Der Gang zum Psychologen/Psychiater - Ein Problem unserer Zeit?

Die tiefgreifenden System-Arbeiten sind soweit abgeschlossen. Weitere Arbeiten können - wie bisher - am laufenden System erfolgen und werden bis auf weiteres zu keinen Einschränkungen im Forenbetrieb führen.
  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Insgesamt gab es bisher sehr interessante Ein- und Ansichten, warum es anscheinend gerade heutzutage (mehr) Bedarf für eine psychologische Betreuuung/Aufarbeitung bei den Menschen gibt. Im Moment hat sich die Diskussion zwar mehr auf die grundsätzlich Sinnfrage von Therapien verlegt, aber mal schauen.


    Ich persönlich glaube nicht, dass es heute mehr Bedarf an psychologischer Betreuung gibt als früher, wir leben nur in einer Zeit, in der einige das Glück haben, diese in Anspruch nehmen zu können. Früher musste man mit seinen Problemen leben - oder sterben. Warum hat die Kirche Suizidversuche seit jeher streng verurteilt und bestraft? Weil es zu allen Zeiten Menschen gab, die mit sich, ihren Problemen oder ihrem Umfeld nicht mehr leben konnten.


    Und weil wir ja ein Bücherforum sind: Ich fühle mich gerade an Gül, "die Tochter des Schmieds" erinnert. Was hätte diese Frau mit therapeutischer Hilfe für eine Freiheit erfahren können - aber in ihrer Kultur und ihrem Umfeld wäre eine Beratung oder Therapie undenkbar gewesen. So lebte sie halt ein ganz schön armseliges und freudloses Erwachsenenleben...


    Fazit: Bedarf gab es schon immer und überall, und gedeckt ist er noch lange nicht!

  • Übrigens deucht mich angesichts deines ironisch-distanzierten Tones in diesem Thread, Doc Hollywood, dass du selbst ganz insgeheim darüber nachdenkst, dich auch mal auf die sprichwörtliche Couch zu legen... 8)

  • Ich bin vor vielen Jahren zur Therapie gegangen,anfangs 3x in der Woche,nach 1 1/2 Jahren 1x in der Woche.Ganz wichtig habe ich gelernt dass die Therapie meine Vergangenheit-Familie,Beziehungen ect,nicht ändern kann,ich aber gelernt habe,damit zu leben,nicht mehr zu verdrängen.
    Natürlich gibt es immer noch Phasen der Wut und des Zorns auf bestimmte,immer wiederkehrende,Situationen,aber sie ziehen mich nicht mehr so runter wie vor der Therapie,ich kann mich gut leiden,ist das nicht ein super Erfolg?!

  • Zitat

    Original von milla
    "Psychologen" (wen meinst du damit " " überhaupt genau?) dürfen keine Medikamente verschreiben. Das kann nur von einem Mediziner angewiesen werden...


    Okay..genaugenommen Psychiater..die verschreiben freizügig..sind ja an kein Budget gebunden

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood


    Insgesamt gab es bisher sehr interessante Ein- und Ansichten, warum es anscheinend gerade heutzutage (mehr) Bedarf für eine psychologische Betreuuung/Aufarbeitung bei den Menschen gibt. Im Moment hat sich die Diskussion zwar mehr auf die grundsätzlich Sinnfrage von Therapien verlegt, aber mal schauen. Alleine die rege Beteiligung zeigt ja, dass das ein komplexes (Wortspiel!) Thema für viele ist.


    Ich glaube, daß es heute genauso viel Bedarf gibt, wie früher. Ich glaube auch, daß es auch vor etlichen Jahren schon Therapien und Therapeuten gab und das Menschen sich auch für ihre Psyche Hilfe gesucht haben.
    Es war nur früher eher ein "Makel"! Sich einzugestehen, daß man Hilfe braucht und in Anspruch nehmen kann oder muß, war und ist schon schwer genug. Früher war es ein soziales Todesurteil, wenn man es öffentlich eingestanden hat.
    Heute setzt sich mehr und mehr die Erkenntnis durch, daß es kein Makel ist, sich und anderen einzugestehen, daß man psychische Probleme hat und für diese Probleme Hilfe zu suchen, genau, wie man es bei Zahnschmerzen und verstauchtem Knöchel ja auch tut. Der gesellschaftliche Makel ist nicht mehr so ausgeprägt. AUch wenn dieser Thread gerade dabei ist das Gegenteil zu beweisen und gepflegte Vorurteile versucht wieder zu kultivieren.


    Für mich ist der interessante Aspekt dieser Diskussion eher: warum formuliert man es als Problem, wenn Menschen sich auch für ihre Psyche Hilfe bei einem Facharzt oder Therapeuten holen?
    Welches Licht werfen die Vorurteile gegenüber eben diesem Hilfspersonal und den Menschen, die die Hilfe in Anspruch nehmen, auf uns und unsere Gesellschaft?

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Zitat

    Original von janda
    Welches Licht werfen die Vorurteile gegenüber eben diesem Hilfspersonal und den Menschen, die die Hilfe in Anspruch nehmen, auf uns und unsere Gesellschaft?


    hm..ich seh das eben anders...denn welches Licht wirft eine Gesellschaft..die angeblich soviele Therapien nötig hat..das ist doch die Frage

  • Zitat

    Original von Alexx61
    hm..ich seh das eben anders...denn welches Licht wirft eine Gesellschaft..die angeblich soviele Therapien nötig hat..das ist doch die Frage


    Es zeigt sich heute allerdings immer deutlicher, dass der Bedarf an Therapien wohl in vielen Gesellschaften unterschiedlicher Zeiten oder Geographie sehr aehnlich ist. Nur die Inanspruchnahme unterscheidet sich. Und das liegt zum einen an der Verfuegbarkeit von Therapien und zum anderen an der gesellschaftlichen Einstellung, ob die Inanspruchnahme als "normal" oder als "Makel" gesehen wird.


    In unserer Gesellschaft hier hat sich so einiges an der Verfuegbarkeit getan, obwohl lange Wartelisten zeigen, dass es noch nicht ideal ist. Und eigentlich auch an der gesellschaftlichen Einstellung dazu - obwohl diese Diskussion ja auch deutlich zeigt, dass auch in dem Bereich noch lange keine ideale Situation fuer die Betroffenen herrscht :-(

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Zitat

    Original von Beatrix
    obwohl diese Diskussion ja auch deutlich zeigt, dass auch in dem Bereich noch lange keine ideale Situation fuer die Betroffenen herrscht :-(


    Beatrix...vielleicht weil nicht alles "heilbar" ist???
    Weil auch Therapeuten an ihre Grenzen stoßen..weil Charaktereigenschaften /Ticks..was weiß ich nicht "heilbar" sind?
    und, wie ich meine auch nicht immer heilbar sein müssen??


    Ich denke da gerade an ganz spezielle Themen, die ich aber jetzt und hier nicht aufgreifen möchte...gibt wieder eine Schlacht..will ich nicht.


    Wenn einem Menschen eine Therpie dauerhaft hilft, für sein weiteres Leben..bitteschön, warum nicht, so weit bin ich ja schon, man sollte aber schon aufpassen, dass nicht alles was nicht der Norm entspricht, beim Therapeuten auf der Couch liegt, bzw. sich gewzungen fühlt, dorthin zu gehen und auch nicht von anderen Menschen dazu genötigt werden, "nur" weil sie glauben mit dem stimme was nicht....vielleicht stimmt ja mit den anderen was nicht.

  • Alex,


    Du mußt das einfach sachlich sehen.


    Kein Psychiater/Psychotherapeut verspricht 'Heilung' im Sinne von: ich rede mit Ihnen und dann wird alles gut. Es ist keine Zauberei.
    Es ist wie beim Internisten auch. Es sind Formen von Störungen, man versucht zu helfen, wo man kann.
    Ein Arzt, der mir Heilung verspricht und das auch noch umgehend, wäre mir suspekt.
    Kein Psychotherapeut sagt zu Dir, daß er Deine Probleme löst.
    Und würde er es tun, solltest Du machen, daß Du Land gewinnst, denn dann stimmt was nicht.


    Es geht darum die Lebensqualität zu verbessern.
    Es gibt auch viele körperliche Krankheiten, die man nicht heilen kann. Zum Arzt geht man aber trotzdem. Ein Internist, ein Kardiologe, ein Orthopäd können helfen, die Symptome zu lindern.
    Eben das tun Psychiater etc. auch.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Alexx61
    man sollte aber schon aufpassen, dass nicht alles was nicht der Norm entspricht, beim Therapeuten auf der Couch liegt, bzw. sich gewzungen fühlt, dorthin zu gehen und auch nicht von anderen Menschen dazu genötigt werden, "nur" weil sie glauben mit dem stimme was nicht....vielleicht stimmt ja mit den anderen was nicht.


    Ich kenne uebrigens einen Fall, wo die Frau von ihrem Ehemann zum Psychologen geschickt wurde, weil sie seiner Meinung nach nicht mehr normal war. Resultat: die Psycholgin konnte mit der Frau sehr gut arbeiten, dass ihr eigenes Selbstvertrauen so gut wurde, dass sie den Mann konfrontieren konnte, dass sie durchaus normal sei und SEIN Verhalten ihr gegenueber alles andere als "normal". Und entsprechend haben sie dann eine Eheberatung aufgesucht und sind heute BEIDE wesentlich zufriedener.


    Genauso wie ihre Kinder wesentlich gluecklicher sind, weil sie nicht dem Gezanke der Eltern zuhoeren muessen. Und wohl auch als Erwachsene bessere Ehepartner abgeben werden, weil sie vorgelebt bekamen, wie eine Ehe gut funktionieren kann und wie in ihr mit Problemen umgegangen wird.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Magali
    kognitiv weiß ich das alles.


    Mir gefällt aber die Einstellung, die ganze Sachlage nicht, eben die Tatsache, dass man hingehen muss, um seine eigenen Probleme zu erkennen, die man doch eigentlich kennt...der Therapeut stumpt dich blos noch besser drauf.....dass man heutzutage, in unserer "aufgeklärten" Zeit, das einfach nötig hat, das geht mir nichts ins Hirn..wahrscheinlich muss ich doch mal auf die Couch.


    meine Güte, soviel weiß man über Erziehung, über das Unterbewusste und dennoch glaubt der Mensch, ihm müsse geholfen werden..hm

  • Zitat

    Original von Alexx61


    hm..ich seh das eben anders...denn welches Licht wirft eine Gesellschaft..die angeblich soviele Therapien nötig hat..das ist doch die Frage


    Das "nötig haben" stört mich schon, weil es das ganze in ein negatives Licht rückt.
    Wir haben es auch "nötig" zum Zahnarzt zu gehen, zum Frauenarzt (als Frau versteht sich) oder zu einem Orthopäden. Das wird interessanterweise nicht thematisiert, weil bei körperlichen Beschwerden Hilfe in Anspruch zu nehmen ist für uns weder ein Problem noch ein Makel. Das aber bei psychischen Beschwerden zu tun, scheinbar schon.


    Ich glaube auch, Bedarf gab es immer schon genauso viel wie heute.
    Vermutlich waren die psychischen Beschwerden, wenn man es mal so nennen will, andere, aber ich glaube schon, daß der Bedarf an Hilfe immer schon da war.
    Nur wird er heute vielleicht eher in Anspruch genommen.


    Allerdings, wenn ich mir den Tenor dieser Diskussion so anschaue, kann ich nur jedem dringend raten, daß man das dann wohl besser für sich behält.
    Denn scheinbar ist es noch ein Makel oder wirft ein schlechtes Licht auf einen Selbst oder auf seine Umgebung, wenn man sich professionelle Hilfe sucht.


    Ich bin nach wie vor der Meinung, daß professionelle Hilfe im psychischen Bereich weder ein schlechtes, noch überhaupt ein Licht auf unsere Gesellschaft wirft.
    Und würde mir wünschen, daß das ganze noch viel selbstverständlicher und makelfreier würde. Vielleicht hätte das so manchen Menschen in den letzten Jahren vor Schaden bewahrt.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Zitat

    Original von Alexx61
    Magali
    kognitiv weiß ich das alles.


    Mir gefällt aber die Einstellung, die ganze Sachlage nicht, eben die Tatsache, dass man hingehen muss, um seine eigenen Probleme zu erkennen, die man doch eigentlich kennt...der Therapeut stumpt dich blos noch besser drauf.....dass man heutzutage, in unserer "aufgeklärten" Zeit, das einfach nötig hat, das geht mir nichts ins Hirn..wahrscheinlich muss ich doch mal auf die Couch.


    meine Güte, soviel weiß man über Erziehung, über das Unterbewusste und dennoch glaubt der Mensch, ihm müsse geholfen werden..hm


    Spätestens nach diesem Posting verstärkt sich bei mir der Eindruck, daß du nicht weißt, was in einer Therapie so passiert, kann das sein?
    Das, was du hier beschreibst, klingt eher nach den gängigen Spielfilmklischees, wie nach wirklicher Therapie.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Zitat

    Original von janda
    [
    Ich glaube auch, Bedarf gab es immer schon genauso viel wie heute.
    Vermutlich waren die psychischen Beschwerden, wenn man es mal so nennen will, andere, aber ich glaube schon, daß der Bedarf an Hilfe immer schon da war.


    Genau das glaube ich nicht..klar gabs auch da Fälle, die einer Behandlung bedurften..gabs eben nicht, die Leute landeten in der "Irrenanstalt" wie es früher hieß, haben sich umgebracht, oder landeten im Knast.
    (was heute auch nicht viel anders ist)


    Aber viele Fälle, die es heute gibt, die gab es m. M. "früher" nicht..die Leute hatten einfach keine Zeit für sowas....Bulimie..konnte gar nicht entstehen, waren ja froh wenn sie überhaupt satt wurden
    Beziehungsprobleme...lachhaft..da waren zwei zusammen, und haben ums Überleben gekämpft..da bleibt keine Zeit, sich Gedanken darüber zu machen...ob die "Beziehung" noch okay ist...u.u.u


    Irgendjemand hat weiter oben geschrieben..ich meine es war churchill, das es einfach Vorgaben gab im Leben, Wertevorstellungen u.s.w...danach hat man gelebt, man musste sich nicht soviele Gedanken darüber machen..ist MEIN Leben lebenswert..hab ich Probleme u.u.u.....das das Leben dadruch weitaus härter war, ist mir klar...zurückhaben will ich so eine Zeit auch nicht, um Gottes Willen....dennoch kann man sich Gedanken darüber machen

  • Janda..es gibt soviele Therapieformen..willst du die jetzt alle aufgezählt haben??
    Das kann ich nicht, du darfst es aber gerne.



    ich möchte auch noch sagen, dass man diesen Fred nicht zu persönlich nehmen sollte..das ist leider bei solchen Topics oft der Fall, gerade wenn man davon betroffen ist, oder war.
    Ist schwierig, das weiß ich

  • Zitat

    Original von magali


    Kein Psychiater/Psychotherapeut verspricht 'Heilung' im Sinne von: ich rede mit Ihnen und dann wird alles gut. Es ist keine Zauberei.
    Es ist wie beim Internisten auch. Es sind Formen von Störungen, man versucht zu helfen, wo man kann.
    Ein Arzt, der mir Heilung verspricht und das auch noch umgehend, wäre mir suspekt.
    Kein Psychotherapeut sagt zu Dir, daß er Deine Probleme löst.
    Und würde er es tun, solltest Du machen, daß Du Land gewinnst, denn dann stimmt was nicht.


    Sehr richtig! "Heilung"kann kein Arzt versprechen. Man stellt eine Diagnose und schlägt dem Patienten eine Therapie vor, sofern es möglich ist. Eine Therapie lindert oftmals leider nur und führt sehr oft nicht zur Heilung. Die Therapie soll wenn es irgendwie möglich ist im Benehmen mit dem Patienten erfolgen.


    alex
    Wieso sind die Kollegen Psychiater nicht der Budgetierung unterworfen? Das war mir bisher neu. Jeder Arzt mit einer kassenärztlichen Zulassung ist an ein Budget gebunden, also auch Psychiater, genauso wie andere Fachärzte auch.

  • Zitat

    Original von Alexx61
    Aber viele Fälle, die es heute gibt, die gab es m. M. "früher" nicht..die Leute hatten einfach keine Zeit für sowas....Bulimie..konnte gar nicht entstehen, waren ja froh wenn sie überhaupt satt wurden
    Beziehungsprobleme...lachhaft..da waren zwei zusammen, und haben ums Überleben gekämpft..da bleibt keine Zeit, sich Gedanken darüber zu machen...ob die "Beziehung" noch okay ist...u.u.u


    Irgendjemand hat weiter oben geschrieben..ich meine es war churchill, das es einfach Vorgaben gab im Leben, Wertevorstellungen u.s.w...danach hat man gelebt, man musste sich nicht soviele Gedanken darüber machen..ist MEIN Leben lebenswert..hab ich Probleme u.u.u.....das das Leben dadruch weitaus härter war, ist mir klar...zurückhaben will ich so eine Zeit auch nicht, um Gottes Willen....dennoch kann man sich Gedanken darüber machen


    Alexx, merkst du nicht wie du dich selber widersprichst? Einerseits sagst du diese psychischen Probleme gab es frueher nicht Andererseits gestehst du ein, dass das Leben auch durch die nicht-Beachtung und nicht-Behandlung der Probleme "weitaus haerter" war und du diese Zeit nicht zurueckhaben willst.


    Beziehungsprobleme gab es nicht??? Da wurde eben die Frau verpruegelt und durfte das nicht als Problem benennen - die Existenz des solchen verneint es aber nicht!!!

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Zitat

    Original von janda
    Das "nötig haben" stört mich schon, weil es das ganze in ein negatives Licht rückt.
    Wir haben es auch "nötig" zum Zahnarzt zu gehen, zum Frauenarzt (als Frau versteht sich) oder zu einem Orthopäden. Das wird interessanterweise nicht thematisiert, weil bei körperlichen Beschwerden Hilfe in Anspruch zu nehmen ist für uns weder ein Problem noch ein Makel. Das aber bei psychischen Beschwerden zu tun, scheinbar schon.


    Bitte nicht böse sein, aber der Vergleich hinkt ganz gewaltig!
    Es ist die Regel, daß körperlichen Beschwerden oder organischen oder orthopädischen Therapien belächelt werden.
    Die Ideale unserer Gesellschaft sind in der Tat ziemlich auf "jung", "schön" und "leistungsfähig" getrimmt, so daß auch körperliche Gebrechen schlichtweg peinlich sind. Oder warum stecken wir sonst unsere körperlich und/oder geistig Behinderten in geschlossene "Werkstätten"? Unsere Alten in geschlossenen Pfelegeheime? Unsere chronisch Chranken in Spezialkliniken? Nicht weil wir sie vor uns schützen wollen, sondern weil wir mit ihnen nichts zu schaffen haben wollen. Sie passen einfach nicht in unsere schöne neue Welt.


    Je offenkundiger ein Gebrechen, desto peinlicher ist es.


    Zitat

    Allerdings, wenn ich mir den Tenor dieser Diskussion so anschaue, kann ich nur jedem dringend raten, daß man das dann wohl besser für sich behält.
    Denn scheinbar ist es noch ein Makel oder wirft ein schlechtes Licht auf einen Selbst oder auf seine Umgebung, wenn man sich professionelle Hilfe sucht.


    Es stehen inzwischen einige Biographien im Thread, und Bemerkungen wie die Deinen sind ein Schlag ins Gesicht all dieser Menschen, die den Mund aufmachen, weil sie erst recht nicht in Form einer wohlmeinenden Warnung vor den schlimmen zuständen in unserer Gesellschaft mundtot gemacht werden wollen.


    Es ist schlicht und einfach so, daß die wenigsten Kranken von sich aus therapiebereit sind. Je weniger ein Betroffener die Folgen seines Krankheit, Störung etc. an sich selbst erleidet, desto behandlungsunwilliger ist er.



    @Alexx
    Ich nehm das nicht persönlich. Warum auch? Ich habe diese "Seelengrippe" mit Hilfe eines überaus robusten Therapeuten auskuriert. Samthandschühchen wären bei mir sicher fehl am Platz gewesen. :grin

  • Zitat

    Original von IrisBitte nicht böse sein, aber der Vergleich hinkt ganz gewaltig!
    Es ist die Regel, daß körperlichen Beschwerden oder organischen oder orthopädischen Therapien belächelt werden.


    Und genau das hab ich eigentlich noch nicht erfahren. Wenn ich mal wieder von einer Wurzelbehandlung beim Zahnarzt erzaehle, werd ich bestimmt nicht belaechelt. Viel wahrscheinlicher schlaegt mir eine Welle des Mitleides entgegen. Und vielleicht Tipps welche Schmerzmedikamente am besten wirken. Wenige Leute wuerde da auf die Idee kommen zu sagen, dass diese Medikamente bei Zahnschmerzen zu freigiebig verschrieben werden ...

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich