Manchmal kommt es vor, daß man ein Buch in die Hand nimmt - gewollt oder ungewollt - weiß nicht, was einen erwartet, und dann kommt der große Schlag: Man MUSS es durchlesen und kann sich von nichts ablenken lassen. Man will unbedingt wissen, wie die Geschichte ausgeht - das ist Literatur, die fesselt und die hat Helmut Krausser in seiner Hagen-Trinker-Trilogie vollbracht.
"Schweine und Elefanten" ist der erste Teil der Trilogie, "Könige über den Ozean" der zweite und "Fette Welt" der dritte. Zugegeben - ich wußte nicht, daß "Fette Welt" von ihm stammt, denn den Film mit Jürgen Vogel habe ich gesehen und konnte mich nur begeistern - allerdings bin ich einer der Menschen, die entweder NUR das Buch lesen oder NUR den Film sehen - beides zusammen paßt nicht und man ist zwangsläufig voreingenommen.
Aber ich schweife ab, das will ich nicht, deshalb ein Schwenk zurück zu "Schweine und Elefanten" - geschrieben wurde es zwischen 1986 und 1988 - die Neufassung, die ich gelesen habe wurde 1997/98 produziert.
Hagen Trinker, ein Jüngelchen, das recht und schlecht auf der Straße lebt, sich auf ein Bier zu den Obdachlosen an den Kiosk am Park begibt, ist in Silke verliebt - Silke, die Tochter der Kioskbesitzerin, die wie man sich denken kann, keinen Augenblick an Hagen verschwendet - und sich lieber mit einem motorradfahrenden Typ abgibt, der viel besser aussieht als Hagen - vorerst...
Und dann haben wir da noch Valerie, reiche Frau um die Ende 30, die in einer Villa lebt und die Hagen zufälligerweise über den Weg gelaufen ist. Sie verbringen einen Nachmittag beim Backgammonturnier und danach die Nacht zusammen. Valerie versucht Hagen mit ihrem Geld und ihrer Fotografiererei (sie knippst unentwegt alles und jeden ohne jemals die Filme entwickeln zu lassen) zu locken, der wiederum den Nutzen daraus zieht und bei ihr einzieht - er hat ja sowieso keine richtige Bleibe.
Es kommt wie es kommen mußte - Valerie ist in Hagen verliebt, aber Hagen nicht in sie - Hagen liebt noch immer Silke - Silke aber ihren Motorradfahrer...
Valerie, die reiche Frau, am Ende mit ihren Nerven, hat einen Autounfall, liegt "zugegibst" im Krankenhaus und ist mit sich und der Welt uneins - bis Hagen die phänomenale Idee hat er könne ihr Geschichten erzählen, Geschichten, die sich zugetragen haben in ihrer Villa - sie überläßt ihm ihr zuhause (hätte sie mal nicht machen sollen und er feiert Parties, die in Orgien enden - die er dann Valerie haarklein zu erzählen hat.
...und so auch die Geschichte mit Silke, die er dem motorradfahrenden Typ gegen Geld abkauft. Ja, Silke wurde an Hagen verkauft - sie weiß es nicht, dachte nur, sie wurde verlassen, aber das Geld im Spiel war, davon erfährt sie nichts - Hagen bekommt was er wollte, wenn auch nicht unbedingt auf die feine Art - aber mit dem Geld von Valerie läßt es sich leben.
... bis eines Tages die Villa brennt, keiner weiß warum, keiner will es gewesen sein - und wir wissen nicht, wie es mit Hagen weitergeht. Wahrscheinlich ist hier der richtige Ansatz für den zweiten Teil "Könige über dem Ozean".
PS: Warum das Buch "Schweine und Elefanten" heißt - darüber sollte sich jeder für sich alleine Gedanken machen.