Der Gang zum Psychologen/Psychiater - Ein Problem unserer Zeit?

  • @ BJ und Alexx


    meiner Erfahrung nach haben Eltern in der Regel (gehen wir mal von unser aller "halbwegs normaler" aber weiß Gott nicht perfekter Familien aus) das für die Kinder getan, was ihnen möglich war, in Abhängigkeit ihrer eigenen Erfahrung (sind ja auch nur Menschen und schleppen eigenen Ballast mit sich herum) und ihrer eigenen "Mängel". Manchmal ist das aber zuviel oder zu wenig oder einfach nicht das, was die Kinder brauchen und ihnen guttut.
    Das ist eben so, und Schuldzuweisungen und Vorwürfe sind fehl am Platz.

  • Nun..BJ, dann hat es im weitesten Sinne ja nichts mit deinen Eltern zu tun.



    churchill


    Ich denke mal dass hier NUR von guten Seelsorgern (das Wort an sich ist doch schon klasse :-]) geredet wird...nicht von den Pfaffen, die einem ein schlechtes Gewissen eingeredet haben und dich zu 10X Rosenkranz beten verdonnert haben

  • Ich sehe das Problem der häufigeren Nutzung eines Therapeuten in der Gesellschaft und der Erziehung.


    Gesellschaft:


    Es wurde mehrfach das Kriegstrauma und Vergewaltigungen angebracht. ABER....da wussten die Leute, sie stehen ganz und gar nicht allein mit diesem Problem dar, vielen tausenden ging es wie ihnen. Und heute? Wer gibt schon zu sich gnadelos verschuldet zu haben? Probleme in der Ehe, Probleme mit den Kindern? Die Medien spiegeln und ständig ein Ideal vor: erfolgreich, schön und schlank, genügend Geld um sich Urlaub, Autos, Haus u.a. leisten zu können. Wer will da schon der Looser sein? Zugeben das er zu Hause irre wird weil er keine Arbeit findet? Das Haus, Auto, Urlaub nur auf Pump gekauft ist? Guckt euch die Magersüchtigen Mädels an die den Schönen aus den Glanzheftchen oder den Stars nacheifern. Wie viele von denen spielen den Nachbarn, Freunden, Familienangehörigen eine heile Welt vor um den anderen ebenbürtig zu sein, dass man nicht über sie tratscht. Welch Schande!
    Diese "kleinen Problemchen" wachsen mit der Zeit zu großen heran. Entweder finden irgendwann die Betroffenen den Mut sich zu offenbaren oder es gibt das wieder Horror-Schlagzeilen püber Selbstmorde, Familientragödien, durchgeknallte auf Arbeitsämtern u.u.u.....


    Erziehung:


    Die eine Elterngruppe kümmert sich derart liebevoll um die Zöglinge, dass die wie die Made im Speck leben. Jedes Problem wird von den Eltern aus der Welt geschafft, immer wieder werden sie aufgefangen, Steine aus dem QWeg geräumt damit es den Kindern "besser geht" und sie es "leichter" haben. Aber ist das wirklich so gut? Ich denke nicht, denn die Kinder lernen es nie sich mit Problemen auseinander zu setzen, Lösungswege zu finden, wieder aufzustehen und neu zu starten.


    Die andere, härtere Elternschaft schlägt mitunter über die Stränge. Die Kinder müssen sich sehr früh mit Problemen herumschlagen. Jammern, reden oder mal ausweinen und in den Arm genommen werden ist nicht. Das ist Schwäche und die wird nicht zugelassen.
    Solche Kinder fressen alles in sich rein, auch später. Versuchen es irgendwie zu schaffen, nur merken darf es niemand! Und auch die scheitern dann.


    Insofern für mich kein Wunder, dass immer mehr Therapeuten oder Psychologen gefragt sind.
    Ebenso waren ja Krankheitsbilder genannt, die immer mehr der Öffentlichkeit genauestens unterbreitet werden. Manch einer flüchtet sich doch zu gern in ein passendes Krankheitsbild um dem Eigenverschulden der Probleme geschickt aus dem Weg zu gehen.

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Alex:
    hm ich glaub ich hab mich falsch ausgedrückt.
    Wenn man Menschen, die man mag und die einem wichtig sind, hat und mit diesen Gespräche führt, nun dann gibt es Dinge, die man für sich behält, weil man weiß, daß das Gegenüber auf sie verstört oder schockiert reagieren würde oder gar sich fragen würde, ob man das nicht hätte verhindern können.
    Bei einem Psychologen hat man diese Hemmung nicht....
    puh ich weiß nicht wie ich es anders in Worte kleiden soll.
    Ich hatte meine Eltern jetzt lediglicha als Beispiel gewählt, weil sie für mich normalerweise in Problemsituationen Ansprechpartner sind.

  • Zitat

    Original von Nicole
    @ BJ und Alexx


    meiner Erfahrung nach haben Eltern in der Regel (gehen wir mal von unser aller "halbwegs normaler" aber weiß Gott nicht perfekter Familien aus) das für die Kinder getan, was ihnen möglich war, in Abhängigkeit ihrer eigenen Erfahrung (sind ja auch nur Menschen und schleppen eigenen Ballast mit sich herum) und ihrer eigenen "Mängel". Manchmal ist das aber zuviel oder zu wenig oder einfach nicht das, was die Kinder brauchen und ihnen guttut.
    Das ist eben so, und Schuldzuweisungen und Vorwürfe sind fehl am Platz.


    :write :write :write


    Und so haben auch durchaus Kinder bzw. Erwachsene aus Familien, "denen man das gar nicht zutraut" psychische oder psychosomatische Erkrankungen.

  • Hm... das weiß man nicht... :grin
    Ich tendiere jedoch ganz stark zu nein und führ eine Hilfestellung für mich wäre es dann auch zu spät.
    Eben darum bin ich froh, daß es die Möglichkeit gibt seinen emotionalen Mist bei wem anderen abzuladen, für die Entsorgung zu bezahlen und sich dann nicht mehr damit belasten zu müssen. :grin

  • Zitat

    Original von Heaven Zugeben das er zu Hause irre wird weil er keine Arbeit findet? Das Haus, Auto, Urlaub nur auf Pump gekauft ist?


    Das ist insgesamt gesehen kein Problem für Psychologen/Psychiater sondern für die Gesellschaft und die hat sich zur Zeit für den Ellenbogen entschieden.

  • Zitat

    Original von caro


    Das ist insgesamt gesehen kein Problem für Psychologen/Psychiater sondern für die Gesellschaft und die hat sich zur Zeit für den Ellenbogen entschieden.


    Es wird aber eines wenn die Raten nicht gezahlt werden können und die Sorgen darum ständig größer werden.

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Zitat

    Original von Babyjane


    Wenn man Menschen, die man mag und die einem wichtig sind, hat und mit diesen Gespräche führt, nun dann gibt es Dinge, die man für sich behält, weil man weiß, daß das Gegenüber auf sie verstört oder schockiert reagieren würde oder gar sich fragen würde, ob man das nicht hätte verhindern können.
    Bei einem Psychologen hat man diese Hemmung nicht....


    Ich denke eben dies ist ja so wichtig: Dass eine neutrale und "unbeteiligte" Person mit dem entsprechenden Fachwissen sich mit den Problemen befasst.

  • Zitat

    Original von Alexx61
    Ja, heaven..aber dann nutzt dir auch eine Therapie nix.....sondern eher die Schuldnerberatung, oder?


    Bei manch einem wächst sich das zu großen Problemen und am Ende sind BEIDE nötig. Hab ich schon oft gesehen. :-(

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Zitat

    Original von milla
    Nur um die Formulierung nochmal aufzugreifen, so wie die Frage da steht, bedeutet sie eigentlich, dass Psychologen/Psychiater SELBST ein Problem unserer Zeit sein könnten... ;-) und nicht etwa der sofortige GANG zu einem solchen..


    Nur um es nochmal klarzustellen, editiere ich jetzt die Überschrift des Topics. Soll sich ja niemand diskreditiert fühlen.





    ...und demnächst mache ich besser nur noch Topics auf, wie "Spazierengehen bei Vollmond" oder "Wohin mit alten Gitarrensaiten?"... ;-)



    Gruss,


    Doc

  • :grinSpazierengehen bei Vollmond"
    ein Topic zu dem Thema würde auch ausufern..denn dann kämen alle aus den Löchern gekrochen, die ausschließlich bei Vollmond Blumen gießen, Kinder machen, oder zum Frisör gehen...gäbe auch Krach, glaub mir :grin

  • Leider mußte ich im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit schon bei etlichen Mitarbeitern oder Kollegen erleben, wie sich eine psychosomatische Erkrankung entwickelt hat. Besonders schwerwiegend wurden diese bei den Betroffenen, die für sich selbst eine psychosomatische Erkrankung zunächst vollkommen ausgeschlossen haben.


    Ich habe mich aus diesem Grund mit der Thematik psychosomatischer Erkrankungen auseinandergesetzt und kann euch versichern, daß Freunde nicht in der Lage sind, einen Therapeuten zu ersetzen, bzw. einen eErkrankten zu heilen. Natürlich ist es wichtig gute Freunde zu haben, insbesondere in schweren Zeiten zu haben. Aber ob die sich dann so verhalten, daß eine Milderung des Krankheitsbildes eintritt, das ist eine ganz andere Frage.


    Als Vorgesetzte hätte ich mich übrigens in zwei Fällen auch vollkommen falsch verhalten. Normalerweise frage ich einen Mitarbeiter, der nach einigen Tagen / Wochen Krankheit zurückkommt nach seinem Befinden (ich halte das für menschlich und natürlich). Bei diesen beiden Fällen mußte ich lernen, daß das genau die falsche Reaktion gewesen wäre!


    Daß es gute und schlechte Therapeuten gibt, ist klar. Ein guter Therapeut kann aber niemals durch einen Freund ersetzt werden!


    Interessant finde ich, daß es vielen so völlig natürlich scheint psychische Erkrankungen einfach zu akzeptieren. Klar, wenn jemand Herzprobleme hat, tut man alles, um die organischen Ursachen zu beseitigen oder die Beschwerden zu mildern, gleiches bei allen anderen organischen Erkrankungen. Aber psychische muß man halt einfach akzeptieren und das ist gut so. Seltsam, seltsam.

  • @ Doc


    da hast Du wohl wirklich einen empfindlichen Nerv getroffen... :grin


    Und um mal ein Klischee auszupacken: ich reich' mal den Jasmintee herum und sage "gut, dass wir drüber gesprochen haben!" :lache


    Im Ernst: die Hitzigkeit zeigt, dass es wohl höchste Zeit war, das Thema grundsätzlich aufzugreifen, sämtliche missverständliche Formulierungen inklusive...


    (mir drängt sich aber trotzdem die Frage auf, WARUM es SO hitzig abgelaufen ist, und was Freud und Jung da rausanalysieren würden... :lache)


    LG Nicole :wave


    (die mal bei allem Respekt für das Thema und Auch-Betroffenheit mal ein bissi Humor braucht)

  • @ Pelican


    zu 95% : :write


    Aber:


    Zitat

    Als Vorgesetzte hätte ich mich übrigens in zwei Fällen auch vollkommen falsch verhalten. Normalerweise frage ich einen Mitarbeiter, der nach einigen Tagen / Wochen Krankheit zurückkommt nach seinem Befinden (ich halte das für menschlich und natürlich). Bei diesen beiden Fällen mußte ich lernen, daß das genau die falsche Reaktion gewesen wäre!


    warum das denn??? :wow

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Oft einfach nur nebenbei in ein Gespräch eingestreut, wird da freimütig über therapeutische Sitzungen gesprochen, oder das man langsam wirklich mal den Psychologen (oder gar den Psychiater) wechseln sollte und ähnliches.


    Eine sehr interessante Diskussion. Um aber eventuellen Missverständnissen vorzubeugen nur folgendes: Der Psychiater ist nicht die Steigerung oder Fortschreibung des Psychologen. Sie haben unterschiedliche Aufgaben und auch völlig unterschiedliche Herangehensweisen.