Petra, herzlichen Dank für deine tolle Leserundenbegleitung!
'Lavendelblues' - Seiten 169 - Ende
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Zitat
Original von Ines
Sie tut es so, als wäre sie an
bestimmte Dinge - die man Lesererwartung, Verlagsvorgaben, Genretreue oder
sonstwie nennen kann - gefesselt. Da schreibt eine Autorin, dass Mut zum
Leben gehört, aber eben auch der Mut zum Schreiben.
Insgesamt ist bei mir der Eindruck entstanden, dass die Autorin ein wenig
hinter ihrem wirklichen Können zurück geblieben ist, dass sie an einigen
Stellen zu zaghaft war, dass sie der Kraft des eigenen Könnens, der eigenen,
ziemlich unverwechselbaren Sprache zu wenig Vertrauen schenkt.
Hallo Ines,
dein Feedback hab ich mir ausgedruckt und würde es gern unterschreiben... als Selbstverpflichtung für den nächsten Roman.
Schöne Grüße,
Petra -
Zitat
Original von Ines
Da gab es wunderbare Bilder,
aber auch ein paar wackelige. Da gab es wunderschöne Sätze, aber auch ein
paar Kalendersprüche. Da gab es zum Schluss viel Einigkeit und Harmonie, aber
auch offene Fragen. Insgesamt hatte ich den Eindruck einer gefesselten
Autorin.
Ja, genau. Das ist es, was ich meine. Da kommt eine Frau daher und legt ein
Buch vor, dass an manchen Stellen Wünsche offen lässt, an anderen Stellen
aber blitzt da etwas hervor, das erkennen lässt, was die Autorin können
könnte, wenn man sie nur ließe.
Da schreibt eine Autorin für eine Leserschaft jenseits der 37 und diese
Autorin hat diesen Leserinnen eine Menge zu sagen. Sie tut es. Aber zu
zaghaft. Sie tut es zwischen den Zeilen. Sie tut es so, als wäre sie an
bestimmte Dinge - die man Lesererwartung, Verlagsvorgaben, Genretreue oder
sonstwie nennen kann - gefesselt. Da schreibt eine Autorin, dass Mut zum
Leben gehört, aber eben auch der Mut zum Schreiben.
Insgesamt ist bei mir der Eindruck entstanden, dass die Autorin ein wenig
hinter ihrem wirklichen Können zurück geblieben ist, dass sie an einigen
Stellen zu zaghaft war, dass sie der Kraft des eigenen Könnens, der eigenen,
ziemlich unverwechselbaren Sprache zu wenig Vertrauen schenkt.Das hast du wunderbar zusammengefasst Ines.
Petra, dir vielen Dank für ein schönes Buch und für deine engagierte Leserundenbeteiligung.
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Hallo zusammen,
liebe Laila, ich finde, du wirst jetzt unbedingt Ines einen ausgeben müssen!
Ich bedanke mich ganz herzlich bei allen, die sich die Mühe gemacht haben, nach dem Lesen auch Kommentare zu geben, so dass ich Mäuschen spielen konnte und für mein Schreiben auch interessante Anregungen bekam.
Ganz besonders herzlich bedanke ich mich bei denen, die mit Fragen und Ideen die Leserunde so schön munter gestaltet haben!
Ich wünsch euch allen einen schönen, sonnigen Sonntag!
Petra -
Die Vorbereitungen zur Neu-Eröffnung von Dahlias Laden haben mir gut gefallen, auch wenn das alles ein wenig zu schnell und einfach ging.
Doch die Affäre mit dem russischen Fotografen war für mich nicht stimmig. Irgendwie passte das nicht zu Dahlia - das hätte ich eher Estelle zugetraut.
Insgesamt nett zu lesen. Ein modernes Märchen gewürzt mit vielen Lebensweisheiten.
Ein großes Lob für die tolle Homepage zum Buch - die ist wirklich gut gelungen!
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Jaja... wenn die Affären im Leben doch nur immer passen würden...
Danke für deine Eindrücke, chiclana!
Schöne Grüße,
Petra -
Der Nachteil eines verspäteten Einstiegs in eine Leserunde liegt zweifellos darin, daß viele die Runde schon verlassen haben und manche Details, die beim Lesen aufgetaucht sind, nicht mehr ganz präsent sind.
Ok, hier einfach mein Gesamteindruck - vielleicht schreibt ja noch jemand nach mir.Ich habe Lavendelblues mit großem Vergnügen gelesen.
Die Geschichte liest sich ja fast wie ein Leitfaden zur Planung, zum Aufbau und Durchführung einer PR-Kampagne dreier Freundinnen. Das ganze wirtschaftliche Schlamassel, in dem eine der drei Protagonistinnen steckt, wird noch gewürzt durch kleine, feine, psychologische Studien hinsichtlich einem in unseren Tagen immer mehr zunehmenden aggressiven Kundenverhalten. Interessanter Ansatz, wird doch eher noch immer vom Kunden als König gesprochen.
Wunderbar gelungen auch die mehrfach eingestreuten Passagen gegen ein "Jammertalgetue" u.ä.
Alles in allem habe ich das Buch als "abgesoftete business story" gelesen, ein Buch das Mut zur Vorwärtsorientierung machen soll, Optimismus versprüht und das zum Wiederaufstehen auffordert, auch wenn man manches Mal - egal ob im Beruf oder Privaten - auf die Nase fällt.
Ein "Gewinner"-Buch! -
Zitat
Original von Eli
Wunderbar gelungen auch die mehrfach eingestreuten Passagen gegen ein "Jammertalgetue" u.ä.
[...] ein Buch das Mut zur Vorwärtsorientierung machen soll, Optimismus versprüht und das zum Wiederaufstehen auffordert, auch wenn man manches Mal - egal ob im Beruf oder Privaten - auf die Nase fällt.
Ein "Gewinner"-Buch!Endlich beschreibt mal jemand, was das Buch bei mir ausgelöst hat.
Warum ich das jetzt erst schreibe? Nun, erstens sind wir hier in einem Bücherforum, nicht in einem Selbsthilfeforum. Zweitens - wer gibt schon gerne zu, dass einem das von anderen empfundene "Zuviel an Harmonie und Weisheiten" grade erst recht nen sehr realen und notwendigen Tritt in den Allerwertesten verpasst hat.
Danke dafür *g*
edit: Da fällt mir noch ein Satz ein, über den ich gestolpert bin:
"Wir gehörten gestraft (wenn wir hier darben würden)"
Den Ausdruck kenne ich nur aus dem Dialekt und habe ihn noch nie irgendwo gelesen. Ist das wieder so ein regionales Ding, oder kennt ihr den Spruch auch?
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Zitat
Original von Muffin
Endlich beschreibt mal jemand, was das Buch bei mir ausgelöst hat.
Warum ich das jetzt erst schreibe? Nun, erstens sind wir hier in einem Bücherforum, nicht in einem Selbsthilfeforum. Zweitens - wer gibt schon gerne zu, dass einem das von anderen empfundene "Zuviel an Harmonie und Weisheiten" grade erst recht nen sehr realen und notwendigen Tritt in den Allerwertesten verpasst hat.
Bitte schämt euch nicht für so ein Feedback - mich macht es glücklich! Dann hat dieses Buch nämlich mehr geschafft als "nur" zu unterhalten. Übrigens sind die Leser live ganz mutig, kürzlich sagte mir eine, ihr hätte das Buch über den gesprengten Überziehungskredit hinweggeholfenZitat"Wir gehörten gestraft (wenn wir hier darben würden)"
Den Ausdruck kenne ich nur aus dem Dialekt und habe ihn noch nie irgendwo gelesen. Ist das wieder so ein regionales Ding, oder kennt ihr den Spruch auch?
Puh, da muss selbst ich passen. Ich höre ja den ganzen Tag nur Elsässisch und allenfalls mal Badisch... mein Deutsch verkommt manchmal etwas....
Hier im Süden und am Rhein ist das jedenfalls gängig, dass man sagt "Der gehört gestraft".Schöne Grüße,
Petra -
Zitat
Original von Petra
Hier im Süden und am Rhein ist das jedenfalls gängig, dass man sagt "Der gehört gestraft".Die Redewendung ist auch in Franken gang und gäbe (allerdings im lokalen Dialekt :-)).
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Das ging mir ähnlich, Eli und Muffin. Ein bißchen beschreibt der Roman ja in durchaus realistischer Weise Möglichkeiten, auf eigenen Beinen zu stehen, zu kooperieren, anstatt sich gegenseitig zu belauern und das Wasser abzugraben und allein den Druck auszuhalten, der von allen Seiten auf einen eindringt.
Ich habe vieles wiedererkannt, was ich bei unseren Kunden beobachten kann. Natürlich ein wenig verklärt, aber letztendlich geht es doch ums Mutmachen.Und was Andrej angeht ... Die Affaire wirkt ein wenig angeklebt, erzwungen (in diesem Genre muß die Heldin mit einem schönen Mann ins Bett hüpfen, das ist wie das Credo in der Kirche. Aber eigentlich ist es völlig unnötig.
Nichtsdestotrotz funktionieren die Figuren für mich. -
Ihr drei macht mir Freude! Ich sollte vielleicht mal den Businessplan für Dahlias Laden bei ebay verhökern.
Bei meiner letzten Lesung hatte ich ein ähnliches Feedback. Der Buchhändler hatte den Roman unter dem Aspekt angekündigt, der übrigens mir als Autorin tatsächlich der wichtigste war: eine Geschichte zu erzählen über Menschen, die in einer Zeit von Krisen wirtschaftlich auf die Beine kommen müssen und kreativ werden. Prompt kamen fast geschlossen die Baden-Badener Geschäftsfrauen. An diesem Abend wäre niemand auf die Idee gekommen, dass es sich um einen Frauenroman handeln könne. Der Alexej kam aus anderen Gründen an... diese Alexejs sitzen dort überall herum. Also eher eine Lokalanekdote, der Mann.Ich will mal ein wenig verraten, wie ich auf den Roman kam. Als ich vor dem leeren Papier saß, waren die deutschen Medien grade auffallend voll mit Krisengejammer und Negativschlagzeilen. Eines Abends kam ich von einer Fahrt nach Deutschland, wo ich das Gefühl hatte, ich würde bald auf offener Straße angegriffen, nur weil ich fröhlich lächelte. Die Stimmung war mies, aggressiv. Ich fuhr bei einem Freund vorbei. Dort saß ein junger Mann unter 30, seit kurzem arbeitslos. Frau auch arbeitslos, drei Kinder. Wir sprachen eine Weile über die schwierige Lage, aber ich hörte kein Jammern.
Mein Freund machte einen Deal: schenkte dem jungen Mann Brennholz für den ganzen Winter, dass er selbst im Wald schlägt und sägt. Dafür verlangte er, dass dieser ihm helfe, das Scheunendach zu reparieren und damit das Holz abzuarbeiten. Die Arbeit am Dach war ungleich kleiner als die am Holz, aber so konnte der Mann seinen Stolz bewahren. Tja, und dann kam der Selbstgebrannte auf den Tisch und wir stießen alle miteinander darauf an, dass man sich ja helfen könne und dass das Leben doch einfach wunderbar sei, solang man noch zwei Hände zum Schaffen habe und nicht schwer krank sei.
An dem Tag habe ich nachgedacht, worin der Unterschied in der Lebenshaltung lag. Auf der einen Seite die Leute, die jammerten, alles mies redeten und resignierten... auf der anderen Seite Leute, denen es mindestens so mies ging - und die anpackten.
Den zweiten Aha-Effekt hatte ich, weil ich zu der Zeit selbst nochmal ganz neu und im fremden Land, mit mir völlig fremden Gesetzen und Regeln, existenzgründete. Meine deutschen Freunde hielten mich für total bekloppt, in so einer "Krisenzeit" noch mal von Null ab eine Firma aufzuziehen, in Fremdsprache, in meinem Alter auch noch (andere denken ab 40 an die Rente). Ich bekam damals vom Staat Unternehmensberatung geschenkt, weil ich arbeitssuchend gemeldet war. Und diese Beraterfirma war deshalb schon ein wenig Sozialunternehmen. Im Hinterhof eines der übelsten Viertel von Strasbourg... im Wartezimmer saßen all die Menschen, die gesellschaftlich sonst am Rand stehen: Immigranten aus aller Herren Länder, Sozialhilfeempfänger, Arbeitslose, Behinderte.
Ich werde das nie vergessen. Viele kamen, um einen Kaffee miteinander zu trinken, sich auszutauschen, sich Mut zu machen oder zu holen. All diese "Randgruppen" hatten nur eins im Sinn: sich selbstständig machen, auf die Füße kommen. Da saß der indische Taxifahrer, die Maghrebinerin, die einen Salon für Haarteile und Hennahautmalereien aufmachen wollte, der Schwarzafrikaner, der den Schnellimbiss mit irgendeiner unaussprechlichen Spezialität gründen wollte oder die geschiedene Französin, in ihrem Alter ohne Chancen auf Anstellung, die Klavierunterricht geben wollte.
Es gab nicht nur Unternehmensberatung. Die Beraterin schuf ein Netzwerk, machte die Leute miteinander bekannt. Ich wollte damals eine Grundlage schaffen für meine Gourmet-Kultur-Events. Da gab's die Telefonnummer vom Weinhändler soundso, vom Restaurant Dingens, vom Bühnenunterricht. Alles Leute, die dort einmal als Klienten gewesen waren. Es war wie eine große Familie. Man unterstützte sich gegenseitig. Wildfremde Leute halfen einem weiter. Da herrschte richtig Feieratmosphäre manchmal. Und die kannten ja alle die Paragraphen genauso wenig wie ich. Man konnte sich gegenseitig einfach anrufen und um Rat fragen.
Ich habe damals meine Komplexe verloren und gelernt, laut zu sagen, dass ich mit Behördenfranzösisch auf dem Kriegsfuß stehe und keine Ahnung von Tuten und Blasen hab. Und immer hat man mir weitergeholfen, mir alles erklärt, auch nachher auf den Ämtern. Dieses Gefühl, nicht allein zu sein, hat mich durchhalten lassen.
Und dann habe ich auf den Ämtern gesehen, wie Menschen durch Krisen und Fehlschläge nicht nur allen Mut verlieren können, sondern auch oft ihre Würde. Und dagegen standen diese Menschen, die ebenfalls nichts hatten, nur sich selbst und eine Idee... und die sagten: jetzt erst recht, ich schaff das. Und wir können uns gegenseitig stützen. Nicht alle haben es geschafft. Bei manchen waren die Hürden an Unglück einfach größer als die Kraft. Es gibt auch viele, die gar nicht schaffen wollen... Aber zu sehen, was aus einem Arbeitslosen oder armen Immigrant werden kann, wenn ihm der Weg geebnet wird, wieder gebraucht zu werden, Sinn zu fühlen, das war schon beeindruckend.
Tja, in dieser kitschigen Atmosphäre zwischen Verzweiflung und Trotz, Hoffnung und Freude entstand das Buch. Apropos Jane Austen: Ich bin in der Zeit auch mal umgekippt... beim Anblick eines sechsseitigen Formular im Format DIN A 3
Huch, ich wollt doch nur kurz was erzählen und schreib schon wieder Romane!
Schöne Grüße,
Petra