"Frau Jenny Treibel" von Theodor Fontane

  • Jetzt werde ich mal meine Erste Buchvorstellung schreiben und hoffe das ich alles richtig mache:


    Titel:
    "Frau Jenny Treibel" von Theodor Fontane


    Kurzbeschreibung laut Amazon:
    Die Berliner Kommerzienrätin Jenny Treibel, seit ihrer Heirat der wohlhabenden Bourgeoisie angehörig, lädt zum Diner. Unter den geladenen Gästen ist Corinna, die mit Charme und Esprit die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Nicht zuletzt ihr Vetter Marcell verehrt sie. Ins Auge faßt Corinna an jenem Abend allerdings den jungen Leopold Treibel, den sie der gesellschaftlichen Position wegen heiraten möchte. Als Jenny Treibel, die sich selbst für eine sentimentale Idealistin hält, von diesen Intentionen erfährt, vergißt sie jedoch jeden Idealismus.


    zum Autor:
    Amazon: Theodor Fontane (1819 -1898 ) ist der bedeutendste Erzähler des literarischen Realismus. Der gelernte Apotheker machte mit 30 Jahren das Schreiben zum Beruf, zunächst als Journalist und Theaterkritiker. Erst spät begann er erfolgreich Romane und Erzählungen zu schreiben.


    viele Informationen auch unter http://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Fontane


    Eigene Meinung:
    Da ich das Buch für die Schule lesen musste, bin ich ausreichend kritisch an die Lektüre gegangen. Je mehr ich aber gelesen habe, umso spannender wurde es. Und wie bei jedem Frauenroman möchte man auch hier wissen: Wer am Ende mit wem?


    Dieses Buch würde ich als Frauenroman aus einer anderen Zeit beschreiben. Wunderbare und humorvolle Einblicke in die Zeit des deutschen Kaiserreiches, über neue Erfindungen und das Berlin dieser Zeit. Und ein Klassiker, den man auch ohne Lektürehilfe verstehen kann (lediglich für einige Wörter ist eine Ausgabe mit Vokalhilfen hilfreich, denn die Ausdruckform ist alt und vielleicht nicht mehr jedem verständlich).


    Fazit:
    Genau richtig für jemanden der Frauenromane mag, schmunzeln möchte oder sich für die Zeit des deutschen Kaiserreiches interessiert.

  • Ich habe dieses Buch gestern ausgelesen und mich köstlich amüsiert. Nicht nur die Sprache, die ich im übrigen nicht so schwer verständlich finde, sogar mein Englisch war ausrechend für die Beiträge Mr. Nelsons, sondern auch die [edit] Charaktere.


    Jenny selbst ist eine recht bestimmende Dame, die ihre Herkunft gerne vergisst, meistens über die Armut romantisiert, wenn sie ihr aber zu nahe kommt, kein Pardon kennt. Eine durch und durch zweispältige Dame, die dennoch weiß, was sie will. Am meisten habe ich mich über die Winkelzüge betreffs der Schwester ihrer Schwiegertochter amüsiert, die erst nicht die Rechte für ihren Sohn war, dann aber, als er einer erwählte, die ihr noch weniger recht war, plötzlich durchaus passend scheint. Das ist so menschlich.
    Corinna selbst gefällt mir nicht wirklich. Zum einen hat sie eine recht "finanzielle" Grundeinstellung und ihr Spiel mit den Gefühlen der Anderen geht mir mitunter zu weit. Ihre Reue am Ende kaufe ich ihr nicht wirklich ab.
    Überhaupt das Ende: für meinen Geschmack kommt es ein wenig hastig einher, nachdem die Vorgeschichte so schön ausgewalzt und detailliert war. Die Wendungen der Einstellungen der Protagonisten (vornehmlich Corinnas) sind mir in ihrer Hast nicht ganz nachvollziebar. Schade.
    Dafür gefallen mir die Männer: der alte Treibel, der, obwohl sonst sehr auf seine Ruhe und Gemütlichkeit bedacht, sich keineswegs scheut, seiner Frau auch mal unangenehme Wahrheiten an den Kopf zu werfen oder sich selbst an die jungen Damen. Und Marcell, der zwar erst am Ende Profil erhält, der mir aber in seiner beständigen Zuneigung zu Corinna mehr Romantik aufzeigt als die stets gleichen Liebesbriefe von Leopold.


    Fazit: ein lesenswertes und kurzweiliges Buch, das mit viel spitzem Humor und Ironie daherkommt und gut unterhält. Es werden eine Reihe Menschen vorgestellt, man lernt so nebenbei etwas über die gesellschaftlichen Verhältnisse und Gedanken der Zeit, ohne sich zu langweilen. Ich habe ab und an sogar herzlich Lachen müssen. Kurzum: mir gefällt es sehr gut.

  • habe erst gestern angefangen und bin trotzdem schon gespannt wie es ausgehen wird und was noch so geschehen mag. soll ja das beste fontane buch sein (hab ich in diesem forum erzählt bekommen) und hoffe das ist auch der fall. ich habe jedenfalls freude am lesen und kann es jedem empfehlen^^

  • Hey Ihr Lieben,


    ich wehre mich ja doch ein wenig gegen den Ausdruck "Frauenroman" und "bester Fontane" ... aber ich darf mich ja als sein neue, auf Knien rutschende Fanfrau ein bisschen mokieren oder?


    Jenny Treibel ist super - eines seiner humorvollsten, espritgespickten Werke und wunderbar dazu, weil er die Rollen austauscht - auf den kleinen schmächtigen Sohn - keine Tochter - wird Jagd gemacht und kein herrischer Vater, sondern ein Superweib erhebt sich über die Intrigen :lache und das Beste ... alle hocken se am Ende um die HOchzeitstafel ohne das jemand gesellschaftlich zugrunde gegangen ist (oder gar sterben musste) ...


    das sich gerade eine Fontanesammlung aufbauende eyre

  • Liesbett


    Vergleiche kann ich machen ... habe schon acht weitere Werke von ihm gelesen - Jenny Treibel gehört zu den Berliner Romanen - ein BEzug, was "Powerfrau" angeht, könnte man zu Mathilde Möhring setzen oder nicht?


    Aber ich starte mal ne kleine Leserundenanfrage - ne kleine vorerst :rolleyes


    das barbysche eyre

  • Ein großartiges Lesevergnügen, allein schon wegen der Sprache. Ich werde "sich aigrieren" in meinen aktiven Wortschatz übernehmen.
    Das Tolle an dem Roman ist ja dieses Ausgeliefertsein an die Konventionen und wieder doch nicht. Ein Meisterstück diplomatischer Unverschämtheit ist doch Jenny Treibels Brief an Hildegard, großes Kino.
    Und das Allergroßartigste ist doch, dass man überhaupt nicht weiß, warum die Protagonist/innen handeln, wie sie handeln. Sicher, man kann die zugrunde liegenden schlussendlichen Motivationen von außen analysieren, aber was treibt die Figuren wirklich an? Ist Jenny Treibel tatsächlich so verblendet zu glauben, sie wäre eine Romantikerin, der es nur auf die Liebe ankommt? Oder ist sie's am Ende auf eine ganz bestimmte Weise sogar? Fontane ist bei seinen Beschreibungen dessen, was seine Figuren zu einer Wahl bewegt so unglaublich weit seiner Zeit voraus, dass ich oft aus dem Staunen nicht mehr herauskomme. Ich weiß gar nicht, was mein nächster Fontane sein soll, jetzt da mein Vorrat ausgelesen ist, vielleicht folge ich Palomars Vorschlag "Unwiederbringlich". Denn dass es einen nächsten Fontane geben muss, ist klar.

  • Zitat

    Original von Aeria
    "Frau Jenny Treibel" subbt bei mir noch. Ich weiß nicht mehr, warum ich mir dieses Buch unbedingt kaufen musste... Nach dem ganzen Lob hier im Thread bin ich aber sehr froh, dass es im Regal steht :-) .


    Hehe, genau das habe ich auch eben gerade gedacht. *das Buch etwas höher im SuB schieb*

    :lesend Ich lese gerade: "Carry On" von Rainbow Rowell und "Mansfield Park" von Jane Austen | SuB: 50