Der Gang zum Psychologen/Psychiater - Ein Problem unserer Zeit?

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    Original von Katerina: Wenn ich auch der Meinung bin, dass die meisten Menschen schon sehr früh in ihrem Leben mit der Fähigkeit ausgestattet werden, auch belastende Lebenssituationen gut bewältigen zu können, ohne psychisch zu erkranken. Oder eben nicht.


    Worauf stützt Du Deine Meinung? Auf eine biologische Entwicklung (Durchlaufen von Altersstufen)? Auf das soziale Umfeld? Oder einem Zusammenspiel von Entwicklung, sozialem Umfeld, Erfahrungen und vielleicht auch den genetischen Anlagen?

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    Original von Johanna: Gerade die Distanz ist ein wichtiger Punkt. Einer Person die unbeteiligter ist und einen anderen Blickwinkel hat, kann man oftmals leichter etwas anvertrauen. Dazu kommt noch das Wissen um die Schweigepflicht. Das Gesagte ist hier gut aufgehoben. Und ganz wichtig - das Wissen, daß man beim Therapeuten ernst genommen wird, nicht für "verrückt" oder was auch immer gehalten wird. Man sozusagen die ganze Aufmerksamkeit einer Person bekommt. Finde ich einen wichtigen Punkt, da bei Freunden oder Familienangehörigen oft das "Risiko" besteht, daß diese oft kurz zuhören und dann auf eigene Belange eingehen wollen - dazu noch der bereits angesprochene Punkt der RatSchläge. Viele Freunde und Bekannte sind sogar oftmals beleidigt, wenn ihre Ratschläge dann nicht angenommen werden (oft nicht angenommern werden können) und halsen somit dem Klienten noch mehr Probleme auf den Hals __________________


    Nüchtern und objektiv betrachtet ist Deine Aussage nachvollziehbar.
    Nehmen wir nun einen Patienten dessen Gefühlslage weniger ausgeglichen und strukturiert ist. Bestehen bei ihm keine Denk- und Gefühlsbarrieren sein Innerstes gegenüber einer einer fremden Person nach außen zu kehren?


    Mag sein, dass meine Zweifel unberechtigt sind, aber je mehr Menschen ich aus dem Arbeitsumfeld Psychologie, Sozialpädagogik etc. kennenlerne und in ihrem Tätigkeitsfeld agieren sehe, desto mehr wünsche ich mir, niemals in die Situation zu kommen, ihre Hilfe beanspruchen zu müssen, wenngleich ich einräumen muss, dass zwei Freunde von mir das Glück hatten, passgenaue Hilfe erhalten zu haben.

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    Original von Salonlöwin
    ... wenngleich ich einräumen muss, dass zwei Freunde von mir das Glück hatten, passgenaue Hilfe erhalten zu haben.


    Drei ;-)

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

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    Original von Salonlöwin


    Worauf stützt Du Deine Meinung? Auf eine biologische Entwicklung (Durchlaufen von Altersstufen)? Auf das soziale Umfeld? Oder einem Zusammenspiel von Entwicklung, sozialem Umfeld, Erfahrungen und vielleicht auch den genetischen Anlagen?


    Mittlerweile hat man sich allgemein eher auf letzteres geeinigt. Und von der Bindungsforschung ist die besondere Bedeutung der frühen Jahre bestätigt worden.


    Zitat

    Original von Salonlöwin


    Nüchtern und objektiv betrachtet ist Deine Aussage nachvollziehbar.
    Nehmen wir nun einen Patienten dessen Gefühlslage weniger ausgeglichen und strukturiert ist. Bestehen bei ihm keine Denk- und Gefühlsbarrieren sein Innerstes gegenüber einer einer fremden Person nach außen zu kehren?


    Doch, natürlich. Und sie tun sich natürlich besonders schwer mit dem Gang zum Psychotherapeuten. Oft erzählen sie, dass Ärzte und Freunde ihnen eine Psychotherapie schon sehr lange nahe legen. Aber, wie ein Kollege von mir mal sagte: "Ich behandle keine Symptome, ich behandle Menschen." Das heißt, es geht vielleicht erst einmal sehr lange nur darum, eine Beziehung zu schaffen, die es dem Patienten ermöglicht, sich zu öffnen. Manchmal geht das aber auch erstaunlich schnell, wenn der Patient merkt, dass er entgegen seiner Erwartungen weder kritisiert noch belehrt wird. Oft kommen die Patienten mit einem extrem negativen Selbstbild, und dass der Theraput sie besser versteht, als sie selbst es tun und sie sich selbst erklärt, sozusagen, allein das kann kann sehr schnell zu einer ungeheuren Erleichterung führen.


    Zitat

    Mag sein, dass meine Zweifel unberechtigt sind, aber je mehr Menschen ich aus dem Arbeitsumfeld Psychologie, Sozialpädagogik etc. kennenlerne und in ihrem Tätigkeitsfeld agieren sehe, desto mehr wünsche ich mir, niemals in die Situation zu kommen, ihre Hilfe beanspruchen zu müssen, wenngleich ich einräumen muss, dass zwei Freunde von mir das Glück hatten, passgenaue Hilfe erhalten zu haben.


    In welchem Tätigkeitsbereich gibt es nicht auch Leute, die man nicht so doll findet?
    Ich halte mich da lieber an die Statistik. Eine großangelegte Untersuchung der Uni Leipzig besagte beispielsweise, dass 89% aller Patienten nach einer Psychotherapie zufrieden oder sehr zufrieden waren. Und zwar noch Jahre danach und nicht nur bezogen auf die Probleme, mit denen sie ursprünglich dort hingegangen waren, sondern auch in anderen Lebensbereichen. Und die Krankenkassen haben deshalb einmal angefangen, Psychotherapien zu bezahlen, weil sie festgestellt haben (wurde hier im Thread glaube ich schon erwähnt), dass sie das Geld anschließend einsparten, weil die Leute danach seltener krank wurden, es weniger Kliniksaufenthalte gab etc.

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    Original von Katerina


    Ich versuche ja schon immer, dir aus dem Weg zu gehen. Dass ich dennoch ab und zu einen übergebraten bekomme, kann ich wohl nicht verhindern.


    Muss ich jetzt nicht verstehen, oder?

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Was meinst du damit? Ist dir das Thema zu locker, flockig angegangen? Der Einleitungstext ist schlicht der Verlagstext (Klappentext).


    Ja, der Text ist mir zu "locker, flockig" und wird dem Ernst der Sache nicht gerecht. Den Text verstehe ich so, dass man sich über die Menschen, die einen Therapeuten/eine Therapeutin aufsuchen unheimlich gut amüsieren kann - und das finde ich schlichtweg nicht akzeptabel. Aber es ist eh egal - da ich bei dieser Leserunde ganz gewiss nicht mitlesen werde.


    Habe eben erst gesehen, dass diese Katerina die Autorin ist - nun wird mir auch ihr Einwurf klar; verstehen tu ich ihn allerdings immer noch nicht. Ich kann mich nicht daran erinnern ihr irgendwann "einen übergebraten" zu haben.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • "Diese" Katerina ist der Autorenname von Katerina Timm, die schon das eine oer andere Buch geschrieben hat. Das Buch allerdings versucht wohl mit einem lockeren Ton nicht über Patienten, sondern über Psychotherapeuten Berührungsängste abzubauen. ´- Eben aufzuzeigen, dass da nicht nur Bekloppte hingehen und Vorurteile abzubauen. Bisher finde ich es ganz interessant.

  • Zitat

    Original von Katerina: In welchem Tätigkeitsbereich gibt es nicht auch Leute, die man nicht so doll findet? Ich halte mich da lieber an die Statistik. Eine großangelegte Untersuchung der Uni Leipzig besagte beispielsweise, dass 89% aller Patienten nach einer Psychotherapie zufrieden oder sehr zufrieden waren. Und zwar noch Jahre danach und nicht nur bezogen auf die Probleme, mit denen sie ursprünglich dort hingegangen waren, sondern auch in anderen Lebensbereichen. Und die Krankenkassen haben deshalb einmal angefangen, Psychotherapien zu bezahlen, weil sie festgestellt haben (wurde hier im Thread glaube ich schon erwähnt), dass sie das Geld anschließend einsparten, weil die Leute danach seltener krank wurden, es weniger Kliniksaufenthalte gab etc.


    Hallo Katerina,


    zunächst danke für Deine Antworten.


    Was die Statistik anbelangt, traue ich nur den Zahlen, die nicht selbst gefälscht habe ;-).
    89 Prozent also? Eine mächtige Zahl, die hier allein im Raum steht, aber grundsätzlich nichts darüber aussagt, wie hoch die Anzahl der Anläufe war, den richtigen Therapeuten zu finden, ob Patienten durch alle Bevölkerungsschichten befragt wurden etc.
    Einig können wir uns wohl darin sein, dass es ein Glück für jeden Betroffenen ist, wenn er eine entsprechende Behandlung erhalten hat und die Therapie im besten Fall erfolgreich war.

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Was die Statistik anbelangt, traue ich nur den Zahlen, die nicht selbst gefälscht habe ;-).
    89 Prozent also? Eine mächtige Zahl, die hier allein im Raum steht, aber grundsätzlich nichts darüber aussagt, wie hoch die Anzahl der Anläufe war, den richtigen Therapeuten zu finden, ob Patienten durch alle Bevölkerungsschichten befragt wurden etc.


    Hier zumindest mal ein bisschen mehr zur Untersuchung. :wave

  • Wow, das hätte ich nicht vermutet. Ich finde den Behandlungserfolg gigantisch. Wenn die Studie repräsentativ wäre, dann kann ich die Therapeuten beglückwünschen - denn in diesem Falle würden sie einen verdammt guten Job machen.