Terry Pratchett: "Klonk!"

  • Der Jahrestag der legendären Schlacht zwischen Zwergen und Trollen im Koomtal nähert sich, und in Ankh-Morpork wird es unruhig, als ein „Tiefener“, eine Art orthodoxer Oberzwerg, ermordet wird - offenbar von einem Troll. Auseinandersetzungen scheinen unvermeidlich, vielleicht sogar eine Neuauflage des Kriegs zwischen Zwergen und Trollen, dessen Sieg beide Seiten für sich beanspruchen. Aber da ist ja auch noch Samuel Mumm, der Kommandeur der Nachtwache…


    In „Klonk!“ thematisiert Pratchett religiösen Fundamentalismus, Verblendung und Rassismus. Ganz nebenbei bekommt der Mysterienwahn rund um die Dan-Brown-Bücher eins auf den Deckel. Und in einem ganz wunderbaren Nebenstrang wird das Problem überirdisch schöner Frauen diskutiert, die von sich glauben, häßlich zu sein, weil sich einfach kein Mann traut, sie anzusprechen.


    „Klonk!“ beginnt ein bißchen zäh und erinnert vor allem anfangs an den einen oder anderen neueren „Nachtwachen“-Scheibenwelt-Roman, gewinnt dann aber glücklicherweise an Fahrt und Tiefe. Es gibt einige Selbstzitate, vor allem aber ein paar wirklich herzige Nebenfiguren, etwa die Vampirfrau Sally, die unbedingt zur Nachtwache möchte, oder die engelhafte Stangentänzerin Betty, die sich ausgerechnet in Korporal Nobbs verliebt. Nicht zu vergessen Mumms vierzehn Monate alter Sohn, der, koste es, was es wolle, um sechs die Gutenachtgeschichte ‚Wo ist meine Kuh?’ vorgelesen bekommen muß.


    Keiner der allerbesten Scheibenwelt-Romane, aber ein rundes, vergnügliches Buch, das man immerhin im oberen Drittel der Reihe einsortieren kann.

  • *Lechtz* Haben will!!!! Ein neuer Scheibenweltroman! Und dann noch von der nachtwache muss ich haben!

    Mein Blog
    Je älter ich werde, desto fragwürdiger erscheint mir die These, Alter mache weise.
    Henry Louis Mencken(1880-1956)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Necromat ()

  • Kleine Ergänzung: Der Titel bezieht sich nicht nur auf das Geräusch, das eine Trollkeule beim Auftreffen auf einen Zwergenhelm macht, sondern auch auf den Namen eines bei Zwergen wie Trollen beliebten Brettspiels, das in den Kneipen von Ankh-Morpork gespielt wird. Es ist der Schlacht im Koomtal nachempfunden. Dieses Spiel heißt im Original "Thud", wie der Roman im Englischen "Thud!" heißt. Und dieses Brettspiel gibt es tatsächlich.


    Hier mehr:


    http://www.thudgame.com

  • Weil ich grad dabei bin, meine TP-anmerkungen zu den richtigen Büchern zu sortieren:


    ad Thud!:


    Es geht um rassistische kämpfe zwischen den Ankh-Morporker zwergen und trollen. Vimes macht sich auf die suche nach einem alten schlachtfeld, und entdeckt, dass es nicht so war, wie es die legenden wollen. Und noch dazu folgt ihm ein fluch.
    Neu ist der Diamantentroll, der ob seiner klugheit ungekrönte trollkönig, er will die ehemaligen feinde bei der Scheibenwelt-schachvariante versöhnen, und führt einen thud-club.


    Am witzigsten fand ich die erklärung, warum es Vampire schwerer mit dem gestaltwandeln haben als Werwölfe. Auf den body-mass index von einem schwarm von Fledermäusen wäre ich von selbst nie gekommen. :grin


    Unbedingt lesen!

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von MagnaMater ()

  • Nur so als Anmerkung: Kommt nun auch in absehbarer Zeit als Taschenbuch raus...

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

    Dieser Beitrag wurde bereits 5 Mal editiert, zuletzt von saz ()

  • Ich habe Klonk als Flohmarkt-Exemplar erstanden. Muss aber da zu sagen, dass ich vermute dass es Klonk ist. Es ist nämlich ein Buch wo weder der Autor noch der Titel zu erkennen ist. :-)


    Meine Frage: Kann man Klonk lesen ohne die Scheibenwelt überhaupt zu kennen? Oder benötigt man unbedingt einen der Vorgängerbände?


    LG Luthien

  • Hm... direkte vorbücher wäre die wachen-reihe, denn Klonk! weitet den charakter von Sam Vimes/Mumm aus und denkt ihn weiter, aber in Klonk steckt noch mehr: es geht um rassismus, krieg und adaptierung von kriegen in der eigenen nationalen geschichte. Ich denke der direkte anlass dafür war das britische engagement in ex-jugoslawien, es ist der kosovo-krieg, und das spiel zwerge contra trolle ist eigentlich nur ein dingsymbol dafür, wie man um ein schachbrettkästchen land kämpft, weil man an einer alten heroischen legende wie dem Amselfeld hängt. Köstlich ist Sams unterweltfahrt im Karst, denn der (un)heroisch fast-sterbende, entdeckt die wurzeln des konflikts, eine ominöse freude am bösen, wie leicht man sich selbst aufhetzen lässt, und wie beide seiten ihre vergangenheit absichtlich missdeutet haben, und erkennt, was im leben für ihn wirklich bedeutung hat, und dass 'Nachtwächter' in der ersten linie gegen die schatten in sich selbst und anderen kämpfen.


    :gruebel zumindest habe ich es so in erinnerung, ist schon wieder einige zeit aus, und ich komm nicht zur relektüre... ich denke, man kann es so lesen... man kann dann den rest der wachen-reihe lesen, und Klonk! nocheinmal, um Sams entwicklung in richtung staatsmann genauer nachzuvollziehen, aber das buch steht vom thema her für sich, obwohl die trolle, die vorher als dumpf gelten, ausgeweitet werden, und Sam gezwungen ist, seine eigenen vorurteile, die er in den anderen büchern hatte immer mehr zu hinterfragen.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von MagnaMater ()

  • Klonk ist einfach ein klasse Buch, auch wenn ich, ehrlich gesagt, die Nachtwächter besser finde...
    Die Stadtwachenbücher sind einfach die Besten...

    :lesend :keks



    "Ich möchte hier betonen, daß dieses Buch keineswegs verrückt ist. Eine solche Beeichnung trifft nur auf verkalkte Mathematiker zu, die Geometrie mit Lebensfreude verwechseln." Terry Pratchett