Klappentext:
Einer der bekanntesten und streitbarsten Philosophen unserer Zeit, Flores d'Arcais, im Dialog mit dem heutigen Papst Benedikt XVI.
Ein sehr lebendiges Streitgespräch über Atheismus und den christlichen Wahrheitsanspruch, über Vernunft und Glauben im 21. Jahrhundert.
Über die Diskutanten:
Joseph Ratzinger: studierte katholische Theologie – Konziltheologe – Erzbischof von München und Freising (1977 – 81) – Präfekt der Glaubenskongregation (1981 – 2005) – Wahl zu Papst Benedikt XVI.
Paolo Flores d’Arcais: geboren 1944 – lehrt an Universität La Sapienza in Rom – politischer Theoretiker und Philosoph – Herausgeber der politischen Zeitschrift MicroMega
Über dieses Buch:
Dieses Buch besteht aus drei Teilen: einem Aufsatz von Joseph Ratzinger, einem Gespräch zwischen den Beiden und einem Aufsatz von Flores d’Arcais.
Teil I:
Der angezweifelte Wahrheitsanspruch. Die Krise des Christentums am Beginn des dritten Jahrtausends von Joseph Kardinal Ratzinger , erschienen in Frankfurter Allgemeinen Zeitung, 8.1.2000 = Weg und Weite, Festschrift für Karl Lehmann
In diesem Aufsatz geht Ratzinger der Frage des Wahrheitsanspruchs des Christentums nach. Dabei analysiert er die Entwicklung von der Antike mit dem Aufkommen des Christentums bis heute. Besonders geht er dabei auf das Spannungsfeld zwischen Christentum und Wissenschaft ein. Besteht ein Widerspruch zwischen Wissen und Christentum? Ja, schließt die Vernunft das Christentum gar aus oder sind sie ein Gemeinsames? Zählt heute nur noch die Physik, das positive Wissen vertretend, und hat die Metaphysik ausgedient?
Dabei beleuchtet er vor allem auch die Evolutionstheorie und stellt kritische Fragen, die seit dem im Vorjahr von Kardinal Schönborn in der Ney York Times veröffentlichten Artikel zur Evolutionstheorie, heute sehr rege diskutiert werden.
Damit hier kein falscher Eindruck entsteht, sei erwähnt, dass viele dieser Themen nur angesprochen werden und nicht weiter vertieft werden. Es handelt sich dabei um einen Aufsatz von ca. 12 Seiten.
Teil II: Gespräch
Im zweiten Teil handelt es sich um ein von Gad Lerner moderiertes Gespräch zwischen Ratzinger und d’Arcais, das am 21. Februar 2000 im Teatro Quirino in Rom stattfand.
Dabei handelt es sich um die Diskussion eines Gläubigen und eines Atheisten. Mit der Frage, ob es überhaupt einen Gott gibt beschäftigt sich dieses Gespräch überraschender Weise nicht. Vielmehr werden dabei die Fragen diskutiert, die im oben genannten Aufsatz anklingen, das Gespräch geht aber auch darüber hinaus.
Einen zusätzlich großen Teil nimmt die Frage der Toleranz der Gläubigen (vor allem der röm kath Kirche) gegenüber Nichtgläubigen ein. Dabei geht d’Arcais vor allem auf die Enzyklika von Papst Johannes Paul II ein und auf die berühmte mea culpa Rede, in der Johannes Paul II ein Schuldanerkenntnis der Kirche abgelegt hat.
Dieser Teil ist sehr interessant zu lesen. Eine spannende Diskussion zwei hochintelligenter Menschen. Es bereitet beim Lesen große Freude die Gedankengänge der Beiden zu verfolgen und auch die Themenauswahl ist durchaus sehr ansprechend.
Einziger Kritikpunkt meinerseits: Es ist viel zu kurz. Nur knapp 50 Seiten nimmt dieses Gespräch ein, das sich eine Fortführung mehr als verdient hätte. Sehr viele Themen sind unbesprochen geblieben.
Teil III: „ Eine Kirche ohne Wahrheit“ Paolo Flores d’Arcais
Im dritten Teil dieses Buches geht d’Arcais in einem Aufsatz der Frage nach, warum die katholische Kirche die Frage nach der Beweisbarkeit ihrer Dogmen beharrlich missachtet und versucht dabei die wichtigsten Argumentationen in der Philosophiegeschichte nachzuzeichnen. So geht er u.a. den Gottesbeweisen von Anselm von Canterbury oder von Thomas von Aquin nach und denkt deren Gedanken weiter und zeigt wie sich daran das Gottesbild verändern würde.
Auch hier werden im Laufe des Aufsatzes viele Themen bearbeitet, die im Gespräch vorgekommen sind und es ist noch einmal eine gelungene Nachbearbeitung des Gesprächs für den Leser.
Fazit: Ein sehr gutes Buch, das ich jedem, der sich für diese Fragen interessiert nur sehr empfehlen kann.
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