'Teufelsmühle' - Dritter Teil

  • Ist hier noch gar keiner gelandet? *umguck* Dabei lese ich dieses Mal doch schon sehr langsam - für meine Verhältnisse. ;-)


    Also gut, dann fange ich halt an!


    Wir sind also wieder im 16. Jh. Erschreckend, die Geschichte, wie Geert Vortkamp zum Mörder wird - aus welchen Gründen - und wie es gelingt, die Geschichte zu vertuschen. Das Ganze ist mir zwar absolut unnachvolziehbar - auf der anderen Seite war ja auch jede Menge Alkohol mit im Spiel.


    Ich frage mich aber, was diese düstere Episode im Leben des Geert Vortkamp mit den weiteren Ereignissen zu tun hat - außer der Tatsache, daß ihn Gerwing von nun an in der Hand hat. Aber das reicht ja eigentlich auch schon.


    Geert Vortkamp wird mir im übrigen mit allem weiteren, was ich über ihn erfahre, immer unsympathischer. Ein Loser, wie er im Buche steht. Ein eifersüchtiger, jähzorniger, unbeherrschter und trunksüchtiger Loser.


    Endlich zeigt sich übrigens die wahre Identität Vernholts... und einiger seiner Spießgesellen. Interessante Wendung der Geschichte.


    Was ich sehr berührend und...ja, auch empörend... fand, war die traurige Geschichte von Ambros Mutter. Ich bin gespannt, ob wir im weiteren Verlauf des Buches noch mehr über sie erfahren werden.


    Dies ist auch ein Punkt gewesen, in dem mir Vortkamp extrem unsympathisch war. Allerdings waren die Menschen in diesen Dingen damals wohl auch simpler gestrickt als heutzutage.


    Der Abschnitt endet mit den Rauchwolken in Ahlbeck und ich bin schon sehr gespannt, was sich dort während Marias "Besuch" bei Gisela zugetragen hat.


    Jetzt geht es aber erst mal wieder im 19. Jh. weiter...

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Batcat
    Geert Vortkamp wird mir im übrigen mit allem weiteren, was ich über ihn erfahre, immer unsympathischer.


    ...


    Was ich sehr berührend und...ja, auch empörend... fand, war die traurige Geschichte von Ambros Mutter. Ich bin gespannt, ob wir im weiteren Verlauf des Buches noch mehr über sie erfahren werden.


    :write


    Im ersten Teil hat mir Geert sehr leid getan, weil ich dachte, er ertränkt seinen Kummer im Alkohol und hat keine Freude mehr am Leben. Stimmt zwar schon irgendwie, aber jetzt ist er ja eigentlich selbst schuld an der Misere. Zwar sieht er im Nachhinein seine Fehler, aber trinken und vergessen alleine hilft nicht, da muss man schon die Ärmel hochkrempeln und zumindest versuchen, zu retten, was zu retten ist... :fetch


    Ambros Mutter - ich würde auch gerne noch mehr über sie erfahren!!! Zwar weiß man jetzt, was da vor einigen Jahren passiert ist, aber von ihr als Person noch nicht so richtig viel. Ob sie so geheimnisvoll bleibt?

  • Zitat

    Original von Batcat
    Geert Vortkamp wird mir im übrigen mit allem weiteren, was ich über ihn erfahre, immer unsympathischer.


    :write

    Zitat

    Original von milla
    Im ersten Teil hat mir Geert sehr leid getan, weil ich dachte, er ertränkt seinen Kummer im Alkohol und hat keine Freude mehr am Leben. Stimmt zwar schon irgendwie, aber jetzt ist er ja eigentlich selbst schuld an der Misere. Zwar sieht er im Nachhinein seine Fehler, aber trinken und vergessen alleine hilft nicht, da muss man schon die Ärmel hochkrempeln und zumindest versuchen, zu retten, was zu retten ist... :fetch


    Wo ich das jetzt grad von euch zweien gelesen habe, machte es irgendwie klick bei mir...ich denke, dass Geert Vortkamp, der ja immer wieder vorkommt und eine nicht unwichtige Rolle spielt, der Grund ist, warum das Buch und ich nicht zusammenfinden konnten, da er mich zu sehr an eine Person erinnert, die mir äußerst wichtig ist und die den Alkohol auch nicht aufgeben mag. Da dies ziemlich wehtut, habe ich wohl auch das Buch abgelehnt...
    Denn es ist schon seltsam bei mir, dass ich gar nicht weiß, was ich von einem Buch halten soll, was mir gefällt und was nicht...

  • Zitat

    Original von milla Im ersten Teil hat mir Geert sehr leid getan, weil ich dachte, er ertränkt seinen Kummer im Alkohol und hat keine Freude mehr am Leben. Stimmt zwar schon irgendwie, aber jetzt ist er ja eigentlich selbst schuld an der Misere. Zwar sieht er im Nachhinein seine Fehler, aber trinken und vergessen alleine hilft nicht, da muss man schon die Ärmel hochkrempeln und zumindest versuchen, zu retten, was zu retten ist...


    Ich muss gestehen, dass es mich freut, wie sehr Geert die Gemüter erregt und die Meinungen spaltet. Das beweist mir, dass er als ambivalente und zwiespältige Figur so rüberkommt, wie ich es gehofft hatte. Dass diese Figur einigen zu nah an der persönlichen Realität ist und dadurch der Lesespaß gemindert wird, ist zwar schade, lässt sich aber vermutlich nicht vermeiden ...

  • Zitat

    Original von Pelican Das Gespräch zwischen Krechting, Rothmann und dem Ahlbecker Priester fand ich sehr schön herausgearbeitet.


    Bei dem Krechting im Roman handelt es sich um den aus Münster entkommenen Heinrich Krechting, nicht um Bernd Krechting, der ja zur Zeit der Handlung gefangen war und wenig später hingerichtet wurde. Der obige Link führt zum "falschen Bruder".


    Zitat

    Welche Quellen hast Du dazu benutzt, den Konflikt innerhalb der Münsterschen Wiedertäufer herauszuarbeiten?


    Da über den Verbleib Rothmanns nichts bekannt ist und er sich nicht wieder zu Wort gemeldet hat, beruht der Dialog zum großen Teil auf meinen Mutmaßungen (siehe Prolog: ich behaupte nicht, dass es sich so zugetragen hat, aber ich halte es für möglich, dass es sich so zugetragen haben könnte). Während Rothmann zu Beginn des Täufertums in Münster der Wortführer und Wegbereiter war, die starke Persönlichkeit, so ist er später ins zweite Glied zurückgetreten. Jan van Leiden hatte nun das Sagen, aber seine Worte und Werke (der Pomp des Königs, die teilweise Willkür seiner Taten und Exekutionen, seine diversen Ehefrauen etc.) widersprechen in vielen Dingen den Aussagen und Ansichten, die der Stoiker und wenig weltlich denkende Rothmann zuvor vertreten hat. Zwar hat Rothmann z. B. die vom König eingeführte Polygamie verteidigt, aber seine Verteidigung klingt ziemlich halbherzig. Nach der Niederlage der Täufer könnte also bei Rothmann die Einsicht gekommen sein, übers Ziel hinausgeschossen zu sein. Was allerdings nicht zu beweisen ist.

  • Da war wohl meine Freude zu groß, Krechting bei Wikipedia gefunden zu haben.


    Hier ist der Link zu Heinrich Krechting


    Wenn ich Dich richtig verstanden habe, hast Du also Rothmanns Rückzug ins zweite Glied und seine wenig überzeugende Argumentation so interpretiert, daß bei ihm ein Prozess des Umdenkens eingesetzt hat, den Du ja auch im Gespäch aufzeigst. Vielen Dank für die Erklärung, das finde ich sehr interessant!

  • Ich mußte den dritten Teil gestern noch fertig lesen, weil ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Geert ist für mich eine Person, die sich permanent selbst im Weg steht. Er wird mir aber trotz allem nicht unsympathisch, ich habe eher Mitleid mit ihm, daß er trotz aller Versuche nicht aus seiner Haut kann.


    Der dritte Teil hatte für mich echten Page-Turner-Charakter, ich habe mich über die politischen Informationen gefreut und die spannend erzählte Geschichte der beiden verfeindeten Familien.


    Mal sehen, wie's im vierten Teil weitergeht!

  • Ich habe gestern Abend auch noch den dritten Teil beendet. Die verschiedenen Erzählstränge gefallen mir immer besser.


    Geert Vortkamp empfinde ich als sehr schwierige Person. Mit sich selbst nicht im Reinen, die Frau vertrieben, den Sohn schlagend und dem Alkohol zu sehr zugeneigt. Die Rechtfertigung der Schläge vor sich selbst und die Behauptung, die Frau und das Kind ja zu lieben und darum / trotzdem zu schlagen, kann ich nicht nachvollziehen. Wobei mir bewußt ist, daß viele Schläger dieses Argument anführen.


    Das Verhältnis zwischen zwischen Maria und Guus bleibt für mich noch sehr unverständliche. Ich bin sehr gespannt, wie sich dies weiter entwickelt.


    Die Entwicklung um die Widertäufer ist sehr spannend geschildert, wobei mir noch nicht klar, in wie weit der Dorfpfarrer dazu gehört.


    Ich freue mich auf den vierten Teil ab heute Abend.

  • Hm...bin jetzt auch hier angekommen und muß zugeben, dass ich mir selbst noch nicht einig bin, wie ich zu Geert Vortkamp stehe...


    Aber ich bin ja auch gerade erst knapp über den Mord am Anfang des dritten Teils hinaus.


    Habe aber mal wieder eine Frage: unehrenhafte Berufe...da wüßte ich noch, dass Henker dazu zählten und Hübschlerinnen...aber wieso Schäfer und Müller?

  • Zitat

    Original von Ina
    Ich habe gestern Abend auch noch den dritten Teil beendet. Die verschiedenen Erzählstränge gefallen mir immer besser.


    Geert Vortkamp empfinde ich als sehr schwierige Person. Mit sich selbst nicht im Reinen, die Frau vertrieben, den Sohn schlagend und dem Alkohol zu sehr zugeneigt. Die Rechtfertigung der Schläge vor sich selbst und die Behauptung, die Frau und das Kind ja zu lieben und darum / trotzdem zu schlagen, kann ich nicht nachvollziehen. Wobei mir bewußt ist, daß viele Schläger dieses Argument anführen.


    Glaub ich nicht, dass er die eigene Frau vertrieben hat. Ich denke mal, sie wird fremdgegangen sein...und damit ging es für Geert bergab...und er war drauf und dran, seinen Verstand in Tat und Wahrheit zu versaufen. Er scheint ein sehr simpel "gestrickter" Mensch zu sein, unfähig, seine Gefühle richtig zu artikulieren und auszubalanchieren und dessen einziger Halt seine Frau gewesen ist...und dann passiert sowas leider... auch heutzutage noch immer wieder.


    Zitat

    Das Verhältnis zwischen zwischen Maria und Guus bleibt für mich noch sehr unverständliche. Ich bin sehr gespannt, wie sich dies weiter entwickelt.


    An der Stelle, wo sich die Beziehung entwickelt hatte, bin ich auch gerade. Viel mehr kann da doch eigentlich jetzt nicht mehr kommen, wenn ich richtig gelesen habe? Guus ist doch aller Wahrscheinlichkeit nach tot?


    Edit: uih, jetzt bin ich gerade bei der Stelle, wie sich der Grundstein der Feindschaft zwischen den Familien von Geert, Guus und dem Schulzen gebildet hat...durch die Eheschließungen also :wow


    Zitat

    Die Entwicklung um die Widertäufer ist sehr spannend geschildert, wobei mir noch nicht klar, in wie weit der Dorfpfarrer dazu gehört.


    Er gehört dazu, wenn ich das richtig interpretiert hab. Bist Du noch nicht an der Stelle, wo sich die 3 im Krummhaus treffen?


    Zitat

    Ich freue mich auf den vierten Teil ab heute Abend.


    Jo, das Buch bleibt wirklich an jeder Stelle spannend. Hoffe auch, noch etwas Zeit zu finden heute, um weiter zu lesen.


    :wave

  • Hallo Ikarus,


    zu Geert bin ich auch nach beenden des Buches noch immer der Meinung, daß er seine Frau vertrieben hat und diese nicht fremd gegangen ist. Ich hatte den Eindruck, daß dies Geert auch im Gesrpäch mit Ambrs und Maria klar geworden ist.


    Das Treffen der Männer im Krummhaus habe ich schon gelesen, ich halte den Dorfpfarrer aber eher für einen Sympathisanten denn einen wirklich beteiligten.


    LG, Ina :wave

  • Hallo Ina,


    jo, mein Eindruck hat sich auch schon wieder relativiert. Ich bin gerade an der Stelle, wo Geert die ganze Geschichte aus seiner Sicht Ambros und Maria erzählt...bin aber noch nicht ganz fertig und melde mich dann nochmal zu dem Thema.


    :wave


  • :write


    War schon bewegend wie Geert seinem Sohn Ambros die Wahrheit erzählte. Ob er die auch erzählt hätte wenn ihn Maria nicht gedrängt hätte?


    Jetzt im Nachhinein stelle ich fest, dass mich das Tagebuch des Hermann langweilt. Er erzählt mir zu geschwollen (was wohl für die damalige Zeit richtig ist) und labert zu viel Nebensächliches. Erwische mich immer wieder an unwichtigen Stellen nur noch quer zu lesen. Ist doch eher nicht so mein Ding.


    Aber Hut ab, Mani, wie du dieses gestakste Reden hinbekommen hast! ;-)

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Zitat

    Original von Heaven
    War schon bewegend wie Geert seinem Sohn Ambros die Wahrheit erzählte. Ob er die auch erzählt hätte wenn ihn Maria nicht gedrängt hätte?


    Ja, das war es. Ich habe meine Zweifel, ob er es auch ohne Marias Drängen erzählt hätte, aber der Beziehung zu seinem Sohn wird diese Offenheit guttun. Sicher kommt Geert auch ein bißchen mit sich ins Reine, wenn es sich dieser Situation stellt und seinen Anteil am Geschehen anerkennt.

  • Zitat

    Original von Heaven Jetzt im Nachhinein stelle ich fest, dass mich das Tagebuch des Hermann langweilt. Er erzählt mir zu geschwollen (was wohl für die damalige Zeit richtig ist) und labert zu viel Nebensächliches. Erwische mich immer wieder an unwichtigen Stellen nur noch quer zu lesen. Ist doch eher nicht so mein Ding. Aber Hut ab, Mani, wie du dieses gestakste Reden hinbekommen hast! ;-)


    Quer lesen?! Ich muss doch sehr bitten ;-) Es könnte sein, dass dabei einiges verloren geht, denn vor lauter Liebespein vergisst Hermann nicht, über diverse Indizien und Hinweise zu stolpern, die für den folgenden Teil nicht ohne Bedeutung sind.
    Was Hermanns Schreibstil angeht: Natürlich habe ich versucht, den Stil der Zeit möglichst getreu wiederzugeben, ohne dass es dadurch unleserlich wird. Die Ich-Erzählung zwingt dazu, und Hermanns Charakter tut ein Übriges. Das Spielen mit diesen Stilen hat mir beim Schreiben viel Spaß bereitet, und ich hoffe, dass es dem/der ein oder anderen Leser/-in ähnlich geht.