Dieses Buch hat mir das verregnete Wochenende aufs Angenehmste versüsst....
Klappentext
Eine zauberhafte Liebesgeschichte! Als Minka 1875 in die Garnisonsstadt Enns kommt, weiß sie nicht viel vom Leben. Und genauso wenig von der Liebe. Eines weiß sie jedoch genau: Sie möchte nicht für immer - eingeschnürt auf 42 Zentimeter - in einem Mieder stecken und kaum atmen können. Doch bis Minka mit einer wunderbaren Erfindung das Schönheitsideal ihrer Zeit boykottiert und mit dem Mann ihrer Wahl glücklich wird, ist es noch ein langer Weg...
Über die Autorin
(dem Buch entnommen)
Susanna Kubelka wurde mit dem Welterfolg "Endlich über vierzig" berühmt. Mit "Madame kommt später" und "Ophélia lernt schwimmen" schrieb sie weitere Bestseller, die Frauen wie Männer begeisterten. Susanna Kubelka, in Linz an der Donau geboren, studierte Anglistik und promovierte 1977, bevor sie bei der Wiener Tageszeitung "Die Presse" arbeitete. Heue lebt die Autorin in Paris und Wien.
Meine Meinung
Ich habe das Buch gebraucht geschenkt bekommen und wohl wegen des ungeschickt abgefassten Klappentextes und auch wegen des kitschigen Covers SUBbte es sehr lange bei mir. Diese Beschreibung wird dem Roman nämlich keinesfalls gerecht!
Der Roman ist in Ich-Form erzählt. Minka schreibt 1895 ihrer Nichte einen Brief, in dem sie ihr die Ereignisse in Enns zwanzig Jahre zuvor schildert, die Minka letztlich ihren unkonventionellen Lebensweg einschlagen liessen.
Minka kommt 1875 aus dem konservativen Wien in das mondäne und leichtlebige Enns. Ihr Welt- und Selbstbild wird dort gründlich auf den Kopf gestellt, und sie erhält Hinweise zu ihrer wahren Herkunft. Und natürlich verliebt sie sich bis über beide Ohren...
Ich fand die Liebesgeschichte eigentlich gar nicht so wichtig und auch Minkas Gefühle dabei etwas kitschig und überzogen dargestellt. Ebenso nervte mich ein wenig die übermäßige Fixierung der Erzählung auf Taillenmaße und Mieder, auch wenn der Roman danach betitelt ist und ich natürlich schon beim ersten Mal kapiert habe, dass das Mieder ein Symbol für die Beschneidung der weiblichen Autonomie und Freiheit sein soll.
Aber das schmälerte mein Lesevergnügen keineswegs. "Das gesprengte Mieder" ist eine herrliche, herzerfrischende Komödie um Standesdünkel, Verwechslungen und Herzensverwirrungen, und die Aufdeckung eines Familiengeheimnisses fehlt auch nicht. Natürlich - und da gibts jetzt auch nichts zu spoilen - geht alles gut aus, wenn auch anders als erwartet,und jeder Topf findet seinen (manchmal unervermuteten) Deckel und sein Glück. Die Stärke des Romans liegt in den liebenswerten Charakteren - die etwas unbeholfene Minka, die ihren Weg erst noch finden muss, ihre auf Sittsamkeit bedachte Gouvernante Hermine, der trinkfeste ungarische General und sein hübscher Sohn, die lebenskluge polnische Patissière Lizzi und viele mehr. Der Roman strotzt vor Situationskomik und Wortwitz und gibt ganz spielerisch und nebenbei einen guten Einblick in das Leben und Sitten der damaligen Zeit.
Der Roman ist einfach köstlich zu lesen. Ich fühlte mich an alte Filme erinnert, ein bisschen "Sissi"-Trilogie, ein bisschen "Deutschmeister", eine Prise "Piroschka", voller Charme und "Schmäh" und K.u.K.-Glorie und -Nostalgie. Ich habe schon lange nicht mehr bei einem Roman so sehr gelacht und mich amüsiert!
Optimal für einen verregneten Nachmittag im Sessel. Schachtel Pralinen passt perfekt dazu!