Ein trügerisches Bild von Caroline Llewellyn

  • Originaltitel: False light


    Handlung:
    Die junge Amerikanerin Dana Morrow fährt nach London, um Material für ihr nächstes Buchprojekt zu sammeln. Sie möchte über Marianne Hobhouse schreiben, ein legendäres viktorianisches Medium, zu der einst Könige und Künstler kamen, die dann unter mysteriösen Umständen von ihrem Mann Henry, einem berühmten Fotografen, für wahnsinnig erklärt und in ein Irrenhaus weggesperrt wurde, wo sie vereinsamt starb.
    Durch Zufall lernt Dana Daniel Finn kennen, dessen exzentrischer Vater Quentin ein Nachfahre von Henry ist. Selber ein erfolgreicher Fotograf, lebt Quentin in dem Cottage Kerreck Du in Cornwall, das einst Marianna gehörte. Nun erlaubt er Dana, Mariannas bisher geheim gehaltenen Nachlass zu sichten. Als Dana in Cornwall eintrifft, ist sie von der wildromantischen Landschaft und dem Cottage hoch über den Klippen fasziniert. Aber von Anfang an spürt sie, dass dieser Platz auch etwas Düsteres, Geheimnisvolles, ja Gefährliches ausstrahlt. Ist es die Erinnerung an die unglückliche Marianna? Sind es die Unfälle, die sich in der letzten Zeit in der Gegend häufen und bei denen jedes mal Frauen auf einsamen Klippenwegen zu Tode stürzen? Oder ist es der schwierige Künstler Quentin Finn und die eigenartige Gesellschaft, die er um sich herum versammelt hat? Er scheint diese Menschen zu seiner Inspiration zu brauchen, doch was genau wollen sie von ihm? Immer tiefer verstrickt sich Dana in das Beziehungsgeflecht der Bewohner von Kerreck Du. Und dann kommen wieder Frauen auf den Klippen zu Tode. Doch Dana kann nicht ahnen, dass ihre Nachforschungen über Mariannas Schicksal sie in gefährliche Nähe zu dem Mörder bringen.


    Über die Autorin:
    Caroline Llewellyn, Tochter einer Amerikanerin und eines Walisers, kam in Singapur zur Welt und verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Kanada. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Princeton, New Jersey.


    Meine Meinung:
    Bei dieser Mischung aus Liebesromanze und Thriller, die also Klischees beider Genres bedient, bin ich hin- und her gerissen.
    Der Roman ist flüssig und leicht zu lesen, doch mitunter gibt es bemerkenswerte Aussetzer:
    Wenn Heldin und Held am Anfang des Romans in der U-Bahn zusammen stoßen, denkt Dana gleich, wie attraktiv der Mann mit prägnanten, kantigen Gesicht und aggressiv wirkender Nase ist.
    Sätze wie „Auf der Sloane Square schossen die Taxis wie Schwimmkäfer durch den Regen. Manche halten kurz an, um ihre Fahrgäste auszuspucken.“ Sind schon etwas dick aufgetragen.


    Dana mit ihrer Mischung aus Selbstbewusstsein und Unsicherheit ist die Standard-Protagonistin einer Liebesschnulze.
    Selbst als Dana ein Mädchen rettet, das droht von einem Felsen zu stürzen, kann es die Autorin nicht lassen. Dana muss selbst von dem Helden gerettet werden.


    Auch die Familiengeschichte mit dem tyrannischen, erfolgreichen Vater, der in Konflikt mit seinem Sohn lebt, ist schon oft so ähnlich gelesen.


    Trotzdem liest sich der Roman bis auf einige Längen ganz Vergnüglich.
    Aber am gelungensten scheint mir, wie die Autorin die Geschichte der fiktiven Marianna Hobhouse in die Geschichte integriert. Sie ist eine Spiritistin der zweiten Hälfte des 19 Jahrhunderts, die z.B. Edward Bulwer Lytton und Elizabeth Barett Browning als Medium diente. Immerhin basiert Marianne auf eine reale Person, Louisa Lowe und das verleiht der Geschichte Glaubwürdigkeit, genau wie die Briefe von 1870, in der die Geschichte Mariannes im Sanatorium Beacon House geschildert wird, in der sie wegen Hysterie bzw. Mediomanie „behandelt“ wird. Seancen, Skandale, Epilepsie und Wahnsinn war das Schicksal Mariannes. Als handelnde Person tritt sie nicht auf. Ihre Geschichte wird nur durch die Briefe und der Recherche Danas sowie durch Erzählungen der Protagonisten mitgeteilt. Trotzdem ist sie wohl die interessanteste Person im Buch.
    Danas Bemühungen Mariannes Leben auf die Spur zu kommen, machen den Reiz des Romans aus.
    Natürlich wird dabei nicht das Niveau ähnlich thematischer Romane wie Per Olov Enquist „Die Geschichte von Marie und Blanche“ oder Abschnitte von John Griesemers „Rausch“ erreicht, aber immerhin.


    Annehmbar sind auch die Schauplätze Londons oder Cornwall mit den Cottages und Pubs, ohne dass man gleich an Rosamunde Pilcher erinnert wird.


    Es ist überraschend, wie viel Platz die Krimihandlung um den Serienmörder „Die Möwe“ und den Nebencharakteren eingeräumt wird. Das psychologische herantasten an den Mörder erinnert mich an Rosamonde Smith, besser bekannt als Joyce Carol Oates, ohne natürlich die hohe Qualität und Tiefgang zu erreichen. Immerhin gibt es ein actionreiches und spannendes Finale.


    Das Caroline Llewellyn sich so um die Psychologie ihrer Charakter bemüht, lässt den Roman aus der Masse herausragen und wer das Genre mag, dem sei „Ein trügerischer Blick“ empfohlen. Ich gebe im Vergleich zu ähnlichen Romanen knapp 6 von 10 Punkten.

  • Caroline Llewellyn ist eine meiner Lieblingsautorinnen und ich mag auch das Genre sehr gern, in dem sie schreibt. Von daher hat mir auch "Ein trügerisches Bild" sehr gut gefallen, wenn auch nicht ganz so gut wie "Die verborgene Geschichte".


    Wer eine nette Unterhaltung für zwischendurch oder für den Urlaub sucht, dem kann ich dieses Buch auf jeden Fall empfehlen! :-)


    LG, Bella