'Ulysses' - 01 Telemachos - Turm

  • Friderike


    der lästige Perspektivwechsel ist leider volle Absicht.
    Und hat dazu geführt, daß ich das Buch oft genug zugeklappt habe. Zuweilen laut!


    Was ich immer wichtig finde, ist, daß man, auch wenn man sagt, man hat aufgegebn, ein bißchen erklären kann, warum das passiert ist.
    Also von dem, was dieses Ding ist, so langsam eine Ahnung bekommt. Und damit auch so eine Ahnung von Literatur.
    Und von ihrer Vielfalt.
    Ulysses ist nur ein Buch von vielen ;-)
    Eine Art von vielen, was darzustellen.


    Ich kratz auch nur an der Oberfläche herum, trag die ersten zwei, drei Schichten ab und kann nicht sagen, ob es mich je soweit fesselt, daß ich wirklich alles verstehen will.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Jeanne
    Das ist schade, Friderike.
    Hm, ich finde das Buch toll und ich lese es gerne. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich Teile davon noch ganz oft in meinem Leben lesen werde. Und dann vielleicht mehr verstehe. Aber Joyce hat doch sein Buch so geschrieben, dass ein einzelner sein ganzes Leben braucht, um alles zu verstehen. Und naja, eine solche Priorität bekommt das Buch bei mir nicht, denn es gibt noch unendlich viele andere Bücher, die ich lesen will und für die ich Zeit brauche. Ich beschäftige mich jetzt mit dem Buch, versuche soviel wie möglich zu verstehen ohne stundenlang extra Lektüre zu verschlingen oder den Text 10mal zu lesen. Den Ehrgeiz, dass ich, wenn ich ein Buch lese, alles verstanden haben muss, den hab ich nicht. Und ich glaube auch nicht, dass man "Ulysses" mit diesem Ehrgeiz innerhalb einer begrenzten Zeit durchkriegt. Und den Anspruch hab ich einfach an mich, dass ich nicht Jahre für das Buch brauche. Wie gesagt, ich werde es sicherlich hin und wieder hervorholen. Aber erstmal will ich es ganz durchgelesen haben.


    Bis auf den Satz "Ich finde das Buch toll" kann ich dein Statement eigentlich unterschreiben :lache Ich glaube, ich habe bislang auch nur ein Bruchteil von dem verstanden und überhaupt erfasst, was drin steckt, aber na und? Ich muss ja keinen Aufsatz darüber schreiben *g* Ich glaube auch, dass ich es noch einige Male hervorholen werde, aber sicher nur für einzelne Passagen.


    Ach so, was die bisherige "Bewertung" angeht: Toll nicht, aber auch nicht total abgeneigt - irgendwie faszinierend, aber ich bin immer noch zwiegespalten...

  • "Ach so, was die bisherige "Bewertung" angeht: Toll nicht, aber auch nicht total abgeneigt - irgendwie faszinierend, aber ich bin immer noch zwiegespalten..."


    Dem stimme ich wiederum zu.


    Ein Vorteil: durch die Verständnis-Schwierigkeiten und barschen Worte der Personen gewinnen die poetischeren Sätze des Werkes durchaus an Wert. Ich habe vorher jedenfalls selten darauf geachtet, wie Umwelt und Naur beschrieben werden. :grin

  • Zitat

    barschen Worte


    Oh ja, das hab ich ganz vergessen. Das gefällt mir ausnehmend gut. Da wird ein Hund als Köter bezeichnet, der Kopf als Birne. Das ist genau mein Ding. Ehrlich irgendwie... :-]

  • Was lese ich da in Günter Grass neuesten Buch „Beim Häuten der Zwiebel“ auf S.71?


    Ja doch, noch heute sind mir die Stufengebete geläufig.
    Wie Mulligan zu Beginn des Ulysses flüstere ich beim Rasieren: „Introibo ad altare Dei“


    Bemerkenswert, dass James Joyce immer noch zitiert wird.

  • Wenn Buck Haines wecken will, warum pfeift er dann leise bzw. halblaut ('low') und nur einmal?
    Der Antwortpfiff ist schrill.
    Wie kann einer, der grad aufwacht, gleich schrill pfeifen?


    Ich bin nicht sicher, ob man das als Weckpfiff deuten kann.



    Friderike


    entschuldige, ich hatte in deinem posting das Wichtigste überlesen.
    Haines und das frz. haine.


    Klasse Idee!
    Werd ich mir merken.
    Danke!

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Jetzt gehts los! :wave
    Ich steige gleich mit gemischten Gefühlen in das Abenteuer und die Diskussion ein, habe ich doch vor ein paar Tagen folgendes Zitat von Joyce gelesen: "Paris ist wie ich, eine überhebliche Ruine oder, wenn man will, ein abgestürzter Zecher" :lache Na das kann ja was werden!


    Ich werde strategisch an die Sache herangehen, habe mir einen Lese-Plan zurecht gelegt, der vorsieht, daß ich jeden Tag ca. 1/2h früher aufstehe und im Ulysses lese. So könnte ich zügig und konsequent durchkommen. Anders wird das wohl nicht zu schaffen sein. :grin

    Teil 1 ist schon aufgeschlagen...

  • Eli
    Herzlich willkommen und viel Glück.
    Bin schon seit ca. 3 Wochen dabei und schon im fünften Kapitel. Sehr zügig!
    Musste doppelt lesen. :-]


    Liesbett


    PS.: Es wird mit jedem Kapitel besser, aber ich habe den Verdacht, Joyce hat so eine Art Belohnungssystem. Er schreibt in jedem Kapitel verständlicher.

  • Zitat

    Original von Liesbett


    Es wird mit jedem Kapitel besser, aber ich habe den Verdacht, Joyce hat so eine Art Belohnungssystem. Er schreibt in jedem Kapitel verständlicher


    :lache Danke Liesbett, diese Aufmunterung kann ich gut brauchen!

  • Ok, dann mal los!
    Hab mich jetzt mal durch die ersten Seiten "durchgearbeitet", höchstmotiviert und engagiert, allerdings habe ich bisher noch keine Idee, um was es hier geht. ?(


    Liesbett
    Doppelt lesen ist sicher kein Nachteil! :lache


    Zitat

    Original von milla


    WER SIND DIE DREI????


    Drei? Buck, Stephen und wer ist der Dritte? :lache


    Sprachlich wird da noch was auf uns zukommen, eine bewußt unflätige Wortwahl. :grin

  • Zitat

    Original von Eli
    Ich werde strategisch an die Sache herangehen, habe mir einen Lese-Plan zurecht gelegt, der vorsieht, daß ich jeden Tag ca. 1/2h früher aufstehe und im Ulysses lese. So könnte ich zügig und konsequent durchkommen. Anders wird das wohl nicht zu schaffen sein. :grin


    Wow, das nenne ich mal motiviert!!! Ich lese im Ulysses nur, wenn ich Lust dazu hab (was mich in vier Wochen bis Kapitel 13 gebracht hat :-]), und zum Erholungslesen hab ich immer noch ein "normales" Buch nebenher.


    Haines ist übrigens der Dritte. Lies dir doch die Komentare hier durch, es wurde schon viel erklärt!!! Hilft wirklich fürs Verständnis.

  • :wave milla!


    @ Jeanne
    Ich lasse keinen einzigen Kommentar aus :-], ich muß nur erst mal in das Buch reinkommen. Gelingt mir am besten, wenn ich gleich mal hier zu schreiben beginne, wieder im Buch lese und zwischendurch immer wieder die Beiträge (nach)lese.

  • Die ersten Seiten habe ich hinter mir. So weit so gut.


    Rotzig geschrieben, literarische Anspielungen, Parallelen zu anderen Werken, die ich nicht (er)kenne, muß auch nicht sein – Joyce hat lange genug für den Ulysses gebraucht.
    Habe nicht unbedingt bei jedem Satz eine Idee, was Joyce meint, wer grad mit wem spricht und um was es geht, macht aber nichts! Ich scheine ein Gefühl für dieses Buch zu entwickeln und lass mich daher nicht durch zwischenzeiliges „im Dunklen tappen“ irritieren und lese weiter, mit Interesse!
    Sprachlich rotzig und unflätig erinnert es fast an die Ausdrucksweise mancher Germanistikstudenten vor Jahrzehnten. Unisprache – würde auch zum Milieu passen. Oder haben sich da vielleicht manche der Germanisten damals an die Joycesche Diktion angelehnt? :grin


    Das Spiel mit der Sprache und der Sprachwitz ist äußerst interessant. Gleich zu Beginn der Wortwitz mit dem Ausdruck zweiterhand. Allerdings habe ich mir bei „zweiterhand –zweitenbeins“ eher die englische Übersetzung zu Hilfe genommen und bin mir nicht ganz sicher, ob sich dieses Wortspiel nicht erst aus der Übersetzung gut ergeben hat.


    Auch schwierig, der lustige Reim:
    -die MaryAnn,oho
    Die ist ja gar nicht so:
    Wenn die mal ihre Röcke hißt…...
    Ich glaube zu wissen, was nach den Punkten steht! :lache
    Kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß es sich hier um eine „Schnapsidee“ in einer Schnapslaune handelt. Wird wohl noch öfters vorkommen :grin


    buttercup
    Ich bin immer begeistert, Zuordnungen zu lesen, das hilft bei der weiteren Lektüre super weiter.


    Herr Palomar
    Dankeschön für das complement piece, kannte den Ausdruck bisher nicht. Kompliment!


    Wie ich mit diesem Buch umgehen werde:
    Ich erinnere mich an einen lieben Lehrer, einen Künstler, der über Kunst sagte: Die Kunst muß euch ansprechen, sie muß aufrütteln, sie muß neugierig machen, sie muß fesseln und das Wichtigste aber ist, sie muß schön sein. Und Schönheit berührt uns!
    Diese Aussage lege ich auf die Literatur um, ob ich (alles) verstehe oder nicht steht nicht im Vordergrund, das Werk „muß etwas haben“, es muß mich berühren, dann bleib ich dran, unabhängig davon, daß ich vielleicht auch manches überfliegen werde und mir dadurch Details entgehen könn(t)en.
    Ich bleibe dran!

  • Was ich bisher noch nicht wusste. Den Turm gab es wirklich und James Joyce lebte dort kurze Zeit.


    In der Zeit vom 9. bis 15 09.1904 bezieht James Joyce zusammen mit Oliver St. John Gogarty und einem Oxford-Studenten, Samuel C. Trench, den „Martello Tower“ in Sandycove, einem Ort an der Küste im Süden Dublins. Es ist dies der gleiche Turm, der im Ulysses der Ausgangspunkt des Geschehens ist. Der Martello Tower gehört zu jenen Befestigungswerken an der Küste Irlands, die von den Engländern einmal zur Verhinderung einer Invasion durch Truppen Napoleons gebaut wurden.Uwe Multhaup – James Joyce, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, S.47



    Oliver St. John Gogarty ist die literarische Vorlage für Buck Mulligan. Trench für Haines. Das Zusammenleben dauerte nur 1 Woche, bis es zu Missstimmungen undf Trennung kam.



    Photo: dalkeyhomepage