Es ist schon eine Weile her, dass ich dieses Buch gelesen habe, aber ich musste grad bei Nicoles Rezension von "Die Schönheitslinie" wieder daran denken. Hier also die nachgereichte Rezension.
Titel der britischen Originalausgabe: „Mr. Clive and Mr. Page“
Das Buch ist in den USA unter dem Titel „The House on Brooke Street“ erschienen. Die deutsche Ausgabe kann man leider nur noch antiquarisch kaufen.
Zum Buch
Im Jahr 1886 baut der Architekt Richardson ein großes Haus in Chicago, 1985 berichtet der 'Daily Mirror' vom Tod Rock Hudsons. Am Heiligen Abend des Jahres 1956 beginnt ein Mann die Geschichte niederzuschreiben, die diese beiden Ereignisse, die auf den ersten Blick überhaupt nichts miteinander zu tun haben, verknüpft. Diese Geschichte führt den Leser in die goldenen zwanziger und in die moralinsauren fünfziger Jahre, in den wenig glamourösen Alltag des unscheinbaren Angestellten Mr. Page und die luxuriöse, geheimnisvolle Welt des enorm reichen Mr. Clive.
Zum Autor
Neil Bartlett, geboren 1958 ist einer der bekanntesten und innovativsten Künstler des britischen Theaters. Er arbeitet als Regisseur, Darsteller, Übersetzer und Autor. Er übersetzte Stücke von Molière, Genet, Kleist und Mariveaux und schrieb Bühnenadaptation zu Dickens' “Oliver Twist“ und Oscar Wildes „Das Bildnis des Dorian Gray“. Von 1994 bis 2004 war Neil Bartlett Regisseur des “Lyric Hammersmith”, eines von Londons beliebtesten Theatern. Viele seiner Übersetzungen klassischer Dramen wurden auf der ganzen Welt aufgeführt. Sein Roman Mr. Clive and Mr. Page war 1996 auf der Auswahlliste für den Whitbread Prize.
Meine Meinung
Mr. Page, ein kleiner Angestellter, beginnt an einem einsamen Heiligabend im Jahr 1956 seine Geschichte aufzuschreiben. In den 20er Jahren begegnet er Mr. Clive, der nicht nur so aussieht, sondern auch so ist wie er selbst. Mr. Page beschreibt die Situation Homosexueller im London der zwanziger und fünfziger Jahre. Er lebt in ständiger und berechtigter Angst vor Entdeckung und malt sich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen immer wieder in fiktiven Dialogen mit einem Kommissar seine Verhaftung aus. Zwischendurch wird die Geschichte des Hauses erzählt. Der Zusammenhang hat sich mir erst nach und nach erschlossen.
Gut gefallen hat mir, dass vieles nur angedeutet wurde und dadurch Mr. Pages Angst besonders gut für mich herüber kam. Das Wort „schwul“ oder eines der Synonyme spricht er, glaub ich, in dem ganzen Buch nicht ein einziges Mal aus, was mich an ein Zitat von Oscar Wilde aus einem seiner Prozesse erinnert hat: „love that dare not speak its name”. Auch bleibt Mr. Clive das ganze Buch über Mr. Clive.
Das Buch hat mir so gut gefallen, dass ich es unbedingt kaufen musste, nachdem ich es erst aus Bücherei geliehen hatte.
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