'Ulysses' - 01 Telemachos - Turm

  • Mannoman, ihr habt aber schon ganz schön viel geschrieben.
    Mir macht das Buch bisher keine allzu großen Probleme, aber Buck finde ich nicht unbedingt sympatisch, da ist mir Stephen lieber. :gruebel


    Was ich noch nicht verstanden habe ist, warum Haines überhaupt bei den beiden ist, wenn sie ihn beide nicht wirklich leiden können. Schon komisch.#


    Allerdings hab ich Probleme mit den grichischen Begriffen, Okay ich weiß, dass Odysseus für seine Heimkehr nach Ithaka 12? Jahre brauchte, aber mit Lotophagen oder Ailos kann ich nichts anfangen.
    Wo kommen eigentlich diese Kapiteleinteilungen her, bei mir waren die nicht drin, durfte sie alle noch nachtragen.

    Träumer haben vielleicht keinen Plan, aber Realisten haben keine Visionen.

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  • Zitat

    Original von Marúhl
    Allerdings hab ich Probleme mit den grichischen Begriffen, Okay ich weiß, dass Odysseus für seine Heimkehr nach Ithaka 12? Jahre brauchte, aber mit Lotophagen oder Ailos kann ich nichts anfangen.
    Wo kommen eigentlich diese Kapiteleinteilungen her, bei mir waren die nicht drin, durfte sie alle noch nachtragen.


    In meinem Vorspann zum 1. Kapitel steht, daß Odysseus 20 Jahre brauchte, um nacht Ithaka heimzukehren.


    Zu den Lotophagen:
    Auf Odysseus Reise wird bei einem Sturm sein Schiff an dei Küste der Lotophagen getrieben. Er schickt einige seiner Männer aus, um das fremde Land zu erkunden. Sie stoßen auf Einheimische, die Lotosfrüchte mit ihnen teilen. Die Kundschafter sind anschließend verblendet und wollen das Land nicht mehr verlassen. Odysseus muß sie unter Gewalt zurück zum Schiff bringen und an den Ruderbänken festbinden. Sie weinen.


    Zu Aiolos:
    Aiolos ist König von Aiolia, einer "schwimmenden Insel".
    Er ist von Zeus zum Herren über die Winde eingesetzt worden.
    Aiolos überreicht Zeus einen Schlauch, in dem alle ungünstigen Winde eingeschlossen sind, um seine Heimfahrt zu erleichtern.
    Schon in Sichtweite von Ithaka öffnen Odysseus Gefährten in Unwissenheit diesen Schlauch und Odysseus wird zurück nach Aiolia getrieben.
    Aiolos verweigert ihm weitere Unterstützung und vertreibt Odysseus aus seinem Palast.


    Zu den Kapiteleinteilungen:
    Die Kapitel haben in Ulysses keine Überschriften. Die Überschriften stammen aus untenstehendem Buch, welches jedem Kapitel kurze Einführungen zum korrespondierenden Odysseekapitel voranstellt (siehe oben die zu Lotophagen und Aiolos) und sie nach Ereignissen in dieser benennt. Im Vorwort steht zudem, daß Joyce diese Titel in seinen Aufzeichnungen und in seiner Korrespondenz über Ulysses genutzt hat. Sie gehören aber nicht zum Buch.


    Wir brauchten halt eine Einteilung, und diese erschien uns am zweckmäßigsten.


    magali
    Ich sehe gerade: Es ist weder Morgen- noch Bademantel. Hier steht "Schlafrock".
    Das Gelb, dazu steht hier, daß Judas oft in gelben Gewändern gezeichnet wird und Häretiker im Mittelalter gelb tragen mußten.

  • Hm. Hm-hm.
    Nun gut, bestände dieses Kapitel nur aus Beschreibungen und gäbe es die Gespräche nicht, wäre ich wohl angetan. Die Dialoge verwirren mich allerdings nur (was allerdings nicht an den fehlenden Anführungszeichen liegt, sondern am Inhalt). Was die Interpretationen angeht, weigere ich mich momentan, direkt beim Lesen zu interpretieren, ich will es erst mal wirken lassen. Aber das hat auch nicht zur Entwirrung beigetragen *g* Vor allem beschäftigt mich die Frage:


    WER SIND DIE DREI????
    Was verbindet sie und wieso wohnen sie in einem Turm?


    Und wieso weigerte sich Stephen, am Sterbebett seiner Mutter nieder zu knien?


    :help



    EDIT:

    Zitat

    Original von magali
    Jedenfalls nicht in bürgerlichen Kreisen und in denen befinden wir uns.


    Ups. Ich hatte eher den Eindruck von verlotterten Gestalten, die sich in einem ruinösen Turm zusammengerottet haben. Wie konnte denn das geschehen??? Vielleicht sollte ich das Kapitel direkt nochmal lesen... :lache

  • Zitat

    Ups. Ich hatte eher den Eindruck von verlotterten Gestalten, die sich in einem ruinösen Turm zusammengerottet haben. Wie konnte denn das geschehen??? Vielleicht sollte ich das Kapitel direkt nochmal lesen...


    Den Eindruck hatte ich auch, bis ich dann irgendwo gelesen habe, daß einer der dreien Lehrer ist. :grin

  • milla


    die Dialoge transportieren einen Gutteil der Information.
    Wie in einem Theaterstück. Wer was wie sagt, ist entscheidend.
    Man hört die Protagonisten und erkennt daran wer wie ist und wie die Fäden der Beziehug laufen.
    Das ist in dem ganzen Roman so.


    Daß es drei 'solide' Männer sind, wenn auch recht jung, erkennt man vor allem an der Sprachebene, die sie gewählt haben.
    Diese ganzen griechischen und lateinischen Ausdrücke/Zitate weisen auf höhere Bildung. Diese Art von Bildung hatten nur Bürgerliche, public school, Uni.
    Das sind also die Signale für den sozialen Hintergrund.


    Stephen und Buck sind Iren, Haines ist Engländer. Buck ist Arzt, der taucht im Krankenhaus-Kapitel wieder auf.
    Auch der nationale Konflikt kommt da schon heraus. Für Haines ist es einfach 'Geschichte', für Stephen udn Buck Realität, Jetzt.
    Der Konflikt England-Irland ist auch ein Thema im ganzen Buch.
    Dann Religion in verschiedenen Schattierungen, Antisemitismus ist ganz wesentlich, wird ständig wieder aufgenommen.
    Die zweite Hauptfigur des Romans, der berühmte Bloom, ist denn auch Jude. Er wird sich häufig an den entsprechenden Äußerungen der katholischen irischen Nationalisten reiben.


    Die Figuren werden auch über ihre Namen und das Spiel mit den Namen charakterisiert. 'Griechisches' - Dedalus, Jüdisches 'Malachy' und irisches 'Mulligan' etc.


    Man muß beim Lesen einfach die Informationen aufnehmen, wie Joyce sie gibt. Sie sind dicht an dicht.
    Es geht auch schon um Kunst und Weltsichten, Weltverständnis.


    Der englische Text fängt an mit 'Plump. stately Buck Muligan...'


    und schon weiß man eine Menge über Buck.
    Er ist kräftig von Gestalt, 'plump' heißt aber auch direkt, geradeaus, nicht so den Feinheiten zugeneigt.
    Stately geht nicht nur auf die Statur, sondern über das Wort 'status' das drin steckt, auch schon darauf, daß er einen Platz eingenommen hat, während Stephen noch sucht.
    Buck kann so gut spotten, weil er schon eine Meinung hat. Er blickt von oben herunter.
    Das sind so wenige erste Linien.


    Stephen dagegen hat eine 'poetische Weltsicht. Er sucht Kunst und sieht Kunst in allem. Die Welt erschließt sich ihm in poetischen Mustern.
    Das trennt ihn von Buck.
    Er würde die WG auch gern aufgeben, er sucht einen neuen Platz.


    Die drei sind auch auf dem Weg zur Arbeit, es ist kein Ferienaufenthalt. Sie stehen ja mit dem Sonnenaufgang auf, Morgentoilette, Frühstück...
    Verweist auf geregeltes Arbeitsleben ;-)

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • So, ich bin nun auch endlich fertig mit dem ersten Abschnitt. Musste einige Seiten mehrfach lesen, da ich teilweise auch einfach zu unkonzentriert war. Bis jetzt macht das Lesen Spaß, auch wenn ich oft Mühe habe, den Zusammenhang zu verstehen. Eure Erläuterungen helfen da schon weiter. Allerdings werde ich hier wohl nicht viel beitragen können.

  • Zitat

    Original von Kyara
    Allerdings werde ich hier wohl nicht viel beitragen können.


    Kyara, :knuddel1, sieh doch nicht so schwarz. Ich kann hier auch keine tiefsinnigen Interpretationen liefern, und ich verstehe auch sehr vieles nicht. Ich freue mich einfach, wenn ich etwas tolles, witziges, ergreifendes, schönes finde und verstehe :-) Versuch einfach, das Buch zu genießen.

  • Danke, Jeanne! :knuddel1


    Bis jetzt genieße ich das Buch, aber nach dem ersten Abschnitt sagt das noch nicht viel aus. Ich werde einfach versuchen, mir nicht so viel Druck zu machen. Außerdem habe ich nicht mal den Anspruch, es unbedingt jetzt durchzulesen. Ich will einfach abwarten, wie weit ich komme. Auf jeden Fall denke ich, dass ich ohne die Leserunde sicher sehr schnell die Motivation verlieren würde, aber so macht es schon Spaß. :-)

  • @ Friderike
    :anbet :anbet :anbet Ich danke dir!!!! :kiss


    :grin Ich hätte mir wohl auch besser eine kommentierte Ausgabe zulegen sollen. Als ich in den verschiedensten Läden nach dem Buch gesucht hatte (Keine Lust zu bestellen :grin), da hab ich sogar mal eine kommentierte Ausgabe gefunden, allerdings war die total riesig (A4 und richtig fett) und echt teuer, zu teuer für eine arme Schülerin, die ich damals noch war.
    Blick auf den Kassenzettel: :lache Ich hab das Buch am 2.8.05 gekauft, also fast genau ein Jahr vor Beginn dieser Leserunde.


    Also einiges, was mir aufgefallen ist und was ich net so recht verstehe:


    Was hat es mit Ettikette zu tun, wenn Stephen keine grauen Hosen tragen will? Zimt sich das nicht für einen Lehrer???


    Also der Bericht über Clive Kempthorpe(bei mir auf S.13): wird der von Buck erzählt (er hat ja davor geredet) oder ist es mehr so wie eine Rückblende im Film, wo sich sich alle Kollektiv(haha) erinnern? Ich würde ja schätzen es ist mehr eine Rückblende.

  • Marúhl, gern geschehen. :-)


    Ich bin in der Lektüre etwas resigniert. Ich hatte einige Seiten vor dem Ende des 1. Kapitels aufgehört zu lesen und das Buch - leichtsinnigerweise - einfach so zugeklappt.


    Normalerweise finde ich die Stellen schnell wieder, an denen ich zuletzt gelesen hatte. Auch wenn ich die Lektüre für längere Zeit unterbrochen hatte.


    Dann wollte ich bei "Ulysses" wieder einsetzen und mir kam das ganze Kapitel auf einmal gänzlich unbekannt vor, obwohl ich doch schon ein Großteil davon gelesen hatte. :wow
    Sprich, ich habe die Stelle nicht gefunden und die Suche dann frustriert aufgegeben. Für den Moment jedenfalls. :grin


    Ich bewundere jeden, der sich hier eisern durchkämpft. :anbet


    Marúhl


    Die grauen Hosen:
    Stephens Mutter wurde am 26.06.1903 beerdigt.
    Stephen scheint sich sehr streng an das nach der Tradition gebotene Trauerjahr zu halten, welches für Söhne nach dem Tod der Mutter ein Jahr und einen Tag andauert. In dieser Zeitspanne trägt man offensichtlich nur schwarz.


    Clive Kempthorpe:
    Ich denke, Buck erzählt eine Episode aus seinen Jugendjahren. Also Rückblende.
    Da tappen die Herren und Damen Kommentatoren im Dunklen.
    Auch zu Seymor und Aubrey können sie keine Angaben machen.
    In meiner Kommentierung prangt ein unspektakuläres: "unbekannt" :grin

  • So, nach Lieferschwierigkeiten eines großen Anbieters habe auch ich, endlich, das epochale Werk in den Händen und mich schleunigst auf das erste Kapitel geworfen, um den Anhang nicht zu verpassen und um mich zu vergnügen und nun dass.


    Es ist tatsächlich schwierig, dieses Buch. :wow


    Ich habe von den Protagonisten ein anderes Bild, als das offensichtlich erwünschte (Buck als alten Pfarrer, den Briten als adligen Snob und Stephen als jungen Schulabgänger, der ein gespaltenes Verhältnis zu seiner offensichtlich toten Mutter hat). Kurz um, ich sah mich gemüßigt, noch vor meinem ersten Beitrag in diesem Thread die Beiträge der Anderen zu studieren und siehe da, komplett falsch. Ich, meine ich.


    Ich habe keine kommentierte Auflage, und bin auch nicht sicher, ob ich das möchte. Ich mag es eher offensichtlich. Aber ich halte durch!!


    Die Beschreibung der Umgebung, des frühen Morgens, die See ... sie sind poetisch, ja fast schon lyrisch. Die Beschreibung des Geruchs der toten Mutter gefällt mir sogar ziemlich gut. Dagegen stehen die Dialoge, die mir eher rotzig vorkommen. Bucks Kommentare jedenfalls.


    Seine Manier, sich in Riten zu rasieren und auch zu essen, hätte ich eher als Marotte diagnostiziert aber nun gut, ich bin keine Literaturwissenschaftlerin und Joyce hatte offenbar ein großes Verlangen danach, eine Unzahl von Wissenschaftlern über Jahrhunderte hinweg in Lohn und Brot zu halten.


    Ich habe das Kapitel also zweimal gelesen, vor und nach den Kommentaren dieses Threads und muss sagen, nach dem zweiten Mal war es verständlicher. Dank also an Euch. Schlecht ist es nicht, immerhin habe ich mich mit neu erwachtem Eifer auf das nächste Kapitel gestürzt.


    Nur eine Frage noch. Was hat für Buck vor dem Rasieren vom Dach gepfiffen (2x) und dann den Strom ausgeschaltet?


    Liesbett


    Oh und noch was. Kann es sein, das sich Stephen Fry in seinem Buch "Der Lügner" daran orientiert? Ich hatte so ein leichtes Déjà-vu-Gefühl.

  • Zitat

    Original von Liesbett


    Nur eine Frage noch. Was hat für Buck vor dem Rasieren vom Dach gepfiffen (2x) und dann den Strom ausgeschaltet?
    ...
    Oh und noch was. Kann es sein, das sich Stephen Fry in seinem Buch "Der Lügner" daran orientiert? Ich hatte so ein leichtes Déjà-vu-Gefühl.


    Als Erläuterung zu den "zwei starke schrille Pfiffe" steht: "In der Meßfeier läuteten die Meßdiener im Augenblick der Wandlung (Konsekration) eine Handglocke."


    Es reiht sich laut Kommentierung also in die Reihe der durch Buck nachgeahmten religiösen Riten ein.


    Ich habe mit der Erläuterung aber meine Schwierigkeiten: Zum einen pfeifft Buck nur einmal und wartet dann ab. Ihm wird dann mit zwei Pfiffen geantwortet - von wem, ist unklar. Er leitet die "Wandlung" also nicht selber ein.
    Die Szene scheint sich regelmäßig zu wiederholen, denn sonst hätte Buck nicht auf Antwort gewartet....
    Außerdem gefällt mir nicht, daß das Pfeifen mit dem Läuten einer Glocke gleichgesetzt wird. Das ist mir vom Geräusch her zu weit auseinander.
    Aber wer weiß, ob Joyce sich das wirklich so gedacht hat...


    Zum Strom steht nichts weiter, aber Bucks Bitte richtet sich an denjenigen, der Buck mit zwei schrillen Pfiffen geantwortet hatte. Da er auf einem Leuchtturm sitzt, vielleicht irgendein Hafenarbeiter oder ein benachbarter Leuchtturmbewohner? Wobei die doch ganz schön weit auseinanderstehen dürften...


    Zu Steven Fry kann ich gar nichts sagen, das ist eine magali-Frage. :-)


    :wave

  • Friderike
    Danke für die ausführliche Antwort. :knuddel1


    Ich dachte erst an einen Vogel, der darauf trainiert ist, zu antworten, als morgendliches Ritual sozusagen. Aber dann der Strom? Ein weiterer Mensch, das scheint mir einleuchtend. Einer, der am Morgen das Licht ausmacht. ;-)


    Liesbett

  • Entgegen der oben so schmeichelhaft geäußerten Frage, kann ich zu Stephen Fry nichts sagen.
    Zu dem bin ich einfach noch nicht durchgedrungen.
    Irgendwie gibt es zuviele Bücher
    :cry


    Bucks Pfeifen hab ich nie als Form der Wandlung begriffen, jedenfalls nicht so direkt.


    Er pfeift, zunächst aus Lust und Überschwang. Er ist ja ein sehr munterer Typ (durchaus positiv).
    Von irgendwoher kommt eine Antwort. Ein Mensch? Ein Vogel?
    Kennt Ihr das nicht? Man pfeift und etwas Unbekanntes, ein Unbekannter antwortet?
    Mir ist das schon passiert, beim Singen auch. Ich singe im Zimmer, Fenster halb offen, und draußen auf der Straße antwortet einer. Bis ich am Fenster bin, ist der Betreffende aber schon um die Ecke verschwunden.
    Umgekehrt habe ich auch schon angefangen zu singen oder zu pfeifen, wenn auch ganz leise (bürgerliche Mädchenerziehung!!!), wenn ich von irgendwoher eine mir bekannte Melodie gehört habe.


    Die Grundsituation kam mir beim Lesen ganz normal vor.


    Nun zu Buck: da er grad im Zelebrieren seiner 'Morgenmesse' ist, interpretiert er die Antwort zu seinen Gunsten. Ein 'höhere' Macht, Gott (die Leute sind christlich-katholisch) antwortet ihm.
    Und er weist die höhere Macht auch gleich an, den 'Strom' wieder abzuschalten.
    Tut also so, als könne er beeinflussen. Er ist ja der 'Priester', im Gespräch im Gott.


    Er münzt das für sich um, paßt ein zufälliger Ereignis seinen momentanen Bedürfnissen an, spottet auch gleich darüber.
    Ist das ncht eine der Stellen, wo er gleich sagt: Alles Spott ('It's all mockery) oder so ähnlich?


    Es gibt eine Parallele in der Odyssee:


    Zeus schickt zwei Adler los (also doch Vogelschrei??) und es gibt einen Vers, in dem die Muse den Fluß der Inspiration stoppen soll (Strom abschalten).


    Joyce ist ein nerviger Witzbold!!!


    :lache :lache

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Ich bin froh, daß ich keine Erläuterungen habe


    Ich habe mir jetzt die kommentierte Fassung von Ulysses aus der Bibliothek ausleihen können und bin doch verwirrt, wie viele Kommentare auf jeder Seite stehen. :gruebel Die meisten haben keinerlei Bedeutung für mich, lenken jedoch vom eigentlichen Text ab. Muss man wirklich das alles wissen, um das Buch zu lesen? Ich denke nicht und werde wohl bald zu meiner geliebten, zerknautschten Taschenbuchausgabe zurück.


    In seinem Essay "Des Lesers Selbstverständnis" sagt Walser einiges zur Rückbesinnung auf das eigentliche Lesen, dass für mich persönlich auch im Bezug zu Ulysses zutrifft.
    Zitat der Uni Heidelberg: "Er (Walser) räumt darin dem Leser viel Recht im Umgang mit Texten ein, in der Art und Weise, persönlich oder privat von Texten Gebrauch zu machen für die Reflexion des eigenen Lebens. Das enthebt die Leser, zumal wenn sie öffentlichen Gebrauch von Texten machen wollen, nicht der Pflicht, sorgfältig darauf zu achten, was genau gesagt wird."


    Was ich aus Walsers Worten für mich ziehe:
    Einen Text zu lesen, nur um ihn bedeutungsorientiert zu bewerten führt oft dazu, dass man nur Punkte für oder gegen den Text sammelt. Das kann zu einem dürftigen Lesen führen und ist gerade bei Ulysess nicht sinnvoll, bei dem die eigene Leseerfahrung doch das Ertragreichste für den Leser ist.
    Die Bedeutung eines Textes muss ich nicht notwendigerweise entschlüsseln, sonder nur subjektiv empfinden und es muss nicht dieselbe Bedeutung sein, die der Autor vorgesehen hatte. Ein Buch muss man nicht verstehen. Man muss mit dem Buch etwas anfangen können.
    Ein abschließender Konsens über einen Text führt zur Erledigung des Textes.
    Wenn ich einen Roman verstanden habe, ist er für mich erledigt. Einen Text, den ich nicht vollständig verstehe, animiert zum kreativen weiter- oder nochmals lesen.
    So habe ich bei Ulysses, auch wenn ich nur 20%, wenn überhaupt, verstanden habe, doch bisher viel mit dem Buch anfangen können. :-]

  • Herr Palomar

    Zitat

    Ein Buch muss man nicht verstehen. Man muss mit dem Buch etwas anfangen können.


    :write :write :write


    Seit ich Ulysses lese kann ich das nur unterschreiben!!! Es geht mir genau wie dir: Ich verstehe sehr viel nicht, aber ich kann mit dem Buch etwas anfangen, auch wenn das scheinbar paradox sein mag. Ich kann mich für das Geschriebene begeistern und muss mich nie überwinden, es weiterzulesen.

  • Interessante Debatte. :-)


    Ich habe für den Moment resigniert. Mir ist das eine Spur zu gewaltig.
    Ich komme zu langsam voran und verstehe zu wenig.
    Ich habe aber den Anspruch, verstehen zu wollen.
    "Etwas damit anfangen können" reicht mir nicht.


    Ich mag interessante Details und schwer zu dechiffriedende Anspielungen, davon finde ich hier reichlich.
    Ich habe das Gefühl, hinter jedem Satz und dessem vordergründigen Inhalt lauern massig Dinge, die mir verborgen bleiben. Das wurmt mich.


    Aber ich bin neugierig und werde dem ersten Kapitel demnächst eine dritte Chance einräumen. :grin

  • Das ist schade, Friderike.
    Hm, ich finde das Buch toll und ich lese es gerne. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich Teile davon noch ganz oft in meinem Leben lesen werde. Und dann vielleicht mehr verstehe. Aber Joyce hat doch sein Buch so geschrieben, dass ein einzelner sein ganzes Leben braucht, um alles zu verstehen. Und naja, eine solche Priorität bekommt das Buch bei mir nicht, denn es gibt noch unendlich viele andere Bücher, die ich lesen will und für die ich Zeit brauche. Ich beschäftige mich jetzt mit dem Buch, versuche soviel wie möglich zu verstehen ohne stundenlang extra Lektüre zu verschlingen oder den Text 10mal zu lesen. Den Ehrgeiz, dass ich, wenn ich ein Buch lese, alles verstanden haben muss, den hab ich nicht. Und ich glaube auch nicht, dass man "Ulysses" mit diesem Ehrgeiz innerhalb einer begrenzten Zeit durchkriegt. Und den Anspruch hab ich einfach an mich, dass ich nicht Jahre für das Buch brauche. Wie gesagt, ich werde es sicherlich hin und wieder hervorholen. Aber erstmal will ich es ganz durchgelesen haben.