Der Gang zum Psychologen/Psychiater - Ein Problem unserer Zeit?

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  • Zitat

    Original von Beatrix
    Wenn ich mal wieder von einer Wurzelbehandlung beim Zahnarzt erzaehle, werd ich bestimmt nicht belaechelt. Viel wahrscheinlicher schlaegt mir eine Welle des Mitleides entgegen. Und vielleicht Tipps welche Schmerzmedikamente am besten wirken. Wenige Leute wuerde da auf die Idee kommen zu sagen, dass diese Medikamente bei Zahnschmerzen zu freigiebig verschrieben werden ...


    Auch dieser Vergleich hinkt! Schmerzmittel bei zahnärtzlichen Behandlungen sind eine kurzfristige therapeutische Unterstützung.
    In der psychiatrischen Behandlung gibt es so gut wie keine kurzfristigen pharmakologischen Hilfstherapien -- aber jede Menge langfristiger Therapien mit Medikamenten, die in sehr vielen Fällen psychische, physiologische und/oder organische Abhängigkeiten erzeugen.


    Darin sehe ich einen gewaltigen Unterschied. Ich würde als Laie niemals einem Menschen mit psychischen Problemen empfehlen, sich rosarote Brillen verschreiben zu lassen -- genausowenig wie ich jemandem mit typischen Schilddrüsenproblemen irgendwelche Schilddrüsenpräparate empfehlen würde, sondern den Ganz zu mindestens einem Spezialisten.

  • Zitat

    Original von Iris
    Auch dieser Vergleich hinkt! Schmerzmittel bei zahnärtzlichen Behandlungen sind eine kurzfristige therapeutische Unterstützung.
    In der psychiatrischen Behandlung gibt es so gut wie keine kurzfristigen pharmakologischen Hilfstherapien -- aber jede Menge langfristiger Therapien mit Medikamenten, die in sehr vielen Fällen psychische, physiologische und/oder organische Abhängigkeiten erzeugen.


    Darin sehe ich einen gewaltigen Unterschied. Ich würde als Laie niemals einem Menschen mit psychischen Problemen empfehlen, sich rosarote Brillen verschreiben zu lassen -- genausowenig wie ich jemandem mit typischen Schilddrüsenproblemen keine Schilddrüsenpräparate empfehlen würde, sondern den Ganz zu mindestens einem Spezialisten.


    Iris,


    wir sind beide keine medizinischen Experten. Daher warne ich alle Medikamente in einen Topf zu werfen. Es gibt durchaus Schmerzmittel, die Abhaengigkeiten erzeugen, waehrend viele Antidepressiva beispielsweise vor allem deswegen gerne verschrieben werden, weil sie KEIN Suchtpotential haben. Oftmals bei Schlafstoerungen, weil sie in der Hinsicht, auch kurzzeitig, sicherer sind als die meisten Schlafmedikamente. Uebrigens auch bei Patienten mit Schmerzen aufgrund organischer Probleme, die schmerzbedingt Schlafstoerungen haben.


    Ein Grund weshalb heute mehr Psychopharmaka verschrieben werden als frueher, ist eben, dass mehr Auswahl an "sichereren" Medikamenten vorhanden sind, eben solche die weniger Nebenwirkungen und vor allem weniger Abhaengigkeiten erzeugen.


    Wenn man von Abhaengigkeiten sprechen kann, so ist es oft keine andere Abhaengigkeit die die eines Diabetikers beim Insulin.


    Was natuerlich leider immer noch nicht heisst, dass sich psychische Problem einfach und schnell mit Medis loesen liessen!!!!


    Ich hab mit meinem Kommentar nicht sagen wollen, dass es gut waere, wenn Laien einfach Tipps zu Psychopharmaka geben. Es ist die generelle Einstellung, die mich stoert: dass bei organischen Problemen Behandlung und Medikamente als "normal" gesehen werden, bei psychischen Stoerungen aber als "Makel".

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Zitat

    Original von Iris
    In der psychiatrischen Behandlung gibt es so gut wie keine kurzfristigen pharmakologischen Hilfstherapien -- aber jede Menge langfristiger Therapien mit Medikamenten, die in sehr vielen Fällen psychische, physiologische und/oder organische Abhängigkeiten erzeugen.


    Den zweiten Abschnitt dieses Satzes unterschreibe ich, nur frage ich mich, was denn eine "pharmakologische Hilfstherapie"ist. Medikamentöse Behandlung ist keine Hilfstherapie sondern immer Teil der Therapie in ihrer Gesamtheit.
    Vielleicht habe ich dich auch nur falsch verstanden....... :-(


    Als ganz normaler Notfallmediziner ist man in der Psychiatrie natürlich nicht so richtig zuhause bzw. total doof auf diesem Fachgebiet.

  • Zitat

    Original von Eiszapfen
    Den zweiten Abschnitt dieses Satzes unterschreibe ich, nur frage ich mich, was denn eine "pharmakologische Hilfstherapie"ist.


    Gemeint sind kurzfristige Behandlungsmethoden bei akuten Notfällen: starke Beruhigungsmittel in hoher Dosierung, Schlafmittel etc. Die sind therapeutisch oft sogar eher kontraproduktiv, aber manchmal mußt man kurzfristig den Teufel mit dem Belzebub austreiben, um erst einmal wieder an den Patienten "ranzukommen".

  • Zitat

    Original von Iris


    Gemeint sind kurzfristige Behandlungsmethoden bei akuten Notfällen: starke Beruhigungsmittel in hoher Dosierung, Schlafmittel etc. Die sind therapeutisch oft sogar eher kontraproduktiv, aber manchmal mußt man kurzfristig den Teufel mit dem Belzebub austreiben, um erst einmal wieder an den Patienten "ranzukommen".



    Danke! Du bist eine Kollegin?


  • Liebe Alex,


    da machst Du Dir es etwas zu einfach.


    Wie war es den früher, wenn ein Mensch krank wurde: zur Ader lassen, Blutegel, Umschläge, usw. Alles weit entfernt von unserem heutigen Verständnsi von ärztlicher Betreuung.
    Das Ergebnis - Menschen arrangierten sich irgendwie mit ihrer Krankheit, wurden möglicherweise zu Krüppel, konnten keinem Gewerbe mehr nachgehen und wurden zu Bettlern und im ungünstigsten Falle starben sie früher.


    Heute können wir für viele körperliche Leiden Hilfe, Linderung, Besserung bei einem Arzt erwarten und keiner empfindet es als gesellschaftliches Problem wegen Krankheit oder auch nur zur Vorsorge zum Arzt zu gehen, nur weil man früher auch alleine damit fertig wurde (werden mußte)


    Betrachte doch einmal dir heutige professionelle psychologische Hilfe unter diesem Aspekt.


    Auch scheinst Du Äpfel und Birnen in einen Topf zu werfen.
    Die Psychologie betrachtet das Erleben und Verhalten von Menschen und keine psychische Krankheiten, welche eine diagnostizierbare meist körperliche Ursache haben.


    Das was hier nach meinem empfinden immer wieder angesprochen wird sind


    Verhaltensmuster, die auf grund von persönlichen Erfahrungen unbewußt als "sinnvoll" angenommen wurden, aber irgendwann sich verselbstständigen und auch in Situationen die Führung übernehmen, in der sie mehr schaden, wie zum Bsp. die ganze Palette der Ängste und der Zwänge.


    LG Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Zitat

    Original von Eiszapfen
    Du bist eine Kollegin?


    Nein, aber ehemalige und sehr interessierte Patientin (edit:) und Angehörige von Patienten. Mit dem entsprechenden Hintergrund lernt man so einiges. :-)

  • @Iris...mir ist durchaus klar...das ich mit meiner Meinung evtl. Leuten hier vor den Kopf stoße...eben gerade die, die betroffen davon sind...wie der einzelne das liest und s.w. ist ja jedem selbst überlassen,ist klar.



    Beatrix , ich widerspreche mir nicht, das Leben an sich war früher härter....ausserdem gibts heute auch noch ne Menge Frauen UND Männer die verprügelt werden..machen wirs daran mal nicht fest......ausserdem ist das kein behandlungswürdiges Problem...so einen Schläger lasst man sitzen und gut ist es....ja ich weiß..jetzt komm wieder Opferrolle u.s.w
    Aber an sich lässt sich soo ein Problem leicht lösen, oder?


    Nochwas..klar man geht heute zum Doc, wenn man Schnupfen hat, leider kann der dir auch nicht helfen...Schnupfen ist und bleibt unheilbar..man muss es hinehmen, auskurieren, fertig...ist ein blödes Beispiel.
    Eine Wurzelbehandlung hätte man gar nicht nötig..wenn man immer ordentlich die Zähne geschrubbt hätte...es kommen Zeiten da wird sowas belächelt



    Eiszapfen
    uups..ich glaube ich ab micht zu weit aus dem Fenster gelehnt..die Psychiater, die ich meine, kommen von der Institutsambulanz, die erzählen, sie hätten keine Budgetierung, darum wird auch gerne vom Hausarzt überwiesen..ist evtl. ein Unterschied zu Niedergelassenen...weiß ich aber nicht genau

  • Zitat

    Original von Alexx61
    meine Güte, soviel weiß man über Erziehung, über das Unterbewusste und dennoch glaubt der Mensch, ihm müsse geholfen werden..hm


    Wir wissen heute viel über die Schäden, die eine repressive/kontrollierende/gewalttätige... Erziehung anrichten kann. Aber wissen wir deshalb auch, wie wir mit den Folgen leben können?


    Wir lernen schon in der Schule, was das Unterbewusstsein ist, aber sehen wir deshalb, welche Geschichten in unserem Unterbewusstsein schlummern und uns das Leben schwer machen?




    Ich finde den Tenor dieser Diskussion übrigens gar nicht so negativ. Es sind vergleichsweise wenig Teilnehmer, die die alten Vorurteile schüren. Und dass Alexx ein unsensibler Klotz ist, wissen wir doch alle... :grin Nimm es nicht persönlich, Alexx, aber wenn du hier plötzlich eine Lanze für Verständnis und Mitgefühl gebrochen hättest, hätte ich mich schon sehr gewundert. :lache

  • Waldfee du bist gemein, so unsensibel bin ich nicht, sonst würde mich das Thema an sich nicht interessieren..
    Waldfee, du vergisst ausserdem eines, viele Leute hier beteiligen sich gar nicht an so einer Diskussion, weil sie "Angst" haben, dass ihnen etwas krumm genommen wird...das wäre z. b. auch mal zu analysieren..warum man ein everbodydarling sein will :grin

  • Zitat

    Original von Iris


    Es stehen inzwischen einige Biographien im Thread, und Bemerkungen wie die Deinen sind ein Schlag ins Gesicht all dieser Menschen, die den Mund aufmachen, weil sie erst recht nicht in Form einer wohlmeinenden Warnung vor den schlimmen zuständen in unserer Gesellschaft mundtot gemacht werden wollen.


    Liebe Iris,


    diese Interpretation von Dir verstehe ich jetzt überhaupt nicht. Was hat das eine mit dem anderen zu tun.


    Nicht nur in diesem Thread ist es doch überwiegend noch so, daß


    wer noch keine psychologische Hilfe in Anspruch genommen hat, diese Hilfe gerne als äußerst suspekte Modeerscheinung ohne praktischen Wert disqualifizieren bzw. gar als persönliches Versagen.


    Und diesen Trend erkennend, ist der Ratschlag von Janda keine Abwertung derjenigen, die den Mut zu ihren ihre persönlichen positiven Erfahrungen mit psychologischer Hilfe zu stehen.


    Es ist schon fast wie mit trockenen Alkoholikern oder Homosexuellen. Beides wird in weiten Teilen unserer Gesellschaft immer noch als Makel empfunden und der Kontakt mit diesen Menschen ist von Vorurteilen geprägt. Jeder der sich zu einer dieser Gruppen zählt, muß für sich selbst entscheiden, in wie weit er sich seinem Umfeld outet und sich möglicherweise dafür "Nachteile" einhandelt.


    LG Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Dyke, das stimmt definitv nicht, was du sagst.
    Niemand wird hier abgekanzelt oder für "blöd" oder unnormal hingestellt, wenn er etwas von sich in dieser Richtung erzählt...das liest du so für sich, aber es steht nirgens.
    Es geht hier um Gedanken, nicht um konkrete Fälle...und wenn jemand der Hilfe bedarf, dann soll er sie in Anspruch nehmen

  • Dyke, Jandas Aussage impliziert eine Warnung an uns (Ex-)Betroffene, daß man besser den Mund halten sollte, weil man sonst bloß diskriminiert werde.


    Ich erfahre keine Diskriminiereung aus der Normalität, habe eine solche auch nie erlbet, "obwohl" ich nie ein Hehl daraus gemacht habe (was nicht heißt, daß ich es ständig auf einem Transparent vor mir hertrage -- wozu auch?)
    Allerdings habe ich mit Leuten, die ständig schlimme Zustände in unserer Gesellschaft beklagen, die sie selbst überhaupt nicht betreffen würden, die Erfahrung gemacht, daß sie die Betroffenen nicht für voll nehmen, wenn sie diese Wahrnehmung eben nicht haben -- dann erzählt man ihnen halt wie dummen kleinen Kindern immer wieder, daß sie das halt nur noch nicht bemerkt hätten.


    Wer diskriminiert nun die Betroffenen? Die Gesellschaft? Oder die, die immer wieder schlimme Zustände beklagen und die offen lebenden Betroffenen für zu dumm halten, das zu erkennen?

  • Alex,


    ich hab zwei Leutchen im Bekanntenkreis, bei denen das, was sie als Therapie bekamen. null und nichts genützt hat.
    Vielleicht waren sie einfach bei den falschen Ärzten. Keine Ahnung.


    Ich kenne auch jede Menge Leute, die körperliche Krankheiten haben, bei denen der Gang zum Arzt nichts nützt.


    Es muß nur die Möglichkeit zur Behandlung geben.


    Dann besteht auch die Frage, wie man als Nicht-Betroffene damit umgeht. Was mich betrifft:
    klar höre ich mir an, wenn Bekannte erzählen, daß es ihnen schlecht geht. Aber ebenso wenig, wie ich s t u n d e n l a n g über körperliche Gebrechen hören will, will ich s t u n d e n l a n g über seelische hören.


    Und da gibt es einen interessanten Effekt: je ernster die Krankheit ist, seelisch wie körperlich, desto weniger reden die Leute einfach so darüber.


    Was ich schon gar nicht haben kann, sind Hobby-Psychologen, die mir etwas bescheinigen!


    Wegen 'früher':
    feste Regeln haben sicher in manchen Lebensbereichen Halt gegeben. Aber sie können auch Schaden anrichten, wenn sie nur als Druck verstanden werden.


    Die oft zutage tretende Sexualfeindlichkeit im christlichen Glauben z.B. hat viel Schaden angerichtet, hat ein Frauenbild gestützt, das Frauen in eine schwierige, weil untergeordnete Lebenssituation zwang, was wiederum zu großen Problemen führte.


    Was ich sagen will, ist, daß allein der Umstand, daß es Verhaltensregeln gibt, kein Grund dafür ist, daß die Leute psychisch weniger angeschlagen sind. Das ist ein Fehlschluß.


    Ein anderes Beispiel ist die 'Umerziehung' der 'Linkshänder'-Kinder zu Rechtshändern noch bis in die fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Da mußte einfach etwas 'Unregelmäßiges' an eine Regel angepaßt werden, die sich inzwischen als falsch herausgestellt hat. Für die Betroffenen war und ist das bis heute extrem belastend.


    Was mir hier finsgesamt ehlt, ist noch der Punkt, daß es nicht nur um Individual-Behandlung gehen kann.
    Manchmal müssen einfach die Bedingungen außen herum geändert werden.


    Wenn zig Transport-Arbeiter Knochen-Schäden haben, stimmt bei ihrer Arbeitsweise etwas nicht.
    Wenn zig Beschäftigte im Büro über Ängste klagen, sollte man zuerst mal nach dem Druck fragen, den die Arbeitsbedingungen auslösen.




    Und bei der Individualbehandlung muß die Lösung für eine Patientin nicht unbedingt die ideale für eine andere sein.Nicht jede und jeder z. B., die nicht in trauter Zweisamkeit leben, ist 'bindungsunfähig'.
    Wenn sie deswegen aber Schlafstörungen, Eßstörungen und seltsame Gewaltausbrüche haben, und zwar öfter, dann sollte man sich doch fragen, ob eine Behandlung gut täte.
    Aber nicht bloß, weil die Nachbarin seltsam findet, daß da eine allein lebt!

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Wegen 'früher':
    feste Regeln haben sicher in manchen Lebensbereichen Halt gegeben. Aber sie können auch Schaden anrichten, wenn sie nur als Druck verstanden werden.


    Die oft zutage tretende Sexualfeindlichkeit im christlichen Glauben z.B. hat viel Schaden angerichtet, hat ein Frauenbild gestützt, das Frauen in eine schwierige, weil untergeordnete Lebenssituation zwang, was wiederum zu großen Problemen führte.



    Du hast ja..und die anderen insgesamt Recht....so langsam gehts in mein Hirn..bzw. kann ich die anderen Sichtweisen verstehen



    Das feste Regeln Schaden zufügen können ist mir absolut klar..hab selbst lange mit dem Katholizismus gehadert....bis ich soweit war wie jetzt..z.B.
    Und auch sonstige "Familienregeln u.s.w. KÖNNEN Schaden anrichten, sie können aber auch einen festen Halt im Leben geben..jenachdem eben.


    Bleiben wir mal beim Frauenbild..ja, die Frauen hatten früher richtig Grund auf die Barrikaden zu gehen...bzw. jemanden gebraucht hätten, der sie aus dem Elend führt.
    Aber was ist heute, heute kommen viele Frauen und Männer nicht mehr mit dem Umgekehrten klar, auch da gibts ne Menge "Probleme"..z. Beziehungsprobleme...nun werd ich doch mal unsensibel...wenn nun eine Frau den Gang zur Therapie braucht um zu erkennen, dass ihr Mann ein A...ist, na dann bitteschön.
    Ich kann daran nichts Fortschrittliches oder so erkennen.

  • Zitat

    Original von Iris


    Bitte nicht böse sein, aber der Vergleich hinkt ganz gewaltig!
    Es ist die Regel, daß körperlichen Beschwerden oder organischen oder orthopädischen Therapien belächelt werden.
    Die Ideale unserer Gesellschaft sind in der Tat ziemlich auf "jung", "schön" und "leistungsfähig" getrimmt, so daß auch körperliche Gebrechen schlichtweg peinlich sind. Oder warum stecken wir sonst unsere körperlich und/oder geistig Behinderten in geschlossene "Werkstätten"? Unsere Alten in geschlossenen Pfelegeheime? Unsere chronisch Chranken in Spezialkliniken? Nicht weil wir sie vor uns schützen wollen, sondern weil wir mit ihnen nichts zu schaffen haben wollen. Sie passen einfach nicht in unsere schöne neue Welt.


    Je offenkundiger ein Gebrechen, desto peinlicher ist es.


    Sorry, aber diese Einschätzung kann ich ganz und gar nicht nachvollziehen.
    Ich bin noch nie belächelt oder geringschätzt worden, weil ich Magenschmerzen, eine Zahnbehandlung, einen verstauchten Knöchel hatte.
    Ganz im Gegenteil. In der Regel ist das Umfeld gerne bereit mit guten Ratschlägen zu Arztbesuchen beiseite zu stehen.
    Ich rede hier von der Behandlung von Beschwerden nicht von einer Behinderung.
    Genausowenig, wie ich jetzt über eine psychische Behinderung rede, sondern von der Behandlung von Beschwerden und damit verbundenen Therapieversuchen. Ich denke du überziehst mein Argument gewaltig.



    Zitat


    Es stehen inzwischen einige Biographien im Thread, und Bemerkungen wie die Deinen sind ein Schlag ins Gesicht all dieser Menschen, die den Mund aufmachen, weil sie erst recht nicht in Form einer wohlmeinenden Warnung vor den schlimmen zuständen in unserer Gesellschaft mundtot gemacht werden wollen.


    Ich wollte keinen schlagen, nur meine Verwunderung und Entsetzen über die hier im Forum verbreiteten Vorurteile zum Ausdruck bringen.
    Ich weiß nicht, warum du dich von mir angegriffen fühlst?

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Zitat

    Original von Iris
    Dyke, Jandas Aussage impliziert eine Warnung an uns (Ex-)Betroffene, daß man besser den Mund halten sollte, weil man sonst bloß diskriminiert werde.


    Ich erfahre keine Diskriminiereung aus der Normalität, habe eine solche auch nie erlbet, "obwohl" ich nie ein Hehl daraus gemacht habe (was nicht heißt, daß ich es ständig auf einem Transparent vor mir hertrage -- wozu auch?)
    Allerdings habe ich mit Leuten, die ständig schlimme Zustände in unserer Gesellschaft beklagen, die sie selbst überhaupt nicht betreffen würden, die Erfahrung gemacht, daß sie die Betroffenen nicht für voll nehmen, wenn sie diese Wahrnehmung eben nicht haben -- dann erzählt man ihnen halt wie dummen kleinen Kindern immer wieder, daß sie das halt nur noch nicht bemerkt hätten.


    Wer diskriminiert nun die Betroffenen? Die Gesellschaft? Oder die, die immer wieder schlimme Zustände beklagen und die offen lebenden Betroffenen für zu dumm halten, das zu erkennen?


    Nein, das impliziert meine Warnung nicht. Meine Warnung bezog sich auf das Forum hier. Ich habe in meinem gesellschaftlichen Umfeld auch tolerantere und normaleren Umgang mit diesem Thema erlebt. Nur spiegelt sich das nicht hier wieder.


    Wenn du mir jetzt hier Diskriminierung vorwerfen möchtest, kann ich wirklich diese Diskussion nur kopfschüttelnd verlassen. Denn dann weiß ich nicht, was du noch in meine Postings reinlesen möchtest.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Zitat

    Original von janda
    Ich wollte keinen schlagen, nur meine Verwunderung und Entsetzen über die hier im Forum verbreiteten Vorurteile zum Ausdruck bringen.


    Na, welche denn, bitteschön???


    Als (Ex-)Betroffenen sollte ich mich doch verletzt fühlen über Vorurteile, wie du sie unter den Anwesenden ausmachst.
    Aber ich, obwohl (Ex-)Betroffene, kann diesen kleinlichen Geist, den du herauszuhören vermeinst, in diesem Thread schlichtweg nicht erkennen.


    Welche Schlüsse soll ich als (Ex-)Betroffene denn nun aus deinem Beharren und deiner Ankündigung, daß das so schlimm sei, daß du nichts mehr mit uns zu tun haben willst, ziehen?


    Zitat

    Ich weiß nicht, warum du dich von mir angegriffen fühlst?


    Ich angegriffen? Woher hast du das?


    Sich aus einem Forum zurückzuziehen, weil der eigenen These widersprochen wird, kommt eher mir ziemlich unreif vor.

  • alex ,


    Du mußt es eher so sehen, daß in dem Fall der Frau, die so einen bescheuerten Sack zu Hause rumhängen hat, ein Therapeut dazu verhelfen, daß sie die Bindung löst.
    Tatsächlich wissen Betroffene oft, was los ist, aber um zu handeln braucht man auch Kraft. Und die zu entwickeln, aus sich rauszuholen, das ist der Punkt.
    Soche Beziehungen wirken ja zerstörerisch auf die Psyche von Menschen, man hat kein Selbstwertgefühl mehr.
    Der Typ langt Dir eine und sagt: Tussi, Du bist Dreck. Das tut er oft über Jahre.
    Die Frau fühlt sich auf Dauer wie Dreck.
    Es wird ein Teufelskreis. Um da auszubrechen, müssen Wege geziegt werden, Selbstwertgefühl aufgebaut und all so was.


    Andererseits enthebt das die Gesellschaft, in der solche Beziehungen entstehen und gedeihen, nicht der Verantwortung dafür, Bedingungen zu schaffen, daß solche Beziehungen nicht blühen können.


    Als da sind:
    ordentlich bezahlte Arbeit für Frauen
    ein Frauenbild, das arbeitende Frauen als positiven Faktor zeigt
    ein Männerbild, das es Männern erlaubt, mit Frauen auf gleicher Ebene umzugehen
    ein Auseinandersetzung mit der Frage nach 'Gewalt'. Zuschlagen gilt immer noch als wahrhaft 'männlich'
    Dem entsprechenden Typen würde eine Therapie auch nicht schaden.
    Undsoweiter


    Männer sind ja noch behandlunsgresistenter und infolgedessen oft kränker.
    Depressionen ist so ein Fall, es heißt immer, daß sie bei Frauen häufiger treten. Ist aber nicht so. Tatsächlich sind Männer anfälliger - die haben doch auch mehr Druck und Streß.
    Aber: sie gehen seltener zum Arzt. Ein Mann ist doch nicht krank!


    Auch hier müßte ein anderes gesellschaftlich gültiges Männerbild her. Schon wegen der Kosten, die Krankheiten, die auf Dauer nicht behandelt werden, genau dieser Gesellschaft verursachen.
    Aber man hat lieber Alkoholiker, als mal an den Grundlagen zu rütteln!


    Äußere Bedingungen und die individuellen muß man schon zusammensehen.


    Das sind im Vergleich zu manchen anderen tatsächlich die 'einfachen' Probleme. Will sagen, die am ehesten erkennbar sind und für die es auch Lösungswege gibt.
    Aber da gibt es auch 'unerklärliche' Ängste oder körperliche Schmerzen oder lebensbedrohendes Asthma, gegen das kein Medikament hilf, Migräneattacken, Sehstörungen, Lähmungen, die tatsächlich auf psychische Probleme zurückzuführen sind.
    Wer anders als ein Psychiater/Therapeut soll da helfen?
    Patienten, die zum Therapeuten kommen, haben wirklich oft jahrelange Leidenswege hinter sich.



    Ich kann Dir nur sagen, daß ich selner es auch bloß von außen sehen kann. Ich habe keine persönliche Erfahrung damit, aber, wie vor Gericht im Fall des Angeklagten, gilt hier für mich: im Zweifelsfall stehe ich auf Seiten des Betroffenen.



    Iris


    aber nur auf meinem Besen und die Richtung ist: links!!


    :lache

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus