Geschichte der Kreuzzüge - Steven Runciman

  • Zum Buch:
    Das große Standardwerk über die wechselvollen und spannenden drei Jahrhunderte der Kreuzzüge, eine Geschichte des Glaubens und der Torheit, des Mutes und der Habgier, der Hoffnung und der ernüchternden Enttäuschung.


    »Deus lo volt!« - »Gott will es!« rief Papst Urban II. seinen begeisterten Zuhörern auf der Synode von Clermont im Jahre 1095 zu, und damit begann die Zeit der Kreuzzüge, die über drei Jahrhunderte Europa, Kleinasien und den Nahen Osten immer wieder erschütterten. Ausgangspunkt war die Bedrohung der griechisch-byzantinischen Christenheit durch die türkischen Seldschuken, verbunden mit der Vorstellung von einer einheitlichen Civitas Dei, deren Mittelpunkt Jerusalem sein sollte. Doch knüpften sich natürlich auch machtpolitische Interessen daran, vor allem der Päpste und Kaiser, aber auch aller anderen beteiligten Könige und Fürsten, und die Aussicht auf vielversprechende materielle Gewinne war sicherlich eine der stärksten Triebfedern für die Teilnehmer an den beschwerlichen und gefährlichen Kriegszügen. Am Anfang schien der »Heilige Krieg« durch die überraschenden Erfolge gerechtfertigt, am Ende jedoch stand die gesamte östliche Christenheit unter islamischer Herrschaft, waren die Kreuzfahrerstaaten des Heiligen Landes endgültig verloren, und der Bedrohung Mitteleuropas durch die Türken konnte nur mühsam Einhalt geboten werden.


    Es gibt kaum ein anderes, ebenso grundgelehrtes wie anschaulich geschriebenes Buch, das auch einer breiteren Leserschicht eine lebendige Vorstellung dieser fernen Epoche vermitteln könnte. Ein aufregendes Kapitel Weltgeschichte, das immer wieder aktuelle Streiflichter aufleuchten läßt."(Süddeutsche Zeitung).



    Autor:
    Steven Runciman (7.07.1903-1.11.2000) lehrte Geschichte und Byzantinistik in Cambridge, war ab 1942 bis 1945 Professor für Geschichte des byzantinischen Reiches in Istanbul, anschießend im britischen diplomatischen Dienst tätig. Später hatte er wiederum eine Professur für Byzantinistik in Cambridge inne. Von seinen Werken sind in deutscher Übersetzung u.a. erschienen: "Die Eroberung von Konstantinopel 1453", "Kunst und Kultur in Byzanz", " Häresie und Christentum".



    Meine Meinung:
    Da ich gerne historische Romane lese und dabei zwangsläufig auch öfter über den ein oder anderen Kreuzzug gestolpert bin, habe ich mir den Runciman zum Nachschlagen der Fakten zugelegt, was anhand des ausführlichen Registers auch kein Problem ist. Nun ist Nachschlagen ja ganz nett und hilfreich, die Zusammenhänge kann man aber erst verstehen, wenn man das ganze Buch gelesen hat. 1.262 eng -in Kleinschrift- bedruckte Seiten laden nicht unbedingt zum Lesen ein, zudem ist die Sprache einfach nur als grauenhaft zu bezeichnen (liegt vermutlich an der Übersetzung), aber nachdem ich mich eingelesen hatte, konnte ich das Buch nur schwer aus der Hand legen. Es ist unglaublich spannend und so informativ, dass man auch über einige subjektiv gefärbten Schilderungen des Autors hinweg sehen kann, im Buch versinkt und sehr viel Stoff zum Nachdenken hat.
    Fazit: Sehr empfehlenswert, 10 Punkte!


    Das Buch endet mit den den folgenden Sätzen: Der Geschichtsschreiber, der über die Jahrhunderte hinweg auf die Geschichte ritterlichen Wagemuts zurückblickt, sieht eine Bewunderung überschattet von Trauer über das Zeugnis, welches sie für die Beschränktheit der menschlichen Natur ablegt. So viel Mut und so wenig Ehre, so viel Hingabe und so wenig Verständnis! Hohe Ideale wurden von Grausamkeit und Habgier besudelt, Unternehmungsgeist, Ausdauer und Leidenschaft von blinder und engstirniger Selbstgerechtigkeit; und der Heilige Krieg selbst war nicht mehr denn ein einziger langer Akt der Unduldsamkeit im Namen Gottes, welche die Sünde wider den Heiligen Geist ist.
    .

  • Dazu gibt es nicht mehr allzu viel zu sagen. Außer, Runciman ist, abgesehen davon, daß er sich hochinteressant gelesen hat, eines meiner allerwichtigsten Nachschlagewerke für die Geschichte der Kreuzzüge.
    Wunderbar hilfreich sind in meiner etwas älteren schwarzen dtv-Ausgabe die Seitenüberschriften, die einen mit ein wenig Blättern sehr schnell zu den Ereignissen führen, die man nachlesen will.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Wunderbar hilfreich sind in meiner etwas älteren schwarzen dtv-Ausgabe die Seitenüberschriften, die einen mit ein wenig Blättern sehr schnell zu den Ereignissen führen, die man nachlesen will.


    Grisel, diese netten kleinen Überschriften hat meine Ausgabe auch.


    Viele Grüße
    Kalypso

  • Runciman ist toll. Steht auch bei mir im Regal, hat jede Menge Eselsohren und Klebezettelchen ... (nun ja, so sehen Fachbücher aus, mit denen ich arbeite .. :wow).


    Zum schnellen Einstieg ist das Thema kann ich auch das Buch aus der Beck Wissen-Reihe empfehlen. Viel kürzer als der Runciman, aber etwas, um sich innerhalb eines Tages einen Überblick zu verschaffen.


    Viele Grüße :wave
    Heike

    Der Bernsteinbund - Historischer Roman - Juni 2010 im Aufbau-Verlag
    Die Tote im Nebel - Historischer Kriminalroman - März 2013 im Gmeiner-Verlag

    Rabenerbe/ Rabenbund - DSA-Fantasyromane - 2017/2018 bei Ulisses

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Heike ()

  • Ja, hab auch eine fast totgegeblätterte schwarze dtv-ausgabe davon.


    Ich hab mir zur ergänzung dasda besorgt: war sehr interessant zu lesen. Macht etwas nachdenklich.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von MagnaMater ()

  • ebenso das da, das mir besser gefällt:


    EDIT: ah, geht nicht, weils vom Bechtermünz Verlag ist:


    Francesco Gabrieli
    Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht


    anders als im obigen, das nur eine gesamtschau mit anekdoten zu den einzelnen geschehnissen ist, sind hier drin jede menge übersetzter quellen, deren chronisten und werk Gabrieli am eingang vorstellt.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

    Dieser Beitrag wurde bereits 3 Mal editiert, zuletzt von MagnaMater ()

  • Maalouf war ein hochinteressantes Buch, dient aber eher zur (wichtigen) Ergänzung, da er, wie ich mich erinnern kann, das Wissen um die Abfolge der Ereignisse als einigermaßen bekannt vorausgesetzt hat.
    Ich fand ihn eingänglicher als Gabrieli, der aber durch die arabischen Quellen natürlich auch unverzichtbar war.

  • Ich schleiche schon lange um das Buch herum, jetzt habe ich es mir auch bestellt! Als ich gestern Grisels Rezi zu "Die Königin von Jerusalem" gelesen habe, sie das Buch als Bibel bezeichnet hat, konnte ich dann nicht mehr widerstehen. :grin


    Kann es kaum erwarten es in den Händen zu halten. Ist die Sprache wirklich so schlimm? Kalypso schreibt sie sei "einfach nur als grauenhaft zu bezeichnen". :yikes

    Im Verhältnis zur Musik ist alle Mitteilung durch Worte von schamloser Art.
    Friedrich Nietzsche

  • Mir ist sprachlich daran nichts aufgefallen. Mich hat das Buch allerdings auch ca. ein Jahr lang als U-Bahn- und Unipausenbuch begleitet, da habe ich wohl weniger auf solche Feinheiten geachtet. Ich glaube, fertiggelesen habe ich es dann beim Warten auf die Wirtschaftgeschichteprüfung. Die Kreuzzüge kamen da aber leider nicht vor. :grin

  • Zitat

    Original von Grisel
    Mir ist sprachlich daran nichts aufgefallen. Mich hat das Buch allerdings auch ca. ein Jahr lang als U-Bahn- und Unipausenbuch begleitet, da habe ich wohl weniger auf solche Feinheiten geachtet. Ich glaube, fertiggelesen habe ich es dann beim Warten auf die Wirtschaftgeschichteprüfung. Die Kreuzzüge kamen da aber leider nicht vor. :grin


    Puh... Ein Jahr! Solange habe ich eigentlich nicht vor daran zu lesen :gruebel
    Außerdem scheint das recht anspruchsvoller Stoff für eine Fahrt in der Wiener U-Bahn zu sein. Da ist es immer so voll und (gelinde gesagt) schlecht gelüftet (U6!), dass mein Hirn nicht richtig arbeitet. :lache


    Aber ich bin jetzt schon so gespannt auf das Buch, dass ich gerade alle meine gelesenen und ungelesenen Kreuzzug-Romane sortiere.

    Im Verhältnis zur Musik ist alle Mitteilung durch Worte von schamloser Art.
    Friedrich Nietzsche

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Siorac ()

  • Zitat

    Original von Siorac
    Puh... Ein Jahr! Solange habe ich eigentlich nicht vor daran zu lesen :gruebel
    Außerdem scheint das recht anspruchsvoller Stoff für eine Fahrt in der Wiener U-Bahn zu sein. Da ist es immer so voll und (gelinde gesagt) schlecht gelüftet (U6!), dass mein Hirn nicht richtig arbeitet. :lache


    Ich habe das damals sehr genossen. Habe auf diese Weise einige feine Bücher gelesen, viele meine ersten Mittelaltersachbücher.
    War damals ja alles ganz neu für mich, deshalb bin ich etwas zurückgeschreckt vor einem so fetten Sachbuch.

  • Ich hab das Buch! :grin


    Habe bisher zwar erst zehn Seiten gelesen bin aber absolut positiv überrascht von der Sprache. Nichts von "grauenhaft", sondern sehr plastisch und angenehm zu lesen. An der Übersetzung habe ich bis jetzt auch nichts auszusetzen. Hätte mich ehrlich gesagt auch gewundert, da diese ja kein geringerer als Peter de Mendelssohn besorgt hat, der allein durch seine großartige Thomas Mann Biographie für mich ein Könner ist.


    So gut wie sich das anliest, werde ich es sicher in einem Rutsch durchlesen...


    Einmal mehr: Danke Grisel :knuddel1

    Im Verhältnis zur Musik ist alle Mitteilung durch Worte von schamloser Art.
    Friedrich Nietzsche

  • Ich habe den Runciman im Urlaub in zwei Wochen in einem Rutsch durchgelesen. Ein sensationelles Geschichtswerk, was schon jetzt einen Ehrenplatz unter meinen Lieblingsbüchern einnimmt.


    Wenn nur jeder Historiker so schreiben könnte wie Runciman…

    Im Verhältnis zur Musik ist alle Mitteilung durch Worte von schamloser Art.
    Friedrich Nietzsche