Fritz Roth - Einmal jenseits und zurück

  • Der Untertitel des Bildbandes lautet: "Ein Koffer für die letzte Reise."


    Und das war das Buch- und Kunstprojekt von Fritz Roth, der als Bestatter und Trauerbegleiter arbeitet. Rund 100 leere Koffer hat er an bekannte und unbekannte Zeitgenossen geschickt, mit der Bitte, sie für die sprichwörtliche allerletzte Reise zu packen. Was möchte man am Ende seines Lebens mitnehmen?
    Was wollen Menschen aus ihrem Leben mitnehmen? Welche Gegenstände, Erinnerungen, Erfahrungen? Was war wichtig? Was soll bleiben?


    In dem Bildband finden sich all die Koffer wieder, gefüllt oder teilweise auch ungefüllt. Gepackt mit sehr persönlichen Erinnerungen. Manchmal sehr symbolisch, manchmal sehr pragmatisch. Jeder Koffer bekommt eine Doppelseite. Ein Foto vom arrangierten, geöffneten Koffer und ein Begleitschreiben, in dem der Packer seine Gedanken zum Packen des Koffers festhält. Mal handschriftlich, mal Maschinengeschrieben.
    Der Bildband wirkt so lebendig und macht neugierig.


    Zunächst ist es eher Voyeurismus, der einen antreibt, durch das Buch zu blättern. Man kann ein Blick in das Leben anderer werfen, in ihre Gedankenwelt.
    Dann wird es faszinierend zu sehen, was aus ehemals völlig identischen Koffern geworden ist. Es ist spannend zu sehen, welche Gedanken sich Menschen über ihr Ende machen und was für sie im Leben wichtig ist und war.


    Philosophische Gedanken zum Leben und Tod, Glaubensmodelle, Erwartungen an ein "Jenseits"... all das thematisiert sich.


    Und es ist erstaulich wie vielfältig und wie unterschiedlich die Herangehensweise ist und das Ergebnis ausfällt. Nachdenklichkeit, Humor, Ängstlichkeit... auch das findet sich alles darin wieder. Dem ein oder anderen mag das morbid vorkommen. Und nur zu gern verdrängt man in unserer Welt ja die Endlichkeit.


    Dieser Bildband dokumentiert nicht nur ein Kunstprojekt. Er berührt. Man liest und sieht teilweise schmunzelnd oder auch mal mit Rührung.
    Aber vor allem regt dieser Band sehr zum Nachdenken an. Automatisch findet man sich in Gedanken versunken wieder. Was würde ich in meinen Koffer packen? Was ist mir wichtig? Was möchte ich mitnehmen?
    Und es führt einem das Thema Vergänglichkeit und Tod auf eine fast spielerische Art, aber auch auf sehr bewegende Art vor Augen.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Von diesem Buch habe ich noch nie gehört, aber ich finde es höchst interessant und habe es mal eben auf meine Wunschliste gesetzt. Ich würde mir das vor einem eventuellen Kauf zwar auf jeden Fall erst mal "in echt" ansehen wollen, aber es hört sich wirklich gut an!

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Über den Autor
    Fritz Roth ist Bestatter, Trauerbegleiter und Gründer der privaten Trauerakademie Fritz Roth, gilt vielen Kollegen als Enfant Terrible der Bestattungsbranche. Er wurde 1949 geboren.


    Kurzbeschreibung
    Den Koffer packen für die letzte Reise. Ein Projekt des Trauerbegleiters Fritz Roth. Der unkonventionelle und bekannte Trauerbegleiter Fritz Roth hat 100 Menschen einen Koffer zugeschickt mit der Bitte, diesen für ihre letzte Reise zu packen. Die Adressaten waren Frauen und Männer, alt und jung, Künstler und Handwerker, Prominente und Nicht-Prominente. Ein Anliegen dieser Aktion war es, sich zu besinnen: auf die Endlichkeit jeden Lebens, auf die Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod, auf das, was jedem/jeder Einzelnen wichtig ist. Die Inhalte der Koffer sind so vielfältig wie die Menschen und ihre Biografien, ihre Träume und Weltanschauungen. Dieses ungewöhnliche Buch bildet die Koffer zusammen mit einem Foto und persönlichen Briefen der jeweiligen Person ab. Mitgemacht haben u.a. Franz Alt, Alexander von Schönburg, Gerd Scobel, Susanne Fröhlich, Purple Schulz und viele mehr.


    Meine Meinung
    Um dieses ungewöhnliche Buch bin ich schon länger herumgeschlichen. Doch der hohe Preis und die Tatsache, absolut nichts über den Autor zu wissen, hielten mich vom Kauf ab. Doch als ich es neulich per Zufall in einer Buchhandlung entdeckte und anblättern konnte, klebte es wie Falschgeld an meinen Fingern. Ich wollte es auch vorhin nur "mal eben so" Anlesen.... und blieb über Stunden darin hängen, bis ich es durch hatte.


    Dem Buch geht eine sehr interessante Grundidee voraus: Was würde "man" mitnehmen wollen auf seine letzte Reise? Dies sollte im Rahmen eines Projektes in identische Koffer gepackt werden und die Kofferpacker sollten sich dazu in einem Kurzporträt mit Bild vorstellen.


    Was daraus geworden ist, ist sehr spannend zu lesen. Ich fand die Porträts sehr interessant und ich fand es hochspannend, was die einzelnen Personen mitnehmen wollen - oder eben auch nicht.


    Dabei sind relativ viele der "Kofferpacker" aus Berufen, die sich mit Leben UND Tod befassen: Hebammen, Berufe aus dem religiösen/medizinischen/pflegerischen Bereich - dennoch bietet sich ein rundes Bild, da auch viele Unternehmer, Künstler etc. vertreten sind.


    Alles in allem ein sehr faszinierender und intimer Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der Projektteilnehmer, die mich seitdem grübeln läßt, was ich wohl in so einen Koffer packen würde.


    Es ist ein ungewöhnliches Buch. Ein sehr schönes, aber auch nachdenklich machendes Buch. Ich fand es hochinteressant und kann es nur wärmstens empfehlen. Sicher ist es aber aufgrund der Thematik und der doch recht zahlreich vertretenen religiösen (nicht nur christlichen) Gegenstände, die in die Koffer gepackt wurden, auch nicht jedermanns Sache.


    Mich hat es beeindruckt.


    edit: Schön fand ich auch etliche der im Buch genannten Zitate wie z.B.
    Den eigenen Tod stirbt man nur.
    Doch mit dem Tod der anderen muß man leben.
    (Mascha Kaléko)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Batcat ()