Bücher im Selbstverlag

  • Fand die Idee ganz witzig:


    auf lulu.com kann man seine Büchen publizieren und verkaufen.


    Jeder hat hier die Möglichkeit seine Romane und sonstigen Schriften zu vetreiben.


    Zudem gibt es einen großen Pool von über 200 000 Büchern, die teilweise echt urig und interessant sind!


    Wenn man ein Buch haben möchte, kann man sich aussuchen ob digital oder gebunden als Paperback.

  • Für eine besondere Aktion (Opis gesammelte Gedichte werden anläßlich des 80. Geburtstages gebunden und an die Sippe weitergereicht o.ä.) finde ich das ja eine nette Idee.


    Aber für ein "echtes" Buch, das man veröffentlicht, sollte man eigentlich Geld kriegen - und keines bezahlen müssen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Batcat
    Aber für ein "echtes" Buch, das man veröffentlicht, sollte man eigentlich Geld kriegen - und keines bezahlen müssen.


    :write Das finde ich auch.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Zitat

    Original von electra
    Fand die Idee ganz witzig:


    Die Idee ist eigentlich brilliant. Und zwar von den Betreibern, um damit richtig Geld zu verdienen. Klar, es gibt einen Riesenbedarf für sowas. Die Zahl nichtveröffentlichter "Autoren" ist Legion. Wenn ich also nur einen Bruchteil dieser Leute über so eine Plattform zu mir locke, winkt das ganz große Geschäft.


    Natürlich ist der Service für die Autoren kostenlos, schließlich bezahlt ja der Besteller. Aber nur zur Erinnerung: Anfangs war es auch kostenlos bei Ebay Angebote einzustellen. ;-)


    Hut ab vor dieser Geschäftsidee. Das könnte ein echter Wurf werden ...für die Betreiber.


    Gruss,


    Doc

  • Hallo, electra


    Die Idee ist ja prima. Allerdings gibt es ein paar klitzepetite Nachteile. Hier eine Auswahl:

    • Es gibt kein Lektorat. Das müsste ich entweder selbst können (bei eigenen Büchern kann das niemand, auch nicht LektorInnEn!) oder extern vergeben (und extra bezahlen).
    • Es gibt keine Layout-Abteilung. Das müsste ich entweder selbst können, sehr leicht zufrieden zu stellen sein oder extern vergeben (und extra bezahlen).
    • Es gibt keine Druckvorbereitungsstufe. Die nötigen PDFs in Druckqualität müsste ich selbst herstellen können (Achtung! Word ist und bleibt im Druckgewerbe das Stichwort für Karnevalslieder ("und jetzt alle: Die Händeeee zum Himmeeeel ...") oder sie extern vergeben (und extra bezahlen).
    • Es gibt keine Marketingabteilung. Mein Buch müsste ich komplett selbst bewerben, herumtragen, für Rezensionen sorgen, Lesungen organisieren, oder die Arbeit extern vergeben (und extra bezahlen).
    • Es gibt keinen Vertrieb. Den müsste ich extra bezahlen.
    • Es gibt keinen telefonischen Kundendienst.
    • Die klitzepetite Lulukommission beträgt immerhin 25 % des AutorInnEnhonorars, dessen Höhe ich zwar selbst festlegen kann, aber ein Viertel ist ein Viertel.
    • Der Firmensitz ist in den USA. Die Versandkosten der Produkte fallen extra an. Frag mal die Pöstlerin deines Vertrauens, was da für Summen zusammenkommen, die die Bücherkaufenden dann auch noch zahlen sollen neben dem Buchpreis.
    • Durch den Firmensitz USA ergeben sich etliche hübsche Aufgaben in Sachen Umsatzsteuer / Mehrwertsteuer / Unfugsteuer etc., die das Finanzamt Deines Missvergnügens genügend beschäftigen werden.

    Also, wie gesagt, ein paar klitzepetite Nachteile. Aber wer unbedingt ein Buch veröffentlichen will und nur Absagen von den bösenbösen Verlagen geerntet hat, wird der Verlockung seitens Lulu vielleicht erliegen. Das Wort "Autor" ist ein zusammengesetzter Begriff: Erst heißt es "Au" und dann komme ich mir wie ein Tor vor. Mit anderen Worten: Wenn ich mein Buch gedruckt und gebunden sehen will, macht mir die Druckerei meines Vertrauens am Ort meines Vertrauens sicher ein vertrauenswürdiges Angebot. Und die Firma hat sogar ein Telefon. Normalerweise.


    Schöne Grüße von blaustrumpf

    Wer einmal aus dem Schrank ist, passt nicht mehr in eine Schublade.
    Aber mein Krimi passt überall: Inge Lütt, Eine Bratsche geht flöten. ISBN: 978-3-89656-212-8. Erschienen im Querverlag

  • Zitat

    Original von Batcat
    Für eine besondere Aktion (Opis gesammelte Gedichte werden anläßlich des 80. Geburtstages gebunden und an die Sippe weitergereicht o.ä.) finde ich das ja eine nette Idee.


    Hallo, Batcat


    Genau dafür taugt es meiner Meinung nach eben auch nicht.
    Wenn Opi 80 wird, besteht ja immerhin theoretisch die Chance, dass er es sich noch nicht mit dem ganzen Dorf verdorben hat.
    Fragst Opi, in welchen Vereinen er denn überhaupt so ist (Schützen, Freiwillige Feuerwehr, Männergesang, Fischerei, Nacktbaden - der Möglichkeiten sind viele). Gehst Du zu den Vereinschefetagen und sagst, Buch, Werbefläche, Dideldum. Gehst in seine Stammkneipe. Dito. Gehst zur Gemeindeverwaltung/Bürgermeisterei/Kreisverwaltung, jeweils Kulturabteilung oder Stadtmarketing. Dideldum. Anschließend gehst zur Druckerei am Ort. Und es sollte mich sehr sehr wundern, wenn es nicht ein bis drei Mitfinanziers gäbe oder zumindest Abnehmende einer gewissen Teilauflage …


    Motto: Lass den Opi im Dorf.


    Schöne Grüße von blaustrumpf

    Wer einmal aus dem Schrank ist, passt nicht mehr in eine Schublade.
    Aber mein Krimi passt überall: Inge Lütt, Eine Bratsche geht flöten. ISBN: 978-3-89656-212-8. Erschienen im Querverlag

  • klar kostet das was. Mann kann sich darüber streiten, ob 25% zu viel ist. Aber 75% Umsatz sind ja auch besser als 0% ...


    Aber eines ist ja wohl klar: wenn sich mit so einer Idee (ebay, lulu, ...) nicht irgendwie Geld verdienen lassen würde, gäbe es soetwas nicht. Und zumindest im fall von ebay bin ich ganz froh ;o))


    Dass es keine perfekten Bücher gibt (Design, ...) sollte dem Käufer auch klar sein. Vielleicht hat für einige ja auch das seinen Reiz.

  • Zitat

    Original von electra
    Aber eines ist ja wohl klar: wenn sich mit so einer Idee (ebay, lulu, ...) nicht irgendwie Geld verdienen lassen würde, gäbe es soetwas nicht. Und zumindest im fall von ebay bin ich ganz froh ;o))


    Bei ebay habe ich als Anbieter eine sehr hohe Chance irgendeinen Kellerfund an den Mann zu bringen, weil eben irgendjemand gerade Opas altes Radio oder die alte Autoatenne vom Ford Fiesta gebrauchen kann und dafür eben auch bereit ist mal mehr als einen Euro zu zahlen. Das heisst aber auch, dass eben jemand gezielt nach solchen Dingen Ausschau hält.


    Bei lulu verschwindet mein Angebot zwischen hunderttausenden ähnlicher Texte. Wie sollte ein potentieller Leser, wenn sich solche überhaupt zu lulu hinverirren, gerade auf meinen Text aufmerksam werden?
    Ich sehe da eher noch das Problem, dass zukünftig Bücherforen nicht nur von diversen Eigenwerbungen und Hinweisen aus der BoD- und DKZ-Ecke, sondern auch noch von lulu-Angeboten überschwemmt werden. Jeder mit einem PC und einer Textverarbeitung fühlt sich inzwischen zum Autoren berufen. Lulu, BoD und DKZ bedienen nur den Markt unerfüllter Sehnsüchte und Träume.


    Wie gesagt, clevere Geschäftsidee der Betreiber. Für "Autoren" sicherlich nicht.


    Gruss,


    Doc

  • Das Wort "Selbstverlag" ist an und für sich schon widersprüchlich, denn "Verlag" kommt von "Vorlegen", und damit ist gemeint, daß jemand anderes als der Autor das Risiko für eine Veröffentlichung übernimmt (also Geld "vorlegt"), auf daß am Ende beide Parteien etwas davon haben.


    lulu ist Book-on-Demand, eines (allerdings vermeintlich sehr preiswertes) von sehr vielen Angeboten, die es in diesem Bereich inzwischen gibt, der Dinosaurer ist immer noch BoD. Leute setzen ihre Manuskripte selbst, lassen Hans-Harald von nebenan, der so hübsche Comics gezeichnet hat, bevor er Bankkaufmann wurde, das Cover entwerfen, freuen sich über ISBN und VLB-Listung - und hoffen, wie Iris das so schön genannt hat, auf einen Horst. Damit ist jenes legendäre "Horst, der Held" von Matthias Praxenthaler gemeint, die Vorzeige-"Selbstverlags"-Erfolgsgeschichte, denn Praxenthaler (www.praxvalley.de, lustige Site übrigens) hat seinen Erstling so energisch und letztlich erfolgreich an den Mann gebracht, daß dtv aufmerksam wurde und aus einer Selbstveröffentlichung wenigstens ein Achtungserfolg. Praxenthalers zweiter Roman "Das weiße Känguruh" ist gerade erschienen, auch bei dtv. Solche Erfolge sind allerdings kaum als "Ausnahme" zu bezeichnen, sie sind schlicht Glücksfälle. Die meisten BoD-Autoren schaffen es gerade mal, die üblichen 200 Exemplare an Verwandt- und Bekanntschaft zu verscherbeln, und das auch nur mit dem ersten dieserartigen Versuch. Beim zweiten Buch winken die meisten freundlich, aber bestimmt ab.


    Ein Verlag macht weit mehr, als ein Buch zu veröffentlichen, Doc hat ja schon einiges angeführt. Die Schar der selbsternannten Autoren, die per BoD oder PoD auf den "Markt" drängt, wächst täglich, und damit geht die qualitative Schere zwischen diesen "Veröffentlichungen" und Büchern, die bei "richtigen" Verlagen erscheinen, weiter auseinander.


    Für Nischenpublikationen, Handbücher in kleinen Auflagen oder Geschenkartikel ist das eine gute Sache. Wer Erfolg als Autor haben möchte, sollte einen weiten Bogen um diese Idee machen.

  • Zitat

    Original von electra
    klar kostet das was. Mann kann sich darüber streiten, ob 25% zu viel ist. Aber 75% Umsatz sind ja auch besser als 0% ...


    Aber eines ist ja wohl klar: wenn sich mit so einer Idee (ebay, lulu, ...) nicht irgendwie Geld verdienen lassen würde, gäbe es soetwas nicht. Und zumindest im fall von ebay bin ich ganz froh ;o))


    Dass es keine perfekten Bücher gibt (Design, ...) sollte dem Käufer auch klar sein. Vielleicht hat für einige ja auch das seinen Reiz.


    Hallo, electra


    Klar, 75 % vom Umsatz sind besser als 0 %. Das gilt im Buchhandel wie für Milchmädchen.


    Schaun wir doch mal, was der Spaß kosten wird. Ich hab mit ein bisschen Mühe den Buchkostenkalkulator von Lulu gefunden. Komisch, dass der mir nicht sagt, in welchem Maß das Format angegeben wird, 6x9 wäre in Zoll vermutlich akzeptabler als in Zentimetern. Sei's drum.


    6x9, Schwarz/Weiß, Klebebindung (billigste Version).
    Ich stelle mir 120 Seiten vor.
    Bei einer Auflage von 1 Stück kostet mich mein Buch rein in der Lulu-Herstellung 6.93 Dollar.
    Zehn Exemplare ergeben keine Rabattstaffelung, hundert schon, (24 %).


    Gut, rechne ich mit 100 Büchern. Da ist dann der Stückpreis $ 5.27. Ja, damit kann ich leben. Solange ich nicht an die Portokosten denke. Ich schätze mal so vom Schiff aus, 2 Dollar pro Exemplar. (Wenn ich mir die 100 Stück schicken lasse, wird es vielleicht billiger, dafür muss dann das Thema Zoll auch noch erwähnt werden etc.) Sind wir bei $ 7.27. Das sind derzeit ungefähr 6,06 Euro. Na, dafür sollte ich das Buch doch loskriegen (am Finanzamt vorbei? Wohl doch nicht).


    Halt, ich will ja auch was dran verdienen. Denke ich mir, sagen wir mal, 8 Euro soll es kosten. Ist ein schöner, runder Preis. Umgerechnet $ 9.60. Ja, supi, das ist dann ein Honoraranteil von $ 2.33 (- 25 % Lulu, aber je nun).


    Nehme ich weiter an, ich kriege meine 100 Exemplare selber los. Dann habe ich 233 Dollar - 25%: $ 174.25. Dafür habe ich das Buch natürlich nicht geschrieben, sondern weil ich es schreiben wollte. Dieses Geld gebe ich dann aber auch für mich allein aus. Und nicht für das Vermarkten des Buches (Porti, Rezensionsexemplare, Lauferei, Transport in die Buchhandlungen meines Vertrauens, die bereit sind, mein Buch neben ihrem normalen Sortiment zu führen, Telefonkosten, Anwaltskosten - wegen des Finanzamtes - und und und). Ich glaube, spätestens dann habe ich das Gefühl, dass ich mich doch etwas verkalkuliert habe.


    Wo ist der Denkfehler? Ach so, ja, ich muss ja die Bücher gar nicht selber kaufen. Das läuft ja so, dass die sich Interessierenden bei Lulu bestellen und sich die Ware zusenden lassen. Okay, die werden keine hundert Stück bestellen, also sinkt der Rabatt. Das Buch wird teurer. Entweder, du kalkulierst das beim Honorar ein oder nicht. Die Versandkosten werden jedenfalls nicht sinken.


    Und warum sollen meine sich Interessierenden eigentlich bei Lulu bestellen und nicht in der Buchhandlung ihres Vertrauens? Weil der Vertrieb in die Buchhandlungen extra kostet. Und zwar mich. Und in Sachen Buchhandlungen wird Lulu dann doch erstaunlich ehrlich. Guckst Du da.


    Auch bei Lulu gilt also - wie meistens im Leben - der schöne Satz: Spontaneität will wohl überlegt sein.


    Schöne Grüße von blaustrumpf

    Wer einmal aus dem Schrank ist, passt nicht mehr in eine Schublade.
    Aber mein Krimi passt überall: Inge Lütt, Eine Bratsche geht flöten. ISBN: 978-3-89656-212-8. Erschienen im Querverlag