Der Gang zum Psychologen/Psychiater - Ein Problem unserer Zeit?

  • @ Jass
    Hm...
    Ich weiß selbst, daß die Praxen der Therapeuten überfüllt sind und daß es dann auch noch schwer ist jemanden zu finden, der über die Kasse abrechnen kann und der einem sympathisch ist, allerdings finde ich nicht, daß du die Flinte ins Korn werfen solltest.


    Ich persönlich habe meine Therapeutin von der Hausärztin empfohlen bekommen.
    Ich war nämlich auch der Meinung, mir gehts doch eigentlich prima, ich bin ne harte Sau, mir kann keiner was und was da vor Jahren mal war, das hab ich längst vergessen.
    Nun irgendwann meldete mein damaliger Freund Protest an, er wurde nämlich mit mir und meinen Reaktionen nicht mehr fertig. Von den Dingen, die ich im Schlaf so von mir gab, bekam er Alpträume. Ich hab ihn ausgelacht, ich wäre doch nicht bescheuert oder plemplem, ich brauch doch keinen Psychofritzen.
    Nun ja, ich war dann wegen einer Vorsorgeuntersuchung bei meiner Hausärztin, eine simple Frage von ihr. "Woher haben sie eigentlich diese Narbe." Hat bei mir irgendwie einen Schalter umgelegt und ich bin komplett zusammengebrochen. Sie hat mich erst wieder aus der Praxis gelassen, als ich einen Termin mit meiner jetzigen Therpeutin gemacht hatte.
    Anfangs bin ich da jede Woche hinmarschiert, eigentlich nur um zu beweisen, daß mir das eben nicht hilft und ich auch gar keine Hilfe brauche.


    Nun seit ca. 1 Jahr habe ich keine Alpträume mehr. Ich schlafe durch ohne mitten in der Nacht durch meine Wohnung zu rennen und in sämtliche Schränke zu schauen, ob irgendwo vielleicht wer hockt und auf mich wartet. Man kann mich wieder ohne Probleme überall anfassen und muß keine Angst haben, daß ich auf eine Berührung mit Weinkrämpfen oder Angstzuständen reagiere. Ich gehe nicht mehr mitten in der Nacht in dunklen Wäldern joggen, nur um mir selbst meine Furchtlosigkeit zu beweisen.
    Meine Lebensqualität hat sich enorm gesteigert und das möchte ich persönlich nicht mehr missen.



    @ Keinkomma
    das ist mir auch eben aufgefallen :grin :knuddel1

  • Zitat

    Original von Iris
    Haben wir Psychologen, Psychotherapeuten oder Psychiater unter uns?


    Ja, aber ehrlich gesagt sträuben sich mir die Nackenhaare bei manchen Äußerungen hier und zum Schutze MEINER PERSÖNLICHEN seelischen Gesundheit halte ich mich lieber zurück :grin

  • @ milla


    ...umso wertvoller wäre vielleicht die Klarstellung mancher dieser die Nackenhaare sträubenden Äußerungen. Durch die Konfrontation mit persönlichen Erfahrungen einiger Eulen hat dieser Fred meiner Meinung nach an Tiefe gewonnen. Danke.

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Kaum bin ich mal ein paar Tage nicht da is ne neue Diskussion am Start... ich geb auch nochmal meinen Senf dazu.


    Ich war noch nie beim Psychologen oder beim Psychiater. Das liegt daran, dass ich mir noch nicht ganz schlüssig bin, ob das sinnvoll für mich ist und ob ich meine Mutter damit nicht vors Messer liefere. Außerdem glaube ich, dass meine momentanen Probleme viel mehr an der Situation als an meinem Sellenzustand liegen...


    Soviel vorweg.


    Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem es nichts mehr bringt, sich bei den Freunden auszuheulen. Und, wie BJ schon sagte, gibt es auch Dinge, mit denen man nicht mit den Freunden oder den Eltern reden will.
    Meiner Meinung nach ist der Grund dafür, dass so viele Leute zum Psychologen oder Psychiater gehen einfach, dass sie mit niemandem aus ihrem Umfeld reden können/wollen.


    Irgendwer hatte noch die Erziehung angesprochen. Dazu kann ich nur sagen, dass die Jugendlichen aus meinem Umfeld mit einer "harten" Erziehung, meist "stabiler" sind. Diejenigen, deren Eltern alle Steine aus dem Weg geräumt haben, brechen schneller zusammen. Aber auch die stabilen geraten irgendwann an ihre Grenzen und meistens sind die dann nicht sehr begeistert von dem Gedanken, zum Seelenklemptner zu gehen. Lieber setzt man sich selber mit seinem Problem auseinander, was in diesen Fällen nicht mehr sehr viel bringt.


    Dann dieser dritte Grund "Vergangenheit". Es muss ja nicht unbedingt direkt ein Trauma sein, aber schlechte Erfahrungen der Vergangenheit können einen in der Gegenwart gewaltig einschränken, wenn man sich damit nicht auseinandersetzt. Auch ein Grund für nen Seelenklemptner.


    Anmerkung: Ich hab die 7 Seiten nur überflogen, also sorry, falls ich jetzt nur wiedergegeben habe, was ihr schon gesagt hattet.


    LG,
    Rava

    Ich, ohne Bücher, bin nicht ich.


    Bücher sind lebensnotwendig. Ohne Bücher existiere ich. Aber ich lebe nicht.

  • Zitat

    Original von churchill
    @ milla


    ...umso wertvoller wäre vielleicht die Klarstellung mancher dieser die Nackenhaare sträubenden Äußerungen. Durch die Konfrontation mit persönlichen Erfahrungen einiger Eulen hat dieser Fred meiner Meinung nach an Tiefe gewonnen. Danke.


    :write :write :write

  • Zitat

    Original von inga
    ich hoffe, alexx, du bist nicht psychologe :-( . das meine ich übrigens ernst, eine solch unsensible und herabsetzende einstellung kann solche verheerenden auswirkungen bei betroffenen haben, dass ich gar nicht daran denken mag.


    Nein, natürlich nicht, würde ja nicht meinen Berufstand so in Verruf bringen.
    Ich arbeite in einer gerontopsychiatrischen Einrichtung...da laufen ne Menge "Psychologen" herum, verteilen großartig Medikamente, das wars..inwieweit die nützlich oder eher schädlich sind, interessiert die eher am Rande


    Das mit dem Tritt in den Hintern meine ich aber im Übertragenen Sinne....Es gibt Fälle, wo so gehandelt wird..und als Psychologin..gerade als Kinder und Jugendspsychologin müsstest du das wissen.....da werden keine Wattebäuschchen geschmissen.


    So..und ich sags jetzt zum 10x, es geht hier nicht um Fälle die eines Psychiaters, bzw, Therapeuten benötigen..sondern um Leute, die z.B.auch beim Arzt sitzen und nur dann zufrieden sind, wenn er sie mit einem Rezept in der Hand, und einer Diagnose in der Tasche wieder heimschickt...obwohl nur ein Furz quersitzt.

  • Zitat

    Original von Iris
    Sind Heike und ich eigentlich die einzigen, die aus persönlicher Erfahrung sprechen? Haben wir Psychologen, Psychotherapeuten oder Psychiater unter uns? <ruft nach Delphin> Trauen sich andere nur nicht zu sagen, daß sie schon mal einen Psychologen, Psychotherapeuten oder Psychiater zu Rate gezogen haben? Oder sind das alles Meinungen, zu denen es weder persönliche noch berufliche Erfahrungen gibt, sondern nur, was man so hört, sieht und liest?


    Die Frage ist ernst gemeint! Denn die Meinungen der bislang einzigen beiden Personen mit persönlichen Erfahrungen auf diesem Gebiet wurden schlicht und einfach vom Tisch gewischt.


    Ich bin gerade erst dazu gekommen, das alles nachzulesen und schließe mich dem allgemeinen Outing an: Ich habe ebenfalls eine Psychotherapie gemacht. Ich hatte Ängste und war körperlich so krank, dass mir die Berufsunfähigkeit drohte. Die Therapie bot deutlich mehr als "einen Tritt in den Hintern" und mehr als Antworten, die ich ohnehin schon in mir hatte. Ich konnte längst vergangene Erlebnisse verarbeiten, mir denen ich allein nicht mehr fertig wurde.


    Die Therapie dauerte mehrere Jahre, was anfangs nicht abzusehen war. Sie hat mein Leben wohltuend verbessert, und auch wenn danach meine langjährige Beziehung in die Brüche ging, würde ich mich jederzeit wieder dafür entscheiden. Ich bin heute körperlich sehr gesund, fühle mich erwachsen und lebensfähig, kann Alltagsprobleme ohne Verzweiflung oder Hilferufe lösen, habe auch überhaupt keinen Therapiebedarf mehr, habe nur noch kleine Ängste (vor Spinnen o.ä.), die mein Leben nicht einschränken, treffe meine eigenen Entscheidungen, habe mehr Spaß im Leben, vor allem im zwischenmenschlichen Bereich :grin, eine grundlegend optimistische Lebenseinstellung und - was für mich sehr wichtig war - ich konnte mich auf das Kinderkriegen einlassen.


    Was das Eingangsposting betrifft:
    Menschen gehen unterschiedlich mit ihren Erfahrungen um. Extravertierte möchten sich mitteilen, Introvertierte (zu denen zähle ich) behalten solche persönlichen Dinge lieber für sich. Ich denke, man kann hinter niemandes Fassade blicken und weiß nicht, welche Geschichten ein Mensch, den man auf einer Party trifft, mit sich herumträgt. Aus Langeweile suchen (wenigstens in Deutschland) wohl die wenigsten Leute einen Psychologen auf. Im Übrigen habe ich bei zwei guten Freundinnen erlebt, dass auch bei vermeintlich "kleinen" Schwierigkeiten wie Bindungsangst der Gang zum Therapeuten sehr hilfreich sein kann.

  • Also nochmal:


    Es ist DEFINITIV NICHT !!!!!!!!!!! so, dass die Wartezimmer von Psychotherapeuten vollbesetzt mit Hausfrauen sind, die nicht wissen sollen ob sie heute beim Edeka oder beim Real einkaufen sollen oder die sich zum Tratschen mit der Nachbarin im Warmen treffen wollen.


    Es mangelt an allen Ecken und Enden an ausreichend Therapieplätzen und ganz sicher tut ein Psychologe/Psychotherapeut den Teufel und besetzt die Plätze mit Leuten, denen einfach nur langweilig ist. Möglicherweise (!!!!) sieht dies bei Therapeuten, die nur Privatpatienten aufnehmen, anders aus, aber selbst das wage ich stark zu bezweifeln.


    Ich muss mich doch stark wundern, was für ein Bild hier scheinbar bei einigen Eulen von Psychologen/Therapeuten oder einer Psychotherapie vorherrscht. Wie schon einige sagten, ist eine Therapie harte Arbeit und setzt den Willen und die Mitarbeit des Patienten voraus und besteht ganz sicher nicht darin, dass einer auf einer Couch liegt und 2 Stunden lang frei assoziiert, während der Therapeut hinter ihm wichtig aussieht, Notizen macht und in der Nase bohrt.


    Psychologie ist eine WISSENSCHAFT - zunehmend beeinflusst durch neurowissenschaftliche Methoden, ich hoffe, es ist nur eine Frage der Zeit, bis aus den "Psychofritzen" eine anerkannte Berufsgruppe wird, damit wäre nicht nur dem Image der Psychologen & Psychotherapeuten, sondern auch jedem einzelnen gedient, der sich bislang immer noch schämt, dessen Hilfe in Anspruch zu nehmen.


    Zitat

    Original von Alexx61
    da laufen ne Menge "Psychologen" herum, verteilen großartig Medikamente, das wars..inwieweit die nützlich oder eher schädlich sind, interessiert die eher am Rande


    "Psychologen" (wen meinst du damit " " überhaupt genau?) dürfen keine Medikamente verschreiben. Das kann nur von einem Mediziner angewiesen werden...

  • hallo alex,


    dass "in den arsch treten" natürlich bildlich gemeint war, ist schon klar. ich gehe mal davon aus, das das niemand wirklich macht :grin .
    mir geht es um die aussage, die dahinter steht, nämlich dass psychosomatische leiden oder gar depressionen eine "einbildung" sind und es nur ein bisschen motivation bedarf, um die leute wieder auf die beine zu bekommen. das ist nicht so. wer schon mal einen depressiven menschen erlebt und sich damit beschäftigt hat, weiß, dass die gern wieder ganz normal "funktionieren" wollen, es aber nicht KÖNNEN. das ist nicht vom willen beeinflussbar und man kann das auch nicht als melancholie abtun, sondern man muss einfach zur kenntnis nehmen, dass das eine krankheit ist, die in vielen fällen unbehandelt zum tod führt. nämlich dann, wenn sich solche leute einfach nicht mehr zu helfen wissen und sich den letzten ihnen möglichen ausweg suchen.
    dass gerade menschen, die an depressionen leiden, meist gar nicht so wirken, sondern ganz munter und fit, wenn sie gerade ganz gut drauf sind, verstärkt wahrscheinlich das bild, das hier gezeichnet wird, nämlich dass einfach mal jemand zum therapeuten geht, obwohl es ihm doch gut geht. meist ziehen sich leute, die gerade in einer akuten depressiven phase sind zurück, treffen sich kaum mit freunden etc. so dass diese phasen viel weniger auffallen. man kennt die leute eben nur "normal", wundert sich manchmal, dass es ihnen schon wieder nicht so gut geht und dass sie dieses und jenes treffen absagen, aber denkt sich nichts dabei. das ist typisch und ich würde behaupten, auch teil der krankheit.


    wenn es eine wartezeit auf einen therapieplatz bei kindern und jugendlichen gäbe, würde die dauer hier in der region 4 jahre !!!! betragen. da das keiner verantworten kann, sieht die realität so aus, dass die ganz schweren fälle eher in der psychiatrie behandelt werden und weniger dramatische störungen unbehandelt bleiben, da kinderärzte sich aufgrund der mangelnden plätze dann nicht trauen, eine weitergehende behandlung zu empfehlen. unsere institutsleiterin meinte außerdem, dass vielen leuten, die mit 18 zu ihr kommen, weil sie dann als erwachsene gelten und eher einen therapieplatz bekommen, nicht wirklich effektiv geholfen werden kann, weil sich verhaltensweisen etc. schon so verfestigt haben, dass es eines riesigen aufwandes bedarf, um das überhaupt in den griff zu bekommen. wären diese leute schon als kinder richtig behandelt worden, sähe das anders aus.


    zu dem, was milla schrieb, möchte ich noch hinzufügen, dass jemand, der eine therapie von der krankenkasse bezahlt bekommt, auch irgeneine krankheit oder störung haben MUSS. der rest der leute muss jede sitzung selbst bezahlen. da das nicht unbedingt billig ist, bezweifle ich, dass sich das eine "hausfrau" oder wer auch immer auf dauer leisten kann und will.


    lg inga


    ps: ich bin übrigens nicht psychologin, sondern pädagogin und in der ausbildung (und zwar erst ganz am anfang) zur kinder- und jugendlichenpsychotherapeutin. das ist ein unterschied. ich will mich schleißlich nicht mit femden federen schmücken ;-) .

  • Zitat

    Original von milla


    Ich muss mich doch stark wundern, was für ein Bild hier scheinbar bei einigen Eulen von Psychologen/Therapeuten oder einer Psychotherapie vorherrscht.


    Für mich spiegeln sich hier leider nur die üblichen "Stammtisch-"Vorurteile wieder.
    Und das Bild, was Unterhaltungsmedien (insbesondere amerikanische Spielfilme) zeichnen, wir nur zu gern für bare Münze genommen.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Zitat

    So..und ich sags jetzt zum 10x, es geht hier nicht um Fälle die eines Psychiaters, bzw, Therapeuten benötigen..sondern um Leute, die z.B.auch beim Arzt sitzen und nur dann zufrieden sind, wenn er sie mit einem Rezept in der Hand, und einer Diagnose in der Tasche wieder heimschickt...obwohl nur ein Furz quersitzt.


    Ja, hab ich verstanden, aber woher willst du wissen, daß bei irgendwem nur ein Furz quer sitzt? Hast du da vielleicht ein konkretes Beispiel?


    Ich überlege grade, ich habe in meinem nahen Bekanntenkreis 5 Leute die in Therapie sind. Bei all diesen 5 Leuten würde ich auf den ersten Blich sagen, denen geht es prima, die brauchen keine Therapie (mich schließe ich da bei oberflächlicher Betrachtung mit ein). Wie gesagt, fester Job, stabiler Freundeskreis, keine Geldnöte, etc.
    Nun wenn man sich dann aber auf das Thema einläßt und mit diesen Leuten spricht, dann erfährt man Dinge, die in diesen Menschen vorgehen oder die diese Menschen erlebt haben, da erscheint eine Therapie dann durchaus notwendig. (Sei es eine Vergewaltigung in der Jugend, ein religöses Trauma aufgrund seltsamer Erziehungsmethoden, Bindungsängste weil es in der Ehe der Eltern ständig gekracht hat, ein grundsätzliches Problem mit der eigenen Wahrnehmung...etc)
    Mich selbst macht es allerdings ziemlich aggressiv, daß man erst sein Leid/Problem anderen gegenüber begründen muß.


    Wie ich schon schrieb, wenn ich jemandem erzähle, daß ich in Therapie bin, dann will ich, daß dieser Mensch davon ausgeht, daß ich tatsächlich ein Problem habe, auch ohne, daß ich mein Problem in epischer Breite vor ihm darlege.

  • Mir kommt gerade beim Lesen von Nachrichten der Gedanke in den Sinn:


    Solange noch Kinder sterben, weil Eltern überfordert sind
    solange noch Frauen vergewaltigt werden,
    solange eine Beziehung in Gewalt mündet,
    solange wir dafür was Menschen Menschen antun, Begriffe wie Mobbing und Stalking übernehmen müssen, um die Probleme überhaupt zu erfassen


    - Solange gehen noch viel zu wenig Menschen in eine Therapie!

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Zitat

    Original von Babyjane


    Ja, hab ich verstanden, aber woher willst du wissen, daß bei irgendwem nur ein Furz quer sitzt?


    Das ist eine sehr berechtigte Frage von Babyjane.


    Was für den einen ein "quersitzender Furz" ist, ist für den Betroffenen vielleicht ein schwerwiegendes Problem.
    Wer will als Aussenstehender sich da ein Urteil erlauben.


    Mir fällt in diesem Zusammenhang ein indianischer Spruch ein:


    "Urteile nie über einen Menschen, bevor du nicht einen Mond lang in seinen Mokassins gegangen bist."


    :-)

    Frei ist, wer nicht das tun muss, was er nicht tun will.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Frl.Smilla ()

  • Schöner Spruch, Frl. Smilla.


    Ich denke auch, dass nur derjenige selbst beurteilen kann, ob er einer Therapie bedarf oder es ihm reicht, mit Freunden zu sprechen.


    Ich bin froh, dass wir diese Möglichkeiten hetzutage haben und möchte auf keinen Fall darauf verzichten.

  • Zitat

    Original von Frl.Smilla
    "Urteile nie über einen Menschen, bevor du nicht einen Mond lang in seinen Mokassins gegangen bist."


    Ja, hört sich natürlich toll an.
    Nur muss ich wahrlich nicht vier Wochen in den Schuhen eines Menschen rumlaufen, der beispielsweise andere anschwärzt, unehrlich ist, sich zum Nachteil anderer selbst Vorteile verschafft und ähnliche offen zu Tage tretende Charakterschwächen hat, etc., um mir ein Urteil erlauben zu können.
    Jeder von uns hat/hatte wahrscheinlich mit Menschen zu tun, die man sehr wohl beurteilen kann und zum eigenen Wohl auch sollte. Und das sicherlich auch ohne bei Vollmond in dessen Tretern unterwegs gewesen zu sein.


    Aber die Analyse der Anwendbarkeit solcher Poesiealbum-Aphorismen führt zu weit vom Thema ab.


    Insgesamt gab es bisher sehr interessante Ein- und Ansichten, warum es anscheinend gerade heutzutage (mehr) Bedarf für eine psychologische Betreuuung/Aufarbeitung bei den Menschen gibt. Im Moment hat sich die Diskussion zwar mehr auf die grundsätzlich Sinnfrage von Therapien verlegt, aber mal schauen. Alleine die rege Beteiligung zeigt ja, dass das ein komplexes (Wortspiel!) Thema für viele ist.



    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood


    Ja, hört sich natürlich toll an.
    Nur muss ich wahrlich nicht vier Wochen in den Schuhen eines Menschen rumlaufen, der beispielsweise andere anschwärzt, unehrlich ist, sich zum Nachteil anderer selbst Vorteile verschafft und ähnliche offen zu Tage tretende Charakterschwächen hat, etc., um mir ein Urteil erlauben zu können.
    Jeder von uns hat/hatte wahrscheinlich mit Menschen zu tun, die man sehr wohl beurteilen kann und zum eigenen Wohl auch sollte. Und das sicherlich auch ohne bei Vollmond in dessen Tretern unterwegs gewesen zu sein.


    Doc


    Mein Beitrag und der Spruch bezogen sich auf die Einstellung zu Psychotherapie und den "quersitzenden Furz."


    Was Du jetzt beschreibst hat wohl eher etwas mit Menschenkenntnis und Charaktereinschätzung zu tun.
    Das ist aber meiner Meinung nach ein ganz anderes Thema.

  • Zitat

    Original von milla


    Ja, aber ehrlich gesagt sträuben sich mir die Nackenhaare bei manchen Äußerungen hier und zum Schutze MEINER PERSÖNLICHEN seelischen Gesundheit halte ich mich lieber zurück :grin


    Psychologen und Psychiater sollte man keinesfalls in einen Topf schmeissen. Es sind unterschiedliche Berufe, es gibt völlig unterschiedliche Therapieansätze und hier einen Vergleich zu ziehen, hieße Birnen mit Äpfeln zu vergleichen.

  • @ Doc


    Zitat

    Ja, hört sich natürlich toll an.
    Nur muss ich wahrlich nicht vier Wochen in den Schuhen eines Menschen rumlaufen, der beispielsweise andere anschwärzt, unehrlich ist, sich zum Nachteil anderer selbst Vorteile verschafft und ähnliche offen zu Tage tretende Charakterschwächen hat, etc., um mir ein Urteil erlauben zu können.
    Jeder von uns hat/hatte wahrscheinlich mit Menschen zu tun, die man sehr wohl beurteilen kann und zum eigenen Wohl auch sollte. Und das sicherlich auch ohne bei Vollmond in dessen Tretern unterwegs gewesen zu sein.


    da brodelt es in meinem (arbeitsbedingten) übernächtigten Zustand doch ein klein wenig hoch, wenn ich das so lese... :fetch


    Wer ist wirklich berechtigt, ein URTEIL über einen anderen Menschen zu fällen? Man kann Menschen mögen oder auch nicht, verstehen oder auch nicht, akzeptieren oder auch nicht - aber ein Urteil über einen Menschen zu fällen, empfinde ich rein persönlich als anmaßend.
    Genau wie die Annahme, man wisse, WARUM der jenige sich so verhalte.


    Ich hatte im Studium eine sehr gute Dozentin, die einmal gesagt hat, man solle sich immer vor Augen halten, dass es mindestens 3 verschiedene Möglichkeiten gibt, warum ein Mensch sich so verhält, wie er es tut.


    Man muss fragwürdige Verhaltensweisen einer Person nicht stillschweigend hinnehmen - ich mache da die Entscheidung zwischen "erklärung" und "entschuldigung". Für alles menschliche Verhalten gibt es eine Erklärung, aber nicht alles lässt sich entschuldigen.
    Und natürlich wird man im Alltag irre, wenn man jede Kleinigkeit zu psycho-analysieren versucht. Aber da sind wir wieder beim Stichwort Toleranz - und damit meine ich in diesem Zusammenhang, dass man Menschen auch so sein lassen muss, wie sie sind. Jeder Mensch hat das Recht, da zu stehen, wo er ist, und keiner das Recht, diesen als ganzes zu be- oder verurteilen. Das heisst nicht, dass man die Klappe halten oder solche Menschen in seinem Leben dulden muß!
    (Nur bevor mir jemand einen Strick draus dreht: wir reden jetzt nicht über Gewaltverbrecher, Terroristen o.ä., okay?)


    Ich finde nicht, dass es irgendjemandem zusteht, ein Urteil über andere zu fällen - und meist ist es doch so, dass das, was einem an anderen sauer aufstößt, doch sehr viel mit eigenen verdrängten Eigenschaften oder Verhaltensweisen zu tun hat. (Jung nennt das den "schatten" einer Persönlickeit)


    Zitat

    Aber die Analyse der Anwendbarkeit solcher Poesiealbum-Aphorismen führt zu weit vom Thema ab.


    Schon mal was von "Weisheit" gehört? :wow
    (und nein, ich bin keine Jasmintee-Trinkerin, die ihre Freizeit in schamanischen Schwitzhütten verbringt).
    ERfahrungsgemäß ist es so, dass in der scheinbaren "Banalität" und auch in der Abgedroschenheit solcher Zitate schlicht und einfach die Wahrheit liegt!

  • Zitat

    Original von Nicole
    da brodelt es in meinem (arbeitsbedingten) übernächtigten Zustand doch ein klein wenig hoch, wenn ich das so lese... :fetch


    Mach Dir nix draus, mir geht es bei einigen Postings ähnlich. :-)


    Da Du ja keinen Jasmintee möchtest, darf ich Dir stattdessen meine durchgelaufenen Indianerschuhe reichen? Garantiert nur bei schönem Wetter unter glitzerndem Mondlicht getragen.


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood


    Mach Dir nix draus, mir geht es bei einigen Postings ähnlich. :-)


    Tja, das Forenleben ist schon manchmal hart.
    Und jetzt muß ich zu einem Behördengang, Hochhaus.
    Hoffentlich bleibe ich nicht im Aufzug stecken.
    :-)