Blutige Steine von Donna Leon

  • Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
    Verlag: Diogenes (20. Mai 2006)
    Sprache: Deutsch
    ISBN: 325706523X



    Aus der Amazon.de-Redaktion
    Der Leser kann sich darauf verlassen: Alle Jahre wieder präsentiert Donna Leon eine neue Geschichte mit Commissario Brunetti. Blutige Steine, der vierzehnte Fall, spielt im venezianischen Winter und beginnt mit einem eiskalten Mord auf dem Weihnachtsmarkt. Ein vucumprà, ein illegaler afrikanischer Straßenhändler, wird von zwei Weißen erschossen -- ja regelrecht hingerichtet.
    Brunetti und seine Leute tappen zunächst völlig im Dunkeln. Wer waren die Mörder? Handelten sie im Auftrag? Wer war überhaupt das Opfer? Immer neue Fragen tauchen auf, Brunetti stößt auf Mauern des Schweigens, bei den anderen vucumpràs ebenso wie bei den Behörden. Als schließlich der Vorgesetzte Patta ihm weitere Recherchen verbietet, weiß der Commissario, dass Politik im Spiel ist. Außenministerium? Innenministerium? Nach seiner Einschätzung "wetteifern die beiden Ministerien seit zehn Jahren darum, wer das Problem der illegalen Einwanderung am besten ignorieren könne".


    Natürlich hält sich Brunetti nicht an das Verbot. Er trägt akribisch und nicht immer auf legale Weise die Puzzleteile zur Aufklärung des Mordes zusammen. Den entscheidenden Hinweis bekommt er von seinem Schwiegervater, der ihn auf eine CNN-Nachrichtensendung aufmerksam macht. Das Bild wird schließlich vervollständigt durch einen Zeitungsbericht und Fotos von einem Polizeieinsatz.


    Das alles geschieht in dem von ihren Lesern so geschätzten unaufgeregten Stil Donna Leons. Die Autorin verzichtet auf "Action", würzt stattdessen die Geschichten mit ironisch-kritischen Anmerkungen über Staat und Gesellschaft. Und immer spielt das private Umfeld des Commissario eine wichtige Rolle, der Gedankenaustausch mit seiner Frau Paola und den Kindern lässt nicht nur für den Ermittler einiges klar werden.


    Ist Brunetti am Ende zufrieden? Es klingt jedenfalls nicht gerade euphorisch, wenn er sagt: "Und Patta hatte recht. Da ist nichts zu machen!"



    Über den Autor:
    Geboren wurde Donna Leon am 28. September 1942 in New Jersey. Dort absolvierte sie auch ihr Universitätsstudium. Seit 1965, als sie eine Freundin nach Italien begleitete, lebt sie ständig im Ausland. Sie setzte zunächst in Perugia und Siena ihr Studium fort. Dann arbeitete sie als Reisebegleiterin in Rom, als Werbetexterin in London, unterrichtete an amerikanischen Schulen in der Schweiz, im Iran, in China und in Saudi Arabien. Gegewärtig lehrt Donna Leon Englische Literatur in Vicenza, an einer Aussenstelle der Universität von Maryland in einem US-Luftwaffenstützpunkt bei Venedig, wo sie auch seit 1981 lebt.


    Meine Meinung:
    Wieder ein gelungener Brunetti-Krimi. Dieses Mal im verregneten, kalten Wintervenedig. (Das hat mich angesichts der Hitze zur Zeit etwas gestört ;-)) Aber ansonsten hat mir die Story des ermordeten Vucumpra gut gefallen. Es ist wie fast immer bei Donna Leon. Die Lösung des Krimis ist ganz anders als erwartet. Mehr möchte ich nicht verraten.
    Viel Spaß beim Lesen! Würde dem Buch 8 von 10 Sternen geben (nur 8, da es doch noch bessere Krimis gibt!)


    lg primavera

  • Nächstes Jahr im Juni kommt Fall 15...


    Info:


    Tod vor dem Brennofen. Ist ein Familienzwist zwischen dem Fabrikbesitzer und seinem Schwiegersohn schuld? Oder mußte der Nachtwächter der Glasmanufaktur dafür büßen, daß er ein fanatischer Umweltschützer und Leser ist? In einer Ausgabe von Dantes Inferno entdeckt Brunetti die entscheidende Spur.

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

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  • Zitat

    Original von Fritzi
    Nächstes Jahr im Juni kommt Fall 15...


    Info:


    Tod vor dem Brennofen. Ist ein Familienzwist zwischen dem Fabrikbesitzer und seinem Schwiegersohn schuld? Oder mußte der Nachtwächter der Glasmanufaktur dafür büßen, daß er ein fanatischer Umweltschützer und Leser ist? In einer Ausgabe von Dantes Inferno entdeckt Brunetti die entscheidende Spur.


    Ich freu mich schon drauf! :hop


    Aber es ist ja noch sehr lange hin :-(

  • Kleine Info: kommt im Oktober als TB!

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

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  • Ehrlich gesagt, mein erster und letzter Brunetti.
    Als Krimi würde ich das Buch grundsätzlich nicht bezeichnen, sondern eher als einen Roman über die Befindlichkeiten eines Kriminalinspektors, die Geschichte einer Stadt und einen nebenherlaufenden Todesfall.
    Erst nach 2/3 des Buches bekommt die Geschichte Tempo und beim Lesen fragte ich mich andauernd, was die Leserschar an Brunetti fasziniert. Interessanter gezeichnet ist die Figur Paola Brunetti, intelligent und humorvoll.


    Eines hat dieser Roman jedoch geschafft: bei Reisen ins südliche Europa fallen mir die Verkäufer mit gefälschter Markenware noch eher auf und ich denke an die Geschichte über den getöteten vucumpra.

  • Ich bin es langsam leid über Brunetti und seine Fälle zu lesen.


    Habe nach mehreren Teilen aufgehört. Einzelnd genommen sind sie gut. Aber mit jedem neuen Teil wurde es eintöniger. Naja, ich lasse jetzt mal eine gewisse Zeit vergehen, bevor ich vielleicht diese Reihe weiterlese.
    :wave

  • Diese Reihe ist besonders. Ein eigefleischter Krimifan, der an der Story, am Kniffligen und Tüfteligem interessiert ist, wird sich mit Donna Leon und ihrem Commissario Brunetti schwer tun. Ich liebe diese Reihe gerade daraum, weil sie sich abhebt von den rein auf den Fall gerichteten Krimis von Doyle oder Poe oder den zeitgenössischen Thrillern. Leon stellt eine Stadt vor, einen Menschen, dessen Beruf es ist, Kriminalfälle zu klären, wir leben mit Brunetti und seiner Frau Paola, wir erleben die Kinder aufwachsen, sich verlieben. Wir nehmen Anteil an den Mahlzeiten und dem Gestank der Stadt und lösen dabei - ganz nebenher - die Fälle. Für mich ist jedes der Bücher ein Stück Urlaub in Italien.


    Und am Rande bemerkt: Mankells Wallander ist eine ähnliche Reihe. Etwas herber, die Storys deutlich gegenwärtiger, kritischer. Und ein Satz ist Kult geworden: "Es war so schlimm, wie Wallander es nie hätte sich vorstellen können." (Möglicherweise ist es ein Satz, der so nie geschrieben wurde, er kommt der Sache nach aber in jedem - wirklich in jedem - Buch der Reihe vor. Anfangs fand ichs doof ... nun ist es Kult. Donna Leon verzichtet auf solche Superlative, sie erzählt und läßt Brunetti machen ... und Wein trinken. Jeder Fall gehört zur Arbeit, Brunetti bekommt dann zum Feierabend warme Küche. Wallander nicht. Daß die beiden so verschieden sind, mag auch daran liegen.

  • Es ist schon Weile das ich dieses Buch gelesen habe. Meiner Meinung ist "Blutige Steine" das schlechteste Buch aus der Brunetti Reihe., In diesem Buch passt nichts zusammen und das Ende war für mich mehr als unbefriedigend. Mich hat es auch gestört, dass das Opfer keinen fassbaren Namen hatte. :-(
    Obwohl ich "Blutige Steine" absolut langweilig fand, habe ich mir heute das neueste Buch von Donna Leon ausgeliehen.

    Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. (Abraham Lincoln, 12.02.1809 - 15.04.1865)

  • Nach einem Jahr wieder ein weiterer Brunetti. Anfangs hatten mich die nun länger werdenden Wartezeiten zwischen den einzelnen Bänden noch gestört, nachdem ich ca. die ersten Elf in ungefähr einen Jahr gelesen hatte. Heute bin ich froh darüber, denn so erscheinen die Inhalte wieder etwas ferner und man kommt nicht zu sehr in de Versuchung Donna Leon leichte Einfallslosigkeiten zu unterstellen, da sie in ihren Themen leider langsam etwas zu rotieren beginnt.


    So kann man mit der Pause einen netten Krimi lesen, bei dem mittlerweile das Drumherum deutlich die Überhand gewonnen hat, was aber nicht unbedingt etwas negatives ist.
    Dennoch konnte es mich diesmal nicht so überzeugen. Das Ausgangsthema ist interessant, aber in der Umsetzung wäre meiner Meinung nach mehr Potential gelegen, was Frau Leon oft liegen ließ. So waren mir einige ihrer Passagen, in denen sie Rassismus thematisierte teilweise zu plakativ und auch ein wenig zu mit dem erhobenen Zeigefinger erzählt.


    In der Ausgestaltung der Ermittlung wäre auch mehr drinnen gewesen. Der Konflikt mit Patta und verschiedenen anderen Behörden hätte zu interessanteren Wendungen genutzt werden können, was dann aber wohl auf das Konto der Wohlfühlatmosphäre gegangen wäre, aber der Serie vielleicht einen neuen Kraftschub hätte geben können.


    In einem Jahr werd ich dann sehen, wie es im 15 Fall von Guido Brunetti weitergeht.

  • Ist schon witzig, sich hier die sehr unterschiedlichen Meinungen zum Buch durchzulesen... :lache


    Mir hat er wider Erwartungen mal wieder gefallen, nachdem ich die letzten Teile eher mau fand! Vor allem das Ende hat mich mit so manchem vorherigen Ende in den einzelnen Bänden versöhnt!!

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Meinen Brunetti-rückstand aufholend, hab ich heute morgen dieses buch fertig gelesen. Es ist eines der wirklich guten Brunettis, besonders wegen dem thema, denn an strassenhändlern und afrikanischen problemen schaut man als europäer gern vorbei. Die geschichte, die wieder einmal mit scharfen beobachtungen des allzumenschlichen glänzt, lässt jedoch gegen den schluss hin nach, an dem Brunetti etwas träge dabei war, sich die bekannten fakten zusammen zu reimen; mag sein, dass es dem komissar zu spät/zu früh ist, der leser ist da schneller und langweilt sich.
    Brunetti scheint gegen ende einfach zu müde, um sich noch große gedanken zu machen, ihn wundert und entrüstet gar nix mehr. Und wieder einmal findet er zu einer salomonischen entscheidung, was er mit nicht deklariertem beweismaterial macht.


    Besonders gut gelungen ist das 14. Kapitel mit dem Gespräch mit Patta, p 176f:


    'We have to leave this alone,' Patta finally said. ...
    'Leave it alone how? Not investigate it or only look like we are, and find nothing?'
    'We can look like we are. That is, we can question people and make reports. But we are not to find anything.'


    italienische polizeiarbeit, wie der leser sie nach 13 bänden fast schon erwartet...


    :gruebelSagt mal, ich kann mich vage daran erinnern eine verfilmung davon gesehen zu haben, die jedoch dem buch nicht sehr ähnlich war, weil eine afrikanische krankenschwester/sozialarbeiterin darin vorkam... oder täuscht mich meine erinnerung?


    :gruebel In einem stimme ich überhaupt nicht mit der Autorin überein: Sie behauptet mit Paola Brunetti, dass jemand, der tiere und umwelt liebt, automatisch auch menschen lieben sollte. Im gegenteil: je mehr man sich mit dem umweltschutz und dem tierschutz beschäftigt, und je ernster man ihn nimmt, umso eher kommt man zu der erkenntnis, dass die gesamte menschheit ein für diesen globus kaum tragbares parasitäres ungeziefer ist. Zivilisations- und gesellschaftsskeptiker, manchmal sogar wahre menschenfeinde sind unter umweltschützern sehr häufig - siehe den vegetarier Adolf Hitler, der auch ein gegner der sinnlosen ermordung von schnittblumen war, seine bedenken waren menschen gegenüber bekanntermassen geringer. Dass man vom gedanken an eine heile idyllische umwelt zum schluss der radikalen dezimierung der überschüssigen menschheit kommt, ist für mich nicht zu weit hergeholt, und aufräumen beginnt man ja immer zuerst mit den bösen 'anderen'.


    'it's only a vu cumpra' - hm, ist einer weg, kommen zwei andere dafür... ich glaub, ich sollte mit den beiden afrikanischen asylwerbern reden, mit denen ich arbeite... ich weiss nicht einmal, wo das land liegt, aus dem sie sind, irgendwas kurzes mit S..., es scheint bürgerkrieg dort zu sein, ich kenn sie nichteinmal auseinander, ich weiss nur, der eine hat rastalocken und heisst Ibrahim der andere mit den kurzen haaren heisst L-irgendwie und es sind angeblich zwei verschiedene, also sind es DREI - das summiert in etwa die europäische einstellung gegenüber afrikanern... und die ist denkbar kläglich. :help

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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