Umberto Eco DER NAME DER ROSE

  • Soll das hier die Buchvorstellung sein?
    Oder wird von den Büchern, die in der Leserunde "durchgeackert" wurden, keine Buchvorstellung gemacht? :gruebel


    Jedenfalls habe ich "Der Name der Rose" nach langen Jahren wieder gelesen und bin wieder begeistert. An viele Dinge konnte ich mich nicht mehr erinnern, bzw. damals habe ich sie einfach nicht verstanden.


    Es fällt schwer durchzuhalten, die lateinischen Sätze hinten nachzuschlagen oder manchen Diskussionen der Mönche zu folgen. Dennoch sind sehr interessante Beschreibungen und Abschnitte darunter, die ich sicherlich nochmals in diversen Geschichts- und Philosophiebüchern nachschlagen muß.
    Vieles mußte ich zweimal lesen, um überhaupt in irgendeiner Weise einen Sinn in dem Gesagten zu finden - was aber meine Leselust nicht milderte.


    Was mir auffiel - und was Adson zu Beginn angesprochen hat - Eco benötigte kaum Personen- oder Situationsbeschreibungen. Allein was die Protagonisten sagten, reichte aus, um sich das wie vorzustellen. Klasse.


    Ich habe mir danach den Film angeschaut. Die Umsetzung (v.a. Jean Connery) war ziemlich gut, auch wenn manche Szenen anders ausgelegt, bzw. vertauscht wurden. Es hat dem Film, dem Buch und der Geschichte allerdings nicht wirklich geschadet. Das Einzige, das mich wirklich ärgerte: die Tatsache, daß Adson aus der Ich-Perspektive geschrieben/erzählt hat, es zu Beginn des Filmes auch erwähnt wurde und der Zuschauer trotzdem Gespräche erfahren hat, die Adson eigentlich gar nicht wissen konnte...ihr versteht was ich meine?


    Es ist auf jeden Fall ein lesenswertes und m.M.n. sehr anspruchvolles Buch, das sich nicht einfach so "weglesen" läßt.


    Momo

    Momo


    Alles Wissen und alle Vermehrung unseres Wissens endet nicht mit einem Schlusspunkt, sondern mit einem Fragezeichen.
    -Hermann Hesse-

  • Hallo!
    Ich hab das Buch gerade beendet und bin genauso beeindruckt wie die meisten von euch.Leider muss ich gestehen,dass ich im gleichen Maße verwirrt bin... :-)
    Es ist wohl klar,dass man nicht alle Verweise und Anspielungen Ecos versteht und nachvollziehen kann,aber das ist auch gar nicht mein Problem.Mich beschäftigt vor allem eine Szene des Romans und ich werd nicht dauraus schlau,wie oft ich sie auch lese.
    Ich bin noch nie ein großer Interpret gewesen also vielleicht kann mir jemand von euch helfen das Gesagte zu zerbröseln und mir verständlich zu machen!?
    Also Adson spricht hier:


    "Aber wie kann ein notwendiges Wesen existieren, das ganz aus Möglichkeiten besteht?Was ist dann der Unterschied zwischen Gott und dem ursprünglichen Chaos?Zu behaupten, dass Gott absolut allmächtig ist und seinen eigenen Entscheidungen gegenüber absolut frei, heisst das nicht zu beweisen, dass Gott nicht existiert?"


    Dem ist eine Erkenntniss Williams vorausgegangen und zwar dass es weder eine Ordnung noch allgemeine Wahrheiten in der Welt gibt.


    Das ist die letzte Szene vor dem Epilog.Ich kann seine logische Beweisführung einfach nicht nachvollziehen.Also bitte,bitte erbarmt euch und helft einem armen Tölpel wie mir.... :grin

  • Hallo, Mülleimermann!


    Das ist natürlich gemein von Signore Eco, daß er die entscheidenden Fragen der scholastischen Metaphysik genau an dieser Stelle anspricht!


    Es würde den Rahmen eines Forenbeitrages sprengen, das zu erklären ... Schick mir eine PN, wenn 's dich interessiert. :wave

  • Stimme Historicus vollkommen zu. Das Buch ist himmlisch...
    Ich habe es vor vielen Jahren gelesen, als es herauskam. Dann vor úngefähr 5 Jahren wieder. Es bleibt mir in Erinnerung als eines der allerbesten Bücher die ich gelesen habe. Jetzt habe ich es lange nicht mehr zur Hand genommen, denn wenn ich das tue lese ich die Nächte durch, kann überhaupt nicht aufhören und dazu habe ich leider keine Zeit
    Natürlich, da ist viel historischer und theologischer "Kleinkram", aber genau das macht für mich den Reiz aus. Das Buch ist eben sehr vielschichtig - eine Rarität in unserer "Dan Brownschen" Zeit. Und alles so genau recherchiert. Die Charaktere sind doch sehr glaubhaft - eben so wie man sich die Menschen im Mittelalter vorstellen kann.


    Schade das Umberto Eco seitdem so einen Schrott auf den Markt gebracht hat (das Foucaultsche Pendel finde ich eine Katastrophe). Aber so eine Buch wie "Im Namen der Rose" schreibt man wohl nur einmal im Leben, wenn überhaupt.

  • Also ich denke mir das mal so:
    Wenn ein Wesen alle Möglichkeiten offen hat, dann kann es das noch gar nicht geben. Denn sobald es etwas gibt (in diesem Fall Gott, der ja zugegeben nicht ein Mensch ist, aber doch ein intelligentes Wesen) hat es gelebt, also Lebenserfahrung gesammelt. Diese Lebenserfahrungen würden es unmöglich machen ALLE Optionen offen zu halten, denn sobald man Erfahrungswerte hat, beurteilt man Dinge. Verwirft eines und wählt das andere. Das würde aber dem Prinzip widersprechen, für ALLE Optionen offen zu sein. Clever!

  • habe das Buch nun beendet und auch mich hat das Gespräch am Ende - vor dem Epilog - etwas verwirrt :grin


    Auch die vielen Beschreibungen der Ketzergruppen usw. fand ich teilweise natürlich sehr informativ, teilweise aber auch etwas müßig zu lesen. Bin da etwas zwiegespalten.l


    Ansonsten hat es mir aber sehr gut gefallen. Hat Spaß gemacht, es zu lesen, stellte auch eine gewisse Herausforderung dar und nachdem ich lange nach einem Buch gesucht hatte, das mich mal wieder so richtig fesselt, bin ich in diesem fündig geworden.


    Sehr zu empfehlen! :wave

  • Ich wollte dieses berühmte Buch auch endlich einmal lesen und habe es jetzt in fünf Tagen ausgelesen. Das zeigt wohl, dass ich es durchaus sehr fesselnd fand. Um aber in die besten Bücher aller Zeiten eingerieht zu werden, reicht es nicht. Denn obwohl die langwierigen Gespräche und Erklärungen in erheblichem Maße dazu beitragen, die Menschen und ihre Denkweise kennenzulernen und zu verstehen, wäre weniger hier mehr gewesen. Manche Abschnitte waren wirklich faszinierend und interessant, aber mitnichten alle und nicht nur einmal habe ich trotz Langweile mit großer Motivation weitergelesen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es in der eigentlichen Geschichte weitergeht.
    Die Beschreibung am Anfang, als die Mönche ins Skriptorium kommen, hat mich sehr beeindruckt. Es ist wie wenn man ein Museum betritt und es vor unseren Augen zum Leben erwacht. Auch die Beschreibung der Bibliothek mit den alten Büchern war klasse. So wird Geschichte richtig lebendig. Dass die Bibliothek am Ende abbrennt fand ich nicht so schlimm irgendwie, denn ich hatte das das ganze Buch über im Hinterkopf, steht doch gleich unter "Dramatis personae", dass das Kloster "nun Trümmerstätte" sei. Viel schlimmer fand ich, als Adson am Ende schreibt, er habe William danach nie mehr wieder gesehen. :cry Ich weiß auch nicht, aber ich finde sowas immer ganz furchtbar.


    Edit: Momo  
    Als dieses Forum noch jung war, gabs kein festes Schema, wie eine Buchvorstellung aussehen muss. Wenn ich meine ersten Buchvorstellungen hier anschaue, sind sie häufig auch recht kurz.

  • Jeanne :
    Hab das Buch auch in fünf Tagen durchgehabt. Das war kurz nach meinem Abi, wo ich dann mal all die Bücher, die ich seit Ewigkeiten mal lesen wollte, durchgeackert habe, u.a. "Die Säulen der Erde". :-]


    Ich fand das Buch eigentlich recht spannend. Was für mich an einem Buch das Wichtigste ist, ist meist die Atmosphäre und die hat in dem Buch einfach gestimmt (wie auch im Film!) Die beschreibenden Passagen und die Diskussionen zwischen den Mönchen fand ich nicht wirklich zäh. In gewisser Weise waren sie auch sehr spannend, da man da erst entdeckte, wievel in diesem Buch drinsteckt und welche faszinierenden Zusamenhänge es in der Geschichte (doppeldeutig) gibt. Als beste beschreibende Passage nenne ich die Beschreibungen des Klosters und der Bücher. Es ist einfach Wahnsinn, wie Eco Dinge und Orte beschreibt, was er alles sieht, was er dazu sagen kann! Einfach Wahnsinn! Natürlich müsste ich das Buch noch einmal lesen um es besser verstehen zu können (ach, aber da gibt es noch sooooo viele andere, die ich lesen möchte... seufz), aber das Tolle ist ja auch, dass man das Buch auf verschiedene Arten lesen kann. Man kann es als spannenden Mittelalter-Krimi lesen oder eben aufwendig als postmodernes Meisterwerk.
    Also mich hat jedenfalls jede Seite gefesselt!

  • Das Buch gehört zu meinen Lieblingsbüchern, auch wenn ich, ähnlich wie andere hier, fast zwei Monate gebraucht habe, es durchzulesen. Allerdings weniger wegen den langen Diskusionen, denn grade die Gedankengänge zwischen William und Adson finde ich sehr interessant, sondern eher wegen unendlich langen Satzen, worin irgendwelche Sachen bis ins kleinste Detail ausgeführt werden. Z.B. Die Beschreibung des Kirchenportals und der dortigen Farben, die mit soooo vielen verschiedenen Interpretationen verglichen werden.


    Da ich sehr oft abends lese, ist es mir bei diesem Buch auch schon mal passiert, das ich nach solch einem Satz erstens, den Anfang nicht mehr wußte, oder worum es eigentlich ging, oder zeitens dann gleich drauf eingeschlafen bin.



    Doch nichts desto Trotz würde ich dieses Buch immer wieder lesen.

  • Zitat

    Edit: Momo  
    Als dieses Forum noch jung war, gabs kein festes Schema, wie eine Buchvorstellung aussehen muss. Wenn ich meine ersten Buchvorstellungen hier anschaue, sind sie häufig auch recht kurz.


    Das ist mir grad auch aufgefallen, ich hab mal ein bißchen daran gebastelt. :-]

  • Eines der Bücher, bei dem ich schon nicht mehr zählen kann wie oft ich es gelesen habe - und eines von denen von denen ich behaupte einmal ist keinmal. Man liest jedesmal neu, neue Aspekte- natürlich kann man das Buch auch nur als Krimi lesen, dabei tut man dem Autor und dem Buch großes Unrecht. Eines von 1000 das 10 von 10 bei mir bekommt.

  • In "Der Name der Rose" schafft Umberto Eco ein Kloster in Italien, das für mich wie eine eigene kleine Welt erscheint. Durch die vielen ausführlichen Beschreibungen und Details kann man sich alles bildlich vorstellen.
    Die Story war sehr spannend und damit meine ich nicht nur den Krimi. Einige Längen waren schon dabei, aber die konnten mich nicht vom Lesen abhalten. Mit genügend Konzentration und Ausdauer schafft man auch die komplexeren Szenen und Diskussionen zu verstehen.
    Eine Frage habe ich allerdings noch: Wieso heißt das Buch "Der Name der Rose"?Was hat der Titel mit der Geschichte zu tun? Irgendwie bin ich da nicht hinter gekommen.

  • @ Morgaine:
    Für den Titel des Buches gibt es mehrere Interpretationen :write


    1. Im Mittelalter war die Rose ein Symbol für die Liebe, für die Liebe zu einer Frau oder sogar für die Wolllust. Insofern spielt der Titel auf die - auch sexuelle - Liebe des Hauptcharakters Adson von Melk zu einem gewöhnlichen Mädchen an, deren Namen er nie erfährt.


    2. Ebenso kann man den Titel als eine Anspielung auf den Begriff "Sub rosa [dictum]" (unter der Rose [gesagt]) verstehen. Der Begriff basiert auf der Erzählung, dass Cupido dem Harpokrates, dem Gott der Verschwiegenheit, Rosen sandte und ihn darum bat, die Liebesaffäre seiner Mutter Venus geheim zu halten.
    Ereignisse und Gespräche, über die geschwiegen werden sollte, fanden früher unter dem Namen der Rose statt. So hängten zum Beispiel die Römer Rosen bei Versammlungen an die Decke oder so findet man auch Schnitzereien von Rosen an Beichtstühlen, um an die Verschwiegenheit zu erinnern.



    Ich hoffe diese Ausführungen helfen dir weiter... :wave

  • ad 2) sub rosa dictum
    ich denk, das hab ich sogar von eco selbst irgendwo gehört:
    früher, vor 1630, als man in katolischen kirchen die beichtstühle eingeführt hat, war in den meisten klöstern eine fensterakade mit einer rose für die zwiesprache mit dem beichtiger reserviert, und wenn jemand mit dem beichtiger dort war, haben die anderen einen bogen darum gemacht.
    Bei dem roman handelt es sich um die 'Lebensbeichte' des Admon von Melk - er hatte nur diese eine sünde, mit dem mädchen.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Hallo,


    es ist zwar schon eine ganze Weile her, seit ich den Roman ( 2 mal) gelesen habe, aber noch immer ist er mir in sehr angenehmer Erinnerung.


    Eines - außerhalb des Romans selbst - was mich daran fasziniert, ist die Tatsache, dass "Der Name der Rose" so ziemlich jedem "Wie schreibe ich einen Bestseller"-Ratgeber in Aufbau und Sprache in jeder Hinsicht widerspricht und trotzdem (oder gerade deshalb?) einen überragenden Erfolg hatte und nach wie vor hat.


    Gruß


    Rabarat

  • Mich wundert an dem Bekanntheitsgrad auch immer, dass ganz viele Leute erst nachdem sie den Film gesehen haben, auf die Idee kommen, das Buch zu lesen!
    Mein Exemplar ist aus diesem Grund mal wieder ausgeliehen...

  • Hallo @ all! :wave


    Ich habe das Buch gestern ausgelesen und kann die Begeisterung vieler Leser nicht nachvollziehen...ich hatte mich gefreut, nach langer Zeit mal wieder etwas Mittelalterliches zu lesen und war sehr gespannt (das Buch sowie der Film sind ja sehr bekannt....und berühmt).
    Ich wurde ein wenig enttäuscht, denn Spannung kam bei mir in geringen Maßen erst ab seite 500. Davor habe ich mehrfach darüber nachgedacht, es zur Seite zu legen...wie bei vielen hier gingen auch mir die elendig langen (langweiligen) und abschweifenden Diskussionen der Mönche untereinander sehr auf die Nerven. Noch nie habe ich ein Buch gelesen, bei dem ich so viele Seiten (teilweise ganze Kapitel!) großzügig und ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen übersprungen habe.


    Schade eigentlich. Aber ich denke, dass es nicht unbedingt direkt am Buch liegt, sondern an meiner krassen Abneigung gegen theologische Theorien und "Geschwafel" - denn davon gab es nun echt mehr als genug.


    Dennoch kann ich kein völlig vernichtendes Urteil fällen, denn ausgenommen von den überflüssigen Diskussionen (die die Handlung auch nicht weiterbringen!) fand ich die Atmosphäre und William von Baskerville recht sympathisch...aber so richtig vom Hocker gehauen hat mich die Story auch nicht. Leider.


    Liebe Grüße,
    Aimée