Hier kann zu 13 Nausikaa - Felsen geschrieben werden...
'Ulysses' - 13 Nausikaa - Felsen
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Ein merkwürdiges Kapitel. Im Gegensatz zu manchen vorangegangenen überraschend leicht zu lesen, aber sehr merkwürdig.
Es beginnt wie eine seichte und kitschige Familienszene, drei Freundinnen mit Kleinkindern auf einem Ausflaug ins Grüne, zwei von ihnen spielen mit den Kindern, brabbeln mit Babysprache auf sie ein. Herzallerliebst. Die dritte sitzt ein wenig abseits auf einem Felsen und sinniert vor sich hin. Bei der Beschreibung ihres Äußeren und ihrer Gedanken, die sich ziemlich schnell einem auf sie faszinierend wirkenden Mann in der Nähe (Bloom) nähern, schwenkt der Eindruck von einer kitschigen Familienszene zu einem noch kitschigeren Schundroman - a la Dr. Andreas Hertel, Wege ins Glück, ganz knapp noch FSK 16. Oder so. Nun ja, sie ist auf jeden Fall vor Liebe und Sehnsucht und Erregung entbrannt und lässt ihren Gedanken freien Lauf. Soweit noch ok.
Mit ihrem Aufbruch kommt auch der Perspektivenwechsel und der Leser nimmt an Blooms Gedanken teil. Örghs. Zum ersten Mal im Buch ist er mir richtig richtig unsympathisch. Nicht nur, dass er sich über die junge Frau lustig macht, er lässt (gedanklich) ein paar Sprüche vom Stapel, die mich echt angewidert haben. Frauen als Sexobjekt, zum Benutzen, und wie sind eigentlich "ne Nonne oder ne Negerin oder ein Mädchen mit Brille"? (S. 499) *elbrecho*
Und dann: Er hat doch nicht TATSÄCHLICH während des Blickwechsels onaniert, oder??? Ich fürchte er hat.Das lasse ich mal unkommentiert.
Naja auf jeden Fall hat er sich bei mir in diesem Kapitel erst einmal ins Aus geschossen und ich brauche jetzt eine kleine Ulysses-Auszeit, werde also erst in ein paar Tagen wieder dazustoßen.
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Ein wirklich schönes Kapitel. Nachdem es im letzten Kapitel ziemlich derb zuging, wirkt es besonders ruhig. Gerty mit ihren Jungmädchenträumen und besonders die beiden Rabauken Tommy und Jacky finde ich sehr sympathisch geschildert. Der erste Teil des Kapitels ist aus Gertys kitschroman-getränkter Perspektive, die zweite aus Blooms. Bloom erholt sich am Strand von dem Ärger in der Kneipe und beobachtet Gerty. Er hängt seinen erotischen Fantasien mit tatkräftiger Unterstützung seiner Hand in der Hosentasche nach.
Zum Schluss, kurz bevor er einnickt, gehen Blooms Gedanken wieder in den Joyce-typischen Wörterfluss ohne Punkt und Komma über. -
Pfft, milla , ich kann mich dir nur anschließen. Schätze mal, das macht Joyce mit Absicht, damit man Bloom auch ja nicht ZU toll findet bzw. Mitleid mit ihm hat. Er ist auch nur ein *räusper* Mann.
Ansonsten war das Kapitel leicht zu verstehen und auch recht flüssig zu lesen. Die anfängliche genauste Beschreibung der Situation hat mich irgendwie an Effie Briest erinnert.
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Ich fand dieses Kapitel auch schön zu lesen, im Gegensatz zu dem nachfolgenden durch das ich mich zur Zeit quäle.
Ich hatte früher einmal geschrieben, dass Bloom die Frauen liebt und ihnen hinterherschaut ohne dabei lüstren zu wirken, das möchte ich ja mal ganz schnell wieder zurücknehmen, nachdem, was er sich hier geleistet hat. -
Zitat
Original von buttercup
Ich hatte früher einmal geschrieben, dass Bloom die Frauen liebt und ihnen hinterherschaut ohne dabei lüstren zu wirken, das möchte ich ja mal ganz schnell wieder zurücknehmen, nachdem, was er sich hier geleistet hat.
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Dieses Kapitel nun war wirklich das bisher einfachste und am leichtesten verständlich. Sogar das Onanieren war nahezu deutlich ausgeschrieben und wirklich kaum misszuverstehen.
Ich fand gerade den Gegensatz zwischen Jungmädchenkitsch und Altherrensex faszinierend. Joyce hat hier immer, wenn Gerty zu romantisch wurde, sofort mit spitzen, banalen oder sarkastischen Sätzen geantwortet un damit Gegensätze geschaffen, die im großen Rahmen mit dem Wechsel von plötzlicher glühender Liebe auf der einen Seite zur bloßen *räusper* Wichsvorlage auf der anderen Seite genausogut funktionieren. Zumindest habe ich es so gelesen.
Wie geschrieben, mir hat es gefallen. Da habe ich sogar den Gedankenstrom geniessen können.
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Mich würde mal interessieren, welchem literarischen Genre Joyce den Stil der Gerty-Szenen entnommen hat. Wirklich dem Schundroman, wie Milla schrieb?
Andererseits:
Jane Austenesk fand ich die Szenen eigentlich auch nicht.Dadurch, dass tatsächlich der altmodische Text durch sarkastische Bemerkungen und Blooms Verhalten gebrochen und konterkariert wurde, kann ich ihn nicht genau identifizieren.
Edit: Gemeint war Schundroman oder
stilistisch hochwertig = Jane Austenesk! -
Jane Austenesk setzt voraus, dass Jane Austens Werke als Schundromane bezeichnen werden müssten, wogegen ich aufs energischste protestieren muss und möchte. Und gerade Jane Austen hätte ich hier auch nicht entdecken können.
Hat Joyce dass hier vielmehr nicht selbst geschrieben?
Ich bin wenig geneigt, hier nach literarischen Vorlagen zu suchen, dafür reichen meine Kenntnisse beiweiten auch nicht aus. Vielmehr erfreue ich mich an den Gegensätzen von Kitsch und Sarkasmus und an der Verdorbenheit der beiden (!) Protagonisten. -
Zitat
Original von Liesbett
Jane Austenesk setzt voraus, dass Jane Austens Werke als Schundromane bezeichnen werden müssten, wogegen ich aufs energischste protestieren muss und möchte.
Da habe ich mich total missverständlich ausgedrückt.
Ich wollte nicht sagen, dass Janes Austens Werke Schund sei.
Im Gegenteil! -
Oh, dann entschuldige bitte, wenn ich es falsch aufgenommen habe.
Das Wörtchen "auch" verleiht dem tatsächlich eine ganz andere Aussage.
Entschuldigung!