Hans Magnus Enzensberger - Josefine und ich

  • Titel: Josefine und ich
    Autor: Hans Magnus Enzensberger
    Seitenzahl: 147
    Verlag: Suhrkamp
    Erschienen: Juni 2006
    ISBN: 3518418211
    Preis: 15,00 EUR


    Inhalt:
    Eine geradezu unheimliche Begegnung: Joachim, ein durchaus vernünftiger junger Mann von dreißig Jahren, erfolgreicher Wirtschaftsexperte, gerät im Herbst 1990 in die Fänge einer rätselhaften, herrschsüchtigen alten Dame, die mit ihren 75 Jahren auf eine stolze Karriere als Sängerin zurückblickt. Diese Frau kennt keine Selbstzensur. Josefines Ansichten, die sie ohne Rücksicht auf Konvention und Logik vertritt, empören und faszinieren ihn. Was steckt hinter ihren schillernden Erzählungen? Phantasiert Josefine? Lügt sie? Kann sie überhaupt singen? Wovon lebt sie, und welche Rolle spielt ihre greise polnische Dienerin Fryda? Joachim, der sie seit ihrer ersten Begegnung regelmäßig besucht, wird zum Detektiv, zum Forscher; aber zugleich sieht er sein eigenes Leben und Denken von dieser liebenswürdigen, aber »militanten Konservativen« in Frage gestellt. Als der Erzähler zwanzig Jahre später auf das Tagebuch stößt, in dem er damals von seinem josefinischen Abenteuer Rechenschaft abgelegt hat, gesteht er: »Ich vermisse diese Ohrenbläserin. So viel Haltung. So wenig Sentimentalität.
    (Quelle: www.amazon.de)


    Autor:
    Hans Magnus Enzensberger, geboren 1929 in Kaufbeuren, lebt heute in München. Seit einiger Zeit schreibt der Autor auch Kinder- und Jugendbücher. Sein Buch "Der Zahlenteufel" wurde mit dem 'Luchs' ausgezeichnet. 1963 erhielt Hans Magnus Enzensberger den Georg-Büchner-Preis.


    Meine Meinung:
    Ist das wirklich Enzensberger der diese Erzählung geschrieben hat? Von dieser Seite kennen wohl die wenigstens Enzensberger. Die hier vorgelegte Erzählung ist ein sensibles Buch, frei von jeglicher Provokation, die ja Enzensberger ansonsten nicht unbedingt unbekannt ist. Es ist auch ein nachdenkliches Buch. In keinem Fall ist es aber resigniertes Alterswerk. Es verwundert etwas, dass Enzensberger die größte Distanz zu seinem Ich-Erzähler Joachim aufbaut. Die fünfundsiebzigjährige Josefine dagegen ist dem Leser schon nach wenigen Seiten vertraut. Die beeindruckendste Person dieses Buches ist aber ohne Frage Fryda, die als Jüdin unter falschem Namen schon während des Dritten Reiches im Dienste der Sängerin Josefine stand. Die beiden Frauen sind offenbar in einer wahren Hassliebe miteinander verbunden und gehen nur heimlich ihrer Leidenschaft nach: Das Anschauen von Fußballspielen im Fernsehen. Die deutsche Literatur wäre ohne Enzensberger ohne Frage ärmer, viel ärmer sogar.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.