Der Gang zum Psychologen/Psychiater - Ein Problem unserer Zeit?

  • Was die Borderlinestörung betrifft, so wird die Diagnose meines Erachtens auch wesentlich zu häufig gestellt. Es kursieren noch immer die üblichen Klischees, dass Menschen, die sich selbst verletzen auch automatisch Borderliner sind. Man hat zwar lange abgestritten, dass es sich dabei in 90 % der Fälle um eine Verlegenheitsdiagnose handelt, aber ich schätze, dass das doch gut hinkommen kann. Gerade aufgrund all dieser Klischees kommt es dann auch zu dieser Stigmatisierung, leider.

  • Ich denke, da besteht auch viel an Fehlinformation. Ich hab mal für einen Roman etwas über psychische Störungen gebraucht und dann entsprechend recherchiert. Wie weit da die Wirklichkeit mit meinem Halbwissen aus Serien und Filmen übereinstimmte, war fast schon erschreckend für mich.

  • Den Eindruck, dass es als "schick" empfunden wird, in Therapie zu sein, hab ich gar nicht.
    Eher den, dass Leute mit ernsthaften psychischen Problemen lieber in Internetforen Rat suchen, als sich in Therapie zu begeben, weil man ja schließlich nicht "verrückt" sei.


    (Und ich meine jetzt keine Selbsthilfeforen, sondern eher allgemeine Foren.)

  • Ich habe nicht den kompletten Thread durchgelesen.


    Aber wie kann der Gang zum Psychiater ein Problem sein, wie im Threadtitel steht? Sind nicht viel eher die Krankheiten und der damit verdundene Leidensdruck der Patienten das Problem.


    Ich habe noch nie jemanden getroffen, der es "schick" fand zum Psychologen oder Psychiater zu gehen, wer sowas behauptet hat Menschen mit ernsthaften psychischen Problemen noch nicht kennengelernt!!!

  • Sehe ich auch so. Das ist wie bei den Alkoholikern. Statt Hilfe aufzusuchen, reden sich betroffene Leute ein, dass alles in Ordnung ist oder verdrängen ihre Probleme einfach komplett. Meiner Meinung nach haben Leute, die mit so etwas in Konversationen auch noch Eindruck schinden wollen, zum großen Teil keine wirklichen Probleme, die unbedingt behandelt werden müssen.

  • Ich habe eher die Sorge, dass seelische Probleme (und damit der Gang zum Psychologen/Psychiater) noch zunehmen werden.
    Druck, Versagensängste und Unsicherheit haben sehr zugenommen.
    Dazu kommt das immense Tempo, mit dem sich alles ändert und das vage Gefühl, dass auf nichts Verlass ist.

    Das fängt schon in der Schule an, wo Kinder, ungeachtet ihrer Eignung, das Gymnasium anstreben sollen und sich, bei Nichterreichen als Versager fühlen
    müssen.


    Es geht weiter im Studium, wo viele Studenten inzwischen "etwas einwerfen", damit sie dem Druck standhalten. "Schreib die Vier und bleibe hier" genügt nicht mehr.


    Ich beobachte, wie sich der Druck am Arbeitsplatz verändert hat.


    Scheidungen gehen auch nicht immer schmerzfrei ab.


    Und wir sollen immer so tun, als ob es uns dabei gut geht.
    Kann doch gar nicht gut gehen.

  • Zitat

    Original von Moloko
    Sehe ich auch so. Das ist wie bei den Alkoholikern. Statt Hilfe aufzusuchen, reden sich betroffene Leute ein, dass alles in Ordnung ist oder verdrängen ihre Probleme einfach komplett. Meiner Meinung nach haben Leute, die mit so etwas in Konversationen auch noch Eindruck schinden wollen, zum großen Teil keine wirklichen Probleme, die unbedingt behandelt werden müssen.


    Sorry, aber da merkt man, dass Du mit Verlaub keine Ahnung hast! Ich arbeite mit Alkoholikern und Drogenabhängigen ( u.a. ) und Verdrängung ist bei Suchtkranken ein ganz großes Thema und Teil der Erkrankung. Wenn Du wüsstest, was da zum Teil für Schicksalsschläge und "Geschichten" dahinter stecken.... Dann würdest Du Dir noch einmal überlegen was Du von Dir gibst! :rolleyes Eindruck schinden,...ts

  • Zitat

    Original von Moloko
    Sehe ich auch so. Das ist wie bei den Alkoholikern. Statt Hilfe aufzusuchen, reden sich betroffene Leute ein, dass alles in Ordnung ist oder verdrängen ihre Probleme einfach komplett. Meiner Meinung nach haben Leute, die mit so etwas in Konversationen auch noch Eindruck schinden wollen, zum großen Teil keine wirklichen Probleme, die unbedingt behandelt werden müssen.


    Unsinn!

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Moloko
    Sehe ich auch so. Das ist wie bei den Alkoholikern. Statt Hilfe aufzusuchen, reden sich betroffene Leute ein, dass alles in Ordnung ist oder verdrängen ihre Probleme einfach komplett. Meiner Meinung nach haben Leute, die mit so etwas in Konversationen auch noch Eindruck schinden wollen, zum großen Teil keine wirklichen Probleme, die unbedingt behandelt werden müssen.


    Ich verstehe diesen Text etwas anders als meine Vorposter. Betroffene Leute gehen nicht zum Psychater, weil sie verdrängen, die die drüber reden, was ihr Therapeut meint, die haben nur leicht eine Schraube locker und suchen sich Probleme wo keine sind.


    Das allerdings ist weder Unsinn, noch widerspricht es Nofrets Aussage. Wirklich Kranke dazu zu bringen eine Behandlung zu beginnen ist oft der schwerste Schritt.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • @ beowulf


    Die Plätze bei den Therapeuten sind so rar, dass niemandem eine Therapie gezahlt wird, der sie nicht dringend braucht. Also kann auch niemand von der Meinung seines Therapeuten reden, der nicht wirkliche Probleme hast.


    Deine Aussage ist einfach nur nicht recherchiert, sondern auch noch mit Vorurteilen belastet. :rolleyes

    Durch Ausagen wie deine und die von Moloko werden psychisch Kranke stigmatisiert und trauen sich noch viel weniger über ihre Krankheit zu reden.


    Jeder erzählt, ich habe ein gebrochenes Bein oder Krebs. Wer erzählt ich habe Depressionen, war Drogenabhängig, habe Burderline oder Magersucht? So gut wie niemand, weil man in der Gesellschaft immer noch angesehen wird, als hätte man ein Rad ab.

  • Sorry, mein obiger Post wurde wohl falsch verstanden.


    Ich meinte eigentlich genau das Selbe, was nofret78 gesagt hat, dh. aufgrund gesellschaftlicher Erwartungen trauen sich Betroffene nicht Hilfe zu suchen und die nötigen Schritte einzuleiten, um ihr Problem loszuwerden, weil sie fürchten sonst als Ausgestoßene zu enden, die von jedem schief angesehen werden.
    Der Vergleich mit den Alkoholikern kam daher, da es von dieser Sorte viele Betroffene gibt, die Meister in der Verdrängung sind. (Ich kenne selbst einige Personen, die behaupten sie hätten kein Alkoholproblem, die dann aber unkontrolliert zu zittern anfangen, wenn ihre tägliche Ration einmal ausbleibt)


    Dann gibt es auf der anderen Seite wieder Leute, die zwar keine wirklichen Probleme haben, aber dennoch zum Psychologen gehen und dann in Gesprächen ausgiebig darüber berichten. (solche Leute kenne ich auch, ich nenne sie mal Simulanten) Betroffene schämen sich meist für ihren Makel und suchen äußert selten das direkte Gespräch. Außerdem habe ich noch niemanden gesehen, der sich mit seiner Krebserkrankung brüstet.


    Ich wollte in keinster Weise wirklich Betroffene schlecht machen. Auf der einen Seite kann soetwas jeden erwischen, auf der anderen Seite sind psychische Probleme zum Großteil nicht eigenverschuldet. Also Entschuldigung, wenn mein Beitrag falsch aufgenommen wurde.

  • Zitat

    Original von Moloko
    Dann gibt es auf der anderen Seite wieder Leute, die zwar keine wirklichen Probleme haben, aber dennoch zum Psychologen gehen und dann in Gesprächen ausgiebig darüber berichten. (solche Leute kenne ich auch, ich nenne sie mal Simulanten)


    Das Thema haben wir hier im Thread schon durchgekaut.
    Zunächst einmal meinst Du wohl Psychotherapeuten, nicht Psychologen.
    Außerdem:


    Zitat

    Original von acg
    Die Plätze bei den Therapeuten sind so rar, dass niemandem eine Therapie gezahlt wird, der sie nicht dringend braucht.


    Eben. Der Krankenkasse gegenüber muss begründet werden, warum jemand eine Psychotherapie in Anspruch nimmt, und zwar nicht nur einmal, sondern immer wieder. Und das mit einer Warteliste im Kreuz, also weiteren Hilfesuchenden. Warum sollte ein Psychotherapeut also mit Menschen arbeiten, die ihn nicht nötig haben?
    Nur weil Du jemanden vielleicht nicht magst, der von seiner Psychotherapie erzählt oder weil für Dich nicht offensichtlich ist, was ihm fehlt, kannst Du nicht behaupten, Psychotherapeuten würden Simulanten behandeln.
    Außerdem erschließt sich mir nicht, warum Leute jede Woche eine Stunde opfern sollten, um zu simulieren. Beim Arzt bringt das vielleicht was (Krankschreibung), aber was soll es beim Psychotherapeuten bringen?

  • Ich glaube auch, ein Psychotherapeut ist durchaus, aufgrund seiner Fachkompetenz, in der Lage zu beurteilen ob ein Patient eine Therapie benötigt oder nicht, ob ein Problem da ist oder nicht, oder ob jemand simuliert. Da wie schon erwähnt, Therapieplätze rar gesät sind, werden sogenannte "Simulanten" ( ich hasse dieses Wort ) sicher nicht behandelt, wenn ein Patient den Platz nötiger hat.
    Und ein Therapeut durchschaut ein solches Klientel recht schnell. Desweiteren muss bei jedem Pat. ein Gutachten erstellt werden damit die Kasse überhaupt zahlt.


    Ach ja, eins noch: Es gibt durchaus Menschen, für die es im Rahmen der Problembewältigung offen darüber reden - auch über ihre Therapiesitzungen. Dies ist mir aus dem beruflichen Umfeld wie auch aus dem privaten geläufig und für mich ist daran nichts verwunderlich und das hat auch mit "sich brüsten" nichts zu tun.
    Auch als Fachperson maße ich ich mir nicht an zu entscheiden, ob jemand Probleme hat oder nicht.
    Woher weiß man denn schon was in anderen Menschen vorgeht, auch in Menschen die man gut kennt? Was weiß man den schon von deren Problemen,Traumata usw.?

  • Es ist ja nicht so, dass mit einer ärztlichen Überweisung einige Stunden übernommen und für den Patienten damit kostenlos wären. Die Person, die ich speziell im Sinn habe, hat wirklich nur die ersten Stunden in Anspruch genommen. Muss wohl eine sehr effektive Therapie gewesen sein.


    nofret78


    Therapeuten sind also unfehlbar und stellen niemals falsche Diagnosen?

  • Zitat

    Original von Moloko
    Es ist ja nicht so, dass mit einer ärztlichen Überweisung einige Stunden übernommen und für den Patienten damit kostenlos wären. Die Person, die ich speziell im Sinn habe, hat wirklich nur die ersten Stunden in Anspruch genommen. Muss wohl eine sehr effektive Therapie gewesen sein.


    nofret78


    Therapeuten sind also unfehlbar und stellen niemals falsche Diagnosen?



    Selbstverständlich machen auch Psychiater und Psychotherapeuten und Psychologen Fehler - sogar sehr viele.
    Aber anhand eines einzigen Beispieles hier Vorurteile in den Raum zu stellen finde ich schon sehr anmaßend.

  • Zitat

    Original von Moloko
    Es ist ja nicht so, dass mit einer ärztlichen Überweisung einige Stunden übernommen und für den Patienten damit kostenlos wären. Die Person, die ich speziell im Sinn habe, hat wirklich nur die ersten Stunden in Anspruch genommen. Muss wohl eine sehr effektive Therapie gewesen sein.


    vielleicht hat sie die in dem Moment aber auch gebraucht und abgebrochen, weil es einfach nicht gepasst hat?


    wo ist denn das Problem? :wave

  • Ich werfe doch keine Vorurteile in den Raum. Mir ist durchaus bewusst, dass es Menschen gibt, die auf derartige Hilfe angewiesen sind und dann ordnungsgemäß behandelt werden. In meiner alten Schulklasse gab es beispielsweise einen Schüler, der in seiner Jugend von seinem Vater misshandelt und eingesperrt wurde. Ihm hat man schon an seinem Verhalten angesehen, dass seine Vergangenheit tiefe seelische und psychische Spuren hinterlassen hat und der auch entsprechende Hilfe in Anspruch genommen hat.


    Trotzdem darf man nicht die Augen verschließen und ignorieren, dass vorallem in diesem Bereich viele Falschdiagnosen gestellt werden.


    Wenn dann aber jemand, der zuvor nie auffällig war, der ein ganz normales Verhalten an den Tag gelegt hat, etc. plötzlich über seine Zeit beim Seelenklempner (Originalzitat) erzählt, dann halte ich das doch für sehr auffällig.

  • Moloko,
    das habe ich mit keiner Silbe behauptet.
    Ich halte Therapeuten/Psychologen/ Psychiater jedoch durchaus für so fähig ein echtes Problem zu erkennen und einen "Simulanten" zu entlarven.


    Ich weiß ja nicht, was für ein Problem diese Person hatte die Du da im Sinn hast, manchmal können ein paar Gespräche schon etwas bewirken - ohne "Spontanheilung". Dies beobachte ich im Alltag häufiger, manchmal sind es vermeintlich kleine Dinge die belasten - und manche Mensche kommen damit eben nicht alleine zurecht.


    Du magst deine vorgefertigte Meinung über diese Person haben. Deine Sache.


    Edit: Was meinst Du, wie viele Leute zum "Seelenklempner " gehen und man merkt es Ihnen NICHT an, da sie nach außen völlig normal sind? Man sieht einem Depressiven die Depression z.B. nicht immer an :wave


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    Ich persönlich finde es zum kotzen wenn Laien, die von der Materie so wenig Ahnung haben ( hier ist niemand persönlich angesprochen!!!!) herumpsychologisieren und meinen sie haben die Weisheit mit Löffeln gefressen.


    So, ich für meinen Teil habe genug zu dem Thema gesagt. :wave