Herbert Rosendorfer - Die Donnerstage des Oberstaatsanwalts

  • Titel: Die Donnerstage des Oberstaatsanwalts
    Autor: Herbert Rosendorfer
    Seitenzahl: 379
    Verlag: DTV
    Erschienen: September 2006
    ISBN: 342313495X
    Preis: 9,50 EUR


    Inhalt:
    Jeden Donnerstag gibt Oberstaatsanwalt Dr. F. eine spektakuläre Geschichte aus seinem einstigen Berufsalltag zum besten, bevor die versammelten Freunde zum wöchentlichen Kammerkonzert schreiten. Er ist ein genialer Erzähler, und es sind unglaubliche Fälle, von denen er berichtet. Da machen ehrbare Bürger falsche Zeugenaussagen, Unschuldige sterben hinter Gefängnismauern und die unscheinbarsten Menschen begehen irrationale Handlungen. Unter den Zuhörern ist auch eine Katze, die, da sie nicht redet wie die Menschen, Zeit zum Denken hat und die Schilderungen des Oberstaatsanwalts mit eigenwilligen, philosophischen Betrachtungen ergänzt.


    Autor:
    Herbert Rosendorfer wurde 1934 in Bozen geboren. Er ist Jurist und Professor für bayrische Literatur. Er war Gerichtsassessor, dann Staatsanwalt und ab 1967 Richter in München.


    Meine Meinung:
    Juristen und Humor: Zwei Welten prallen aufeinander, es sei denn, es handelt sich um den ganz speziellen „Juristenhumor“. Herbert Rosendorfer kommt das Verdienst zu, alles andere als „juristisch trocken“ zu schreiben. Seine Satire über die Erzählungen des Oberstaatsanwaltes sind zum Teil sehr lustig um dann aber auch wieder sehr nachdenklich zu stimmen. Normalerweise gehen Juristen ja zum Lachen in den Keller und nichts ist ihnen so verhasst, wie einmal klar Stellung zu beziehen. Herbert Rosendorfer kennt sie alle, die Marotten der Juristen. Nichtsdestotrotz sind die Geschichten durchaus auch spannend erzählt und wahrscheinlich kann sie auch nur jemand so schildern, der alles schon selbst einmal erlebt hat. Wenn man nicht so ganz abgestumpft ist, dann findet man sich schon an dem einen oder anderen Punkt wieder.
    Zwischen den Zeilen wird deutlich, dass die Juristerei nichts mit Logik und vor allen Dingen nichts mit dem gesunden Menschenverstand zu tun hat. Diese beiden Dingen gilt es erst einmal abzustellen, bevor man eine Akte aufschlägt oder sich sonst irgendwie einem juristischen Problem widmet.
    Herbert Rosendorfer hat wunderbares Buch geschrieben, dass man wirklich nur uneingeschränkt empfehlen kann. Man merkt ihm schon noch die Liebe zur Juristerei an, verbunden mit der Bereitschaft, über sich und seinen Berufsstand zu schmunzeln.
    Immer wieder schweift Dr. F. in seinen Erzählungen ab. Daten kann er sich sehr gut merken und sie jedes Mal mit einem besonderen Ereignis in Verbindung bringen. Seine donnerstäglichen Erzählungen unterbricht er immer dann, wenn sich alle Teilnehmer zum gemeinsamen Musizieren eingefunden haben. Und am nächsten Donnerstag fährt er dann fort in seinen Erzählungen.
    Während des Lesens des Buches, hatte ich als Oberstaatsanwalt Dr. F. immer den Schauspieler Martin Held vor Augen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Mein erstes Buch von Rosendorfer. Und es wird bestimmt nicht mein letztes bleiben.
    Humorvoll schildert der in Südtirol geborene und in Bayern aufgewachsene Autor Erzähl-und Musizierabende einer Juristenrunde. Jeden Donnerstag treffen sich Juristen im Hause des Herrn Oberstaatsanwalts F., um seinen Geschichten zu lauschen.
    Sofern es sich um längere Geschichten handelt, setzt der Oberstaatsanwalt die Geschichten am folgenden Donnerstag fort.
    Für Nichtjuristen mag sich die Idee des Erzählens zunächst langweilig anhören, doch der Autor versteht es, auch Laien für seine Geschichten zu begeistern. Grund hierfür dürfte wohl sein, dass die Geschichten allzu menschlich sind und dass der Erzählstil Rosendorfers es schafft, selbst Verbrechern übelster Sorte noch Sympathie abgewinnen zu können.
    Nachdem ich mich die ersten zwanzig Seiten an monologisierenden Bandwurmsätzen abgearbeitet hatte, begann langsam das Lesevergnügen. Und mich beschlich immer mehr der Eindruck, beim Könglich Bayrischen Amtsgericht gelandet zu sein.
    Rosendorfer beschreibt seine Protagonisten derart detailgenau, dass während des Lesen vor meinem geistigen Auge ein Film ablief.
    Einen nicht unerheblichen Beitrag leistete hierzu der Umstand,
    dass die Dialoge teilweise im bajuwarischen Dialekt geschildert werden.
    Hätte mich nur eine einzige Rezension zum Buch hiervor gewarnt, hätte ich diese Lektüre keines Blickes gewürdigt; letztlich bin ich positiv überrascht worden.
    Stellt sich zum Schluss die Frage, ob das Buch einen Makel hat. Ja, den gibt es. In kursiv gesetzter Schrift werden am Ende eines jeden Kapitels die Gedanken der Hauskatze zum jeweiligen Fall und den Anmerkungen der Gäste wiedergegeben. Ob diese Gedankengänge zur Qualitätssteigerung des Buches führen, bleibt letztlich fraglich, sollte jeder Leser aber für sich entscheiden.

  • Inhalt:


    Jeden Donnerstag treffen sich der pensionierte frühere Oberstaatsanwalt Dr. F. und einige Bekannte im Haus eines Freundes zu einer klassisch bildungsbürgerlichen Beschäftigung: Hausmusik. Bevor aber die Instrumente ausgepackt und die Eigenheiten des einen oder anderen Komponisten besprochen werden, erzählt Dr. F. Geschichten aus seiner Amtszeit - belauscht und gelegentlich kommentiert von Hauskatze Mimmi.


    Persönliche Meinung:


    Ich hatte zu Beginn merkliche Schwierigkeiten, in das Buch einzusteigen. Vor allem verglichen mit den Texten, die ich zuvor gelesen hatte, kam dieses Buch mir zu Beginn einfach zu "geschwätzig" vor. Aber das verging nach einigen Dutzend Seiten.


    Eine Figur nur dadurch kennenzulernen, was und wie sie erzählt, war ein spannendes Experiment. Und es hat funktioniert. Die diversen Juristen-Anekdoten, eingebettet zwischen Betrachtungen zur klassischen Musik, mit denen ich leider mangels Fachkenntnis gar nichts anfangen konnte, wechseln zwischen humorvoll, spannend und melancholisch, sind aber immer ungemein liebenswürdig. Man hat am Ende tatsächlich ein sehr klares Bild des Oberstaatsanwalts, und ich habe ihn auf den letzten Seiten kläglich vermißt.


    Katze Mimmi war ein witziger Kommentator, mir persönlich aber auf den letzten Seiten ein wenig zu aufdringlich. Faszinierend aber der Aufbau der Geschichte, die kunstvolle Art, wie die Geschichten ineinander geschlungen sind und, durch den letzten Bericht der Katze, noch einmal komplett neu miteinander verknüpft werden.


    Ein Buch zum nochmal und mehrmals lesen. 9 Punkte.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.