"Tanzende Araber" - Sayed Kashua

  • Titel der hebräischen Originalausgabe: “Arawim rokedim”
    Übersetzt von: Miriam Pressler

    Zum Buch


    Kashua erzählt von der schmerzhaften Erfahrung einer gescheiterten Assimilation: Der Held des Romans, ein palästinensischer Israeli, wird in ein jüdisches Internat gesteckt. Als hochbegabter Schüler hat er den begehrten Platz erhalten und sitzt nun als einziger Araber in einer Klasse mit jüdischen Kindern, die alles anders machen als er. Er flüchtet sich hinter eine Vielzahl von Masken und muss doch verzweifeln an dem unauflöslichen Konflikt der Identitätsfindung – weder in der arabischen noch in der jüdischen Welt findet er eine innere Heimat. Ein mutiges und hellsichtiges Buch ohne Ressentiments, dessen sanfte Selbstironie und melancholischer Witz überraschen.


    Zum Autor


    Sayed Kashua wurde 1975 geboren und lebt mit seiner Frau und seiner Tochter im palästinensischen Teil des Dorfes Beit Safafa bei Jerusalem. Er ist Filmkritiker und Kolumnist der Wochenzeitung Ha’Ir. Tanzende Araber ist sein erster Roman und fand ein überwältigendes Echo bei Kritik und Publikum.


    Meine Meinung


    Ein Buch, das von einem israelischen Araber, der im palästinensischen Teil eines Dorfes lebt, und das auf Hebräisch geschrieben wurde, fand ich irgendwie interessant. Leider hat mich das Buch dann aber ein wenig enttäuscht. Es lässt sich grob in drei Teile aufteile: Kindheit (ausführlich) – Zeit im Internat (kurz) – Zeit nach dem Internat (viele Jahre). Die Zeit im Internat nimmt, anders als der Klappentext vermuten lässt, nur wenig Raum ein.


    Der Autor beschreibt Ereignisse ohne sie zu bewerten, so kam es mir auf jeden Fall vor. Das, an sich, finde ich nicht schlecht, da ich dadurch selbst denken musste. Manchmal fand ich es schwierig, die Ereignisse politischen Geschehen zuzuordnen. Der durchschnittliche Palästinenser oder Israeli hätte diese aber vermutlich parat gehabt. Etwas mehr Information wäre mir aber manchmal lieber gewesen. Der (gewollt) naive Tonfall ging mir irgendwann ziemlich auf den Geist. Die Sprache fand ich eher schlicht, die Sätze sind ziemlich kurz und manchmal kam es mir vor, als hätte der Autor einfach aneinandergereiht, was ihm grad in den Kopf kam. Möglicherweise sind mir so einige Anspielungen und Insider-Witze aufgrund mangelnder Vorkenntnisse entgangen.


    Insgesamt war das Buch nicht so mein Ding.
    .

  • Das machst Du ja bloß, weil ich seit heute morgen ein Buch vom SUB habe!!!
    :cry


    Ich stocke also auf, klingt trotz Einschränkungen nach mir
    :grin

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ich habe das Buch jetzt zuende gelesen.
    Es ist eines der traurigsten Bücher, die ich je in der Hand hatte.


    Es ist die Geschichte des Scheiterns einer Identitätssuche in einer Welt, in der es keine echte Möglichkeit gibt, eine Identität zu finden unabhängig von den bereits gegebenen Parteiungen zwischen Israelis jüdischer Abstammung und denen arabischer Herkunft.
    Die vorhandenen Rollen aber sind fragmentiert, in Teilen menschenfeindlich.
    Ich habe noch nie etwas gelesen, das bei der Lektüre so wenig Hoffnung läßt auf ein Zusammenleben.
    Die einzige Hoffnung ist dieses Buch. Es kann darüber gesprochen werden. Das ist das einzige, was hilft.


    Für deutsche LeserInnen wäre es unbedingt ratsam gewesen, ein Glossar und eine Zeittafel zu dem Buch zu erstellen. Ein Gutteil kann ohne Wissen um die Geschichte Israels seit dem Zweiten Weltkrieg und der Palästinenser gar nicht verstanden werden. Es wird nicht in Anspielungen geschrieben, sondern einfach das beschfrieben, was den Alltag ausmacht. Es fallen Begriffe und man muß halt wissen, welcher Krieg gerade gemeint ist, wofür welches datum steht udn welcher Name eines Politikers.


    Ich habe mir einige der deutschsprachigen Rezensionen durchgelesen, die voller Mißverständnisse sind.


    Es ist ein mutiges Buch, ein sagenhaft gutes Buch (wenn auch nicht unbedingt stilistisch rundum gelungen), ein enorm wichtiges Buch und eigentlich eine ganz tolle Einführung in den palästinensich-israelischen Konflikt.
    Es beschreibt vor allem den Alltag in Israel, der für den arabischen Bevölkerungsteil unglaublich beschwerlich ist.


    Super Tip, Delphin!!
    :knuddel1

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus