Nur ein Beispiel: Tod in Lissabon von Robert Wilson

  • Das o.g. Buch soll jetzt nur als Beispiel dienen, wenn ich meine Frage nicht so ganz richtig rüberbringen sollte.


    Das Buch hat zwei Handlungsstränge: der erste spielt in Portugal zu Zeiten des 2. Weltkriegs, wo ein deutscher SS-Offizier tonnenweise Metall (Wolfram) organisieren soll....und der zweite spielt in den neunziger Jahren in Lissabon, als eine 15-jährige ermordet aufgefunden wird und die Ermittlungen dazu.


    Während der erste Strang über Jahrzehnte erzählt wird, mit teilweise sehr großen Zeitlücken, spielt sich der zweite Strang innerhalb von Wochen ab.


    Soweit, so gut, denn jetzt komme ich endlich zu meiner Frage:


    Wie schreibt man solche Bücher, davon einmal abgesehen, dass natürlich von Anfang an ein genaues Konzept erarbeitet werden muss, damit auch alle Spuren zusammenführen.
    Schreibt man die Teile nacheinander und mixt hinterher die Kapitel durcheinander (natürlich gezielt, ist schon klar!), oder schreibt der Autor solche Bücher so, wie man sie später liest?


    Gilt das Prinzip (was auch immer jetzt bei den Antworten rauskommt) immer? Denn es gibt ja durchaus Romane, die wesentlich mehrere Erzählstränge haben, nicht nur zwei, und bei denen zusätzlich auch noch die Zeitspannen durcheinanderlaufen müssen.


    Brauche wohl nicht extra zu sagen, dass ich von *Tod in Lissabon* total fasziniert bin, vor allem, weil in diesem Fall wirklich einmal *alles* restlos aufgeklärt wird.
    Das ist ja leider oft nicht der Fall, aber da liegt wohl der Unterschied zwischen guten und weniger guten Autoren.


    Ob sich wohl einer der Autoren opfert und mich etwas hinter die Kulissen blicken lässt?

  • Okay, ich hab das Buch jetzt nicht gelesen, aber ich persönlich schreibe die Hadlungsstränge nicht einzeln, sondern vermischt (wenn denn dann überhaupt :P) und nur an ganz schwierigen Stellen mal zwei oder drei Kapitel die nicht direkt hintereinander gehören, nacheinander, weil es mir schon öfter passiert ist, das ich plötzlich dachte: ,,Ach, jetzt fehlt ja das." :wow oder ,,Hä? Wo hab ich das denn bitte geschrieben?"
    Also, ich komme öfters mal durcheinander sonst... :-]

    Ich ergab mich also seufzend in mein Schiksal, während Alfred in meinem Buch fröhlich weiter kleine Jungen abmurkste und der echte Killer auch schon näher wahr, als ich es mir je hätte erträumen lassen. O ja... er war sehr viel näher...

  • Bea
    Da gibt es wohl keine allgemeingültige Antwort. Wie beim Kochen gibt es auch beim Schreiben ganz viele Methoden einen bestimmten Geschmack, eine bestimmte Atmosphäre, etc., zu erreichen. Und die Methode hängt sicherlich auch ganz stark davon ab, wie der Autor eben am besten arbeiten kann - ganz unabhängig von der Geschichte, die erzählt werden soll.


    Es gibt Köche, die bereiten erst die Vorspeise, dann den Hauptgang, dann die Nachspeise vor. Andere machen erst die Nachspeise fertig, machen dann das Hauptgericht und widmen sich ganz am Schluß der Vorspeise.


    Wichtig ist eben nur, dass am Ende alles gut schmeckt und kein wildes Durcheinander ist. Und darauf wird jeder Autor auch ein Auge haben, egal ob er gestückelt schreibt oder fest im chronologischen Ablauf bleibt.


    Gruss,


    Doc

  • Das *durcheinanderschreiben* stelle ich mir total schwer vor, aber ich dachte mir schon, dass das jeder anders macht.


    Wahnsinn.......ganz schon kompliziert so ein Buch, ich bewundere Euch alle!


    Vor allem aber für eure Geduld! Ich würde wahnsinnig werden, ein Jahr lang ein Buch zu schreiben und das täglich! Ist ja auch irgendwie langweilig, weil die Gedanken so viel schneller sind, als die Fingerchen.


    Alle Achtung! :knuddel1

    Wer das Ziel nicht kennt, wird den Weg nicht finden.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Bea ()

  • Hallo Bea,


    ich komme besser damit zurecht, erst in der einen Zeit, dann in der zweiten zu schreiben. Der Stil bleibt dann flüssiger, da ich mich nicht ständig auf eine "andere" Welt (politischer Hintergrund, Mode, Sprache etc. ) einstellen muß... wobei ich nun einen Zeitsprung von ungefähr vierhundertfünfzig Jahren zusammenfließen lassen.


    Lieben Gruß
    Lesemotte

    Es gibt weder moralische noch unmoralische Bücher. Bücher sind gut oder schlecht geschrieben, nichts sonst.
    Oscar Wilde