Der Gang zum Psychologen/Psychiater - Ein Problem unserer Zeit?

  • Zitat

    Original von Sigrid2110


    Klar, gibt es da auch Pubertätsprobleme, aber wir haben viele User mit ernsthaften psychischen Störungen.


    Ich möchte dazu mal etwas fragen und eventuell diesem ... ursprünglich etwas flappsig begonnenen Thread von Doc Hollywood ... eine ernsthaftere Nuance geben:


    Ich hatte mal einen (Schwipp-...nennt man das, glaube ich) Cousin, der im Alter von ca. 14 nachts plötzlich durchgedreht ist. Er hat senkrecht im Bett gesessen und sämtliche Werbesendungen aus dem TV heruntergerattert. Eine Therapie beim Psychologen war erfolgreich...aber was macht ihr in Eurem Selbsthilfe-Forum mit den Menschen, wo ihr merkt, da läuft etwas verkehrt? Könnt ihr da wirklich helfen...und wie bemerkt ihr, ob Euch Leute nur verklappsen wollen?


    Und, falls hier wirklich echte Psychologen anwesend sein sollten, noch eine Frage: wir (mein Mann und ich) hatten mal einen Schulkameraden, von dem wir später erfuhren, dass er 7 Menschen umgebracht, zerstückelt und vergraben hat. Das ging auch durch die Presse.


    Frage: kann man so einem Menschen wirklich noch helfen?


    Ich hab wirklich große Mühe, in solch einem schweren Fall an eine Heilung zu glauben.

  • Heute geht man eher zum "Seelendoktor" als früher, das stimmt.
    Ich glaube jedoch nicht, dass der Bedarf früher nicht ebenso da gewesen wäre.
    Da wurden die Zappelphilippe halt schon mal ruhiggeprügelt.
    Der Missbrauch von Kindern wurde totgeschwiegen.
    Und wenn´s dann später als Folge davon im Bett ekelhaft war? Ganz normal.
    Freude an Sex war ohnehin nichts Gutes, sagte die Kirche.

  • @ bertrande: das wirkt auf mich etwas ... sagen wir mal befremdlich.
    klar geht man heute mehr zum Seelendoktor als zu Zeiten, da es ihn noch gar nicht gab - ist aber nicht sonderlich überraschend, oder? Bedar gab es sicher ... aber man kannte die Krankheitsbilder nicht als solche.
    Geprügelt wurde sicher, aber ganz sicher nicht in dem Umfang, wie Horrorszenarien weismachen wollen. - Und, leider, es ist auch heute nicht so, dass nicht geprügelt würde.
    Ich weiss nicht recht, woher Du Dein "Wissen" beziehst, aber ich würde dringend raten, diese Klischees mal zu überprüfen und diese doppelte Pauschalisierung ("Früher" -- wann eigentlich genau?? und "man" wer eigentlich genau??) zu prüfen.


    Ebenso: wer ist "die Kirche"?? und wann hat "sie" etwas gegen Freude am Sex gesagt??


    Auch an dieser stelle würde ich Dich bitten, weniger zu pauschalisieren und zu polemisieren. Nenne Ross und Reiter, bitte, aber verstecke Dich nicht hinter derartigen Halbwahrheiten und Pauschalurteilen.

  • Zitat

    Original von licht
    wann hat "sie" etwas gegen Freude am Sex gesagt??


    Stimmt, solange es um die Freude des Mannes am Sex ging, war das in Ordnung.

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von dyke ()

  • licht@
    Ich bin in den Fünfzigerjahren in die Schule gegangen. Da wurden Tatzenstecken von zwei Lehrern noch so gebraucht, dass sie dabei auf den Kinderhänden zerbrachen. Niemand konnte etwas dagegen unternehmen, es war nicht verboten.
    Auch andere Altersgenossen können von solchen Lehrern berichten.


    Erfahrungen mit Sexualfeindlichkeit der Kirche kann ich aus eigener Quelle bestätigen. Die habe ich in einem katholischen Mädcheninternat gemacht.


    Ich könnte Dir sehr viele Beispiele nennen.

  • Zitat

    Original von Ikarus
    Und, falls hier wirklich echte Psychologen anwesend sein sollten, noch eine Frage: wir (mein Mann und ich) hatten mal einen Schulkameraden, von dem wir später erfuhren, dass er 7 Menschen umgebracht, zerstückelt und vergraben hat. Das ging auch durch die Presse.


    Frage: kann man so einem Menschen wirklich noch helfen?


    Ich hab wirklich große Mühe, in solch einem schweren Fall an eine Heilung zu glauben.


    Ikarus, ich finde, Deine wiederholte Frage zu Serienmördern geht völlig am Thema dieses Threads vorbei und trägt, meiner Meinung nach, eher noch zu den Vorurteilen gegenüber Menschen mit psychischen Störungen bei. Die Masse der Menschen mit psychischen Störungen läuft nicht durch die Gegend und bringt andere Menschen um.

    Selbst bei Schizophrenen, die ja immer wieder für Kriminalromane herhalten müssen, ist das Risiko größer, dass sie sich aufgrund ihres hohen Leidensdrucks selbst das Leben nehmen. Ca. 50 % der Schizophrenen (US-Zahlen) machen irgendwann in ihrem Leben einen Suizidversuch und ca. 10 % sterben durch Suizid.


    [edit]fehlender Buchstabe

  • Danke
    Delphin, ich beiße mir schon seit eben auf die Finger... :grin


    Ikarus
    Eine psychische Störung oder ein nicht alleine zu bewältigendes Problem/Ereignis/Erinnerung führt doch nicht dazu, daß man anderen Menschen automatisch Leid antut.


    Da dich das Thema aber doch so interessiert und obwohl es hier total am Thread vorbei geht:

  • Die Psychologie kann helfen (@licht: übrigens auch bei Störungen, die die Kirche hervorgerufen hat :grin). Meine Frau ist Diplom-Psychologin, arbeitet in einer psychiatrischen Klinik und macht derzeit eine Ausbildung zur Verhaltenstherapeutin. Es gibt zwei grundsätzlich unterschiedliche Ansätze (mit gemeinsamen Fundamenten), nämlich den tiefenpsychologischen Ansatz, bei dem es, einfach gesagt, darum geht, die Ursachen zu finden. Quasi der Klassiker: "Ich bin in meiner Kindheit missbraucht worden." (Absichtlich plakativ gesagt). Demgegenüber versuchen Verhaltenstherapeuten - oftmals sehr viel erfolgreicher als Tiefenpsychologen -, dem Patienten dabei zu helfen, im Alltag mit ihrer Störung zurechtzukommen. Klassiker hier: Konfrontationstherapie. Arachnophobie zum Beispiel wird durch Konfrontation des Patienten mit einer Spinne "bewältigt", wobei unerheblich ist, warum der Patient Angst vor Spinnen hat. (Auch wieder absichtlich plakativ). Das zieht sich durch die Krankheitsbilder-Gruppen (Depression, Schizophrenie, Sucht usw.). Therapie ist hier oft verblüffend erfolgreich, aber die Ursachen bleiben häufig unklar. Diese sich ständig im Wandel befindliche Wissenschaft ist mit dem großen Problem konfrontiert, eben in diesem Bereich nur marginale Antworten liefern zu können - daher auch der verhaltenstherapeutische Ansatz, bei dem wichtiger ist, dem Patienten ein halbwegs normales Leben verschaffen zu können.


    All das hat mit dem Bild, das Medien und Unterhaltungsbranche liefern, nur sehr, sehr wenig zu tun. Depressionen haben häufig sehr viel dramatischere Auswirkungen - aus Patientensicht - als Schizophrenie, aber verallgemeinern lässt sich das nicht. In allen Bereichen gibt es sehr viele Abstufungen, was gerne vergessen wird, weil die extremen Beispiele ja so anschaulich-dramatisch sind. Aber psychisch Kranke mit den paar Serienmördern in einen Topf zu werfen, das ist wirklich unangemessen und sehr verfälschend, zudem auch nicht sonderlich hilfreich.

  • Ich habe mir jetzt nicht den ganzen Thread durchgelesen, nur ein bisschen mitverfolgt. Ich denke man sollte auch bedenken, dass es sozusagen immer mehr "in Mode" kommt zum Psychater zu gehen, die Leute denken sich dem gehts schlecht der geht jetzt mal zum Psychologen dann klärt sich schon alles. Es ist einfacher zu sagen derjenige hätte eine Therapie nötig, dann muss man sich nicht um die eigentlichen Probleme kümmern. Viele Menschen haben gar keine andere Wahl und ob ihnen das dan soviel weiter hift bleibt abzuwarten.

  • Zitat

    Original von Ikarus
    Und, falls hier wirklich echte Psychologen anwesend sein sollten


    Ja, ich bin echt.


    Zitat

    noch eine Frage: wir (mein Mann und ich) hatten mal einen Schulkameraden, von dem wir später erfuhren, dass er 7 Menschen umgebracht, zerstückelt und vergraben hat. Das ging auch durch die Presse.


    Frage: kann man so einem Menschen wirklich noch helfen?


    Auch ich verstehe nicht so ganz, was die Frage in diesem Thread zu suchen hat. Allerdings verstehe ich jetzt besser, warum sie Dich beschäftigt.
    Ich kenne viele Berufskollegen. Aber ich glaube nicht, dass einer von ihnen je mit einem Serienmörder gearbeitet hat. Die meisten arbeiten in Praxen mit ambulanten Patienten, und um die geht es hier in diesem Thread ja auch. Einige Psychologen arbeiten in Gefängnissen und kommen dort evtl. auch mit Mördern in Kontakt. Ich kenne allerdings keinen Gefängnispsychologen, kann Dir also absolut keine fundierte Antwort geben, da die Frage mit meinem Berufsalltag nichts zu tun hat. Zu mir kommen Menschen freiwillig.


    Zitat

    Ich hab wirklich große Mühe, in solch einem schweren Fall an eine Heilung zu glauben.


    Ich glaube nicht, dass irgendjemand in einem solchen Fall eine Heilung auch nur versuchen würde. Brutal gesprochen: wozu auch? Diese Menschen verbringen den Rest ihres Lebens im Gefängnis. Vielleicht kommen sie auf die Idee, sich mit dem Gefängnispsychologen (oder einem Seelsorger) aussprechen zu wollen. Das hätte aber nichts mit einer Behandlung zu tun.


    Wie gesagt, ich habe da keinerlei Erfahrung (wie wahrscheinlich 99% meiner Kollegen) und kann Dir nur meine persönliche Meinung sagen.
    Nein, ich glaube nicht, dass man solche Menschen heilen kann. Ich glaube, dass man einem Menschen, der nie gelernt hat, sich in einen anderen hineinzuversetzen, der nicht begreift, was es bedeutet, einem anderen Menschen (oder einem anderen Lebewesen) Leid zuzufügen, dies nicht oder nur in beschränktem Maße wird beibringen können.


    Es gibt körperliche Erkrankungen, die so schwer sind, dass Ärzte sie nicht heilen können.
    Es gibt psychische Erkrankungen, die so schwer sind, dass Psychotherapeuten sie nicht heilen können.
    Mit letzteren kommen wir allerdings selten in Kontakt. Menschen mit schweren psychischen Störungen behandelt der Psychiater.
    Psychotherapeuten behandeln in der Regel Menschen, die keine schwere psychische Beeinträchtigung haben, sondern die in eine Lebenskrise geraten sind.

  • Ich bin selbst seit vier Jahren in Therapie, habe also auf diesem Gebiet durchaus Erfahrung. Für mich ist die steigende Zahl psychisch Kranker ( die sich ja im Übrigen auch sicherlich statistisch nachweisen lässt ) ein Problem unserer Gesellschaft, eine Folgeerscheinung unserer Leistungsgesellschaft, ein Resultat des Drucks, der ausgeübt wird, ein Resultat der zunehmend einflussreicheren Medien. Viiele Jugendliche beginnen schon, sich schwere Störungen einzureden, weil sie das Bedürfnis haben, irgendwo dazuzugehören, sich über irgendetwas definieren zu können. Und oft wählen sie dafür die Krankheit, weil alles andere zu schwammig geworden ist. Ich war vier Jahre Moderator in einem Selbsthilfeforum, habe da viel gelesen und erlebt und führe es darauf zurück. Wir werden schon in der Schule unter Druck gesetzt, es wird versucht, Allgemeinwissensmaschinen zu erziehen, stattdessen produziert man Menschen, die von allem ein bisschen und von nichts wirklich eine Ahnung haben. Ich habe viele in meinem Jahrgang, die nervlich mitunter so fertig sind, dass sie nach Hause kommen und beginnen zu heulen, weil sie den Stress nicht mehr verkraften. Und das liegt zweifelsohne nicht daran, dass sie so weichherzig oder empfindlich sind. Wer in unserer Gesellschaft nicht leistungsfähig ist, fliegt raus, wird aussortiert. Um einen Job zu finden, musst du dich verkaufen wie ein Produkt, nicht nur deine Fähigkeiten anbieten, sondern auch noch das offerieren, woon du glaubst, es könne gewünscht sein, ja, du musst dich verbiegen, um irgendwo unterzukommen und Geld zu verdienen. Irgendwo, wo du dich mehrheitlich, es gibt natürlich wenige Ausnahmen, vollkommen von dir sebst entfremden musst, um annehmliche Arbeit zu leisten, vielleicht bist du unterbezahlt und lebst ausschließlich, um deinen Lebensunterhalt zu verdienen .. ich glaube, es ist deutlich geworden, was ich meine.

  • :write Danke Lizard, du schreibst mir aus der Seele. Ich glaube viele reden sich das auch gar nicht ein, sondern es entwickelt sich allmählich, weil es einfach nicht mehr geht, das ist dann das Ventil.

  • Zitat

    Original von Katerina


    Ja, ich bin echt.


    Hallo Katerina :-)


    das habe ich spätestens jetzt an Deiner sehr schönen und sachlichen Antwort gemerkt, wofür ich Dir sehr dankbar bin. :-)


    Jetzt ist mir als absoluter Laie mit zugegebenermaßen wirklich starken Berührungsängsten (die man wohl jetzt ein bissl nachfühlen kann) doch einiges klarer geworden.


    Diese meine Frage bzgl. der Heilbarkeit von Schwerststörungen stellte ich deswegen, weil wir uns natürlich manchmal als diejenigen, die ihn kannten, mit diesem Menschen ja aufgewachsen sind, die Frage stellten: "Hätten wir an irgendeinem Punkt seiner Entwicklung etwas verhindern können und wenn ja, durch was?!"
    Ausgelöst wurde meine Frage durch das Lesen des Buchs "Neunzehn Minuten" von Jodi Picoult...und die Frage nach der Mitverantwortung aller an solchen Geschehnissen Beteiligter/Betroffener, das mich persönlich an dieses schon lange zurückliegende Ereignis erinnerte und das zufällig gleichzeitige Wiederhochholen dieses Threads von Doc Hollywood.


    Auch Dir, Lizard möchte ich danken, denn so wie Du sehe und erlebe ich das auch öfter. Der Druck/die Belastungen auf den einzelnen Menschen erscheint mir höher geworden als früher...und dem scheinen mir viele nicht mehr gewachsen zu sein.


    Darum umso mehr meine zutiefst empfundene Hochachtung gegenüber den Profis wie Katerina :anbet

  • Zitat

    Original von Ikarus
    Diese meine Frage bzgl. der Heilbarkeit von Schwerststörungen stellte ich deswegen, weil wir uns natürlich manchmal als diejenigen, die ihn kannten, mit diesem Menschen ja aufgewachsen sind, die Frage stellten: "Hätten wir an irgendeinem Punkt seiner Entwicklung etwas verhindern können und wenn ja, durch was?!"


    Ich denke nicht, dass irgendeiner von euch etwas hätte verhindern können.
    Verhindern kann man so etwas meiner Meinung nach nur sehr früh. Oft zeigen solche Menschen als Kinder bereits Verhaltensauffälligkeiten, die zeigen, dass sie nicht imstande sind, das Leiden anderer nachempfinden zu können. Mitunter fallen solche Kinder dadurch auf, dass sie Tiere quälen, was auf alle Fälle ein Warnzeichen ist. Wenn diese Zeichen erkannt werden, Kindertherapeuten eingesetzt werden, vielleicht Familienhelfer, oder wenn das Kind sogar aus einer krankmachenden Familie herausgenommen und in seiner weiteren Entwicklung beobachtet und begleitet wird - dann könnte man m.E. noch etwas verhindern.

  • Zitat

    Mitunter fallen solche Kinder dadurch auf, dass sie Tiere quälen, was auf alle Fälle ein Warnzeichen ist.


    Mitunter - dazu neigt unsere Gesellschaft derzeit leider - wird auch als "Warnzeichen" aufgefasst, was ein durchaus normaler Bestandteil der Entwicklung sein kann. Spinnen Beine ausreißen oder Frösche aufblasen mag ein unverzeihlicher Akt von Tierquälerei sein, aber nicht notwendigerweise ein "Warnzeichen" für eine mögliche Störung oder Fehlentwicklung*. Genausowenig wie es ein Warnzeichen für Päpophilie ist, wenn ein Vater seine eigene Tochter auf den Schoß nimmt.


    (* ich gebe gerne zu, in meiner Kindheit durchaus Spaß bei solchen Tätigkeiten empfunden zu haben - und ich war nicht alleine :grin)

  • Zitat

    Original von Tom
    Genausowenig wie es ein Warnzeichen für Päpophilie ist, wenn ein Vater seine eigene Tochter auf den Schoß nimmt.


    Ich fände es seltsam, wenn ein Vater das nicht tut.


    Zitat

    (* ich gebe gerne zu, in meiner Kindheit durchaus Spaß bei solchen Tätigkeiten empfunden zu haben - und ich war nicht alleine :grin)


    Gut, ich ergänze: soweit tierquälerische Handlungen nicht normaler Bestandteil männlicher Sozialisation sind. :grin


    Wenn Jugendliche dagegen nachts in ein Tierheim eindringen und die Katzen dort zu Tode quälen - dann darf ich mir aber schon ein bisschen Sorgen machen, oder?

  • Hallo, Katerina.


    Zitat

    Ich fände es seltsam, wenn ein Vater das nicht tut.


    Ich halte es für möglich, dass zumindest amerikanische Väter, die das tun, noch in naher Zukunft mit entsprechenden Vorwürfen konfrontiert werden.


    Zitat

    Gut, ich ergänze: soweit tierquälerische Handlungen nicht normaler Bestandteil männlicher Sozialisation sind.


    Kinder sind Asoziale im Wortsinn. Sie sind selbstsüchtig, grausam und hemmungslos. Es fehlt ihnen völlig das Verständnis für Gemeinschaften und moralisch-soziale Werte. Deshalb liegt auch keine Störung vor, wenn ein Fünfjähriger (oder eine Fünfjährige) Fliegen die Flügel ausreißt. Wenn ein Zwölfjähriger, der langsam eine Ahnung davon haben sollte, was es bedeutet, ein Mensch zu sein, seine Freizeit damit verbringt, Tiere zu quälen, mag das allerdings ein Hinweis auf problematische Wesenszüge sein. ;-)

  • Zitat

    Original von Katerina


    Ich denke nicht, dass irgendeiner von euch etwas hätte verhindern können.
    Verhindern kann man so etwas meiner Meinung nach nur sehr früh. Oft zeigen solche Menschen als Kinder bereits Verhaltensauffälligkeiten, die zeigen, dass sie nicht imstande sind, das Leiden anderer nachempfinden zu können. Mitunter fallen solche Kinder dadurch auf, dass sie Tiere quälen, was auf alle Fälle ein Warnzeichen ist. Wenn diese Zeichen erkannt werden, Kindertherapeuten eingesetzt werden, vielleicht Familienhelfer, oder wenn das Kind sogar aus einer krankmachenden Familie herausgenommen und in seiner weiteren Entwicklung beobachtet und begleitet wird - dann könnte man m.E. noch etwas verhindern.


    iIn meinem Beruf sehe ich oft, dass gewisse VErhaltensauffälligkeiten da sind. Manchmal sehr massive. Es braucht aber eine Engelsgeduld, viel Einfühlungsvermögen, Beratung und, wenn es garnicht anders geht, zum Wohl des Kindes, Androhung der Meldung, um bei Eltern etwas zu bewegen. Der Gang zum Therapeuten, mit ihrem Kind, bedeutet für sie oft ein Stigma.

  • Es gibt recht viele Selbsthilfe-Foren im Netz, auch ein Zeichen dafür, dass dahingehend Bedarf besteht.


    Natürlich kann ein Forum NIE eine Therapie ersetzen.
    Aber gerade für jüngere Leute ist es ein niederschwelliges Angebot, wo sie häufig zum ersten Mal über ihre Probleme sprechen.


    Wir vom Team überlegen mit den Usern gemeinsam, wie man die Probleme angehen kann.
    Und wenn jemand sich entschließt, eine Therapie zu machen, dann hat er ja in der Regel ein halbes Jahr Wartezeit.
    Gerade in dieser Zeit, aber auch während der Therapie treten immer wieder Probleme auf, die man im Forum besprechen kann.


    Beispiel: ein User traut sich nicht über seine Störung mit seinem Therapeuten zu reden, weil ihm etwas peinlich ist.
    Wir versuchen zu klären, ob grundsätzlich Vertrauen zu dem Therapeuten besteht, die "Chemie" stimmt und überlegen uns Lösungen. So eine Lösung könnte vielleicht so aussehen, dass der User seinem Therapeuten erstmal einen Brief schreibt. Das kann oft als Einstieg in ein Gespräch hilfreich sein.


    Was mir in letzter Zeit aufgefallen ist, dass sehr häufig Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung als gefährlich und unheilbar in der Öffentlichkeit dargestellt werden.
    Das unterschlägt, dass es sehr viele Menschen mit dieser Persönlichkeitsstörung gibt, die niemals kriminell werden oder andere schwer verletzten.
    Da gibt es große Unterschiede und auch die Stärke des Betroffen-Seins des Einzelnen variiert sehr.

    Liebe Grüße, Sigrid

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