J. D. Salinger - Der Fänger im Roggen

  • Ich habe "Der Fänger im Roggen" vor einigen Monaten gelesen und mir gefiel das Buch überhaupt nicht. Bis zum Ende durchgekämpft habe ich mich nur deshalb, weil es 1. eh so dünn ist und 2. ich einfach nicht glauben konnte/wollte, dass es nicht doch noch besser wird. Nach "Der große Gatsby" von Fitzgerald wieder ein Klassiker der amerikanischen Literatur, dessen tieferen Sinn ich scheinbar einfach nicht verstanden habe :gruebel


    Die Hauptperson Holden Caulfield ging mir nur auf die Nerven und ich hätte ihn auf jeder Seite am liebsten :hau

  • Ich habe das Buch im Englischunterricht gelesen, muss so 11. oder 12. Klasse gewesen sein, also mit 17 - 18 Jahren. Es hat mir damals sehr gut gefallen. Zum einen, wie es hier schon mal anklang, wegen der Sprüche wie "that just about killed me" etc. Dann aber auch, weil ich Holden sehr gut in seiner Widersprüchlichkeit dargestellt sah - rau und negativ, seine Umwelt ablehnend, dann aber in einzelnen Momenten unheimlihc zart und berührend, insbesondere seine kleinen Schwester Phoebe gegenüber.


    Kurze Zeit später hab ich das Buch dann privat noch einmal gelesen, auf deutsch. Da muss ich sagen, fand ich die Übersetzung nicht durchgehend gelugen, was aber wohl auch daran lag, dass die Jugendsprache, die dort verwendet wurde, nicht mehr ganz aktuell, sondern eher verstaubt wirkte.


    Ich las dann vor ein paar Jahren, dass es eine neue Übersetzung gab. Die wollte ich mir immer mal besorgen, schon allein, um zu prüfen, ob ein Fehler in der alten Übersetzung, der selbst Heinrich Böll, der diese durchgesehen hatte, durchging, dort beseitigt war: Holden sprach davon, dass er, um dem von ihm verachteten, heuchlerisch-prätentiösen Publikum zu entkommen, als Pianospieler im Wandschrank spielen würde: "If I were a piano player, I'd play it in the goddam closet". In der alten Übersetzung wird "closet" mit Klosett übersetzt. Die neue Übersetzung habe ich immer noch nicht, aber in der TAZ las ich, dass Eike Schönfeld diese Passage in der neuen Übersetzung versehentlich ganz weggelassen hat.


    (http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2003/04/07/a0146)

    "I'm telling you stories. Trust me."
    (Jeanette Winterson in "The Passion")

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  • Wir haben das Buch im Deutschunterricht druchgemacht, und ich muss sagen mir hat es damals nicht wirklich gefallen. Ich weiß nicht woran das gelegen ist, vielleicht, weil ich damals nicht so eine aktive Leserin war oder es lag an der Geschichte und dem Schreibstil. Ich kann es wirklich nicht sagen, aber da ich so eine schlechte Erinnerung daran habe, werde ich es eher nicht noch ein Mal lesen!

  • Hm, ich reih mich dann mal ein bei jenen, die es in der Schule auf Englisch gelesen haben.
    Gerade habe ich nochmal darüber nachgedacht warum ich das Buch nicht mochte und ob ich tatsächlich zu jung dafür war. Das kann schon sein und vllt. versuch ich es irgendwann nochmal zu lesen, jetzt wo ich mich auch mit Psychologie etwas besser auskenne. ;-)
    Allerdings ist mir noch im Gedächtnis geblieben, dass Holden ja nen sehr negativen Blick auf die Welt hat und nur die Leute mag, die nett zu ihm sind. Ich glaube genau das fand ich damals so blöd von ihm. Wie sollen ihn den andere Menschen mögen wenn er selbst den größten Miesepeter nach außen gibt? Seine Vorstellung von dem Fangen im Roggen fand ich dabei netter, weil seine eigene mitfühlende Seite gezeigt wurde. Ansonsten fand ich ihn ziemlich unsympathisch - heutzutage würde man vllt. sagen er wirkt wie ein Emo. ;-)

    :lesend Ich lese gerade: "Carry On" von Rainbow Rowell und "Mansfield Park" von Jane Austen | SuB: 50

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  • Ich habe "der Fänger im Roggen" zum ersten mal mit so etwa 16/17 aus freien Stücken gelesen und bin damals wie heute davon begeistert.
    Müsste ich ein Lieblingsbuch wählen, wäre es dieses. Ich finden den Humor einfach unvergleichlich. Doch auch anderes von Salinger, wie Franny und Zooey oder die Kurzgeschichten sind absolut lesenswert, wenn auch nicht vergleichbar.

  • Ein richtiges Erwachsen-werden-Buch inklusive Pubertät und Depression.


    Wenn ich sagen würde, dass mir das Buch "gefallen" hat, wäre das sicherlich der falsche Ausdruck. "Interessant" wäre wesentlich treffender.
    Teilweise hab ich mich in Holdens Geschichte wiedergefunden, konnte Gedanken und Gefühle nachvollziehen und seine Gedankensprünge mitverfolgen. Seine üppigen Übertreibungen bei Schilderungen beschwören auch unweigerlich Assoziationen zu meiner Jugend herauf. :-)
    Es ist interessant zu lesen, dass es bereits Jugendlichen in den 50er Jahren ähnlich erging wie Jugendlichen in den 80er oder 90er.
    Sicherlich kein Buch, das actiongeladen eine fabelhafte Unterhaltung bietet, sondern eher ein gutes Buch, das zum Nachdenken anregt. Ich denke, dass dieser Klassiker nicht unbedingt als Schullektüre geeignet ist. Wenn man erwachsen ist, hat man viel mehr Weitblick auf die Geschichte, Holdens Gedanken und Gefühle, die Stimmungsschwankungen und sein Handeln.
    8 Punkte.

  • Hallo


    Der Fänger im Roggen von Salinger


    es gehört nun schon Jahrzehnte :-) zu meinen Lieblingsbüchern


    meine Freundin sagte, wie? Der Finger im Rachen ? :rofl
    seitdem heißt das Buch bei uns so.


    ich habe danach sofort von Salinger Fanny und Zoey gelesen und
    Hebt den Dachbalken hoch... und neun Erzählungen


    Grüsse
    Eva

    Tilmann Lahme Die Manns Geschichte einer Familie
    Byron Tanja Das Gehirn meiner Großmutter








    Bei tauschticket: wallilanda
    Bei tauschgnom: evalitera

  • Zitat

    Original von Hasal
    Ich glaube, ich sollte dem Buch doch noch eine 2. Chance geben :gruebel


    Oh ja, auf jeden Fall! In meinen Augen würde es sich zumindest wirklich lohnen! Ich habe dieses Buch geliebt und mehrmals sehr gerne gelesen. :-)


    Leider habe ich sonst noch keine Buch von Salinger gelesen, da ich Fanny und Zoey doch irgendwie schnell abgebrochen hatte, da ich gar nicht reinkam in die Geschichte. Vielleicht versuche ich mich an den Neun Erzählungen nochmal.

  • Ich mochte dieses Buch überhaupt nicht und musste mich gen Ende eher durchquälen. Mir ging diese saloppe Sprache ziemlich auf die Nerven. Nichts gegen die Handlung, die hat mir zweifellos gut gefallen, aber die sprachliche Umsetzung hat mir überhaupt nicht zugesagt. Es ist natürlich klar, dass die Sprache immer auch gewissermaßen Untermauerung des Umfelds des Protagonisten ist, aber ich bin bisweilen etwas allergisch, wenn ein Buch in Gänze in einer Art "Gossensprache" verfasst ist.

  • In einem solchen Fall reiben sich die ästhetischen Vorstellungen des Autors mit denen des Publikums.
    Das passiert eben.


    Die gewählte Sprache ist immer Mittel. Manche AutorInnen fallen dabei auch auf die Nase, Sprachebenen sind ein Faktor, der sehr schwer wiegt beim Schreiben.


    Ich finde, daß Salinger eben durch die Entscheidung für eine Sprache, die sich mit dem, was man von 'Literatur' erwartet, beißt, eine überaus überzeugende Geschichte gelungen ist.
    Er arbeitet ja mit dieser Sprache, zwingt ihr regelrecht Bedeutungsebenen ab, die zur Verstärkung der Darstellung von Holdens Charakter dienen.
    Holden ist anders als wir, die LeserInnen. Er will das auch sein, er haut uns sein 'Anderssein' regelrecht um die Ohren.


    Die ganze Geschichte läuft ja gegen die üblichen Erwartungen, es ist ein Akt der Rebellion, der Hauptfigur wie des Autors. Daß die gewählte Sprachebene dem folgt, ist nur konsequent.


    Ich mag den Roman sehr. Falls das noch nicht deutlich geworden sein sollte.
    :lache



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Die ganze Geschichte läuft ja gegen die üblichen Erwartungen, es ist ein Akt der Rebellion, der Hauptfigur wie des Autors. Daß die gewählte Sprachebene dem folgt, ist nur konsequent.


    Das war mir auch während des Lesens bewusst. Aber ich konnte mich einfach nicht für die Sprache erwärmen, genausowenig wie für Holden Caulfield. Die Intention sowie die Handlung sind absolut nicht zu beanstanden, mit der Umsetzung konnte ich trotz Konsequenz einfach nichts anfangen.

  • ja, völlig klar.
    Das sind eben die Risiken, die Autorin/Autor eingehen. Daran hängt ja die Frage, wann es die LeserInnen aus der Kurve haut. Wünschenswerterweise gar nicht, aber es passiert eben.


    Ich habe das Buch vor über 25 Jahren zum erstenmal gelesen und es war das erstemal, daß ich auf jemanden stieß, der sich konsequent einer so anderen Sprache bediente.
    Ich war hin und weg! Daß es das gab!! Daß jemand sich das traute!!!
    :lache


    Ich hatte die Originalfassung, ich habe zunächst die Hälfte nicht kapiert. Ich hatte ein sehr formschönes englisches Englisch intus. Und das das.
    :wow
    Ich kam aus dem Nachschlagen gar nicht heraus. Immerhin standen alle Wörter inzwischen in den Wörterbüchern. Keine Ahnung, wie das in den Fünfzigern ausgesehen hat. :lache


    Meine Begeisterung hat nicht nachgelassen, auch wenn ich heutzutage 'Catcher' eher wegen des sorgfältigen Aufbaus, der besonderen Wendungen, die der plot nimmt, ohne Schaden zu leiden, und wegen der Zeichnung des Protagonisten mag.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ein Buch, das ich ganz fürchterlich finde, wie ich bereits mehrfach erwähnt habe (ich sage nur "Holden-Caulfield-Syndrom").


    Dennoch möchte ich Euch den Artikel über des Autoren kürzlich begangenen 90. Geburtstag nicht vorenthalten: hier gucken

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Kurzbeschreibung:
    Der Fänger im Roggen
    OT The Catcher in the Rye OA 1951 DE 1954Form Roman Epoche Moderne
    Der Adoleszenzroman von J. D. Salinger wurde in den USA zur Bibel gleich mehrerer Generationen Jugendlicher und besitzt bis heute in weiten Teilen der Welt Kultstatus.
    Inhalt: Der 16-jährige Holden Caulfield wird aus Pencey, einem Internat in Pennsylvania, verwiesen, weil er in vier von fünf Fächern durchgefallen ist. Eigentlich soll er bis zu Beginn der Ferien in der Schule bleiben, doch er packt kurzentschlossen seine Sachen und macht sich auf den Weg in seine Heimatstadt New York. Da seine Eltern noch nichts von seinem Rauswurf wissen und ihn erst drei Tage später erwarten, irrt Holden ziellos durch die winterliche Stadt und steigt in einem Hotel ab. Verschiedene Annäherungsversuche an Frauen schlagen fehl. Der Hotelpage vermittelt Holden eine Prostituierte, von deren Zuhälter er verprügelt wird. Am nächsten Morgen verlässt Holden das Hotel, schließt seinen Koffer im Bahnhof ein und verabredet sich mit Sally Hayes, einer ehemaligen Schulfreundin. Sie gehen gemeinsam ins Theater und zum Schlittschuhlaufen. Als Holden ihr vorschlägt, mit ihm auszureißen, zerstreiten sie sich.
    Nach einer weiteren desillusionierenden Begegnung mit einem ehemaligen Schulkameraden schleicht Holden sich nachts nach Hause zu seiner neunjährigen Schwester Phoebe. Anschließend geht er zu einem ehemaligen Lehrer, um bei ihm zu übernachten; da er dessen sexuelle Annäherung fürchtet, schläft er schließlich auf dem Bahnhof. Am nächsten Tag trifft er sich mit Phoebe, um ihr zu sagen, dass er nach Westen fliehen will. Weil Phoebe ihn begleiten möchte, verspricht er jedoch nach Hause zu kommen und macht mit ihr einen Ausflug in den Zoo.
    Aufbau: Die Geschehnisse der drei Tage vor den Weihnachtsferien werden aus der Sicht Holden Caulfields erzählt, der sich, inzwischen 17-jährig, in einem Sanatorium bei Hollywood befindet und seine Geschichte im Rahmen einer Therapie erzählt. Durch diese Perspektive prägt Holdens jugendliche Sprache den Roman.


    Meinung


    Ich habe das Buch eher zufällig aus dem Regal der Bibliothek gekramt, und da der Klappentext fast gar nichts über das Buch verriet, musste ich es lesen.
    Sehr beeindruckt war ich von der Aktualität des Themas, sowie der Schreibweise und Gedanken.
    Das Buch wurde schließlich schon 1951 das erste Mal verlegt, ich war überrascht über den frischen, jugendlichen Satzbau.
    Die Handlung wird durch die ständigen "Sinneswandlungen" Holden Caulfields am Leben gehalten, das Buch wird nie langweilig oder oberflächlich.
    Umso interessanter wirkt das sich die Probleme der Jugend, wie Unzufriedenheit, das fehl am Platze fühlen, Unsicherheit und fehlende Orientierung sich auch nach fast 60 Jahren noch nicht geändert haben.
    So kann ich nur sagen, unbedingt lesen!!!

  • Dass das Buch "Der Fänger im Roggen" zu seiner Entstehungszeit und Erstveröffentlichung sehr kontrovers war, bzw. in den USA in einigen Gegenden an Schulen Jahrzehnte später immer noch verboten war, hatte ich gehört und als 14jährige hatte mich das dazu animiert, mir das Buch aus der Stadtbibliothek auszuleihen und zu lesen. Ich fand es damals toll.
    Etwa zwei Jahre später haben wir "Catcher in the Rye" dann in der Schule im Englischunterricht gelesen. Das Buch hatte sehr wenigen gefallen und diese ewige Diskutiererei hatte mir zwar nicht das Buch an sich verleidet, aber mich hat schon sehr genervt, dass fast jeder nur darüber gemotzt hat. :fetch


    Ein drittes Mal habe ich es bisher nicht gelesen, als Teenager empfindet man ein Buch sicherlich anders als als Erwachsener, wenn es sich dann auch noch um das Innenleben eines Teenagers dreht, und das aus einer ganz anderen Generation wie den 50ern, oder ob es tatsächlich "zeitlos" ist. Interesse hätte ich schon, "Catcher in the Rye" noch mal zu lesen, um es aus der jetzigen Perspektive zu sehen, ob und wie sich meine Resonanz darauf verändert hat. Vielleicht irgendwann mal ...