Ich kann mich den zwei Vorpostern aus der Leserunde nur anschliessen.
Für mich war es lebendiger Geschichtsunterricht, die das Leben des 19. Jahrhunderts und die Geschichte der Kriminalistik dem Leser wunderbar näher bringt!
Von mir auch 9 Punkte!
Ich kann mich den zwei Vorpostern aus der Leserunde nur anschliessen.
Für mich war es lebendiger Geschichtsunterricht, die das Leben des 19. Jahrhunderts und die Geschichte der Kriminalistik dem Leser wunderbar näher bringt!
Von mir auch 9 Punkte!
Huhu!
Wie in meinem letzten Posting im LR-Thread. Das Buch hatte bei mir einen längeren Lesedurchlauf. 15 Tage - für mich war es dann etwas schwer - wieder die Zusammenhänge zu erkennen und musste beim Lesen einiges wieder in Erinnerung rufen. Das lag aber nicht am Buch, sondern meine in letzter Zeit heftige Arbeitssituation.
Die Beschreibungen von Frankfurt am Main fand ich klasse - zumal ich ein paar Mal schon dort war und mein ehemaliger Chef aus Sachsenhausen kommt. Beim Äppelwoi musste ich auch schon mal die Zähne zusammenbeißen
Und unsere vorlaute Victoria :-], Biddling ist mir trotz cholerische Art ans Herz gewachsen und Braun als eingefleischter Frankfurter - ganz toll. Ja, alles in allem ein tolles Buch. Diese ganze Ständegesellschaft.... ein hartes Brot, auch das Leben als Frau damals - sicher kein Vergnügen...
9 Punkt gibt es von mir!
Ich habe die Neuauflage 2011 gelesen und zwar mit Begeisterung. Das im Anhang erwähnte Buch "Jahrhundert der Detektive" war eine meiner Lieblingslektüren so mit 12,13 Jahren. Die Geschichte die Nicola Hahn erzählt, die die beginnende Kriminalwissenschaft zum Thema hat, die Vermessungen nach Bertillion, die Fingerabdrücke, aber auch Tatortuntersuchungen und der Beginn der Rechtsmedizin, sind faszinierend. Das ganze vermischt sie so erfrischend mit dem Frankfurter Milieu einerseits und dem in ihrer Hauptfigur dargestellten langsamen Wiedererwachen der Frau aus der Rolle des unselbständigen Wesens ohne dabei die Spannung des Kriminalfalles zu vernachlässigen, dass ein höchst unterhaltsamer, sehr spannungsreicher Roman dabei herauskommt. Ich werde alsbald die Folgebände lesen.
Die Kaufmannstochter Victoria Könitz lehnt sich gegen die gängigen Gegebenheiten die eine höhere Tochter tun darf und soll auf.
Denn sie will nicht nur als Zierde ihres Mannes gelten, sondern auch ihren Kopf für das eigene Denken benutzen.
Auch tut es ihr die Kriminalistik an, und so ist es auch nicht verwunderlich, dass sie auf eigene Faust zu recherchieren beginnt als das Dienstmädchen ihrer Tante plötzlich verschwindet.
Dadurch lernt sie auch den Kommissar Richard Biddling kennen, der von ihr und ihrer Art nicht sonderlich begeistert ist, aber auch auf ihre Mithilfe nicht verzichten kann.
Was dann aber alles ans Tageslicht gebracht wird, damit hätte wirklich niemand gerechnet und Victoria fällt es immer schwerer sich für eine Seite zu entscheiden.
Dieses Buch ist schon vor einigen Jahren als Taschenbuch im Ullsteinverlag erschienen und jetzt eben als Ebook.
Ich muss gestehen, dass ich von der Autorin Nicola Hahn bis jetzt leider noch nichts gelesen habe, was ich aber nun nachholen werde.
Das Buch ist zwar ein Historischer Kriminalroman, aber er könnte auch als Gesellschaftsroman gesehen werden, denn man erfährt auch sehr viel aus der Familie von Victoria und man so auch erfährt, wie eine höhere Tochter lebt und wie es ist wenn man nicht ins gängige Gesellschaftsbild passt.
Aber auch die Kriminalistik kommt in der Geschichte nicht zu kurz, man erfährt beim Lesen sehr viel wie damals ein Kommissar zu recherchieren beginnt und wie er dabei vorgeht. Man erfährt aber auch wie damals die Polizei überhaupt aufgestellt war und wie dort die Arbeit aufgeteilt war.
Was mir aber auch gefallen hat, war wie auch die Stadt Frankfurt beschrieben wurde, denn so wurde einem als Leser auch die Geschichte der Stadt nahe gebracht und man konnte sich doch sein eigenes Bild von der ganzen Stadt machen.
Alle Figuren in dem Roman waren so detailliert beschrieben, dass man sie sich beim Lesen sehr gut vorstellen konnte, hier war es auch egal ob es eine Figur war die nur ganz kurz in der Geschichte auftaucht oder ob sie eine durchgehende Rolle hatte.
Ebenso waren auch die Handlungsorte sehr genau beschrieben und man meinte beim Lesen wirklich alles bis ins kleinste Detail vor Augen zu haben.
Der Spannungsbogen war auch bis zum Schluss erhalten, zwar hatte ich zwischendurch auch so meine Ideen, aber mit diesem Ausgang hätte ich wirklich nicht gerechnet.
Was es mit dem Wäldchestag auf sich hat, wusste ich auch nicht und ich nehme sogar an, dass dies meine Frankfurter Verwandtschaft auch nicht weiß.
Dass die Autorin Nikola Hahn vom Fach ist, denn sie ist Kommissarin, hat man zwar gemerkt, aber alles war wirklich so aufgeteilt, das die Mischung für den Leser genau richtig war.
Alles in allem hat mich das Buch wirklich sehr begeistert und ich kann das Buch wirklich nur weiterempfehlen. Ich hoffe nur, dass es nicht zu lange dauert bis die Fortsetzung als Ebook zu haben ist.
Frankfurt/Main 1882: Victoria Könitz will sich den gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit nicht beugen, heiraten und Kinder bekommen reicht ihr nicht. Als das Dienstmädchen ihrer Tante spurlos verschwindet, ermittelt sie auf eigene Faust. Der aus Berlin nach Frankfurt versetzte Kommissar Richard Biddling glaubt, der Stadtwaldwürger hätte wieder zugeschlagen und öffnet die vor zehn Jahren geschlossene Akte erneut, doch auch er kann nicht so handeln, wie er gerne möchte. Victoria und Richard geraten schnell aneinander ...
Nikola Hahn, selbst bei der Polizei tätig, erzählt nicht nur die Geschichte einer jungen Frau, die mit ihrer Rolle in der Gesellschaft nicht zufrieden ist und deshalb aus ihren gesellschaftlichen Zwängen ausbrechen möchte, sie lässt uns auch einen Blick in die Kriminalgeschichte tun und erzählt z. B. über die Entdeckung der Fingerabdrücke. Im Anhang geht die Autorin dann etwas weitergehend darauf ein. Mir selbst hätte es allerdings besser gefallen, im Roman selbst mehr darüber zu erfahren.
Die Charaktere sind sehr anschaulich gezeichnet, ich konnte sie mir bildlich vorstellen. Victoria wirkt oft etwas übertrieben und nervig, ich konnte ihr Handeln aber meist gut nachvollziehen und fand sie sehr mutig, vor allem, nachdem klar wurde, wie weit sie wirklich geht …
Der Kriminalfall ist logisch aufgebaut, hält ein paar Überraschungen bereit und ist teilweise recht spannend. Leider hält sich die Spannung nicht durchgehend, manchmal zieht sich der Roman etwas zu sehr. Besonders gut gefallen hat mir das Ende, auch wenn es nicht wirklich authentisch wirkt für die damalige Zeit.
Der historische Part ist gut recherchiert, mir hat besonders gefallen, dass auch einige historische Persönlichkeiten „mitspielen“ durften, wie etwa Dr. Heinrich Hoffmann, der Autor des „Struwwelpeter“, schön hätte ich ein Personenregister gefunden, in dem diese Persönlichkeiten etwas näher vorgestellt werden. Immerhin gibt es einen Quellennachweis, die erwähnten Bücher lassen sich sicher gut für eigene Recherchen nutzen (Jürgen Thorwald kann ich selbst empfehlen).
Insgesamt hat mir der Roman ganz gut gefallen, Genreliebhabern kann er empfohlen werden. Ich vergebe 7 Punkte.