11. September - wie habt Ihr Nine-Eleven erlebt?

  • Hallo Eulen!
    Erinnert Ihr Euch noch daran, wie Ihr 9/11 erlebt habt? Wo wart Ihr? Was habt Ihr gedacht?
    Ich erinnere mich, dass ich meine Tochter in die Kita gebracht hatte und am Compi saß, als eine ungläubige Stefanie Tücking auf SWR 3 sagte, ein Flugzeugt sei ins World Trade Center gestürzt. Die erste Nachricht habe ich nur mit halbem Ohr wahrgenommen, dann aber habe ich zusätzlich zum Radio noch den Fernseher eingeschaltet. Der blieb bis spät in die Nacht auch an, selbst beim Abendessen. Ich konnte und wollte nicht glauben, was ich sah.
    Schlimm war: ich wusste, dass am 9. September unsere Nachbarin und ihre beiden Söhne in einem Flieger nach Los Angeles sitzen sollten - und wir haben sie nicht erreicht, auf keinem Handy, bei keinen Verwandten. Am nächsten Tag haben wir erfahren, dass sie einen ganz anderen Flug gebucht hatten und längst in Stuttgart gelandet waren...
    Liebe Grüße
    Silke

  • Ich weiß es auch noch genau. Ich hatte gerade meine Lehre als Fachinformatikerin begonnen und es war mein erster Berufsschultag, deshalb war ich schon früh zu Hause. Ich sass mit meiner Mutter auf der Couch und wir haben uns über die Lehrer und sowas unterhalten als ein Anruf von meinem Opa kam, es wäre ein Flugzeug ins World Trade Center gestürzt. Wir dachten, wie fast alle zu diesem Zeitpunkt, es würde sich um einen Unfall handeln und haben nicht weiter darauf regiert. Kurze Zeit später rief mein Opa wieder an. Jetzt erzählte er etwas von einem Flugzeug im Pentagon. Ich dachte erst, er bringt da irgendwas durcheinander. Das WTC steht doch in NY und das Pentagon in Washington. Kurz danach nochmal: Wieder ein Flugzeug, diesmal wieder in NY. Schließlich haben wir den Fernseher eingeschalten und direkt auf CNN gezappt. Wenige Minuten später sahen wir live wie der erste Turm einstürzte. Den Anblick vergesse ich mein Leben lang nicht. *schauder*

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Ich kann mich auch noch genau an 9/11 erinnern. Ich war gerade von der Schule heimgekommen und hatte mich an meinen Computer gesetzt um ins Internet zu gehen. Dann kam mein Papa rein und meinte, dass das World Trade Center brennt. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht einmal was das WTC ist... Aber ich hab den Fernseher angemacht und ihn nebenbei laufen lassen und als ich wieder auf den Bildschirm blickte flog gerade das zweite Flugzeug in den anderen Turm. Ich konnte das in dem Moment gar nicht realisieren. Dann saß ich erstmal stundenlang sprachlos vor dem Fernseher. Abends hatte ich dann meine erste Spanisch-Stunde an der VHS, aber auch da gar es selbstverständlich kein anderes Thema. Den Rest des Abends verbrachte ich vor dem Fernseher.
    Mir läuft jetzt noch ein Schauer über den Rücken wenn ich die Bilder sehe...


    Lg, Sam

  • Das ist wie die Frage (die mir gerade wieder am WE gestellt wurde) "was hast du gerade gemacht als die Mauer fiel?". :grin


    Also ich hatte an dem Tag frei, wirbelte durch die Bude, räumte auf und hatte den TV nebenher laufen. Ich war völlig entsetzt und fassungslos als ich die Bilder sah. Habe es sozusagen von der ersten Meldung an durchweg mitbekommen, habe geschaut, versucht zu begreifen, telefoniert, mich über dieses Entsetzen ausgetauscht, geguckt und sah schockiert mit an wie die Katastrophen sich mehrten. :wow

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Ein Bekannter war mit mir in der Innenstadt, als seine Freundin anrief und sagte: "Du glaubst nicht, was ich dir jetzt erzähle. Das Pentagon brennt und da ist ein Flugzeug ins World Trade Center geflogen."
    Wir haben uns nur ungläubig angeglotzt und "Jaja - lass die Finger von den Drogen" gesagt. War alles sehr unrealisitsch. Ab nach Hause, Glotze an und auf jedem Sender liefen die gleichen Bilder. Als ich das mit dem Flugzeug das erste Mal gesehen hab, hab ich mich gefragt: "Wann kommt den Flugzeug hinter dem Turm vor? Das ist schon ganz schön lange dahinter. So langsam kann das doch nicht sein." Ich hab's am Anfang gar nicht registriert. Irgendwann hab ich dann auf Viva geschaltet, weil ich die Bilder und Filmsequenzen nicht mehr sehen konnte und wollte. Da hatten sie einfach nur diskutiert. Abends bin ich dann im Politikforum rumgehuscht und einfach nur gelesen. Bis spät in die Nacht. Am nächsten Morgen wollte ich ne Zeitung kaufen, weil aus meinem Briefkasten das Exemplar geklaut wurde, aber die waren alle schon ausverkauft.

  • Ich saß vor dem Fernseher als die verschiedenen Sender ihre Programme unterbrachen. Betroffenheit und Entsetzen sind die Vokabeln, mit denen ich meinen damaligen Zustand am besten beschreiben kann.


    Später kam dann noch grenzenlose Wut hinzu. Sehr vieles spricht ja dafür, dass einiges nicht so gewesen sein soll, wie es dargestellt wurde. Hat man vielleicht doch die häßliche Fratze Amerikas sehen können? Hätte der Tod unzähliger Menschen verhindert werden können?


    In meinem Tagebuch habe ich damals, einige Zeit später, notiert:
    "Müsste ich einmal meine Memoiren schreiben, den Titel hätte ich schon: 'Ich, das manipulierte Wesen'. Können die Amis diese Verarsche eigentlich noch toppen?"


    Unsere Regierung, allen voran Schröder, zum Füßeknutschen von Busch, nach New York gedüst - nicht etwa aus Betroffenheit, nein, vielmehr aus Mediengeilheit.


    Betroffenheit und Trauer ist der normalen Bevölkerung, den ganz normalen Menschen vorbehalten, sind es doch auch die, die die wirklichen Opfer bringen und dafür vielleicht nur ein hämisches Grinsen der wirklich Mächtigen ernten.


    Morgens ganz normal aus dem Haus zur Arbeit, mittags dann zu Staub verbrannt in den Trümmern des World Trade Centers.....

  • ...ich erinnere mich auch an die Gefühle, die ich hatte. Das reichte von Unglauben - so etwas KANN einfach nicht passieren - bis hin zur Angst, dass nun ein dritter Weltkrieg ausbricht. Und die Beklemmung. Ich hab Rotz und Wasser geheult, als ich die Menschen gesehen habe, die sich aus den brennenden Türmen gestürzt haben und ich versuchte, mir vorzustellen, was in ihnen vorging...

  • Ich habe da gerade einen Blogeintrag geschrieben, weil mir das Thema heute schon oft begegnet ist.
    Ich kann mich noch minutiös an den Tag vor fünf Jahren erinnern...: Dienstreise, eine sehr schöne und sehr erfolgreiche. Mir ging es prima. Auf dem Weg zum nächsten Einsatzort. Mit im Auto hatte ich eine Kollegin. Ich wollte im Hotel kurz einchecken und dann noch den freien Nachmittag für einen Ausflug nutzen und schwimmen gehen.
    Es muß kurz nach vier gewesen sein, als wir in einem kleinen thüringischen Dorf an einer Baustellen-Ampel, die es inzwischen nicht mehr gibt, stehen bleiben mußten (ich muß heute noch jedesmal an diesen Moment denken, wenn ich dort vorbeifahre) und es war für einen Moment leise genug, um das Radio zu hören.
    Dort sprach der Sprecher gerade davon, daß ein Turm des World Trade Centers nicht mehr stehen würde. Und danach wurde wieder Musik gespielt. Ein beschwingter Titel von Phil Collins oder etwas in der Art. Weder meine Kollegin noch ich konnten glauben, was wir da gehört haben. Es wirkte viel zu surreal, als das man es so glauben konnte.
    Nur wenige Minuten später war ich am Hotel. Und da wurde mir klar, daß da was ganz und gar nicht stimmt. Die Straßen waren leer, das Hotelpersonal war in auffallend gedrückter Stimmung. Es lag schon in der Luft irgendwie.
    Um zehn Minuten nach vier habe ich den Fernseher in meinem Hotelzimmer angemacht. Ich habe den zweiten Turm live zusammenbrechen sehen. 12 Stunden später habe ich den Fernseher erst ausgemacht und versucht ein paar Stunden zu schlafen.


    Ich kann mich noch genau an die Gefühle erinnern: nicht glauben zu können, was man da sieht. Es war so unfassbar, daß ich es immer wieder und wieder anschauen mußte, um es begreifen zu können. Das Gefühl, nicht schlafen gehen zu wollen, weil man nicht wußte, wie man die Welt vorfindet, wenn man wieder aufwacht. Was passiert jetzt noch?
    Irgendwie war ich geschockt, ein bißchen vielleicht sogar traumatisiert, auch wenn ich es nur von so weit weg gesehen habe... Tränen habe ich keine vergossen, das überkam mich erst ein paar Tage später.


    In den Tagen danach habe ich weiter meine Arbeit gemacht, aber irgendwie war es so, als ob die Welt die Luft angehalten hat. Die Perspektive hatte sich deutlich verschoben: was vorher noch so dringend und wichtig war, war mit einem Schlag eine nebensächliche Lapalie.


    Das Besinnen auf das wirklich wesentliche, auf das wirklich wichtige.... das ist etwas, was ich von diesem Tag sogar mitnehmen möchte. Carpe diem!

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Im Urlaub mit meinen Kindern am Pool gesessen, versammelten sich im Fernsehraum einige Gäste, verstummten, griffen sich an den Kopf, voller Entsetzen. Bevor ich dahin schlurfte, rief auch schon meine Muse per Handy an. Die nächsten Stunden verbrachte ich im Bungalow vor dem Fernseher, vollkommen paralysiert, während meine beiden Süßen draußen planschten.


    Entsetzen, Mitgefühl, Ohnmacht, später dann auch Hass. Das Unbefangene verschwand aus dem Urlaub.

  • Ich war einkaufen in der Stadt. Wusste also den ganzen Abend nichts, bis ich heimkam. Beim Abendessen kam dann der Bericht darüber im Fernsehen. Mir sind die Tränen gelaufen, ich war sehr betroffen damals. Die Bilder sind mir sehr zu Herzen gegangen.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Ich hab damals im Devisenhandel in einer Frankfurter Bank gearbeitet und hab das ganze sozusagen live im Fernsehen gesehen, da wir immer CNN im Hintergrund laufen hatten. Ich hatte morgens gerade meinen Aufhebungsvertrag unterschrieben und wollte eigentlich nur noch weg.


    Es war ziemlich schlimm für mich, weil ich vorher 2 1/2 Jahre lang ungefähr 200 Meter vom World Trade Center gewohnt hatte, ich bin da jeden Tag durchgelaufen und ich hatte immer noch Heimweh nach New York. Das World Trade Center war so etwas wie mein Anker und deshalb war es für mich so als würde mein Zuhause angegriffen angegriffen werden.


    Zum Glück ist keinem meiner Freunde und Kollegen etwas passiert. Meine Freundin/Kollegin ist noch lange im Büro geblieben (Wall Street), weil sie nicht weg konnte und ist dann irgendwann doch zu Fuss losgelaufen und hat mich irgendwann nachts angerufen, dass sie zu Hause angekommen ist.

  • Zitat

    Original von Heaven
    Habe gerade unterwegs im Autoradio gehört, dass 95% der Leute sich noch genau daran erinnern können was sie da gemacht haben. Verständlich.


    Da gibt es auch einen Fachausdruck dafür: Flashbulb memories.


    Allerdings gibt es auch Kritik daran. Es ist meist nicht überprüfbar, ob das was die Leute erzählen, wirklich stimmt. Es gibt einen Artikel zur Challenger-Katastrophe, der sich mit falschen Erinnerungen im Zusammenhang damit beschäftigt und dann gibt es noch eine Untersuchung mit Erdbebenopfern in San Francisco, bei der sich gezeigt hat, dass die Leute zwar glauben, dass sie sich genau an alles erinnern, dass sich aber mit der Zeit doch ziemliche Fehler in die Erinnerungen einschleichen, die den Leuten aber absolut nicht als falsch bewusst sind.

  • Ich war in einer Sitzung. Wir hatten gerade eine Kollegin zurück ins Büro geschickt; sie sollte eine Mail an eine andere Kollegin schreiben, die gerade in Washington war. Stattdessen kam sie außer Atem zurück und erzählte, es sei ein Flugzeug ins WTC geflogen. Wir haben gleich das Radio eingeschaltet - die Sitzung war gelaufen...

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Ich war mit meinem Mann beim Einkaufen, als ein Anruf per Handy kam. So haben wir von dem Anschlag erfahren. Wir sind sofort nach Hause gefahren und haben im Anschluss daran bis spät in die Nacht mit den Kindern vor dem Fernseher gehockt. Auch die nächsten Tage noch. Das war das erste Ereignis, dass meine Kinder ganz bewußt als extreme Bedrohung empfunden haben und ihre Angst war fast mit Fingern greifbar. Wir haben gerade in diesen Tagen sehr viel mit ihnen geredet und versucht, ihnen ihre Sorgen und Ängste ein wenig zu nehmen. Meine älteste Tochter kam auch heute wieder mit ihren Erinnerungen an diesen und die darauf folgenden Tage nach Hause.


    Einige Tage nach den Anschlägen hatte ich dann endlich Kontakt mit meiner Freundin, die zu dieser Zeit mit ihrer Familie in NY gelebt hat. Es waren sehr bedrückende mails, die wir ausgetauscht haben. Sie hatte nur noch den Drang, dort so schnell wie möglich weg zu kommen.

  • Ich hatte noch einen Tag Urlaub und habe meinen Koffer ausgepackt, der Fernseher lief. Ich war einen Tag zuvor, also am 10.Sept. aus New York zurückgekommen und am 5.09. noch auf dem WTC. Als ich die Bilder im Fernsehen sah, hat mich das total erschüttert und irgendwie konnte ich das gar nicht glauben. Da mir alles so präsent war, konnte ich mir das Ausmaß der Katastrophe gut vorstellen. Es war mein 2. NY-Besuch und ich weiss wie eng dort alles gebaut ist. Ich sehe heute noch den kleinen Platz davor und das Telefon mit dem ich meinen Freund angerufen habe. Der Ausblick vom WTC war gigantisch und besser als vom Empire State Building, weil man nicht das Absperrgitter vor der Nase hat. Ich habe bis 2 Uhr Nachts die Reportagen im TV verfolgt. Ich war froh wieder in Dtld. zu sein, zumal mein Besuch in NYC eigentlich erst ab 8.09. geplant war, ich ihn aber kurzfristig vorverlegt hatte. Habe abends noch an eine Deutsche aus unserer Unterkunft ne E-Mail geschickt, die gerade noch dort war. Sie antwortete mir auch und berichtete von der riesigen Rauchwolke über ganz NYC.
    Mittlerweile war ich schon wieder 2 x dort und auch am Ground Zero. Am schlimmsten sind die Tafeln, wo alle Namen der Verunglückten draufstehen. Und wenn man sich die Namen durchliest...



    LG Jana

  • Manches von jenem Tag erinnere ich noch sehr gut, manches ist mir nur sehr blass in Erinnerung geblieben, bzw. musste ich im Nachhinein anhand meines damaligen Lebensrhythmus' rekonstruieren.


    Morgens hatte ich einen Termin, der mich sehr angestrengt hatte, und ich schleppte mich um die Mittagszeit zurück in die 2er-WG, die ich damals bewohnte. Meine Mitbewohnerin empfing mich mit einem breiten Grinsen und verkündete, in meinem Zimmer warteten 2 Pakete auf mich. Ich war verwundert, hatte ich doch (bewusst zumindest) nichts bestellt - es waren die Freiexemplare meines allerersten Romans, und ich war komplett überwältigt vor Freude.
    Den Nachmittag hatte ich frei und kuschelte mich erst mal in meinen Sessel für ein Nickerchen, während meine Mitbewohnerin das Haus verließ.


    Es war so gegen 19 Uhr, ich saß noch etwas verpennt in der Küche zum Essen, als meine Mitbewohnerin völlig aufgelöst in die WG stürmte und mir die Ereignisse in New York schilderte. Ich saß wie versteinert da, das Brötchen noch auf halbem Weg zum Mund und dachte irritiert: "Was erzählt sie mir da eigentlich?" Eine Ewigkeit lang dachte ich, sie berichtet von einem Bruckheimer- oder Emmerich-Film, den sie mit ihrem Freund zusammen gesehen hatte, so surreal erschien mir das Ganze. Und von ihr hörte ich apolitischer Mensch zum ersten Mal den Namen "Bin Laden" und konnte rein gar nichts damit anfangen. Zögernd schaltete ich dann das Radio in der Küche ein und war fassungslos, dass es absolute Realität war.


    Da es ja ein Dienstag war, war ich für den Abend w.ü. mit einem Teil meiner damaligen Clique im Irish Pub zum Quizzen verabredet. Ich war froh, mich mit Bekannten treffen zu können, hoffte, mit ihnen darüber reden zu können, meinen Schock und meine Trauer teilen zu können.
    Da ich damals keinen Fernseher besaß, sah ich die ersten Bilder von 9/11 gegen 21 Uhr im Irish Pub, auf dem großformatigen Bildschirm dort. Wie hypnotisiert starrte ich auf die dort gezeigten Szenen, doch wirklich begreifen konnte ich es nicht (und zu einem kleinen Teil kann ich es auch fünf Jahre danach noch nicht).
    Vielleicht lag es daran, dass ich mit einigen Stunden Zeitverzögerung alles erfahren habe, vielleicht hat jeder so seine ganz eigene Art, mit solchen Ereignissen umzugehen. Aber was mir am meisten im Gedächtnis geblieben ist: ich hätte am liebsten geweint, mich mit meinen Bekannten im Arm gehalten, aber alle drei "Freundinnen" schienen relativ ungerührt, gingen einfach zur üblichen Ausgehroutine über, "Party all over", wollten auch nicht darüber reden - nur diese eine knifflige Frage im Quiz, die schien unglaublich wichtig zu sein...
    Wie gesagt: vielleicht war es ihre Art, damit umzugehen, es gar nicht erst ins Bewußtsein zu lassen.Mir kam es jedoch sehr herzlos vor und ich mir fehl am Platz.
    Im Rückblick war es ein Vorbote dafür, dass die Clique nicht mehr allzu lange Bestand haben würde - etwas über ein Jahr später traten rein private Ereignisse ein, die diese auseinanderbrechen lassen würden. Ich habe heute zu keiner dieser Person mehr Kontakt.
    Pflichtschuldigst tranken wir einen auf mein Buch, weil es von langer Hand so ausgemacht war, aber es war ein scheußliches Gefühl. Denn das, worauf ich so lange hingefiebert hatte, spielte plötzlich gar keine Rolle mehr.


    Für mich persönlich war es ein sehr extremer Tag und ich hatte lange Schuldgefühle, weil ich mich permanent fragte, was 9/11 für mich ganz persönlich bedeutete, obwohl ich ja keinen Bezug zu New York hatte. Aber ich glaube, das MUSS sogar so sein, dass ein solches Ereignis einen auf sich selbst zurückwirft, einen dazu zwingt, sich selbst und das eigene Leben aus einer anderen Perspektive zu sehen, Prioritäten neu zu ordnen. Deshalb kann ich bis heute den 11. September 2001 nie losgelöst von meinem eigenen Leben sehen, obwohl ich ja "eigentlich" nichts damit zu tun hatte.


    Dass ich damals nur an jenem Abend die Bilder sah, empfinde ich heute, fünf Jahre später teils gut, teils als Manko. Ich weiß nicht, warum jetzt - vielleicht, weil es gerade aufgrund des Jahrestages auf allen Kanälen Top-Thema ist - aber ich schaue mir gerade alles darüber an. Und auch wenn ich natürlich "weiß", dass es real passiert ist, so gibt es immer noch einen Teil von mir, für den die Bilder bis heute nicht wirklich fassbar sind. Als ob dieses grausame GEschehen die GRenzen meiner menschlichen Vorstellungskaft übersteigt.


    Was ich dieser Tage bei mir selber bemerkt habe: ich war und bin bis heute ein entschiedener Gegner von Bushs Feldzug gegen "den" Terror (was auch immer man darunter verstehen mag). Aber es hat fünf Jahre gebraucht, dass ich die Emotionen dahinter "verstehen", nachvollziehen kann. Ich glaube, als Nicht-Amerikaner, Nicht-NewYorker, Nicht-Augenzeuge kann man die Wut, die Abscheu, ja auch den Haß nicht wirklich verstehen, den dieser Terroranschlag ausgelöst hat. Heute verstehe ich, wie sehr es sich nach dem Beginn eines Krieges gegen das eigene Land angefühlt haben muß...
    Und mir ist auch klar geworden, dass es nicht "nur" ein Terroranschlag war. 9/11 war von den Attentätern sehr bedacht und mit großer Symbolkraft inszeniert worden. Entführte Flugzeuge ausgerechnet ins WTC und ins Pentagon zu richten (Flugzeug Nr. 4 war womöglich ins Weiße Haus geplant) - das ist schon ein deutliches Signal gegen die Nation der USA und ihre Werte, ihre "Heiligtümer". Man kann natürlich spekulieren, wie unsere Wahrnehmung und Bewertung dieses Tages wäre, wäre das WTC stehengeblieben... Und ich merke selbst, dass ich bis heute 9/11 fast ausschließlich mit dem WTC assoziiere.

  • Ja, weiß ich noch.
    Ich war in der Bücherei und war total verdutzt, weil ausnahmsweise mal keine megariesige Schlange an der Bücherausgabe war.
    Die tummelten sich nämlich alle vorm TV.
    Ich bin dann nach Hause und habe ein stilles Haus vorgefunden, was damals total unnatürlich war, denn zu der Zeit wohnten meine Schwester, ich und mein Bruder zu Hause, irgendwas war also immer los. Nun ja an dem Tag nicht, es herrschte Stille.
    Ich bin dann ins Wohnzimmer und da saßen sie alle gebannt vorm TV, ich wollte erst fragen, was denn los sei, da sah ich, wie dieses Flugzeug ins WTC krachte. Ich mußte mich erstmal setzen.

  • Ich musste meinen Vater ungeplant zum Arzt fahren. Während der Fahrt haben wir die Nachricht im Radio gehört.
    Während mein Vater beim Arzt war bin ich im Auto sitzen geblieben und habe weiter Radio gehört.
    Es war so unvorstellbar.
    Zudause habe ich dann sofort den Fernseher angemacht und die Berichterstattungen verfolgt.
    Das Ganze war irgendwie so unwirklich..........so unfassbar.


    Es ging mir wie Silke - die Bilder, als die Menschen sich aus den Fenstern gestürzt haben, waren schrecklich.

  • Zitat

    Es ging mir wie Silke - die Bilder, als die Menschen sich aus den Fenstern gestürzt haben, waren schrecklich.


    Ja das war furchtbar. Man kann sich nicht vorstellen, welche Angst die Menschen hatten und was in ihnen vorging, als sie diesen Weg gewählt haben.
    Ich denke, dass man das selbst in den Bildern nur schwer erfassen kann, was dort vor sich ging. Und einem selbst fehlen die Worte, um seine Gefühle zu beschreiben.