Krieg und Frieden - Leo N. Tolstoi

  • Das Buch
    "Krieg und Frieden" ist eine Ilias des 19. Jahrhunderts, ein Monumentalroman über die für Rußland und die europäischen Staaten schicksalhafte Epoche der Napoleonischen Kriege zwischen 1806 und 1812 mit einem Ausblick im Epilog auf die folgenden acht Jahre. Tolstois weitgespannte historische Perspektive, die in der atemberaubenden Schilderung der entscheidenden Schlachten von Schöngraben, Austerlitz und Borodino gipfelt, führt über den ursprünglichen Plan einer Familienchronik mit historischem Hintergrund hinaus.
    Kurzbeschreibung von Amazon.de


    Der Autor
    Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi (dt: Leo Tolstoi) wurde 1828 in Jasnaja Poljana bei Tula geboren und starb 1910 in Astapowo. Er ist einer der bekanntesten russischen Schriftsteller, der besonders den historischen Roman stark beeinflusst hat.


    Meine Meinung
    In gewisser Weise ist es irreführend, das Buch als „Roman“ zu bezeichnen. Es schürt die Erwartung, eine Geschichte anhand einiger Hauptpersonen zu durchleben. Das tut man bei „Krieg und Frieden“ ausdrücklich nicht. Statt einer Geschichte erlebt man ein Stück russische „Geschichte“ im anderen Sinn: Man wird mit viel Detailfreude zu Napoleons Angriff auf Russland zurückgeführt und erlebt einen überzeugenden Realismus, den man nur selten in der Literatur findet. Das alles ist dann noch mit interessanten Gedanken über Religion, Philosophie, Gesellschaft und menschliche Charaktere verknüpft. Eine große Leistung.


    Der Vorzug dieses Buches ist aber auch gleichzeitig sein Nachteil. Er fängt fast willkürlich im Leben viel zu vieler Charaktere an, begleitet diese, lässt auch so einige mitten im Buch einfach sterben, und hört dann irgendwann mit dem Ende von Napoleons Feldzug einfach auf. Es ist ein Buch vieler Geschichten, einige halb erzählt, einige ganz. Ein Stück wirkliches Leben eben. Das ist zwar sehr realistisch, erschwert jedoch den Einstieg ins Buch und stellt einen zum Schluss auch nicht 100% zufrieden.


    Fazit
    Alles in allem ein Meisterwerk, das man allerdings nur mit der richtigen Erwartungshaltung genießen kann.

  • Stimmt, der Roman ist sehr wirklichkeitsnah erzählt und hält sich detailgetreu an den Ablauf der Geschichte. Was den Schwierigkeitsgrad beim Lesen erhöht, ist das Aufnehmen der vielen Handlungsstränge, die alle irgendwann einmal zusammengeführt werden. Das kann schon verwirren. Aber auf jeden Fall ist es ein Buch, das jeder einmal gelesen haben sollte.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Ja, auf jeden Fall lesen. Aber nur, wenn man auch ein bisschen mehr Zeit mitbringt. Ich hatte das Buch ursprünglich gleich nach der Geburt meiner Tochter angefangen zu lesen, hab's dann aber aber schnell wieder aufgegeben und mich später noch mal in Ruhe rangemacht.

  • Zitat

    Original von Jokim Schnöbbe
    [Es ist ein Buch vieler Geschichten, einige halb erzählt, einige ganz. .


    Heißt das auch, das man auch nur Teile des Romans lesen kann? :gruebel


    Ich habe Tolstois Anna Karenina, Familienglück und Der Tod des Iwan Iljitsch sehr gerne gelesen, aber mich aus Zeitmangel nie an Krieg und Frieden rangetraut.

  • In gewisser Weise schon. Man kann das Buch fast thematisch lesen: hier ein Kapitel über die Freimauer, da einige Gedanken über den Tod, einige Seiten über Geschichtsphilosophie, dort eine Beschreibung einer Napoleonischen Schlacht, die inneren Vorgänge eines verliebten Mädchens, etc.


    Allerdings ist es schon schwierig genug, sich einen Überblick über die ganzen Charaktere zu schaffen, selbst wenn man von vorne anfängt. Wenn man nur Bruchstücke liest, werden die ganzen russischen Namen natürlich noch verwirrender sein.

  • Ich habe "Krieg und Frieden" vor über 20 Jahren gelesen (Lektüreliste Studium) und es hat mir recht gut gefallen, im Gegensatz zu Dostoevskij (Schuld und Sühne), das ich langweilig fand.
    Im Januar kommt "Krieg und Frieden" als Vierteiler im Fernsehen, vielleicht ist das ein guter Einstieg für Leute, die sich bisher nicht an das Buch rangetraut haben.

  • Auch ich habe nun Tolstois Krieg und Frieden beendet.


    Man darf an dieses Werk wirklich nicht mit den falschen Voraussetzungen herangehen, sonst wird man schnell enttäuscht sein.
    So ging es mir nämlich anfangs. Ich hatte eher eine Familienchronik erwartet, in der nebenbei auch vom Krieg berichtet wird (nachdem ich den ersten Teil des Vierteilers im Fernsehen gesehen hatte).


    Dem ist aber ganz und gar nicht so. Anfangs stehen zwar noch die Familiengeschichten im Vordergrund, aber gegen Ende des Buches wird fast nur noch vom Krieg gegen Napoleon berichtet.


    Tolstoi läßt uns dabei an jeder Schlacht "hautnah" teilhaben und philosophiert dabei auch über den Krieg an sich, über Kriegsstrategien, Entstehung und Auswirkung des Krieges usw.


    Man kann also grob sagen, daß der Roman aus zwei Handlungsträngen besteht. Zum einen die Familiengeschichten, zum anderen der Krieg. Und natürlich ist beides miteinander verwoben, wobei die Kriegszenen rund 40% des Romans ausmachen.
    Man sollte sich viel Zeit für dieses Meisterwerk nehmen, denn es lohnt sich auf jeden Fall.


    Ich bin nun geneigt eine Biographie von Tolstoi zu lesen, da ich annehme, daß er einige autobiographische Elemente in seinem Roman verarbeitet hat, z. B.
    daß er als neunjähriger Waise von seiner Tante erzogen wurde.


    Allen Tolstoi-Neueinsteigern würde ich eher zu Anna Karenina als zu Krieg und Frieden raten.


    Edit: Übrigens finde ich, daß man Tolstoi und Dostojewskij nicht miteinander vergleichen kann. Warum auch? Nur weil zufällig beide Russen sind/waren?

  • Ich habe diesen Wälzer nun auch beendet und mich (teilweise) durch die 1.600 Seiten gekämpft.
    Wenn ich so überlege, war dies mein erster Klassiker..



    Wie meine Vorrednerin habe auch ich eine Familiengeschichte erwartet und die Probleme, die der Krieg mit sich bringt, also Väter, Brüder, Cousins die in den Krieg ziehen und evtl. nicht mehr wiederkommen.
    Daher war ich doch sehr überrascht, wieviel über den Krieg berichtet wird.


    Es gibt viele Personen, die ich zu Anfang nicht auseinanderhalten konnte, was wohl auch an den ähnlichen Vornamen lag. Wer mit wem wie verwandt ist und wie die ganzen Familien widerum miteinander bekannt sind etc. hat mich anfangs richtig verwirrt.
    Nach und nach stieg ich aber richtig in die Geschichte mit ein. Wichtig dabei war, dass ich nicht abends lesen konnte, da ich mich dann nicht mehr konzentrieren konnte.


    Nichts desto trotz hat mich dieses Buch regelrecht gefesselt und ich bin froh, es gelesen zu haben. Ich habe viele interessante Personen kennengelernt, mich über manche auch richtig schön aufgeregt und mit den fliehenden Familien gelitten.



    Ein wirklich interessantes Buch!

  • Ich habe heute mit einer Freundin gemeinsam alle 4 Teile des Films Krieg und Frieden angeschaut! Ein toller Film!


    Meine Freundin hat das Buch bereits gelesen, und ich kann es mir nun auch vorstellen. Dass sehr viel vom Krieg handelt, weiß ich ja nun, was ich auch durchaus interessant finde, somit habe ich da keine falschen Erwartungen!


    Mal sehen, ob ich mal die Zeit dazu finde!

  • Ja, du meine Güte!! :yikes Jetzt hab ich mich gerade ein bisschen schlau gemacht und festgestellt, dass es zig verschiedene Fassungen, Übersetzungen usw. gibt!!


    Naja, ich schau mich mal in unserer Stadtbibliothek um, dann hab ich nen besseren Überblick!

  • Ich habe nur ungefähr ein Drittel des Romans gelesen und ihn dann beiseite gelegt. Mir war es ingesamt zu langatmig und unspannend. Die Detailfülle und Genauigkeit mag vielleicht für den Historiker hochinteressant sein, für mich war es das nicht.


    Der rote Faden durch das Buch ist der Krieg und leider nicht die Protagonisten. Die sind in ihrer Fülle eher Beiwerk, wenngleich sehr interessant. Probleme hatte ich ebenfalls mit den Namen, da teilweise sogar mehrere gleiche Vornamen im Spiel waren.


    Und es war nicht mein erster Klassiker und ich liebe ansonsten dicke Bücher! Da mir der Schreibstil von Tolstoi an sich gefiel, werde ich aber eines seiner anderen Bücher irgendwann lesen.

  • Das ist ein faszinierendes Buch, aber sehr schwer zu lesen. Von der Haupthandlung (sofern man das so nennen kann) wird immer wieder abgeschweift um dieses oder jenes zu betrachten, ein bisschen philosophieren, ein wenig dort vorbeischauen usw.


    Die vielen französischen Ausdrücke machen es auch nicht leichter, ich musste immer wieder in den Anhang blättern und nachschlagen, was denn da geredet wird. Die Benutzung von zwei Lesezeichen empfiehlt sich.


    Ich habe mir extra die Ferien dazu hergenommen, da ich sonst bestimmt keinen Nerv für das viele Abschweifen und die anstrengende Sprache gehabt hätte. Nachher brauchte ich zur Erholung ein paar leichtere Romane.

  • "Krieg und Frieden" habe ich in einer Ausgabe gelesen, die keine Übesetzung der französischen Textpassagen enthielt. Zunächst nervte das etwas, schließlich ist mein Schul-Französisch doch schon etwas eingerostet. Später, und mit zunehmender Erweckung eines offenbar im Hinterkopf doch noch vorhandenen Vokabelschatzes, merkte ich dann, dass die Notwendigkeit des Übersetzen-Müssens noch tiefer in den Text eintauchen lässt.

    "Hebt eure Prinzipien für die wenigen Augenblicke im Leben auf, in denen es auf Prinzipien ankommt. Für das meiste genügt ein wenig Barmherzigkeit."
    (Albert Camus)

  • Mir ist gerade die Idee gekommen, dass Gefallen oder Nicht-Gefallen von "Krieg und Frieden" auch am Übersetzer liegen könnte.


    Welche Ausgaben habt ihr? Ich habe die von Hermann Röhl übersetzte Variante aus dem Anaconda-Verlag und mir gefiel es wie gesagt nicht.


    Ich bin sehr gespannt auf eure Antworten!