Sind wir heute in bezug auf Sex und Liebe aufgeklärter als früher oder nicht?

  • Soviel Fragen auf einmal. :lache
    Verklemmtheit? Ja, gibt es heute noch, genauso wie zu allen Zeiten, schätze ich. Es ist eine individuelle Reaktion. Und auch zu Zeiten, wo es "schick" war aufgeschlossen zu sein und sexuelle Experimentierfreudigkeit, gab es Verklemmtheiten.
    Sind wir heute noch schockierbar? Ja und da würde ich sagen: zum Glück. Nicht alles, was sexuell biologisch möglich ist, wird toleriert und natürlich schockiert uns noch manches.
    Auch wenn sich die Toleranzgrenzen sehr verschoben haben in den letzten 40 Jahren.


    Unterscheide ich zwischen Sex und Liebe? Ja, absolut.
    Wenn beides zusammenfällt ist das schön und auch gut. Aber das eine geht für mich auch ohne das andere und hat nicht unabdingbar miteinander zu tun.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Zitat

    Original von Ronja


    Vielleicht wäre die Situation angenehmer gewesen wenn ihr euch das nicht zusammen mit eurem Sohn angesehen hättet. Für beide Seiten. Oder ist das jetzt prüde?


    Liebe Ronja, ich hoffe, Du bist mir nicht allzu böse, wenn ich das nicht verstehe?
    Wieso prüde? Und wieso angenehmer?


    Es handelt sich um das Erotik-Art-Museum...man schaut sich die verschiedenen Exponate halt an wie in jedem Museum. Jedenfalls gehen wir in Museen deswegen hinein...genauso, wie man im Museum für Hamburgische Geschichte halt etwas über die Geschichte Hamburgs lernen möchte und wohl auch erwartet, oder bei der Frida Kahlo Ausstellung halt gemalte Bilder, Zeichnungen und vielleicht etwas über die Frau selbst.


    Mit einem 22-jährigen Erwachsenen in eine Ausstellung zu gehen, birgt für mich noch zusätzlich die Möglichkeit, zu sehen, wie ein um einiges jüngerer Mensch über das denkt, was ich auch sehe. Dadurch entsteht ein Austausch, den ich sogar sehr schätze. Also mit unangenehm oder prüde hat so eine Erfahrung nichts zu tun, im Gegenteil.


    Ich hätte einfach nicht erwartet, dass er von den gleichen Dingen (Blut, Gewaltverherrlichung usw.) abgestoßen sein würde und die anschließende Unterhaltung hat mich eher stolz auf ihn gemacht :-)


    Zitat

    Ansonsten finde ich die Aussage, dass die Gesellschaft mittlerweile "oversext and underf.u.c.k.t" ist ziemlich treffend. Nie (bzw. schon lange nicht mehr!) wurde so viel über Sex gesprochen und geschrieben und gab es ihn im Vorabendprogramm. Nie war Werbung mehr von Sex geprägt. (Was mittlerweile auch wieder abnimmt, weil es einfach nicht mehr zieht.) Es wird den Leuten einfach langweilig.


    Unsere Gesellschaft ist in diesem Bereich ziemlich schizophren. Einerseits aufgeklärt und offenherzig bis zum gehtnichtmehr - wer nicht darüber redet gilt als prüde etc. - andererseits sind im Kopf die alten Struckturen in Sachen Erfahrungen Sammeln - Männer vs. Frauen - immer noch die gleichen.


    Kann ich nur unterstreichen und mir fällt dabei ein Text ein, den wir letztens im Unterricht durchnahmen und der sich auf Materialismus bezog, wie sehr Menschen dem kurzen Vergnügen hinterherjagd, welches der Besitz von materiellen Gütern nur zeitigt...und es allzu vielen Menschen nicht klar ist, was für ein leeres Vergnügen das ist.


    Ich finde, da bestehen ziemlich starke Paralellen.

  • Zitat

    Original von Ikarus


    Liebe Ronja, ich hoffe, Du bist mir nicht allzu böse, wenn ich das nicht verstehe?
    Wieso prüde? Und wieso angenehmer?



    Mit prüde meinte ich meinen Gedankengang. Ich könnte mir jedenfalls nicht vorstellen zusammen mit meinen Eltern so eine Ausstellung zu besuchen. Aber die gehören wahrscheinlich sogar noch einer anderen (früheren) Generation an wie du.




    Zitat

    Es handelt sich um das Erotik-Art-Museum...man schaut sich die verschiedenen Exponate halt an wie in jedem Museum. Jedenfalls gehen wir in Museen deswegen hinein...genauso, wie man im Museum für Hamburgische Geschichte halt etwas über die Geschichte Hamburgs lernen möchte



    Das ist mir schon klar, dass man dort hin geht um sich eben wie in jedem anderen Museum zu informieren. Trotzdem ginge das - wie gesagt - mit meinen Eltern nicht.


    Ich finde es klasse, wenn so etwas bei euch funktioniert. Vielleicht macht es ja wirklich keinen Unterschied ob er z.B. mit seiner Freundin alleine sich das Museum ansieht und du mit deinem Mann. Ich denke trotzdem, dass das bei vielen Familien nicht möglich wäre. Museum hin oder her. Das ist ein Thema bei dem man doch im Gespräch mit seinen Eltern in der Regel sehr an der Oberfläche bleibt. Ist ja auch in Ordnung so. Wie gesagt, es wird mittlerweile so viel darüber geredet, aber ob es sinnvoll ist, wenn jeder meint alles "ganz locker" ausbreiten zu müssen sei dahingestellt.




    Im Allgemeinen habe ich das Gefühl, dass es viel mit dem Alter zu tun hat, wie locker man mit diesem Thema umgeht. Und mit der Menge an Erfahrungen, auch wenn diese z.B. nur mit einer Person dafür aber über eine Reihe an Jahren gemacht wurden. Ich bemerke z.B. mit Erschrecken die Verschüchterung von Leuten bei solchen Themen, die noch keine Erfahrungen auf diesem Gebiet gemacht haben obwohl sie die 20 schon weit, weit überschritten haben.


    Andererseits erstaunt mich (postiv ?) wie aufgeklärt die ganz Jungen heute schon sind. Und damit meine ich Kindergarten und Grundschulalter. War bei meiner Generation nicht unbedingt der Fall.

  • Zitat

    Original von Alexx61
    mhh..das Erotikmuseum zeigt auch Kunst, aber auch ganz einfach einen Streifzug durch die Geschichte des Sex..oder der Pornografie...wie du willst


    Bin im Urlaub beim shoppen an einem Erotic-Laden vorbei gekommen. Da lagen Dinger im Fenster... :wow nee, sowas will ich nicht an oder in mir haben. :grin


    Ich frage mich, wer denkt sich eigentlich solches Spielzeug aus, wer entwickelt sowas? Sind das Männerfantasien? :lache



    Zum Thema:


    Heute wird mehr Klartext gesprochen oder gezeigt. Aber deswegen zu behaupten, die Jugend sei aufgeklärter? Nö. Wenn ich mir manchmal so anhöre oder lese was die Teenys über Verhütung wissen.... :yikes
    Die können die Dinge besser benennen als früher, aber leider noch immer nicht gut genug in die richtigen Zusammenhänge bringen.

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • @Ronja...deswegen stellte ich die Eingangsfrage ja auch unter anderem.
    Hm...es ist zwar nicht sehr "in", wenn man sich auch mal selbst auf die Schulter klopft, aber ich bin schon ein wenig stolz...eigentlich eher froh...mit meinen Söhnen sehr offen über alles reden zu können, was sie berührt und interessiert und auch uns. Wenn ich so überlege, gibt es eigentlich kaum etwas, was tabu wäre.


    Das war früher bei mir ganz anders...und daher rührt wohl auch mein ganz anderer Umgang mit meinen eigenen Kindern.


    Ich bezog mich zwar in der Eingangsfrage auf den Zeitraum, in dem das Buch angesiedelt ist, also kurz vor Anbruch des zweiten Weltkrieges...aber ich kann im Grunde natürlich nur definitiv sagen, wie das Thema Sex oder Liebe zu meiner Generation behandelt wurde...und ja eigentlich noch nichtmal das, sondern nur aus meiner ureigensten Sicht.


    Aufgeklärt kann heute jeder sein. Ganz krass gesagt, springen doch jedem die nackten Körpereile (weiblich und männlich) auf jeder Illustrierten an jedem kleinsten Kiosk ins Auge, wir haben Riesenwerbeplakate für Kondome mit lustiger und witziger Werbung sogar, in den Schulen kann sich kein Schüler dem Sexualunterricht entziehen...und doch habe ich manchmal das dumme Gefühl, als ob die Menschen selbst dieser Entwicklung zumindest seelisch hinterherhinken...eine ausgewogene Evolution nicht stattfindet.


    Laienhaft ausgedrückt, sorry...aber anders wüßte ich das nicht zu sagen.


    EDIT nach Heavens Beitrag: jo, ich glaube, wir meinen das Gleiche!

  • Zitat

    Original von Heaven


    Zum Thema:


    Heute wird mehr Klartext gesprochen oder gezeigt. Aber deswegen zu behaupten, die Jugend sei aufgeklärter? Nö. Wenn ich mir manchmal so anhöre oder lese was die Teenys über Verhütung wissen.... :yikes
    Die können die Dinge besser benennen als früher, aber leider noch immer nicht gut genug in die richtigen Zusammenhänge bringen.


    Ja, so hatte ich das auch gemeint, eben dass sie Dinge besser oder überhaupt benennen können.


    Und mit dem Thema Verhütung hast du leider auch recht. Und was mich unheimlich stört ist, dass das Thema Aids bei den U-20 überhaupt keine Rolle mehr spielt. Da kommen nicht mal die ganz braven und intelligenten auf die Idee einen Test machen zu lassen bevor sie nur mit Pille verhüten. :fetch

  • Leider liegt das, zum Thema Aids, auch an der wenigen Aufklärungsarbeit. Man hört kaum etwas davon. Manchmal gibts Kondomwerbung im Fernsehen oder auf Plakaten, aber sonst nix. Es wird nie darüber berichtet, wie es Menschen geht die Aids haben, wie sie damit umgehen usw. Zumindest habe ich in der Richtung bisher sehr selten etwas gesehen, höchstens am Welt-Aids-Tag. Und das finde ich zu wenig.
    Jugendliche denken eben nicht mehr an morgen, sie leben heute. Und genau diese Mentalität ist Grund für mangelnde Verhütung oder Respekt vor Krankheiten.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Zitat

    Original von Ikarus


    Ich bezog mich zwar in der Eingangsfrage auf den Zeitraum, in dem das Buch angesiedelt ist, also kurz vor Anbruch des zweiten Weltkrieges...aber ich kann im Grunde natürlich nur definitiv sagen, wie das Thema Sex oder Liebe zu meiner Generation behandelt wurde...und ja eigentlich noch nichtmal das, sondern nur aus meiner ureigensten Sicht.



    Was heute schon eine sehr große Erleichterung im Vergleich zu der von dir angesprochenen Zeit ist, dass man 1. vernünftig verhüten kann und auch die jungen problemlos mit ihrer Krankenkassenkarte zum Arzt gehen können und die Pille bekommen, denn keine Verhütung verhütet ja keinen Sex! Und 2. dass man mittlerweile auch nach 22 Uhr alleine mit seinem unverheirateten Partner sein darf, nicht heiraten muss etc. etc.


    Wenn ich daran denke, was sich meine Großeltern und Eltern alles haben einfallen lassen müssen... Wie viele Regeln sie einem mitgeben mussten - vielleicht aus Erfahrung... Und wie viele "7-Monatskinder" es damals gab...


    Meiner Meinung nach ist diese Freiheit, also einfach zusammensein zu dürfen, eine nichteheliche Partnerschaft haben zu dürfen, beieinander übernachten zu dürfen... eine viel größere Erungenschaft im Vergleich zu vor einigen (nicht vielen!) Jahrzehnten, als die Tatsache, dass man mit dem Thema allgeimein lockerer umgeht.

  • Zitat

    Original von Branka
    Leider liegt das, zum Thema Aids, auch an der wenigen Aufklärungsarbeit. Man hört kaum etwas davon.


    Genau DAS ist das Problem! Die Leute in meinem Alter wurden damals über Jahre hinweg ständig mit dem Thema konfrontiert. Die Gefahr wird den Jugendlichen und Kindern gar nicht mehr bewusst gemacht obwohl sie dadruch ja wieder steigt. Ein Teufelskreis...

  • Zitat

    Original von Ronja


    Genau DAS ist das Problem! Die Leute in meinem Alter wurden damals über Jahre hinweg ständig mit dem Thema konfrontiert. Die Gefahr wird den Jugendlichen und Kindern gar nicht mehr bewusst gemacht obwohl sie dadruch ja wieder steigt. Ein Teufelskreis...


    ...oder man wird mit Verhütungsangeboten förmlich überschwemmt, so dass es vielleicht schon wieder nervt und dabei unter geht?


    Aids ist wirklich ziemlich in der Versenkung verschwunden. Aber Kondome lachen uns doch von jeder dritten Hauswand entgegen. :rolleyes

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Das Problem ist nicht mangelnde Aufklärung, jeder 12-jährige hat von allen Scattierungen des Sex gehört und auch von AIDS, wenn auch kaum (leider) von allen anderen Geschlechtskrankheiten, das Problem ist, dass jemand der denkt er weis alles auch meint er kennt alles und der Unterschied zwischen Kopftheorie und damit auch verbundener Erwartungshaltung in der körperlichen Praxis oft nicht passt. Ausserdem- wenn du heute einen Jungster fragst erklärt er dir völlig überlegen AIDS hätten die Ärzte im Griff ER/SIE wüsste das genau.

  • Branka, auch ein wichtiger Aspekt, wie ich finde...allerdings habe ich schon die Erfahrung gemacht, dass nicht nur junge Leute im Hier und Heute leben. Das tun offenbar immer mehr Menschen jeden Alters. Woran das liegt, weiß ich natürlich nicht und kann da auch nur Vermutungen anstellen...sehe da ein paar Parallelen auch zum jetzt gerade gelesenen Roman "Die Liebenden des Lichts", muß ich sagen...hohe Arbeitslosigkeit, kaum gute Zukunftsperspektiven, immer stärker werdende Belastungen, die jeder Einzelne tragen muß...das gilt ja nicht nur für die Jungen.


    Warum das Thema AIDS kaum noch ein Thema ist, ist auch mir ein Rätsel :wow

  • Mir ehrlich gesagt auch Ikarus!
    Nur wenn mal wieder etwas ganz schlimmes passiert, kommt es wieder in die Medien, oder eben am Welt-Aids-Tag. Da hört man viel davon. Besonders, wie viele Menschen daran jährlich sterben! Und das Dumme ist die Meinung vieler: Mir kann so was doch nicht passieren...
    Ich könnte da jedesmal wieder fuchsteufelswild werden, weil es eben jeden treffen kann.
    Doch das ist wie mit allem. "Mir ist bisher nichts passiert, also wird mir das auch in Zukunft nicht passieren".
    Und dann suchen sich manche die tollkühnsten Ausreden, warum gerade ihnen so etwas nicht passieren wird. Wenn man aber mal mit Betroffenen spricht, dann wird einem klar, wie schnell das gehen kann.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Augkeklärter ist die Jugend von heute wohl allemal (gibts das Wort??hm)


    Ich vergesse nie, meine Tochter, damals 11 oder so kam zurück von Pro Familia und zeigte mir ein Silikonläppchen oder Latex was es auch was...
    sie fragt, "rate mal was das ist"
    Ich sage:"Keine Ahnung"
    Sie:" das ist ein Schutz für Frauen beim Oralverkehr, ein Leckläppchen"


    mir stand der Mund auf...erstens weil ich das nicht kannte, zweitens, weil ich erstaunt war, was das Kind schon wusste..Nun, die wissen wie technisch alles geht, aber sind m. M. nach oft auch überfordert mit ihrem Wissen....da werden in Bravo (Dr. Sommer) schon Tipps zu Sexualpraktiken gegeben, die Kinder eigentlich nicht wissen müssen...so finde ich, das kommt schon alles im Lauf des Lebens...so macht das die Sache doch irgendwie unspannend, hm.

  • Leckläppchen kenn ich wohl, warum die das aber deiner Tochter angedreht haben, versteh ich nicht.
    Die findet man sonst nur bei Prostituierten, genauso wie diese Dinger hier:


  • Bj *lach* nee angedreht bekam sie die nicht.....die haben bei Pro Familia eben alles mal anschauen und anfassen dürfen, bekamen Erklärungen und jeder durfte sich was mitnehmen, C. hat sich eben dafür entschieden...hätte ich mir Sorgen machen müssen?? :grin