Originaltitel: De gode søstre,
Aus dem Dänischen von Peter Urban-Halle
Klappentext / Kurzbeschreibung des Buches
Auf einer Dienstreise nach Bratislava trifft Teddy Pedersen eine unbekannte Frau, die behauptet, seine Halbschwester Maria zu sein und die Wahrheit über seinen Vater zu kennen. Die Familie hat ihn für tot erklären lassen, nachdem er ein paar Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verschwunden war. Tatsächlich aber sei er geflohen, als seine Vergangenheit in der Waffen-SS ans Licht kam, und habe in Kroatien ein neues Leben begonnen, erzählt die geheimnisvolle Fremde. Der eigene Vater ein Nazi und Kriegsverbrecher? Teddy ist schockiert. Doch in Kopenhagen wartet schon die nächste üble Nachricht auf ihn: Seine Schwester Irma ist als mutmaßliche Stasi-Agentin „Edelweiß“ verhaftet worden. Per Toftlund vom polizeilichen Nachrichtendienst, frisch verheiratet und im Begriff, Vater zu werden, soll die Ermittlungen im Fall „Edelweiß“ übernehmen, die ihn – auf der Suche nach der rätselhaften Maria – bis nach Albanien führen …
Angaben über den Autor
Leif Davidsen, 1950 in Otterup geboren, lebt als freier Schriftsteller in Kopenhagen. Er arbeitete als Journalist, u. a. als Korrespondent in Moskau und als Nachrichten-Redakteur für das Fernsehen. Außerdem sind von ihm auf deutsch erschienen:
„Der Augenblick der Wahrheit“ (1999 – Link zu dykes Rezension hier im Forum), „Der Fluch der bösen Tat“ (2001), „Der Feind im Spiegel“ (2006).
Eigene Meinung
Kurzfassung:
Nun ja. Die Story ist nicht gerade verschenkt, aber das Buch wurde mir nicht zum "Leserausch".
Langfassung:
Auf der Titelseite des Umschlags verkündet der Deutsche Taschenbuch Verlag stolz, es handle sich um einen „Thriller“. Die Titelseite im Buch ist dann schon ein bisschen ruhiger, nun sind „Die guten Schwestern“ ein Roman. Die Handlung sorgt immerhin dafür, dass Krimiatmosphäre entsteht, aber ich stehe dem Buch auch nach dem berühmten „eine Nacht drüber Schlafen“ sehr zwiespältig gegenüber.
Ja, die Story hat was.
Ja, es ist interessant, etwas über das auf deutscher Seite kämpfende „Regiment Dänemark“ zu erfahren, das von der dänischen Regierung bis ca. 1943 durchaus unterstützt wurde und nach dem Krieg fallen gelassen wurde wie eine heiße Kartoffel.
Ja, die berüchtigten „ethnischen Säuberungen“ beim Krieg in Jugoslawien, oder die Probleme der neuen NATO-Partner, welche wenige Wochen nach ihrer Neuassoziierung schon einen Krieg mit ihren Nachbarn führen durften, sind sehr geschickt in die Krimihandlung eingebaut.
Trotzdem: Ich habe das Gefühl, ständig „neben“ dem Buch zu stehen. Es mag an der Übersetzung liegen, die aufzuwarten beliebt mit grammatischen Unaufmerksamkeiten (Wenn schon im Präteritum erzählt wird, dann bitte ohne plötzliche Sprünge ins Präsens etc.) und sprachlichen Schnitzern („gepiercte Ohrringe“ – ich verstehe ja, was gemeint ist, aber seit wann werden Ohrringe gepierct und nicht eine Stelle am Ohr?).
Der Erzählstil ist behäbig, die Sprache schlicht (bei freundlicher Betrachtung) bis arm (bei weniger geneigter Tagesform). Da ich des Dänischen nicht mächtig bin, kann ich nicht beurteilen, ob es an der Übersetzung oder am Original liegt, aber in dieser Form machen mir „Die guten Schwestern“ nicht viel Lust, mehr von Leif Davidsen zu lesen.
Besonders geärgert habe ich mich über den Prolog, der mir den Einstieg in das Buch unnötig erschwerte. Er ist in einem halbironischen Ton gehalten, dessen Grund sich mir erst dann einigermaßen erschloss, als ich den Roman ganz gelesen hatte. Doch auch hinsichtlich der Story selbst habe ich Vorbehalte (– zu denen allerdings der Wechsel in der Erzählperspektive nicht gehört).
Zu vieles scheint mir nur angetippt, zu vieles bleibt offen. Das „Personal“ neben der Hauptpersonen bleibt für mich allzu sehr Staffage oder zum reinen Stichwortgeben eingebaut. Meine Unzufriedenheit mag daran liegen, dass ich einfach einen anderen Krimistil gewöhnt bin (bevorzugte AutorInnen derzeit Lawrence Block, Martha Grimes, Faye und Jonathan Kellerman).
Auf der rückwärtigen Umschlagseite wird die Rezension der Berliner Zeitung zitiert: "Das Buch ist ein Juwel seiner Gattung." Da frage ich mich dann doch, um welche Gattung genau es sich handeln mag und hantiere derweil mit Unterkategorien wie "dänischer Krimi, der zum Thriller doch nicht geriet, in schlampiger Übersetzung und mit zumindest mich irritierenden Details".
Meine Empfehlung für Krimifans, die es mit diesem Buch versuchen wollen:
Den Prolog einfach überblättern und erst zum Schluss lesen. Sonst ist es sehr leicht, sich erst einmal verschaukelt zu fühlen oder mit völlig verschobenen Erwartungen in die Geschichte einzutauchen.