst ist mir samt und sonders unsympathisch, selbst die Oma, an die er nur gute und warmherzige Erinnerungen hat, hat sich mit ihren antisemitischen Sprüchen bei mir direkt ins Aus katapultiert.


    Außer Edgar mag ich nur Daniel, hoffentlich taucht er noch einmal auf, er scheint so eine gutmütige Seele zu sein.


    Alina.... hmmm.... ihrer Faszination bin ich noch nicht erlegen, zwar sprüht sie aus den Zeilen, die Edgar gehören, aber sie ist nicht wirklich greifbar für mich. Ihre Begründung für ihren Ausflug ins Berliner Nachtleben (das für mich persönlich auch nicht soooo spannend war, vielleicht aber weil es so ungeklärt blieb bislang) empfinde ich auch als fadenscheinig. Allerdings mochte ich ihre Ausführungen über den Zufall sehr!! :-]


    Glaubt ihr, dass die Beziehung zwischen Manings und Alina tatsächlich so ist, wie beide Edgar glauben machen wollen? Also ich weiß nicht... Irgendetwas stimmt da nicht.... Allerdings glaube ich den Vermutungen von Edgars Familie auch nicht :gruebel

  • Ich hab Unmengen an Notizzetteln und finde dieses Buch aufgrund der verschiedenen Handlungsstränge bzw. Personen im jeweiligen Kapitel nicht ganz einfach zu lesen.


    Der Prolog findet ja zur Zeit der Konferenz von Locarno statt, so habe ich das jedenfalls verstanden, also vor der Handlung des ersten Teil, denn die ist ca. Februar 1926, Locarno war im Oktober 1925.


    Edgar, ein adliger Student, der vor allem das Leben studiert, ist von Alina angetan. Die Reise durch die Berliner Unterwelt hat mich verwirrt, denn Alina meint, dass sie diese Orte sehen will, um jemanden zu verstehen. (S.53) Später sagt sie, dass sie etwas verstanden hat, der Dialog in ihrer Wohnung nach der Nacht der Orgie hat in mir den Verdacht ausgelöst, dass sie wegen Edgar da war. (S.100) Dann diese fast schon philosophisch anmutende Unterhaltung über Zufall und Wunder, dass das Leben ein Wunder ist aufgrund der Verkettung der diversen Aktionen. Edgar meint, er hat sie nicht verstanden - ich auch nicht. :-(


    Übrigens, die Orgie hat mich an "Eyes wide shut" erinnert. Was ich davon zu halten habe, weiß ich nicht so recht. Ich fand es schon gut zu lesen, konnte mir gut vorstellen, dass da ein Gewirr von Menschen war, die, maskiert oder nicht, eine außergewöhnliche "Party" feiern. Aber dieser Gedanke war auch abstoßend.


    Robert, ein Mann des ersten Weltkriegs, der besiegt wurde und nun ansehen muss, dass die (wahrscheinlich) 4 Jahre seines Lebens, die er im Kampf war, vergebens waren. Ich kann nachvollziehen, dass er verbittert ist und nicht aufgeben kann, wofür er gekämpft hat. Den Kaiser, die Ordnung des "alten" Deutschlands. Doch die Art, wie er es macht, z.B. den Plakatekleber verprügeln, der doch nur Befehle ausübt, ist schon hart.


    Herold, Edgars Vater tritt auf, er mahnt seinen Sohn, dass er endlich einsehen soll, dass Deutschland im Krieg ist. (S. 110) :wow Das sehe ich zwar anders, aber auch hier: Alles, wofür Herold eintrat, befindet sich im Wandel.


    Interessant fand ich die Lebensgeschichten von Alina und Edgar, besonders fragte ich mich, was für einen Status Alina haben muss, dass sie von einem Guide der britischen Botschaft begleitet wird. Warum fragt Edgar da nicht nach? War das üblich? Kann ich mir nicht so recht vorstellen, keine Ahnung.


    Ich bin gespannt, glaube auch nicht so recht, dass Alina und Phil Manings die sind, die sie vorgeben. Nun taucht auch noch der Bruder von Edgars Vater auf, der sich eventuell an der Fabrik bereichern will.


    Für mich ist es das erste Fleischhauer-Buch. Manche Passagen (z.B. der Dialog in Alines Wohnung) sind für mich unverständlich und zu lang, aber das wird schon. Die Grundidee finde ich sehr spannend, ich frage mich auch, was die Contessa aus dem Dialog mit der Geschichte zu tun hat.


    Ich freu mich aufs Weiterlesen, bin aber noch nicht so recht drin, dass ich wüsste, wo es hingeht. Aber das Buch hat ja auch noch etliche Seiten. Wäre ja langweilig, wenn ich das alles schon nach dem ersten Viertel weiß ;-)

  • Zitat

    Original von milla


    Glaubt ihr, dass die Beziehung zwischen Manings und Alina tatsächlich so ist, wie beide Edgar glauben machen wollen? Also ich weiß nicht... Irgendetwas stimmt da nicht.... Allerdings glaube ich den Vermutungen von Edgars Familie auch nicht :gruebel


    Nein, ich glaube es auch nicht, beides nicht ;-)


    Übrigens wird die Grüne Woche erwähnt, die 1926 zum ersten Mal stattfand.

  • :waveSchönen guten Abend allerseits - und vielen Dank für diese ersten Reaktionen. Ich wollte mich nur kurz melden, halte mich mit Reaktionen und Erklärungen jedoch erst noch einmal zurück, denn ich will mich nicht zu früh in das Lesererlebnis einmischen. Vielleicht nur so viel vorneweg: diese Geschichte behandelt die Zeit zwischen den Weltkriegen, d.h. also die Zeit des aufkommenden Faschismus und - insbesondere - die Inkubationszeit des Nationalsozialismus. Diese Zeit war unter anderem auch die Epoche der ersten großen Esoterikwelle. Diese unheimliche Doppelung hat mich interessiert.
    Ich wünsche allen eine aufregende Reise. :wave

  • Willkommen Wolfram :wave


    Noch eine schöne Formulierung, die ich nachreiche:
    S.32 "... und schlug eine Richtung ein, die auf Edgars gastronomischem Stadtplan überhaupt nicht existierte" :grin

  • Willkommen Wolfram! :wave


    Zitat

    Original von Wolfram
    diese Geschichte behandelt die Zeit zwischen den Weltkriegen, d.h. also die Zeit des aufkommenden Faschismus und - insbesondere - die Inkubationszeit des Nationalsozialismus. Diese Zeit war unter anderem auch die Epoche der ersten großen Esoterikwelle. Diese unheimliche Doppelung hat mich interessiert.


    Auf jeden Fall eine seltsame Doppelung, dass sich zwei so gegenläufige Entwicklungen parallel herauskristallisieren. Ich frage mich bei solch gesellschaftlichen Veränderungen immer, sind sie wirklich rein parallel, oder bedingen sie sich in irgendeiner Form wechselseitig? :gruebel

  • Endlich habe ich gestern doch noch dieses Buch in meinem Briefkasten vorgefunden. Ich hatte schon befürchtet, zu spät zur Leserunde zu kommen.
    Nachdem ich am Nachmittag natürlich gleich den Klappentext studiert und das Buch von allen Seiten "beschnüffelt" hatte (es riecht auf jeden Fall gut, vor allem der Umschlag), fing ich am Abend im Bett voll guten Mutes an zu lesen.


    Lange hielt dieser gute Mut allerdings nicht an. Irgendwie gelang es mir nicht, die Situation vor meinem inneren Auge zu entwirren. Endlich, auf Seite 19, glaubte ich den Faden gefunden zu haben .... und schwupps, Ende Prolog. Anfang 1. Kapitel, neuer Schauplatz, total neue Personen. Da fielen mir die Augen zu.


    Sorry, Herr Fleischhauer, ich hoffe es lag an meiner Müdigkeit und nicht an Ihrem Schreibstil. Ich gebe Ihnen heute noch eine weitere Chance. :wave


    P.S.: @alle
    Ich habe da noch eine Frage betreffende Postings in Leserunden. Da ich noch nicht viele Leserunden mitgemacht habe, tatsächlich ist es in all den Jahren erst meine 2. (ja, pfui, ich schäm' mich auch sehr!), weiß ich jetzt eigentlich gar nicht so recht, wie das geht: Muß ich erst alle - in diesem Fall 129 Seiten gelesen habe, ehe ich hier was darüber schreiben darf, oder wie macht man das? :fetch

  • Fuer mich ist es eins von den Buechern, die ich nach drei Seiten nicht mehr weglegen moechte.
    Sprachlich finde ich es bisher nicht ganz so schillernd wie "Die Frau mit den Regenhaenden" (es sind einige unschoene Wiederholungen geblieben), und die Figuren aus der Familie des Edgar wirken ein wenig karikaturenhaft/klischeehaft. Die Alina laesst mich voellig kalt, an die komme ich nicht heran. (Bei beidem habe ich beinahe die Vermutung: Dahinter steckt etwas, das ist absichtlich so gehalten.)
    Aber der Aufbau ist einfach unwiderstehlich. Ich habe vom ersten Augenblick an das Gefuehl: Ich MUSS wissen, worum es hier geht. Und weiss dabei gar nicht, mit welchen Mitteln mich der Autor an die Angeln bekommt. Nirgendwo klappert ein billiges Mittel. Das gefaellt mir sehr.


    Das Berlin der Zwanziger Jahre ist schoen und vorstellbar gesetzt, als Berliner bin ich viele Strassen mit Edgar mitgefahren und habe mich zu Hause gefuehlt.


    Es gibt sicher dies und jenes, das schaerfer, tiefer gezeichnet werden koennte - aber im Ganzen finde ich wie bei der "Frau mit den Regenhaenden": Hier wird eine Geschichte, die's wert ist, brillant erzaehlt.


    Ich freue mich maechtig aufs Weiterlesen.


    Herzliche Gruesse von Charlie.

  • Ich bin auch in dieses Buch versunken. Ich glaube gerade deshalb, weil ich erwarte, dass nichts so ist, wie es jetzt zum Anfang scheint. Alina ist mir immer noch sehr geheimisvoll, wenn nicht gar etwas suspekt. Was ihre Ziele sind, weiß ich nicht und auch meine Vermutungen werden wohl ins Leere laufen. Auch Phil Manings ist sicher nicht der, den ich erwarte. Edgar und seine Familie ist für mich ebenso mit Fragezeichen versehen, irgendetwas stimmt da nicht. Das macht für mich den Reiz dieses Buches aus. Es ist für mich nicht vorhersehbar. Ich kann auch die Orgie und die Besuche der verschiedenen Etablissements nicht richtig einordnen. Aber ich hoffe, Kapitel für Kapitel wird sich ein Puzzleteilchen zum anderen fügen und ein stimmiges Ganzes ergeben, was aber erst ganz zum Schluss so sein sollte. In meinem Kopf und auf meinen diversen Zetteln sind Fragezeichen ohne Ende, aber dieses Buch zieht mich förmlich an. Ich wünsche mir, das dieses Gefühl bis zum Schluss so bleibt.

  • Ich habe mir das Buch gestern abend vorgenommen und bin darin förmlich versunken, so dass ich schon weiter voraus bin, als bis S. 129.
    Leider habe ich mir keine Notizen gemacht, das hätte meinen Lesefluss beinflußt. :grin
    Das Berlin - bzw. das Deutschland der wilden 20er Jahre ist eine Zeit, die meiner Meinung nach viel zu wenig beschrieben wird. Faszinierend finde ich die Zerrissenheit zwischen Adel und Proletariat, jeder hat ganz andere Wünsche und Ziele.


    Nun zu Edgar und Alina: Edgar war mir gleich sympathischl. Wahrscheinlich liegt es daran, dass er so sorglos durch das turbulente Berlin stromert, seinem jüdischen Freund Daniel auch finanziell unterstützt und sich im Übrigen nicht mit seiner zukünftigen Rolle als Fabrikbesitzer anfreunden will.
    Alina ist mir sehr suspekt. Auch die Art und Weise, wie sie Edgar in ihren Bann zieht, finde ich höchst dubios. Ich war aufs Äusserste gespannt, wann Edgar merkt, dass er verfolgt und manipuliert wurde.
    Robert ist das "typische" Exemplar eines dummen, nichtsblickenden und der braunen Herde nachrennenden Schafes.Bei der Szene, wo er den jungen Plakatkleber zusammen schlägt habe ich mich schütteln müssen. Widerlichst.


    Gelacht habe ich, als Edgar sich ins "Innere einer Kuckucksuhr" begab. Sehr treffend wurde das fragwürdige "Speise"-Lokal mit seiner Rustikalität beschrieben.
    Ich habe jetzt meine Lektüre für meine bescheidene Meinung unterbrochen, aber mich ziehts jetzt wieder zurück. Es ist grad zu spannend.

  • Zitat

    Original von Wilma Wattwurm
    P.S.: @alle
    Ich habe da noch eine Frage betreffende Postings in Leserunden. Da ich noch nicht viele Leserunden mitgemacht habe, tatsächlich ist es in all den Jahren erst meine 2. (ja, pfui, ich schäm' mich auch sehr!), weiß ich jetzt eigentlich gar nicht so recht, wie das geht: Muß ich erst alle - in diesem Fall 129 Seiten gelesen habe, ehe ich hier was darüber schreiben darf, oder wie macht man das? :fetch


    Huhu Wilma,
    du MUSST natürlich gar nichts und DARFST alles :grin Innerhalb der einzelnen Teile soll oder braucht allerdings nicht gespoilert werden, d.h. wenn du dir die Postings durchliest und bist mit dem Teil noch nicht durch, dann kann es sein, dass du etwas erfährst, was vielleicht erst in der Mitte oder am Ende des Teils kommt. Ich mache es immer so, dass ich erst den ganzen Teil des Buches lese und dann erst hier die Beiträge lese, oder ich poste vorher und lese die bisher geschriebenen Beiträge nicht. Also jeder wie er mag :-) :wave

  • Es ist ja nicht unbedingt ganz einfach, pünktlich zu einer Leserunde einzusteigen und dann auch noch etwas zu schreiben, das nicht andere schon entdeckt haben.


    Deshalb hatte ich mich auch nicht für die Runde angemeldet. Umso froher bin ich, dass es mir heute gelungen ist, loszulegen und gleich die ersten 129 Seiten zu schaffen...


    Mein zweites Buch von W.F. (nach dem Buch, in dem die Welt verschwand - die Purpurlinie hatte ich irgendwann aus Zeitgründen unterbrochen und noch nicht wieder begonnen-) nimmt mich von der ersten Seite an in Beschlag. Eintauchen in das Berlin der 20er Jahre. Der Kontrast zwischen politischen und wirtschaftlichen Problemen und der Genusssucht kommt sehr gut heraus. Die Charaktere scheinen schnell in "Gute" (Edgar, Daniel) und "Böse" (Robert) aufgeteilt, die "Undurchsichtigen" (Alina, Phil) halten die Spannung hoch.


    Und (sorry, Batcat :-)), die Szenen in der Villa fand ich höchst interessant und spannungsgeladen (Ich las diese Seiten übrigens auf dem Zahnarztstuhl und war durchaus abgelenkt ;-) )


    Ich freue mich auf die nächsten Seiten!

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • @ churchill


    Bei mir brauchst Du Dich doch nicht entschuldigen... ;-)


    Ist doch Geschmackssache - ich finde an einer Leserunde auch interessant, wie andere Eulen Szenen bewerten, die ich als besonders gut/schlecht/spannend/öde etc. empfunden habe. :-]

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Schön Churchill, dass Du mitliest, es kommen Stellen, wo ich begierig auf Deine Meinung bin. Aber dazu später... :-)


    @ Wilma: Ich mach es auch so, dass ich den Teil erst lese, bevor ich poste, eben weil ich nicht spoilere und andere auch nicht.

  • Zitat

    Original von geli73
    Schön Churchill, dass Du mitliest, es kommen Stellen, wo ich begierig auf Deine Meinung bin.


    So geht es mir auch, ich bin schon sehr gespannt!!!


    Und Geli kam mir mit der Formulierung von Seite 32 noch zuvor, die mit dem gastronomischen Stadtplan, die hatte ich gestern bei meinen Notizen total übersehen *brilleaufsetz*

  • Auch wenn es einige Zeit gedauert hat, bis ich mit dem Buch warm geworden bin und stellenweise auch immer noch und immer wieder mal hadere, sind mir doch immer wieder mal einige sehr schöne bildhafte Formulierungen aufgefallen, die auch teilweise hier schon genannt wurden.


    Da ich allerdings im Moment meist nur in der U-Bahn Zeit zum Lesen habe, hatte ich natürlich auch keine PostIts zum Markieren dabei... :fetch

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)