'Niccolos Aufstieg' - Kapitel 09 - 16

  • Oh, ich hab den zweiten Abschnitt schon durch. Ich hab allerdings auch schon vor ein paar Tagen angefangen, weil ich am 5. August ja schon die nächste Leserunde habe.


    Ich verstehe erstaunlich viel, seit ich mich über Alaun informiert habe. :wow Bei den Lymond Chronicles hab ich ja drei Bände gebraucht, bis ich wenigstens annähernd etwas verstanden habe. Den totalen Durchblick erwarte ich bei Dorothy Dunnett sowieso nicht, vorallem nicht im ersten Band, aber wenn es so bleibt, bin ich schon zufrieden. :lache


    Bei Claes überleg ich grad, ob das wieder so ist wie bei Lymond und zwar, dass man ihn immer nur aus der Perspektive der anderen sieht und nie oder nur ganz selten mal eine Innenansicht. Was es natürlich schwieriger macht, ihn einzuschätzen. Andererseits lässt mich das entspannter herangehen, da ich dann auch nicht alles verstehen muss, wenn ich sowieso immer nur den subjektiven Eindruck der anderen bekomme. :grin

  • Ich glaube schon, daß es auch hier selten ist, daß man in seinem Kopf ist. Es gibt diese Szenen, vielleicht mehr als bei Lymo, aber ein Rätsel bleibt auch er.
    Und, tröste Dich, ich finde stets Szenen, die beim ersten Mal nicht drin waren. Und das mit dem Alaun habe ich erst beim zweiten Mal kapiert. Bin aber wohl nicht der beste Maßstab.

  • Ich habe gerade gelesen, daß die Medici das Monopol auf die Alaun-Herstellung hatten. So ganz verstanden habe ich es noch nicht, weil Claes ja davon sprach, wie man Alaunvorkommen ausmachen könne (bestimmte Pflanzenarten wachsen nur auf alaunhaltigem Boden oder so ähnlich).


    Claes überrascht micht. Er wirkt im Gespräch mit Marian so erwachsen und gefaßt. Bisher hatte ich ihn eher als großen Lausbub in der Vorstellung. Jetzt wirkt er auf einmal so reif. Die beiden (Marian und Claes) scheint irgendetwas zu verbinden. Sie sind wirklich sehr vertraut und Marian spricht sehr offen mit ihm und sorgt sich um sein Bild von ihr. (Wegen des Wegschickens, das möchte sie nicht als Bestrafung verstanden wissen.)


    Warum Claes sich ausgerechnet für die Söldnertruppe entscheidet?
    Ist es die Schmach, die ihm der schöne Simon beigebracht hat? Will er deswegen kämpfen lernen?


    Spannend bleibt es allemal.

  • Zitat

    Original von Friderike
    Ich habe gerade gelesen, daß die Medici das Monopol auf die Alaun-Herstellung hatten. So ganz verstanden habe ich es noch nicht, weil Claes ja davon sprach, wie man Alaunvorkommen ausmachen könne (bestimmte Pflanzenarten wachsen nur auf alaunhaltigem Boden oder so ähnlich).


    @Fride: Ich bin zwar noch nicht so weit, aber zum Alaun hatte ich schon mein MA-Lexikon befragt und der Sachverhalt war (grob) wie folgt:
    Das Abendland bezog Alaun bis zum 15. Jahrhundert aus dem Orient. 1462 wurden die Alaunvorkommen von Tolfa bei Civitavecchia im Kirchenstaat entdeckt. Die Produktion begann sofort und die Päpste verboten den Import von orientalischem Alaun. Genuesen und Toskaner rivalisierten um die Pachtung der Alaunhütten. Die Medici errangen dabei den Sieg und verkauften päpstl. Alaun auf allen europäischen Absatzmärkten. Nach ihnen kontrollierten abwechselnd Gesellschaften aus Genua, Florenz und Siena die Minen.... Es brachte dem Papsttum bis zum 18. Jahrhundert großen Gewinn, trotz der Konkurrenz der Minen von Kastilien, Lüttich, Mitteleuropa und Yorkshire, die im 19. Jahrhundert vorherrschend wurden, bis ihre Produkte vom synthetischen Alaun verdrängt wurden.


    Es gab also andere Alaunvorkommen und wenn Claes dazu den "Schlüssel" hat, ist er ein gemachter Mann ;-)


    Viele Grüße
    Kalypso

  • Zitat

    Original von Delphin
    Ich glaub, das mit dem Alaun durchblicke ich halbwegs, aber bei dem Courierdienst bin ich mir nicht sicher, zumindest nicht, was das Ausmass angeht.


    Das macht mir auch Kopfzerbrechen.


    Kennt jemand ein gutes Sachbuch für diese Zeit?


    edit: gewissermaßen ein Runciman der Renaissance

  • Die nicht greifbare Beziehung zwischen Claes und Marian wird mir langsam unheimlich. Irgendetwas ist doch da. Na ja, wir werden schon noch dahinter kommen.


    Simon ist auch wieder da und hat auf einmal einen Vater: Jordan de Ribérac, der Finanzberater König Karls VII. und somit ein einflussreicher Mann, der für Claes auch noch gefährlich werden könnte.


    Katelina ist jetzt endgültig mit Simon durch und wie ich geahnt hatte, scheint sie an Claes interessiert zu sein. Bei ihrem Besuch bei den de Charettys wird mir erneut die eingangs erwähnte Verbindung zwischen Claes und Marian zwar bewusst, aber zuordnen kann ich sie weiterhin nicht. :gruebel


    In einem Punkt irrt Marian in ihrer Meinung über Claes: Noch lange nicht jeder Hund hält jedermann für seinen Freund - und ich bin davon überzeugt, dass es bei Claes ähnlich ist.


    Viele Grüße
    Kalypso

  • Zitat

    Original von Friderike
    Warum Claes sich ausgerechnet für die Söldnertruppe entscheidet?
    Ist es die Schmach, die ihm der schöne Simon beigebracht hat? Will er deswegen kämpfen lernen?


    Die Antwort steht zwar im Buch, aber sie ist mir auch zu einfach: » Seine Ergebung war offenkundig. "Ich habe keine Wahl. Ich wurde ja dazu erzogen, Euch widerspruchslos zu gehorchen..." «


    Ich glaube nicht, dass Claes aufgrund der Schmach kämpfen lernen möchte. Ich habe mich irgendwie daran festgebissen, dass Claes und Marian Geheimnisse haben, die der Leser noch erfahren wird. Vielleicht irre ich mich, aber für mich ist das momentan der Grund, warum Claes so "ergeben" ist.


    Viele Grüße
    Kalypso

  • In Kapitel 10 + 11 begleiten wir Claes nach Genf und lernen dort die Fleury-Familie kennen. Jaak ist ein unangenehmer, arroganter Mensch und seine Frau, Esota, ist hässlich wie die Nacht und hat die seltsame Angewohnheit sich über eingebildete Belästigungen der Männer zu beschweren. Claes kommt hier noch mal mit einem blauen Auge davon. Ansonsten erfahren wir, dass Claes als Kind von den de Fleurys wie ein Sklave gehalten wurde und ich werde das Gefühl nicht los, dass zumindest Jaak auch sonst noch Dreck am Stecken hat. Die Dialoge sind weiterhin faszinierend und besonders Claes hinterlässt bei mir einen immer stärkeren Eindruck.

  • Zitat

    Original von Kalypso
    Die nicht greifbare Beziehung zwischen Claes und Marian wird mir langsam unheimlich. Irgendetwas ist doch da.


    Unheimlich ist das richtige Wort. Ich habe auch das Gefühl, daß da ganz viel ungesagt im Raum steht.


    Claes gibt mir auch immer mehr Rätsel auf.
    Mich wundert, daß seine schlechte Kindheit ohne offensichtliche Folgen geblieben ist. Daß er immernoch ein Menschenfreund ist. Das mit dem Hundevergleich trifft es schon irgendwie: Claes ist nie auf jemanden böse. Sogar Jaak gegenüber nicht, der ihn wahrlich nicht gut behandelt hat. Auch gegen Simon hegt er keinen Groll, obwohl dieser ihn (wahrscheinlich) hat umbringen wollen.
    Wobei wir in sein Innenleben kaum Einsicht haben. Es kann ja durchaus sein, daß Claes ein guter Schauspieler ist und es nur so wirkt, als ob ihm alles nichts ausmacht. :gruebel

  • Zitat

    Original von Kalypso


    @Fride: Ich bin zwar noch nicht so weit, aber zum Alaun hatte ich schon mein MA-Lexikon befragt und der Sachverhalt war (grob) wie folgt:
    Das Abendland bezog Alaun bis zum 15. Jahrhundert aus dem Orient. 1462 wurden die Alaunvorkommen von Tolfa bei Civitavecchia im Kirchenstaat entdeckt. Die Produktion begann sofort und die Päpste verboten den Import von orientalischem Alaun. Genuesen und Toskaner rivalisierten um die Pachtung der Alaunhütten. Die Medici errangen dabei den Sieg und verkauften päpstl. Alaun auf allen europäischen Absatzmärkten. Nach ihnen kontrollierten abwechselnd Gesellschaften aus Genua, Florenz und Siena die Minen.... Es brachte dem Papsttum bis zum 18. Jahrhundert großen Gewinn, trotz der Konkurrenz der Minen von Kastilien, Lüttich, Mitteleuropa und Yorkshire, die im 19. Jahrhundert vorherrschend wurden, bis ihre Produkte vom synthetischen Alaun verdrängt wurden.


    Habe gerade Kapitel 14 gelesen und weiß jetzt, worum es im Buch geht:
    Meine obigen Ausführungen zum Alaun bezogen sich auf das von Fride erwähnte Medici-Monopol, also bitte wieder vergessen, denn hier im Buch sind diese Alaunvorkommen noch gar nicht entdeckt, also gibt es auch noch kein Medici-Monopol.


    Tatsächlich wurden sie erst 1462 von Giovanni da Castro entdeckt und im Roman geht es darum, dass sie eben nicht gefunden werden sollen, weil die Profitierenden der Minen von Phokäa natürlich keine Konkurrenz wünschen.


    Nun ist natürlich nicht genau ersichtlich (jedenfalls mir nicht), was der gute Claes tatsächlich über die noch zu entdeckenden Alaunvorkommen weiß, aber er ist raffiniert genug, sich sein Schweigen bezahlen zu lassen. Jedenfalls fiel mir zu diesem Thema gleich wieder der Satz aus der Einleitung ein: "Als gäbe es nicht Narren genug, gleich welchen Geschlechts, die eines Tages den Handel (den Handel!) als Spiel betreiben würden."


    Nach allem, was ich bisher über Claes gelesen habe, könnte es sein, dass er tatsächlich nur spielt. Es kann aber auch gut sein, dass er sehr viel weiß. Ich hingegen weiß, dass ich gar nichts weiß, außer dass mir dieses Buch sehr viel Freude macht.
    Hat sonst jemand eine Meinung dazu?

  • Zitat

    Original von Pelican
    Ob wir eigentlich noch erfahren, wer Claes Vater ist?


    Das finde ich momentan eher unwichtig, da es bei Claes schon genug Undurchsichtigkeiten gibt.
    Sein Vater würde mir dabei nicht wirklich weiter helfen, oder doch? :grin


    Viele Grüße
    Kalypso

  • Zitat

    Original von Friderike
    Unheimlich ist das richtige Wort. Ich habe auch das Gefühl, daß da ganz viel ungesagt im Raum steht.


    Claes gibt mir auch immer mehr Rätsel auf.
    ......


    Und ich glaube, dass DD uns ganz schön an der Nase herum führt und uns nicht nur bei Claes etwas vorgaukelt. Irgendwie habe ich bei der Lektüre immer den Verdacht, dass rein gar nichts so ist, wie es scheint. Vermutlich macht es auch deshalb so viel Spaß.


    Aber wie schrieb doch Grisel "Die Geschichte, die sie hier erzählt, ist sehr durchdacht, wirklich verstehen kann man sie erst, wenn man die gesamte Serie gelesen hat."
    Also haben wir ja noch einiges vor uns. :grin


    Gute Nacht.


    :wave
    Kalypso

  • Zitat

    Original von Pelican
    Vor allem müssen wir bis zum Ende einige Jahre (!!!) ausharren! :cry Ich will alle 8 Bände :cry sofort :cry


    Ich nicht. Mittlerweile bin ich sogar ganz froh, dass die weiteren Teile in größeren Abständen folgen, denn ich möchte vorher zumindest jedes Buch zweimal lesen, da ich mich bisher so auf Claes konzentriert habe, dass mir sicherlich einiges andere dadurch gegangen ist. Außerdem muss ich noch den historischen Hintergrund beleuchten und das dauert schießlich alles seine Zeit :grin


    Viele Grüße
    Kalypso

  • Kleine allgemeine Notiz am Rande:
    Sicher ist nach 250 Seiten jedenfalls, dass Claes eine rasche Auffassungsgabe hat und ein Multitalent ist. Er baut kleine Kästchen, repariert hier mal eben eine Pumpe, hat ein unglaubliches Händchen und Gefühl für Zahlen, Sprachen und Geschäfte. etc.
    Außerdem wirkt er auf die Menschen - so oder so.

  • Zitat

    Original von Pelican
    Ob wir eigentlich noch erfahren, wer Claes Vater ist?



    Was das Kämpfen betrifft, ich denke, das war in erster Linie Marians Entscheidung, daß er es lernen muß, nach dieser bösen Erfahrung mit Simon. Durch den Zusammenstoß mit Simon ist der Boden für Claes in Brügge erst mal zu heiß geworden, er muß weg. Und, da er sich nun einen gefährlichen Feind geschaffen hat, schadet es nicht, wenn er lernt, wie er sich das nächste Mal besser verteidigen kann.

  • Zitat

    Original von Kalypso
    Kleine allgemeine Notiz am Rande:
    Sicher ist nach 250 Seiten jedenfalls, dass Claes eine rasche Auffassungsgabe hat und ein Multitalent ist. Er baut kleine Kästchen, repariert hier mal eben eine Pumpe, hat ein unglaubliches Händchen und Gefühl für Zahlen, Sprachen und Geschäfte. etc.
    Außerdem wirkt er auf die Menschen - so oder so.


    So begabt wie James Bond - nur interessanter. :grin