ach wie blöd - jetzt wollt ich Euch Eulen diesen Roman ans Herz legen, der wie ein Urlaub in der Provence ist - und musste gerade feststellen, dass er nur noch gebraucht erhältlich ist...
Ich schreib die Rezi jetzt aber trotzdem mal - falls es eine Neuauflage gibt, falls es irgendwo bei Euch SUBbt oder Ihr es mal in einer Grabbelkiste oder in der Bibliothek finden solltet...
Klappentext
"Es war ungefähr ein Uhr mittags, und die Hitze brannte erbarmungslos wie Phosphor. 'Reiten Sie nicht in der Sonne', riet ihm der Mann (was Angelo als bittere Ironie empfand, denn weit und breit gab es keinen Schatten). Angelo hatte das Gefühl, dass er im Trott seines Pferdes immer tiefer in den Backofen eindrang."
Angelo Pardi war wegen eines politischen Duells nach Frankreich geflüchtet. Bei seiner Rückkehr durch die Provence im Sommer 1838 gerät der junge Husarenoberst in eine Cholera-Epidemie. In der kleinen Stadt Manosque wird er für einen Brunnenvergifter gehalten. Vor seinen Verfolgern flüchtet er auf die Dächer der Stadt und lebt tagelang dort oben, während ringsumher die Seuche wütet. Als er in ein Haus hinabsteigt, um sich mit Lebensmitteln zu versorgen, lernt er eine junge Frau kennen...
Über den Autor
(dem Buch entnommen)
Jean Giono wurde am 30, März 1895 in Manosque (Basses-Alpes) geboren. In seinem Roman "Die grosse Herde" (1931, dt. 1932) verurteilte er das sinnlose Morden des Ersten Weltkriegs, wurde der Kollaboration verdächtigt und hatte 1944 bis 1947 Veröffentlichungsverbot. Seit 1954 Mitglied der Académie Goncourt. Giono starb am 8. Oktober 1970 in seinem Geburtsort. Werke u.a.: "Der Hügel" (1929, dt. 1932), "Das Lied der Welt" (1934, dt. 1935), "Bergschlacht" (1937, dt. 1939), Romane.
Meine Meinung
Ergänzend zum Klappentext möchte ich hinzufügen, dass Angelo die junge Frau (namens Pauline de Théus) auf eine abenteuerliche Reise durch das in Quarantäne-Zonen aufgeteilte Südfrankreich ritterlich begleitet.
Ich habe das Buch vor Jahren gelesen, und es ist bis heute eines meiner Lieblingsbücher. Eigentlich ein "Klassiker", erfüllt aber alles, was man von einem historischen Roman erwartet. Er beschreibt die Schrecken der Cholera, ist stellenweise gruselig (ich sage nur "Krähen und Raben", *schauder*), coloriert die Zeit und skizziert politische wie gesellschaftliche Verhältnisse. Er erzählt die Liebesgeschichte zweier vielschichtiger Charaktere und eine spannende Reise, die den Zauber der Provence einfängt, alles in einer wunderbaren Sprache geschrieben.
Um Giono selbst zu zitieren:
Ich bin dafür geschaffen, einen großen pikaresken Roman zu machen, voller Beobachtungen, Ironie, Lachen und Dramatik.
Wer das Buch derzeit nicht erwerben kann (oder nicht will, weil mit den SUBs kämpfend ), dem kann ich auch den gleichnamigen Film aus dem Jahr 1995 empfehlen, der mich erst auf den Roman gebracht hat. Angelo wird gespielt von Olivier Martinez (*schmacht*) und Pauline von der wunderbaren Juliette Binoche. Gibt's auf DVD, und ab und zu wird er auch im TV ausgestrahlt (leider meist recht spät am Abend). Genauso stimmungsvoll und spannend wie das Buch, beide gleich gut!
Kleiner Tipp: Eignet sich beides natürlich begleitend zu einem Provence-Urlaub (oder anstelle desselben) . Im "echten" Manosque wurden die entsprechenden Szenen des Filmes gedreht, und dort gibt es auch ein Haus, das mit zahlreichen Exponaten Leben und Werk Jean Gionos gewidmet ist.