Gute Schriftsteller vs. "böse" Schriftsteller?

  • @BJ...sorry...bissl schäm ich mich ja, dass ich über Nudelsuppes Bemerkung lachen mußte. War nicht böse gemeint von mir. Aber das paßte irgendwie zu schön...machte Dich menschlich.:-)




    Zum Thema möchte ich nochmal etwas loswerden, was mir schon die ganze Zeit ein wenig im Kopf herumgeistert:


    Günter Grass ist auch nicht gerade ein von mir favorisierter Schriftsteller, aber darauf kommt es auch gar nicht an.


    Was mir persönlich sehr viel imponiert hätte, wäre der Zeitpunkt des "Geständnisses" - was m.E. gar nicht sooo nötig war - auf jeden Fall aber VOR der Annahme des Nobelpreises gewesen.


    Der Mensch Günter Grass hätte in meinem Ansehen - worauf es natürlich auch nicht gerade sonderlich ankommt - sehr an Profil gewonnen!

  • Diese Diskussion ist fremdgesteuert. Es ist wie mit dem Passanten, der an einer Gruppe von Menschen vorbeikommt, die in den Himmel starren. Er kann garnicht anders, er muß auch stehenbleiben und nach oben sehen. Dabei ist dort überhaupt nichts.


    Was ich sagen will: Diese Diskussion ist es, was Grass wollte. Sehr geschickt eingefädelt. Es bestand überhaupt keine Notwendigkeit, diese Details zu veröffentlichen. Und, obwohl es schon mehrfach gesagt wurde - es geht einzig und alleine um Buchabsatzzahlen.

  • Zitat

    Diese Diskussion ist es, was Grass wollte. Sehr geschickt eingefädelt. Es bestand überhaupt keine Notwendigkeit, diese Details zu veröffentlichen. Und, obwohl es schon mehrfach gesagt wurde - es geht einzig und alleine um Buchabsatzzahlen.


    sag ich doch :grin

  • Zitat

    Original von Tom
    Diese Diskussion ist es, was Grass wollte. Sehr geschickt eingefädelt. Es bestand überhaupt keine Notwendigkeit, diese Details zu veröffentlichen. Und, obwohl es schon mehrfach gesagt wurde - es geht einzig und alleine um Buchabsatzzahlen.


    Jetzt steht im Videotext, er wäre Veröffentlichungen von Historikern zuvorgekommen.
    Diese beruhten auf den Quellen des NS-Archivs des Ministerium für Staatssicherheit der DDR!

  • Zitat

    Original von Nudelsuppe


    Darauf einen Pflaumenwein :grin


    Über den Fall Grass sollte man Gras wachsen lassen. Das Thema ist eh abgegrast. Seinen Nobelpreis darf er ja behalten, und die Biografie muss man nicht lesen, wenn man nicht will. Ich will nicht.


    Eben!...Und Prost, Nudelsuppe. Trink einen Pflaumenwein für mich mit. Ich trinke nämlich nicht! :-)


    Dann werd ich mich wohl mal besser um die Überweisung der Werbe-Tantiemen von Grass an uns kümmern, was?! :pille

  • Öhhhm, darf ich mal nur kurz für mich zum Überblick den Konsens dieser Diskussion zusammenfassen?


    Günter Grass - der den Literatur-Nobelpreis als drittklassiger Schreiberling schmuddeliger Groschentexte eigentlich zu unrecht erhalten hat - fiel bei der Suche nach einem PR-Gag zur Veröffentlichung seiner Autobiografie ein, dass er ja die vergangenen Jahre über nur den Kumpels seinen Ausflug als Siebzehnjähriger in die Waffen-SS erzählt hatte, nicht aber der Öffentlichkeit. Auf diese Marketing-Strategie sollte man besser nicht reinfallen, das Buch und die Diskussion um Schuld und Verantwortung also meiden. Ansonsten gilt: Grass hat als notorischer Nörgler und negativer Pfeifenbruddler sowieso nichts Konstruktives zur bundesdeutschen Geschichte beigetragen. Und: Moral und Frieden darf nur anmahnen, der selbst ohne Schuld und Tadel ist.



    Manchmal, in diesen einsamen, wachen Stunden der Nacht, wünschte ich mir, meine Welt wäre so einfach, wie eure ...

  • du darfst ruhig weiterhin an das gute in gg glauben, columbo! ;-)


    eine überspitzte zusammenfassung - und hier einspruch:

    • ich bin großer fan von der blechtrommel - und halte grass' frühwerk für sehr bedeutend. über seinen letzten gedichtband muss man imo nicht unbedingt reden.
    • ob marketing oder angst vor aufdeckung - oder wirklich innere aufarbeitung: der zeitpunkt lässt einfach viel spielraum für interpretationen zu.
    • grass nörgelte viel, belehrte viel, moralisierte viel in der öffentlichkeit - das darf auch jemand, der als 17jähriger in der waffen-ss war, weil ihn das, wenn er sich zu seiner vergangenheit bekennt, in meinen augen nur glaubwürdiger macht. der öffentlichkeit diesen punkt jahrzehnte vozuenthalten, war seine entscheidung. ich darf daraus aber auch meine eigenen schlüsse ziehen - in meiner eigenen einfachen gedankenwelt, ja? was er seinen kumpels erzählt hat, ist seine sache.


    der einfache bo :-)

  • Ich habe heute morgen im Radio die erste offizielle Besprechung von
    'Vom Häuten der Zwiebel' gehört.


    Es scheint eine schwierige Lektüre zu sein. Und recht kurz, wenn ich recht verstanden habe, keine 200 Seiten.


    Fiktionales, Erlebtes und Dokumentiertes mischen sich.
    Das Thema ist weniger die eigene Biographie als vielmehr die Frage des 'Sich Erinnerns' und der Erinnerungskultur.


    Unter diesem Aspekt kann ich Grass schon verstehen, es ist eine kontinuierliche Aufarbeitung innerhalb eines privaten Denkflusses, zu dem offenabr gehört, daß man endgültig 'reinen Tisch' macht.
    Natürlich ist es auch auf die Öffentlichkeit gezielt, natürlich bringt es ein, so klang es jedenfalls, nicht so überragendes Büchlein, ganz nach vorne.
    Natürlich haben endlich alle was zu schwätzen, ich meine, sonst müßte man sich eventuell über deutsche Truppen im Libanon unterhalten :yikes
    über leidigen Arbeitslosen oder...


    Und ich habe mit Absicht 'schwätzen' geschrieben, den gesagt wurde bislang wenig.


    Was ich immer noch ncht verstehe, ist, wieso die Sache an sich beeinflussen soll, was er früher gesagt hat.
    Oder seine Bücher.


    @bo


    'etwas vorenthalten' ist eine schwierige sache. vieles verdrängt man, wird vergessen, gerade bei einem thema wie dem nationalsozialismus. wenn ich mich mit alten leuten unterhalte, kommen ganz unvermutet dinge zutage, an die sie jahre nicht gedacht haben. auch unangenehme dinge.
    und das ist nur privat.
    wenn man eine öffentliche figur ist, keine ahnung, wie das ist. keine ahnung, wann dieses wissen als 'wissen' bei ihm auftauchte.
    keine ahnung, wie damit umgehen, wenn man wirklich scheiss gebaut hat.
    nu isses raus.


    nun müssen wir damit umgehen.


    Fieser Trick von dem Typen.
    ;-)

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali


    Es scheint eine schwierige Lektüre zu sein. Und recht kurz, wenn ich recht verstanden habe, keine 200 Seiten.


    Ich habe das Buch gerade vor mir liegen, es hat 479 Seiten.



    Etwas Positives hat diese "Grass-Diskussion" aber auch. Es wird in der Öffentlichkeit und vor allen Dingen auch in den Medien mal wieder über Literatur geredet, in den Zeitungen auf der ersten Seite und im Fernsehen sogar in der "Tagesschau".

  • Danke, Eiszapfen, dann habe ich falsch gehört.
    Das Radio in der Küche ist gut dreißig Jahre alt.
    ;-)


    Über eine Besprechung hier im Forum würde ich mich freuen.


    magali läßt sich nieder und schaut gespannt

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Alexx,
    mir geht es gar nicht in erster Linie um Grass. Die Frage bezog sich allgemein darauf, wie viel von seiner Persönlichkeit jemand Preis geben muss/soll/darf/kann. Und letztendlich, wie sich "Enthüllungen" auf die öffentliche Meinung (und im Falle Grass konkret auf Vorbestellzahlen, aber auch auf seine Arbeiten) auswirken.
    Nein, nein, ich meine jetzt nicht die Geschichte mit dem PR-Gag, um Zahlen zu puschen, sondern ganz einfach darauf, wie sehr eine öffentliche Person der Öffentlichkeit verpflichtet ist. Will die "Öffentlichkeit" Persönliches wissen? Wenn ja, warum und welche Wirkung haben "Enthüllungen"?

  • Ichhab das gar nicht nur auf Grass bezogen.
    Personen die in der Öffentlichkeit stehen und dadurch ihren Lebensunterhalt bezahlen..nun, die sind natürlich genauerer Beobachtung ausgesetzt.
    Was der einzelne jetzt daraus macht, ist tatsächlich sein Problem.
    Es gibt genügend "öffentliche" Menschen von denen man gar nichts weiß...aber noch mehr gibt es von denen man angeblich ALLES weiß, weil sie alles an die große Glocke hängen...eben um Geld zu machen, oder weiß der Geuer warum, ist mir auch wurscht.


    Die "Öffentlichkeit" ist einfach schadenfroh...

  • Zitat

    Woran müssen sich Schriftsteller (und andere) messen lassen?


    Sie müssen rein im Geiste sein, von edler Natur, von prächtiger Gestalt und ausgestattet mit einem vorzüglichen Benehmen. Schriftsteller sind Vorbilder, Menschen, denen andere blind folgen, und sie (die Schriftsteller) haben das Recht und die Pflicht, Unrecht zu entlarven, Gutes vom Bösen zu unterscheiden, Lebenswege zu empfehlen und Wunden zu heilen. Schriftsteller sind gottesähnliche Geschöpfe, die das eigentliche Evolutionsziel darstellen. Alle andere Menschen sind nur Fußvolk, bestenfalls. Die ideale zukünftige Welt wird ausschließlich aus Schriftstellern bestehen.


    Wenn allerdings ein Schriftsteller beim Zwiebeln der Häute erwischt wird, fällt er in Ungnade. Seine Werke sind einzustampfen und zu Toilettenpapier zu verarbeiten, das ausschließlich von kasernierten ehemaligen SS-Schergen benutzt werden darf.


    Wenn ein Schriftsteller zeitlebens den eingangs erläuterten Anforderungen genügt, darf er nach seinem Tod neben Gott platznehmen und eine neue Fassung der Bibel schreiben.

  • @Tom...magste `n Stückchen Zwiebel?... :grin


    Hauehaueha...da ist aber einer völlig über sich selbst hinausgewachsen, wa?


    Oder ist das noch steigerungsfähig?...*gespanntbin*...;-)