'Lavendelblues' - Seiten 087 - 168

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  • Das, Petra, ist die große Frage, die immer und immer wieder mit verschiedenen Worten gestellt wird.
    Das Hinterhältige an Klischees ist ja, dass sie so oft stimmen. Warum soll der Schriftsteller sie unbedingt meiden? Sie gehören zum Leben und also auch zu Büchern über das Leben. Die Frage ist also nicht, ob du mit Klischees arbeitest, sondern WIE.
    Und das ist in meinen Augen eben die große Kunst.
    Wer mit Klischees arbeitet, diese jedoch nicht hinterfragt, sondern unreflektiert und womöglich noch als Axiome übernimmt, begibt sich auf einen Pfad, der trivial genannt wird. Das heißt aber bei Leibe nicht, dass man Klischees unbedingt vermeiden muss. Man kann/soll/muss/darf sich mit ihnen auseinander setzen.


    Edit: Und hier verläuft meiner Ansicht nach eine Trennlinie zwischen guter Unterhaltung und Trivialliteratur.

  • Petra - auf die Gefahr hin, dass dir die Antwort jetzt nicht wirklich hilft: Ich denke, die Mischung macht's. In einem "normalen" Unterhaltungsroman müssen sicherlich viele Klischees bedient werden, ohne dass die LeserInnen es merken. Und dann gibt's ja immer noch verschiedene Möglichkeiten, mit Klischees umzugehen, nämlich sie entweder zu brechen oder sie zu überzeichnen. Was dann die ideale Mischung ist... tja... kommt drauf an...

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Das ist ja eine "schöne" Überraschung: Bruni geht es auch dreckig! Mir geht es da wie Dahlia, ich verstehe Bruni überhaupt nicht: da wa sie bis zur Rente eine selbstständige Geschäftsfrau....und nun läßt sie sich von diesem Cesar so ausnutzen. Der fährt mit seiner Mami lieber nach Vichy zur Kur weil er das ja schon seit 30(!!) Jahren so macht :wow Und Bruni: sie lebt so dahin und hat keine rechte Freude mehr.


    Die arme Dahlia hat es ja nicht wirklich leicht, sogar im Urlaub wird ihr mitgeteilt, dass sie Insolvenz anmelden soll! In 3 Monaten wäre sie Pleite!


    Der Gemeinderettungsabend war ja wundervoll klischeemäßig. Es gibt nichts was man nicht mit gutem Essen, Trinken und Musik regeln kann! ..... obwohl, ich muß gestehen: ich mag das! Nach dem Motto: heute stehen wir am Abgrund, Morgen sind wir schon einen Schritt weiter.. :lache


    Bruni macht Nägel mit Köpfen. Endlich sind ihr die Augen geöffnet worden über ihren ach so tollen Cesar :yikes Ein richtiges Muttersöhnchen...aber was soll's? Wo die Liebe hinfällt :knuddel1 Sie erkennt, dass sie ihm nicht wichtig ist und .......zieht aus!


    Auch für Estelle wird's aufregend(?): Yves ist da....

  • Zitat

    Original von Petra
    Man kann es weitertreiben: Wie würde ein Roman wirken, der von Peter van Cronenburg geschrieben würde?


    In dem Fall solltest Du mit einem guten Bildbearbeitungsprogram über Dein Avatar drübergehen! :lache


    Zum Thema Frauenroman: Hm. Hm. Und nochmals Hm. Als "Frauenroman" qualifiziere ich ja gerne so Hera-Lind-Sachen ab. Für mich ist der Begriff eher negativ behaftet. Dabei umfasst der Begriff ja eigentlich viel mehr, als diese oberflächlich-seichten Kitschromane (nur was genau, darüber reden wir uns hier ja noch die Köpfe heiß). ;-)


    Ich mag das Wort auch nicht sooo gerne verwenden. Denn viele Frauen schreiben Romane, die definitiv keine "Frauenromane" sind. Und ebensoviele Männer schreiben Bücher, die welche sind.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von bibihexe76


    S. 100 mittig "Weißer Kalksteinkarst mit unendlich scheinender Garrigue duftet im Sonnenglast nach wildem Thymian und Stechwacholder. Das Wasser verschwindet hier in den gouffres, unterirdischen Höhlen und Flussarmen. Ab und zu treffen wir auf Schafe. Ein verhutzelter Alter kommt uns winkend auf einem frisierten Mofa entgegen und verwechselt die Straßenseiten, weil es keine gibt. Die Straßen bilden mit den grauweißen, dicht geschichteten Steinmauern Spinnennetze um heruntergewirtschaftete Höfe und winzige Dörfer. Angeblich wurden manche Mauern noch von den Römern gebaut, die Straßen machen den gleichen Eindruck."


    Dieser Absatz und noch einige andere haben mich eher gestört, weil sie mich aus der Geschichte herausgebracht haben. Die Autorin schildert jedes Detail der Umgebung, ich will doch aber wissen, wie es mit den Mädels weitergeht. Das hat mich irgendwann gelangweilt und ich hab diese Passagen überflogen.


    Auf S. 154 war ich verwundert, dass Dahlia nicht mitkriegt, dass Zylerstein sich so genau nach Mme. Frédéric erkundigt, weil sie diejenige ist, die ihn gerettet hat. Überhaupt, Dahlia brauchte so manchen Anschubser.


    Hab ichs nicht geahnt, Brunis Postkarten sind nur Schönmalerei, diesem César hätte ich was erzählt, mit Mutti in Kur fahren und dann nicht gestört werden wollen. Da fand ich Bruni nicht stimmig gezeichnet, denn vorher wurde berichtet, dass sie anpackend und optimistisch war, und hier verkriecht sie sich, anstatt Französisch zu lernen und die Freiheit zu genießen. Nee nee...


    Estelle fand ich fürchterlich zickig und egoistisch, wie kann sie einfach den Ort verlassen, wo Yves zu ihr kam? Erst beschwert sie sich, dass er nie anruft und dann das. :wow

  • Zitat

    Original von geli73
    Estelle fand ich fürchterlich zickig und egoistisch, wie kann sie einfach den Ort verlassen, wo Yves zu ihr kam? Erst beschwert sie sich, dass er nie anruft und dann das. :wow


    Ja, das fand ich auch unmöglich - vor allem, weil es ja nicht nur um ihr eigenes Ego geht, sie zieht ihre Freundinnen ja auch mit rein, weil sie zusammen zurückfahren. :fetch

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich habe das Buch gestern zu Ende gelesen. Jetzt werde ich erst einmal meine Zettelchen abarbeiten.


    S. 87: "Ich bin ein Turm, müde geworden, in dieser Erde festzustecken, müde geworden, mich nach oben recken zu müssen, müde von meiner Stärke und dem Schutz, den andere in mir suchen." Diesen Satz fand ich recht schön. Drückt das Gefühl gut aus und ist durch interessante Bilder ausgedrückt.


    S. 134: Die Stelle, an der Estelle singt und der Mann Akkordeon spielt: Solche Szenen waren mir etwas zu lang. Ich kann damit einfach nicht viel anfangen. Irgendwann habe ich sie eher überflogen. Die Beschreibungen waren mir zu ausführlich und haben die Geschichte nicht weitergebracht.


    S. 149: Estelle verbietet Yves sie anzurufen und ist dann sauer, dass er es nicht trotzdem macht. Mensch Mädel! Wie alt bist du? Wie lange kennst du schon die Männer? Und: sie weiß ja, dass er "zu gut" ist, dass er macht, was sie sagt.


    S. 155: Hier hat mir eine Stelle gut gefallen: "[...] in unseren Breiten müsste erst ein kosmisches Riesengebläse den Staub von den Seelen blasen. Himmlisches Großreinemachen [...]" Hier zeigt sich ein Humor, der mir gefällt.

    Ronja



    "Braucht's des?!"
    (Gerhard Polt)

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  • So, mittlerweile bin ich auch weitergekommen. Die letzten Tage waren sehr, sehr stressig, daher sorry, dass ich mich erst jetzt wieder melde. :-)


    Das Buch gefällt mir immer noch ausnehmend gut. Ich schwelge richtig in der Sprache.


    Dahlia und Estelle sind nach Südfrankreich gefahren, um Bruni zu besuchen und stellen fest, dass es mit der Idylle nicht so weit her ist, wie Bruni es dargestellt hat. Aber gerade bei der letzten Karte war klar, dass da etwas nicht stimmen kann, es war einfach zu schwärmerisch.


    Hm, bei Estelle bin ich zweigeteilt. Sie ist natürlich teilweise sehr zickig, aber andererseits kann ich es auch verstehen, dass sie sehr frustriert ist. Eine gute Freundin von mir ist Sängerin, und keine Engagements zu finden, die dem eigenen Können gerecht werden, kann wirklich zermürbend sein. Estelles Verhalten Yve gegenüber (den ich übrigens sehr gerne mag) zeigt von Anfang an, dass sie mit sich selbst, bzw. ihrem Leben unzufrieden ist.


    Die Landschaftsbeschreibungen während der Reise sind sehr schön. Auch die Szenen im Dorf gefallen mir. Zu dick aufgetragen finde ich es nicht, eher zum Buch passend und stimmungsvoll.


    Zitat

    Auf S. 154 war ich verwundert, dass Dahlia nicht mitkriegt, dass Zylerstein sich so genau nach Mme. Frédéric erkundigt, weil sie diejenige ist, die ihn gerettet hat. Überhaupt, Dahlia brauchte so manchen Anschubser.


    Das fand ich jetzt nicht so abwegig. Für Dahlia liegen da ja einige Wochen mit großen Sorgen zwischen. Als Leser ist einem die Geschichte da natürlich präsenter.

  • Hallo Laila,

    Zitat

    Original von Laila
    Sie ist natürlich teilweise sehr zickig, aber andererseits kann ich es auch verstehen, dass sie sehr frustriert ist. Eine gute Freundin von mir ist Sängerin, und keine Engagements zu finden, die dem eigenen Können gerecht werden, kann wirklich zermürbend sein. Estelles Verhalten Yve gegenüber (den ich übrigens sehr gerne mag) zeigt von Anfang an, dass sie mit sich selbst, bzw. ihrem Leben unzufrieden ist.


    Interessant, dass diesen Sachverhalt jemand so sieht. Künstlerisch keine Anerkennung zu finden, erschüttert einen ja in den Grundfesten der Persönlichkeit. Man stelle sich vor, wir müssten bei einem Seifenkocher betteln, unsere Bücher zu drucken :lache
    Schöne Grüße,
    Petra

  • Mit der Reise zu Bruni gefiel mir das Buch besser, da kam die Geschichte endlich in Gang. ;-)


    Dass Bruni in ihrer neuen Heimat doch nicht so glücklich ist, hat mich nicht wirklich überrascht, aber ich hätte gern noch mehr über sie erfahren. Und auch über ihren Partner, wie er war, als er sie so begeistert hat, dass sie im gefolgt ist.


    Auch über die drei Freundinnnen hätte ich mir noch mehr Informationen gewünscht, z.B. woher kennen sie sich? Schließlich ist Bruni doch wesentlich älter und alle drei haben verschiedene Berufe. Oder habe ich da was überlesen?


    Dahlias Zusammenbruch war mir zu dick aufgetragen, nach Estelles Ohnmachtsanfall, war mir eine zweite Ohnmacht zu viel.


    Brunis Dorf und die Festvorbereitungen waren wunderbar beschrieben, da habe ich alles richtig vor mir gesehen. Gleichzeitig war mir die Geschichte mit den ach-so-kreativen und ach-so-hilfsbereiten Dorfbewohnern aber zu märchenhaft.

  • Zitat

    Original von Ines
    gerade bei Bruni ist es mir sehr leicht gefallen, aus ihr einen Bruno zu machen. Nicht zugeben können, dass man gescheitert ist.


    Ich halte das für menschlich, nicht für männlich oder weiblich. :-)


    Zitat

    Beruflich Misserfolge bringen noch immer eine ganze Reihe von Frauen dazu, sich auf das Familliäre zurück zu ziehen.


    Es ist noch viel schlimmer: Die in Deutschland noch immer von weiten Teilen der Gesellschaft getragene Ideologie des "Heimchen am Herd" bietet Frauen die gewaltige Chance, das Risiko des Scheiterns von vornherein zu meiden: Frau macht Schule, Uni/Ausbildung, arbeitet ein bissel, dann widmet sie sich der Familie, als opfere sie die besten Jahre ihres Lebens, kriegt dann die Motten, läßt sich scheiden, versucht, dem Vater die Kinder und den Kindern den Vater zu entziehen (damit die Lebenslüge nicht auffliegt) und zuppelt dann mit neuem Partner, Teilzeit, oft auch neuer Familie weiter vor sich hin. Das ist Standard, und die kurzzeitigen Ausbrecherinnen glauben auch noch, das sei Emanzipation. :rolleyes


    Keine von Petras Figuren handelt so. Dahlia, Estelle und Bruni Frauen sehen sich als Individuen. Stehen eigentlich auf eigenen Beinen. Und Bruni, die dann doch ein spätes "Frauenglück" gesucht hat, fällt so richtig auf die Schnauze -- gut so! :lache

  • Hallo Iris,
    ich freu mich, dass du nach deinem Stress noch vorbeikommst!

    Zitat

    Original von Iris
    Keine von Petras Figuren handelt so. Dahlia, Estelle und Bruni Frauen sehen sich als Individuen. Stehen eigentlich auf eigenen Beinen. Und Bruni, die dann doch ein spätes "Frauenglück" gesucht hat, fällt so richtig auf die Schnauze -- gut so! :lache


    Haha... vielleicht ist das endlich das schlagende Argument, dass ich gar keine Frauenromane schreiben kann. :knuddel1
    Schöne Grüße,
    Petra

  • Zitat

    Original von Petra
    Haha... vielleicht ist das endlich das schlagende Argument, dass ich gar keine Frauenromane schreiben kann. :knuddel1


    Würde ich so nicht sagen -- ein wenig anders geartete eben.


    So jetzt muß ich Katzenfutter kaufen gehen, der Kater macht sich auf (!) meinem Tisch breit und krakeelt. Trockenkrümel allein findet der junge Mann höchst unbefriedigend.
    Und ich habe ja Urlaub! :hop

  • Zitat

    Original von Petra
    Haha... vielleicht ist das endlich das schlagende Argument, dass ich gar keine Frauenromane schreiben kann. :knuddel1
    Schöne Grüße,
    Petra


    Hallo Petra,
    mich hat das Thema Frauenroman so sehr interessiert, dass ich einen eigenen Thread dazu aufgemacht habe, schau doch mal bitte hier, klick

  • Zitat

    Original von Eli
    @ Petra
    Die Kapitelüberschrift "Anderswelten" auf S. 96 hat mich neugierig gemacht. Hat das noch eine andere, weitreichendere Bedeutung?


    Das ist tatsächlich eigentlich ein Wortspiel aus dem Französischen, die "autre monde" ist mehr als eine "andere Welt", der Begriff kommt aus den keltischen Traditionen, wo die Anderswelten einen Zwischenbereich bezeichnen, der zwar in der Realität präsent ist, aber nicht immer und von jedem gesehen werden kann. So eine Art "Elfenwelt", "Traumwelt"... wo alles unterbewusst abläuft und seine Spuren in der Wirklichkeit hinterlässt. Wie die Theaterleute aus einem eher traumhaften Dasein in den Alltag treten und die Frauen "verzaubern".
    Schöne Grüße,
    Petra