• hallo ich muss mal wieder für deutsch eine erörterung schreiben diesmal ist das thema:
    Der Einfluss der NS auf die jugendliche Bevölkerung


    also ob sich jugendliche leichter, schneller beeinflussen lassen das in bezug zur nazizeit und zu heute


    also ich würde mich freuen wenn ihr mal eure meinung dazu schreibt oder sonst irgendetwas was euch dazu einfällt
    danke! :)

  • Hallo, matrimonio


    Schwieriges Thema. Vor allen Dingen, weil es so "wischi-waschi" ist und nicht erkennen lässt, was es eigentlich soll. Du könntest die Frage der Autorität ins Spiel bringen: Was bedeutete sie in den 20-er/30er Jahren des letzten Jahrhunderts und heute? Du könntest die Rolle der Familie und der Schule damals und heute vergleichen. Ich lese ja oft, dass heutigentages "die Werte" verschwänden, dass es keine klare, positiv besetzte Autorität gebe, dass niemand mehr Grenzen setze. Da müsse man doch sozusagen moralisch/ethisch verkommen.


    Du könntest schauen, ob du nicht eine ähnliche Situation nach dem Ersten Weltkrieg ordentlich zusammenargumentiert bekommst: Der Zusammenbruch der alten Weltordnung (repräsentiert durch das durch und durch militaristisch orientierte Kaiserreich Wilhelm II.) könnte ein zumindest ähnliches "ethisches Vakuum" darstellen wie das einer permissiven Gesellschaft, in der die theologisch/philosophisch/sittlichen Überzeugungen aller anderen wichtiger sind als die eigenen, da es zunehmend peinlicher ist, sich auf diese zu berufen.


    Wenn du in diese Situation nun noch Perspektivenarmut einrührst (keine Ausbildungsplätze, unsichere Arbeitsmarktsituation, Jahrzehnte lange Abhängigkeit vom Sozialamt und/oder Leben am Existenzminimum), kannst du meiner Meinung nach zeigen, dass die Suche nach einer charismatischen Leitfigur ebenso einen Ausweg bieten kann wie ein Versumpfen in der Hoffnungslosigkeit, das über kurz oder lang zur Wut auf alle, die es (vermeintlich) besser haben, umschlagen kann. Wenn dann die soziale Kontrolle beispielsweise in der Familie fehlt ...


    Meiner Meinung nach ist es ja nicht unbedingt, unabdingbar und allein die Rechtsradikalität, die eine Gefahr darstellt. Gut, anscheinend ist Linksaußen die Position, die fest in der Hand aus dem Nest gefallener Bürgerkinder ist. So nach dem Motto: Intellektuelle Rechte sind eine Rarität. Beides erklärt allerdings nicht die unübersehbaren Massen, die zum Weltjugendtreffen nach Köln pilgerten (und dessen Einfluss auf die Gesellschaft noch nicht erkennbar ist). Kann es sein, dass die Suche nach der charismatischen Leitfigur erst einmal unpolitisch ist?


    Wenn ich weder in der Schule noch in der Schule eine positiv besetzte Autorität als Leitstern erlebe, mag es sein, dass ich mit meinem Lebensschiff trotzdem aus dem Hafen will. Und einmal unterwegs, suche ich eben nach Orientierung. Ob rechts oder links herum, das ist zunächst einmal vernachlässigbar, wenn es an die Weltumsegelung geht. Aber wer mit dem Strom schwimmen will, findet einen Weg. Joghurt dreht linksrum, Walzer rechtsrum. Manchmal ist auch alles andersrum.


    Und da ich schon mitten im Fluss die Metapher gewechselt habe: Was Jugendliche so treiben in ihrer Suche nach dem eigenen Weg, ist für ältere Generationen sowieso meist haarsträubend, sei die Grundausstattung nun ein Glatze oder Dreadlocks. Und ja: Ziemlich viel von meinem Posting geht an Deiner Frage vorbei. Aber was willst Du eigentlich abliefern? Ein braves Aufzählen von statistischen Phänomenen? Was wird von Dir erwartet bei dieser Eröterung und wie sind deine Chancen, wenn Du die Erwartungen umdrehst?


    Schöne Grüße von blaustrumpf

    Wer einmal aus dem Schrank ist, passt nicht mehr in eine Schublade.
    Aber mein Krimi passt überall: Inge Lütt, Eine Bratsche geht flöten. ISBN: 978-3-89656-212-8. Erschienen im Querverlag