Wenn Männer aus Frauensicht schreiben...

  • Interessant wäre sicher auch der neue Roman von Christoh Hein, "Frau Paula Trousseau".


    Kurzbeschreibung (amazon)
    Wie werden wir - oder werden wir nicht - zu dem Menschen, der wir geworden sind? So die elementare Frage in Christoph Heins Roman, der konsequent die Perspektive der Malerin Paula Trousseau einnimmt. Mal in ausgreifenden Situationsschilderungen, mal im Zeitrafferstil erzählt Hein von den Abenteuern der Selbstbehauptung einer Frau, deren Einstellung und Erlebnisse den Leser im Schwanken zwischen Sympathie und Ablehnung in ihren Bann ziehen. Wenn der Leser Paula Trousseau zum erstenmal begegnet, ist sie tot: Selbstmord in Frankreich, im Jahr 2000. Soviel erfährt er objektiv, was dann folgt, sind ihre Tagebuchaufzeichnungen, ihre Sicht der Welt, der Kunst, der Geschlechterverhältnisse, ihre Erlebnisse mit Männern und Frauen in ihrer Version: Wie sie sich, gegen Eltern und Ehemann, für das Kunststudium entscheidet - um den Preis der Verhärtung gegen alle und alles. Sämtliche Beziehungen zu Männern scheitern, die zu Frauen gehören zu den beständigeren, vertreiben jedoch nicht die Dominanz der Grautöne aus ihren Bildern. Woher kommt diese Gleichgültigkeit gegenüber den anderen und am Ende gegen sich selbst? Sind die Herkunft, die politischen Verhältnisse, die Geschlechterhierarchie, die kulturelle Situation dafür verantwortlich? Wie werden wir, was wir sind?


    Habe im Forum noch nichts darüber gefunden, vielleicht hat schon mal jemand von euch hineingeschaut? Kommt jedenfalls auf meine Liste.


    Beste Grüße
    Corinna

  • Zitat

    Original von Waldlaeufer


    Falscher Ansatz, aber es geht in die richtige Richtung.
    Männer denken nicht. Einfach so. :lache


    :rofl :rofl :rofl



    Aber um meine obige Meinung noch mal zu konkretisieren: Ich könnte nie ein ganzes Buch aus Männerspektive, Erzählform 1. Person schreiben. Perspektivwechsel dagegen, also auch mal den Protagonisten in den Vordergrund stellen, sein Handeln, Denken ( :lache) in den Vordergrund stellen, das schon. Nur keine männliche tiefenpsychologische Sicht der Dinge. (Oder ist das jetzt schon wieder falsche Ansatz??? :lache)

  • Zitat

    Original von Corinna
    Nur keine männliche tiefenpsychologische Sicht der Dinge. (Oder ist das jetzt schon wieder falsche Ansatz??? :lache)


    Ach mönnäsch, unterschätze mal bitte nicht die männliche tiefenpsychologische Sicht der Dinge...
    Gerade im Nichtdenken (nicht zu verwechseln mit dem Nichtgedachthabenkönnen oder dem eher einfach strukturierten Nichtgedachthaben, aber auch nicht gleichzusetzen mit dem Nichtsgedachthabenundtrotzdembescheidwissenwollen) zeichnet sich eine nicht-gänzlich-durchdachte Spielart des Phänomens existentialistischer Weltanschauung aus. Die Urform dessen, das Nichts-Denken (Achtung: keineswegs identisch mit dem Nichts-Wissen!!), lässt sich meist in drei Entwicklungstufen untergliedern.


    Zu Beginn steht die philosophische Komponente: Denn im Nichts-Denken zeigt sich das Nichts in seinem Sein, denn es ist ja nichts und kann deshalb nicht sein. Dieses letztliche Sosein des Daseins zeigt in der Inhalftigkeit des Nichts, dass es nicht außerhalb etwas liegen kann, denn dann wäre es ja irgendwo und somit raum-zeitlich bestimmtbar, ja eine Weltlichkeit in der Umwelt, eine umweltliche Welthaftigkeit, man möchte schon fast von phämonomenaler Verweltlichung umweltlicher Verwirklichung - kurz dem Sein des Nichts im Nicht-Denken - sprechen. Es ist also eine durchaus anzeigbare Form des Seins.


    Das führt jedoch eher an den Rande des Wahnsinns als zur kritischen Vernunft, geschweige denn der erstrebten Erkenntnis von Sein, Nichtsein und gelegentlicher Alkoholentsagung.


    Stufe zwei zeigt sich also im durchaus psychologischen Komplex von Nichts im Nichts-Denken, denn das Nichts, das Sein ist, hat ein Problem mit sich, weil es sich nicht eingestehen will, dass es ist und einfach nur nicht sein will.
    Es ist also irgendwie im Werden und steht auf der Schwelle.
    Ein klarer Fall von Schwellenangst und notorisch zwanghafter Mehrdeutigkeit.
    Der Fachmann spricht da von: Plemplemm.
    (Erstes Anzeichen zur privaten Selbstdiagnose: Die Sonne ist plötzlich keine Sonne mehr, sondern ein transzendenter Beleuchtungskörper mit thermodynamischen Wirksamkeitsverhältnissen.)


    Stufe drei, die alles entscheidende, besteht in der schlicht chemisch-physiologisch angesetzten Selbst-Behandlung.
    Kurz: In vino veritas.
    Das führt mit sich steigernder Praxis und bereitwilligem Einsatz zur Auflösung nicht nur neurologisch interessanter Strukturen, sondern auch des eigentlichen Problems. Denn "Nichts-Denken" beweist sich als leerer Begriff in einem System des Nichtdenkens.



    Also, sag jetzt bitte nicht, dass Nichtdenken tiefenpsychologisch Nichts oder nichts zu bieten hätte.


    So. Oder so.
    Oder so ähnlich.
    In der Art.

  • :wow :wow :wow


    Ich muss gestehen, dass ich mich nie zuvor mit der tiefen- oder sonst wie psychologischen oder gar philosophischen Perspektive dieses Problems beschäftigt habe. Sein oder Nicht(s)-Sein. Haben oder Sein. Sein und Haben. Erich Fromm. Das Überich. Das Nichts schlechthin. Des Mannes. An sich.


    Jahrelang, ja, jahrzehntelang bin ich anscheinend einem völlig falschen Weltbild aufgesessen. Jetzt tun sich plötzlich neue Welten auf, ich entdecke, dass ich mich nie genug mit plemplem und in vino veritas beschäftigt habe. Ich habe diese Ansätze ja kaum wahrgenommen, geschweige denn, sie in irgendeiner Weise hinterfragt. Im Gegenteil, ich habe die Komplexität dieses Systems einfach blind von vorneherein abgelehnt. Ich muss ewig dankbar sein, dass Du mir diese - für mich völlig neue - Sichtweise zu neurologischen Strukturen, zur Urform des maskulinen Denkens bzw. Nicht(s)-Denkens so deutlich aufgezeigt hast. Ich beginne, den Mann als Wesen ganz neu zu interpretieren, zu definieren - und erstmals zumindest vage in Betracht zu ziehen, dass diese Gattung tatsächlich ein Hirn haben könnte.


    Und bin fassungslos ob dieser gewaltigen neuen Möglichkeiten.

  • Zitat

    Original von Corinna
    Ich beginne, den Mann als Wesen ganz neu zu interpretieren, zu definieren - und erstmals zumindest vage in Betracht zu ziehen, dass diese Gattung tatsächlich ein Hirn haben könnte.


    Es gibt ja durchaus unterschiedliche Ansichten und Ergebnisse. Fakt ist jedoch, dass das männliche Gehirn das Vermögen besitzt, geradlinig zu denken, ohne Abschweifungen und ewiges hin und her der Gedanken. Was auch klar ist, wenn man nur mit einer Zelle unterwegs ist, hat man am Ende auch nicht viele Mitfahrgelegenheiten. :lache

  • hi zusammen,


    Himmel, wo bin ich denn da reingeraten? Habe mir heute mal vom Schreiben freigenommen und durchs Forum geklickt.


    Also...Männer können grundsätzlich nicht aus Frauensicht schreiben und umgekehrt.
    Die gesamten Beiträge lesen sich wie die wöchentliche Diskussion mit meiner Frau...und Töchtern.
    Alles was Männer zu diesem Thema rüberbringen, sind Wunschvorstellungen...oder die eine oder andere Erfahrung mit Frauen.
    Nein...Männlein und Weiblein werden einander nie verstehen...sie respektieren einander...mehr ist nicht drin.
    Unser prähistorisches Stammhirn lässt garnichts anderes zu.
    Und in dem ist die Aufgabenteilung der Geschlechter seit Millionen von Jahren festgelegt.
    Alles, was uns hilft, den anderen zu verstehen ist, dass sich seit einigen Jahrtausenden neue Gehirnschichten darüber gelegt haben, die lernfähig sind, die uns ein soziales ...heute sagt man menschliches...Verhalten ermöglichen.


    Ich vermeide es in meinen Romanen möglichst, diesen Konflikt einzugehen.
    Keine Leserin würde mir das abnehmen....
    Ich werde immer nur aus der Sicht des Mannes schreiben können.
    Alles andere wäre Selbstbetrug.


    Aber was ist da schlimm dran? Ich bin nun mal so zur Welt gekommen, und versuche das Beste daraus zu machen.
    Oder ist da jemand anderer Meinung?


    euer hef

  • Da ist gar nix schlimm dran, Hef.


    Schlimm ... oder zumindest blöd ... wird's nur, wenn jemand *versucht*, aus der Perspektive des anderen Geschlechts zu schreiben und daran scheitert (ohne es zu merken). Dann hat der Autor/die Autorin einen unglaubwürdigen Charakter geschaffen, der den Lesern Unbehagen bereitet.


    Wahrscheinlich ist es so wie immer im Leben: Die geglückten Versuche nimmt man für selbstverständlich und registriert sie nicht weiter. Was auffällt, sind die Fälle, in denen es schiefging. Und schon hat sich das (Vor-)Urteil verfestigt, dass das generell nicht funktioniert.


    Wahrscheinlich können manche AutorInnen die Perspektive des anderen Geschlechts glaubwürdig einnehmen - und andere halt nicht. Wenn letztere es dann bleiben lassen, ist alles in Butter. :grin

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Hi Vandam,


    ...wie die Zeit so spielt...zum Thema Männlein-Weiblein finde ich genau das Thema im Magazin "Text-Art" (www.textart.de) einen Artikel: Schreiben Frauen anders?
    Sehr interessant.
    Dieses Magazin ist nur zu abonnieren, kostet 4,40 € und erscheint 4 mal im Jahr.
    Empfehlenswert


    euer hef

  • jaja das sagen sie alle.......mhhh keine ahnung ich kann mir das leider nicht so recht vorstellen, dass männer aus der sicht einer frau schreiben ausser vielleicht das sie sehr feminine züge aufweisen können





    :hau :bonk

  • Manche Autoren koennen es - andere koennen es nicht. Das andere Geschlecht glaubwuerdig zu beschreiben ist IMHO eine Fertigkeit, die man lernen kann - mit viel Uebung, Feedback von Lesern, die dem anderen Geschlecht angehoeren, vor allem aber viel Beobachtung & Kontakt mit dem anderen Geschlecht. Und dem Mut, sich von liebgewonnenen Klischees zu verabschieden, und die ausgetreteten Pfade (Minirock & pinker Lippenstift) zu verlassen.


    Ich hatte lange Schwierigkeiten, glaubwuerdige Frauen zu schreiben. Es faellt mir noch immer sehr schwer, und meine Frauen tendieren zu "tough" (vielleicht, weil ich schwache *Menschen* generell schwierig zu schreiben finde), aber ich kriege es langsam hin, wenn ich Frauen als Vorbilder nehme, die ich real kenne und bewundere und mich von den Klischees loese, die der eigene "Kultur"-Konsum in mir angelegt hat.


    Maenner sind fuer mich leichter, aber mich reizt auch die Herausforderung. :lache


  • Was für ein Schwachsinn. Ehrlich.
    Punkt eins: Transgender sind also nach deinem Ermessen nur eine Identitätsstörung. Und garantiert kennst du auch einen. Nicht? Dacht ich es mir doch.
    Punkt zwei: Die Aufgaben sind im Hirn festgelegt? Seit Millionen von Jahren? Und ich dachte, der Mensch existiert noch gar nicht so lange. Was ist denn da im Hirn anders? Hast du mal nachgeschaut, Herr Doktor, oder reichte hier mal wieder die BUNTE aus?
    Punkt drei: Welche Aufgaben? Meinst du jene, die über die menschliche Kulturgeschichte nicht immer dieselben waren? Eine Amazone hat also die selben Aufgaben wie eine Comtesse wie eine Frau Spartas wie eine Fabrikarbeiterin im 19. jahrundert wie... Ein Krieger Spartas hat also dieselbe Aufgabe wie ein Mönch wie ein Fabrikarbeiter des 19. Jahrhunderts wie ... :lache
    Punkt vier: Man muss also sein, was man schreibt?
    Ich kann mich nur wiederholen:
    Hallo, mein Name ist Irmgard Müller und ich bin Römer wie meine neue Hauptfigur, der Centurio Clodius. Oder zählt es, wenn Irmgard lesbisch ist? Ach ne, das ist ja ein ganz anderes Spielfeld. Aber können Lesben dann eigentlich über Heterofrauen schreiben? Und warum schaffen es Schwule so gute Frauencharaktere in Sitcoms zu erschaffen! Es lebe das Klischee. Auch am Rande.


    Nur, weil es einige Menschen der verschiedenen Geschlechter gibt, die einander nicht verstehen, heißt das nichts anderes, als dass sich einige Menschen nicht verstehen. Nicht dass es generell Männer und Frauen gibt, die keine Ahnung von einander haben.
    Du verstehst deine Frau nicht? Dann verstehst du eben anscheinend deine Frau nicht. Nicht Männer generell nicht Frauen. Mein Guter.
    Induktionsschlüsse sind nicht ausreichend, um Allaussagen wirklich zu begründen. Das war übrinx Logik. Aber ich sehe schon - das gehört nicht zu deiner Aufgabenverteilung.

  • ich komm ja grad erst vom urlaub heim, und seh da... soviele uraltthemen nach oben geschwemmt... und les jetzt glatt...


    :lacht :lacht :lacht .... WALDLÄUFER.... :lacht :lacht :lacht


    immer für schräge traktate und scharfe beobachtungen gut!

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Ich kenne viele glaubwürdige Erzählungen von männlichen Autorinnen aus Frauensicht und umgekehrt. Die Anzahl glaubwürdiger Erzählungen aus Kinder- oder Tierperspektive zum Beispiel, die ich kenne, ist sehr viel kleiner.


    Ich hatte und habe auch beim Lesen hin und wieder das Gefühl, NICHTS von dem nachvollziehen zu können, was die dramatis personae da so machen (jüngstes Beispiel: Juli Zeh). Das hat aber mit dem Geschlecht nichts zu tun.


    UND ich habe auch, das jetzt mal als Gegenbeispiel, schon Romane aus männlicher Feder gelesen, die sich mit ganz speziellen weiblichen Themen beschäftigen. Vor Jahren beteiligte ich mich mal in einem Schreibforum an einer Diskussion um genau dieses Thema, da erwähnte ich "Ditte Menschenkind" von Martin Andersen Nexö. Der Autor beschäftigt sich sehr intensiv mit der Pubertät seiner Heldin, mit dem Verhältnis zu den Veränderungen in und an ihrem Körper, und er tut das mit einem Einfühlungsvermögen, dass ich nur staunen kann. Woher weiß er das alles? Ich, als Frau, könnte das nicht so erzählen - ich weiß einfach nicht mehr so genau, wie mir in dieser Zeit zumute war. Er, als Mann, bringt es fertig.


    Deshalb glaube ich, man sollte die Geschlechtsunterschiede nicht so hoch hängen. Die Kunst des Autors ist die Einfühlung in die Person, die er erzählt, nicht in ihr Geschlecht. (Das ändert nichts daran, dass ich über Nexö nur staune.)


    Nachtgruß
    Zefira

  • Ich glaube das manche Männer sehr gut aus Frauensicht schreiben können.
    Aber alle bestimmt nicht.


    Trotzdem denke ich, dass es logischer ist wenn Frauen aus Männersicht schreiben als umgekehrt.


    Lg, TaPe :wave